Das Rezept in dem Kochbuch "Wie man dem Motor einen Song schmackhaft macht" ist relativ kurz: Drones, Repetition und gerne jenseits der 10 Minuten lang steht dort und dieses VU-Stück passt natürlich in diese Blaupause wie die große auf dem Schulhof.
Die sonstigen Zutaten passen ebenso gut zu meinem musikalischen Essensplan: Gelangweilter Nöl-Gesang, krachige Gitarren, die immer nur diese eine Melodie spielen, da ein fremdartiger Klang (Flöte? Oder ist das wieder so ne Cale-Bratsche und wie klingt dieses komische Instrument überhaupt). Der Text ist wohl auch wieder reedig, ausufernd, kontrovers, aber ich bin ehrlich: Wenn ich den nicht vor mir habe, höre ich vor allem Sound. Und der taugt. Sehr.
In erster Linie ein klassicher Doors-Song, wie er von Orgel getrieben Morrisons Stimme wunderbar zur Geltung bringt, aber durch den Spoken Word/Erschiessungs-Part vor dem besonderen geschichtlichen Hintergrund vor dem er entstanden ist aka unter dem Eindruck des Vietnam-Kriegs ein doch sehr deutliches Statement der Band, das über die bekannten Themen Schamanismus, Suff und sexuelle Ausschweifung hinaus geht.
Zum Glück hat sich Hans Nieswandt durch seine sachten Bearbeitung irgendwann um die Rehabilitierung Hildegard Knefs als große Chansonette (also zumindest in meinem kleinen Kopf) bemüht. Beginnend mit dem fantastischen Remix zu "Bei dir war es immer so schön", der mal auf einem Spex-Sampler enthalten war, führte mich die Fährte irgendwann zum vorliegenden Stück, das durch Text und Vortrag ein echter Volltreffer ist. Und klar, bereits hier im Titel ist schon der Hinweis zu finden, dass es natürlich die Adpation eines internationalen Hits war, wie so oft in der deutschen Schlagerwelt des letzten Jahrhunderts, aber ich muss mir diese ursprüngliche Version gar nicht anhören. Weil das hier einfach ein veritabler, originärer Hit ist.
Liebe, liebe, liebe diesen zweistimmigen Gesang von Cale und Reed und ich erschrecke immer noch jedes einzelne Mal, wenn der säuselnde Cage-Vortrag vom viel lauteren Reed unterbochen/übersungen wird. Es wirkt ja im ersten Ohrenblick, so, als würde jemand zu einem Radiostück dazu singen (wie man es halt selbst immer macht) und erst im zweiten Hinhören wird klar, dass hier Lücken gelassen und gefüllt werden, ohne dass es einen echten Grund dafür gäbe, es sind ja nicht mal ganze Zeilen, sondern teilweise nur Wörter.
Das macht den Song für mich aus, der aber auch sonst durch seinen laid back, repetierenden Sound und eben Cales Gesang schon gewonnen hat.
Ein Zeichen dafür, wie viele verschiedene Styles und Spielarten die Doors in ihrer kurzen Aktivitätsphase (die ich einfach mal handstreichartig mit Morrisons Tod enden lasse) ausprobiert haben. Sicher darf hier Robby Krieger im wahrsten Sinne des Wortes Fingerübungen veranstalten und mit den flamencoartigen Gedudel zu Beginn (das wohl auch für den Titel verantwortlich war) zeigen, was für ein guter Gitarrist er ist. Aber trotz aller Technikspielereien ein typischer Doors-Song voller Exzess und Ausschweifungen im Vortrag. Prima.
Dieses Album war für mich immer "Sister Ray" und nicht viel dazu, allerdings vollkommen zu Unrecht. Allein "Lady Godiva's Operaiton" und "White Light/White Heat" sind ja ebenso top-notch und Bananen-Niveau, also: where were you? 1968 easily Platz 1.
Viel besser als in meiner Erinnerung bzw. dem Hören in der ersten Begeisterung vor knapp 30 Jahren ("Brillant") und dem Nach-und-nach-verblassen durch die allgemeine Doors-Schlechtrederei, jenseits aller Vergötterung in Räucherstäbchenkreisen. Hier fehlt mir zwar der ganz große Song wie "Riders on the storm", "When the music's over" oder der Titeltrack, der aber eben nicht auf dieser Platte ist. "Waiting for the sun". Aber von "Love street" über "Not to touch the earth" bis "Spanish caravan" ist das Album doch voller (Nicht nur Doors-) Klassiker.
Aufgrund der schieren Fülle dieses Albums (30 Tracks, ey, was geht Alter?) ist es für mich unmöglich, hier zu einem vollumfänglich befriedigenden Ergebnis zu kommen. Zu oft halten mich hundertfach gehörte Songs (While my guitar.., Happiness is a warm gun, Helter Skelter) oder auch die, bei denen ich nicht weiß, ob ernst gemeint oder Quatsch (Ob-la-di ob-la-da, Wild Honey Pie) , davon ab, das konzentriert und wohlwollend komplett durchzuhören. Aber die pure Bandbreite an Styles und das Gespür für Melodien ist dennoch unvergleichlich. Nur finde ich trotz solcher Perlen wie das unverschämte "Revolution 9" (das Leute bestimmt immer an- und ganz schnell wieder ausmachen, weil sie eigentlich an "Revolution 1" dachten), dass sie 1968 nicht mehr so innovativ waren wie vergleichsweise bei Revolver.
Die ultimative Version dieses Stücks, ungeachtet der ebenfalls großartigen Varianten der Supremes bzw. von Kim Wilde. Aber boy, wie schwer ist es diese defintive Fassung zu finden? Bitte nicht die Single-Variante, sondern die fast siebenminütige Version anhören, wobei das Intro in meiner Erinnerung noch länger gezogen war und der Song dadurch noch gequält-schleppender klingt und deshalb den guten Gegenpol zur beschweingten Supremes-Interpretation darstellt.
Einfach nur saublöd, irgendein Stück dieses Jahrhundertalbums heraus heben zu müssen, aber heute ist es dann eben dieses hier (und morgen vielleicht Sunday morning und übermorgen dann doch Heroin). Dann eben doch Lou Reed und nicht Nico, eher Drogen als Sadomaso und ein nervig-aufputschender Rhythmus anstatt die kernige Aussage durch süßes Gesäusel oder kakophonischen Noise zu übertünchen. Ihr merkt: Ich bin wütend.
Ein auf so vielen Ebenen zeitloser und heute noch visionärer Song, manche würden sagen: Track, bei dem ich nicht weiß, wo ich mit dem Lob anfangen soll. Vom Einstieg mit dem abschwellenden Applaus, über den Text bis zum Bruch, der im zweiten Teil quasi einen zweiten Song einleitet, der sich auf dieser herrlichen orchestralen Kakophonie herausschält und kurz als Klaviermarsch tarnt, um dann nochmal als Aufbäumen des Orchesters zu reüssieren. Den Quatsch mit der nervigen Auslaufrille, der sicher Generationen in den Wahnsinn getrieben hat, als sie zu der Platte dachten, einschlafen zu können, finde ich dabei ja fast am langweiligsten.
Schönes Gegengewicht zur gewollten Größe von A day in the life und dem ganzen Sgt Pepper-Album. Perfektes, leichtes Popstück, zumindest hört es sich so an, aber klar, dass da natürlich auch ein Genius dahintersteckt, das dann so klingen zu lassen. Die Vorstellung, dass dieser Song mehr oder weniger auf einer Doppel-A-Seite versauert, anstatt aufs Album genommen zu werden, ist ebenso wichtig, wie die Erkenntnis, dass eine fantastische deutsche Adaption davon einer der besten Udo-Lindenberg-Songs ist.
Das ist oberflächlich ein harmloses kleines Liedchen auf diesem Werk voller Drogen, Masochismus und den Todesgesängen des Schwarzen Engels. Aber halt so catchy und nicht nur für Sonntagmorgen in der lichtdurchfluteten Altbauwohnung in Berlin genau der richtige Song, sondern auch an allen anderen Wochentagen und Lebenslagen. Das Stück, das man dem unbeeindruckten Nicht-Velvetianer aufdrückt und dann kommt er irgendwann nicht mehr raus aus dem Sog der Banane.
Alpha und Omega. Der seltene Fall, in dem ein Album von vorne bis hinten perfekt ist, wo jeder Song in der "Song des Jahres"-Liste landen könnte (und es in meinem Fall auch sehr viele tun). Und wie oft kommt das denn wirklich vor, seien wir mal ehrlich? Für jedes "Karma Police" gibt es im Normalfall ein "Fitter happier" und ein "Treefingers" ist so ein krasser Bruch, dass der auch von drei "Everything in its right place" nicht mehr gekittet werden kann. Nicht so hier, von "Sunday Morning" bis "European Son" gilt hier die oft gebrauchte doch fast nie zutreffende Formel "All killer, no filler".
Kann also ein grandioses Album nur aus einer Reihe von Ausnahmesongs bestehen? Keineswegs, ein Album des Jahres kann auch ohne den einen definitiven Hit auskommen, sondern den Eindruck eines runden Gesamtwerks hinterlassen, das, was ich gerne als "Album-Album" bezeichne. Hier sieht es anders aus.
Der Mythos um die initiale Rezeption des Albums tut sein Übriges zum Status, erreicht wohl nur durch die Story der wenigen Besucher des ersten Sex Pistols-Konzertes in Manchester. Hier wie dort waren der Legende nach Bandgründungen galore die Folge. Ich will es glauben.
Das Plattencover vom bedeutendsten Künstler der damaligen Gegenwart ist mehr als nur das finale Bananenhäubchen, ich könnte ewig so weiter machen und von Nico erzählen, die die Stücke singt, in denen man meint, einen Mann zu hören und die Volltreffer von Lou Reed, diese Songs, die von einer weiblichen Stimme getragen werden.
Mein erstes Lieblingsalbum (zeitlich gesehen), vermutlich sogar mein liebstes Album aller Zeiten. Älter als ich. Fresst das.
Diese wunderbaren Zeiten, in denen eine grandiose Band nicht nur ihr Debüt, sondern gleich das Zweitwerk hinterher feuert, wobei letzteres in diesem Fall für mich sogar noch eine größere Hitdichte aufweist. Top move, den heute keine Plattenfirma mehr machen würde, verstärkt durch den Fakt, dass die helle Flamme innerhalb von 4 Jahren mit 6 Alben - kein schlechtes darunter - schon wieder verbrannt war.
Im Vergleich zum Erstling wirken die Stücke für mich nicht so überspielt, was man natürlich den Musikern nicht wirklich in die Schuhe schieben kann. Mit Moonlight Drive, einem der zentralen Stücke in der Entstehungsgeschichte der Band (zumindest in der Oliver-Stone-Variante), People are strange, meiner ersten unbewussten Begegnung mit den Doors und When the music's over gleich drei der besten Stücke der Band, die mich mehr erreichen als Break on through, Light my fire oder The End.
Man kann den Doors und Morrison viel Prätention vorwerfen, die Drogenverherrlichung im Refrain von Break on through, den gewollt ödipalen Skandal in The End, der heute eher ein "Really?" hervor ruft oder die eine Schicht zu viel Pop in der Single-Version von Light my fire.
Aber letzterer Song hat eben auch diese unglaublich gute Orgel-Passage in der Albumversion, The End mit seinem tranceartigen Spannungsaufbau und der ausufernden Länge und Break on through als perfekter Platten-/und Karriere-Eröffner sind halt auch drei Argumente, die man nur mit allerhöchster Ignoranz leugnen könnte.
Zudem ist das ein Debüt mit elf Songs ohne Ausfall, die auch gerade in den Nicht-Singleauskopplungen bereits gut die Bandbreite der Band und die Interessen Morrisons zeigen, vom Blues bis zum brecht/weillschen Alabama Song.
Die Rezeption der Platte und des Doors-Gesamtwerks ist - sicher nicht nur - in meiner Biografie stark von Oliver Stones Biopic von Anfang der 90er geprägt. Ein Film, der nicht nur Lob geerntet hat und auch nicht als Leuchtturm der Authentizität in die Filmgeschichte eingeht, aber mich damals und jeden Anfangszwanziger überall und jederzeit auf der Welt im richtigen Moment erwischt, um ihn zumindest ein paar Monate oder Jahre mit auf einen Schwimmausflug zum Mond zu nehmen, ach nein, herrje, der kam ja erst mit dem zweiten Album.
Den Platz in den Top 5 meiner Albencharts verdankt das Pink-Floyd-Debüt zu großen Teilen "Astronomy Domine" (aber auch Interstellar Overdrive), welches für mich die Grundstimmung der Platte prägt, dieses drogenflirrende Schweben und ziellose Klangreisen in andere Sphären. Drogentrips interessieren mich wenig, aber wenn sie so akustisch ablaufen, ist das okay. Ich bin sicher nicht der größte Pink Floyd-Fan, verstehe nicht viel des Werks und im Laufe der Zeit auch immer weniger davon (mit der großen Ausnahme Dark Side of the Moon, aber dazu in einigen Monaten mehr), aber das ist durchaus eine Scheibe, die ich gerne immer mal wieder auflege. Das reicht manchmal auch aus.
Also das Cover ist großartig und die Vorstellung, in den 60ern und 70ern stundenlang davor zu sitzen und dann monatelang zu rätseln, wer wer ist und welche Bedeutung das hat - das hat schon was. Ansonsten nimmt dieses Album eigentlich gut die Hybris von "Be here now" 30 Jahre später vorweg, selbst die Reprise-ritis wurde hier ja eigentlich schon abschließend verhandelt.
Dazu genießt die Platte ähnlich dem weißen Album einen für mich etwas zu großen Mythos-Status, sorry, aber ich bin ein Revolver-Mann.
Was hätte die Band besser machen können (falls ich mir wirklich anmaßen möchte, den Beatles Ratschläge zu erteilen, so 55 Jahre später)? Vielleicht nicht zwei ihrer besten Songs EVER einfach nicht aufs Album zu nehmen?
Auf der positiven Seite schließt die Platte natürlich mit einem der besten Beatles-Stücke überhaupt, A day in the life. Manch andere Band (zum Beispiel: jede) würde ihren rechten Arm dafür hergeben.
Wahrscheinlich kannte ich diesen Song gar nicht bewusst als ich das gleichnamige Buch von Douglas Coupland las. Ebenso wenig übrigens, wie ich "Girlfriend in a coma" damals als Smiths-Zitat erkannte und folglich auch nicht die vielen weiteren Smiths-Zitate in diesem Buch. Davon abgesehen ist das ein fantastisches Stück, an dem ich mich gar nicht satthören kann. Ich denke, das war der Auslöser für meine dann Doch-noch-Beatles-Begeisterung, die mir angesichts totgenudelter Werke von Let it be und Yesterday (von flachem wie She loves you und I wanna hold your hand will ich gar nicht erst anfangen) als nicht mehr einstellbar erschien.
Es ist einmal mehr diese Mischung aus tendenziell fröhlichem Harmoniegesang zu gefühlt eher melancholischer musikalischer Untermalung, die eigentlich die halbe Miete ist, wenn man meine Liebe zu einem Song evozieren möchte.
Ein Song, der sich beim Schauen einer Nina-Simone-Doku (evtl. auch Hören einer Radiosendung über die Künstlerin) ins Gehirn fraß. Zunächst war mir der Titel noch unbekannt, konnte anhand von Textfetzen dann aber schnell ermittelt werden. Ob seiner Getragenheit, tiefen Traurigkeit und epischer Länge (gut, das war mit knapp 4:20 min wohl eher ein Gefühl als eine Tatsache) packte er mich und tut dies auch bei jedem erneuten Hören.
Ja, mir ist schon seit längerem klar, dass der Song von den Supremes stammt und nicht von Kim Wilde, aber natürlich war mein Erstkontakt mit dem Hitparadenstürmer aus den frühen 80ern. Beides tolle Versionen, die dem Stück unterschiedliche Akzente geben, klassischer Motown-Girlgroup-Smashhit hier, new waviger Power-Pop dort und dennoch sind das nur meine zweit- und drittliebsten Varianten (ohne sagen zu können, welche Interpretation ich besser finde). Mein Favorit des gleichen Stücks taucht dann im nächsten Jahr, also 1967, weit vorne auf.
Ich weiß, dass der Song ob seiner Lyrics nicht den allerbesten Leumund hat, da er - man könnte es unter Umständen schon am Titel erkennen - mit Machtstrukturen spielt und - Überraschung - eher nicht die weibliche Protagonistin am "Fäden in der Hand"-Ende sitzt. Aber da ich immer zuerst auf die Musik höre, stelle ich fest, dass mich das auf einer ganz komischen, fast unterbewussten Ebene anspricht und leicht tänzeln lässt, wenn das so beginnt und auch wenn Mick Jaggers Gegockel ja immer so was wie Rhyhtmus in den Hüften andeutet, sehe ich das meist nicht, aber hier, boys and girls, da SPÜRE ich es.
Und klar, natürlich ist das auch der Song, der während der Tragödie in Altamont gerade gespielt wurde.
Ich hab' hier tatsächlich nur die Musik bewertet.
15 Sekunden im Song denkt man nur "Wie kann so was 1966 möglich gewesen sein?" Sitar, dieser leichte off-beat (sorry, bin kein Drummer, aber das ist ja kein normaler Rhythmus), Möwengeschrei und der Gesang, der genau das ausdrückt was in den Textblättern steht: "Turn off your mind, relax and float down stream", Wahnsinn.
Die Bandbreite, die die Beatles auf Revolver abdecken ist einfach atemberaubend und mit diesem Schlussstück perfekt auf den Punkt gebracht. Die Klammerstücke Taxman/Eleanor Rigby vorne und Got to get you into my life/Tomorrow never knows halten dieses Album wunderbar zusammen, ein viel zu oft gespieltes Stück wie Yellow submarine bräuchte ich dann gar nicht mehr, aber natürlich fänden sich beim genaueren Hinschauen noch mal drei Titel für eine Bestenliste. Aber nichts kommt an Tomorrow never knows ran, was doppelt bizarr ist, ist es doch nicht mal der beste Beatles-Song in dieser Jahresliste.
Seltsam? Aber so steht es geschrieben...
Das ist das Album, das für mich den Beginn von Pop darstellt (zumindest bis vor Start dieses Projektes, da ich bis dahin Dylans frühe Heldentaten doch etwas unterschätzte). Das beste und rundeste Beatles-Album, ein Meilenstein gegenüber den vorherigen Veröffentlichungen und gefühlt auch mit einer Nasenspitze vor allen folgenden Werken (was aber noch zu überprüfen sein wird). Weirde Sounds, wirre Songideen und vor allem als ich die Mono-Versionen von 2009 hören durfte, bekam ich Fragen nicht mehr aus dem Kopf, wie "Und so etwas war 1966 schon erlaubt? Was bitte hat das mit den Leuten gemacht? Dachten die, Außerirdische wären gelandet?"
Mit Eleanor Rigby, Taxman und Tomorrow never knows voller Hits für die Ewigkeit. Klar, so etwas wie unbekannte Beatles-Songs gibt es auf den Alben ja nicht wirklich, aber eine Blaupause aus dem Mitklatsch-Kanon wie Yellow Submarine verblast gegen solche Meisterleistungen, lieber höre ich mir Eleanor Rigby zehnmal hintereinander an. Wicked.
Und schon wieder Bob Dylan. Der Hauptzweck dieses Projektes scheint mir zu sein, endlich meinen Frieden mit "Der mit seiner blöden Näselstimme und der ewig gleich schrammelnden Akkustikgitarre (und mein Gott, da ist schon wieder die verschissene Mundharmonika!)" zu machen. Der Weg war da eh schon geebnet seit der Watchmen-Film so brillant mit "The Times They Are A-Changin'" startete, aber mit jedem neuen Jahr schneien hier neue Bob-Dylan-Alben ins Ohr, die gehört werden "müssen" und schon gehörig mit allen Erwartungen aufräumen.
Es ist eben überhaupt nicht das folkige Rumgeschrammel, das man immer so als Drohung im Hinterkopf hat, sondern feinste Gitarrenarbeit, wohltuend elektrisch (wie bescheuert waren die Judas-Plärrer seinerzeit eigentlich?) und das alles viel krachender und unsauberer als man meinen würde und damit natürlich genau richtig.
Zu Beginn des Hörens war meine Einstellung noch "Na, da nehme ich auch das beste Stück in die Song-Bestenliste", aber such' da mal "das beste" raus. Bei jedem Durchlauf verlagert sich das so nach hinten und "Na, das ist aber auch gut" wird zum immer wieder im Kopf gehörten Satz.
Der Ursprung von Punk. Also nicht wirklich, aber alles was vorher als Proto-Versionen der erst 10 Jahre später hereinbrechennden neuen Welle kam, erscheint mir doch recht konventionell, im Sinne von etwas lauter und schlechter gespielter RocknRoll und Imitation der "traditionellen" Rock-Musik (die natürlich wieder zehn Jahre früher auch als komplett unhörbar galt). Aber diese Band war sowohl vom Konzept (böse könnte man ja von "Am Reißbrett von Marketing-Trotteln zusammen gecastet" herum spinnen), vom Look und vor allem vom Sound (was mir dann doch am wichtigsten ist), tja: NEU.
Kein einzelnes Stück ist jetzt so groß und vor allem unhektisch genug, um es auf eine dauerhafte Playlist zu schaffen (ok, gelogen "Monk Time" ist da mindestens drauf), aber die gesammelte Verrücktheit kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden und wird ja auch von Musikern wie Mark E Smith bis Radiohead hochgeschätzt. "Monks - The Transatlantic Feedback" ist der zugehörige Pflicht-Filmabend zum Thema, inklusive einer Bayreuth-Postkarte in der Dokumentation - ich suche immer noch jemanden, der bestätigen kann, dass die Monks wirklich hier gespielt haben.
Dieser Eintrag steht stellvertretend für diese ganzen irren Album-Sampler von Künstlern der 60er, wo kreuz und quer neuste Songs von anderen Künstlern genommen, aufgezeichnet und als Platte veröffentlicht wurden. Es könnte also genau so gut Chers "The Sonny Side of Cher" hier stehen, tut es aber nicht, weil Nancy Sinatra mit It ain't me und Daytripper die besseren, im Sinne von originelleren Interpretationen im Repertoire hat. Und der Quasi-Titelsong, der schon im Vorjahr zur Ehrung kam, ist natürlich ein absoluter Knaller.
Ja klar, Meisterwerk, unfassbare Produktion und Sounds, die die Beatles zu Sgt Pepper provoziert haben und what net all. Für mich trotzdem nur der Füller, um eine Top 5 voll zu kriegen. Eine Sammlung von Songs, aus denen ich mir dann gezielt ein paar heraus picke und der Opener Wouldn’t It Be Nice dann auch gleich das Highlight ist.
Auch wenn die Beach Boys vielleicht gar nicht so viel mit Surf-Musik zu tun haben, wie man gemeinhin meint, schwebt das für mich immer so drohend im Hintergrund und so eine fröhliche "Sunny boy" attitude halt ich dann doch kein ganzes Album durch. Cover ist natürlich super.
Mein Lieblings-Dylan-Stück "Desolation Row" beschließt dieses Album, das mit DEM Siganture-Song "Like a Rolling Stone" beginnt - wie soll man hier etwas anderes als die 10, also Platz 1, ziehen? Na ja, zum Beispiel wenn der werte Herr im selben Jahr gleich noch ein Kracher-Album auf den Markt wirft. Klar, die Konkurrenz war in dieser Song-Zeit nicht riesengroß, aber das Werk hätte natürlich auch in einem anderen, albumeskeren Jahrzehnt seinen Platz sehr weit vorne sicher.
Dieses Album legte ich relativ unvorbereitet und -wissend ein, gleich begrüßte mich einer meiner Alltime-Favoriten (Der mit den Zetteln mit den Lyrics), aber hey, damit war es ja noch gar nicht getan - im Gegenteil: Da scheppert und revoltiert es Song um Song und kracht, dass man schon fast das (vielleicht eine Etage zu hohe gegriffene) Wort "Proto-Punk" in den Mund nehmen möchte, sich aber dann doch nochmal am Riemen reißt.
Ich bin alles andere als ein Beatles-Experte, sage aber mal aus der Hüfte: Die letzte durchschnittliche Beatles-Platte. Zu sehr ruft dieses Werk eher "Singles-Sammlung" als "Album", was in dieser Musikepoche aber auch alles andere als ungewöhnlich ist. Der Ausruf "Wow, solche Musik in dieser frühen Zeit? Da müssen die Hörer ja zusammen gezuckt sein, als die Eisenbahn direkt auf sie zu fuhr" liegt mir beileibe noch nicht auf den Lippen, aber ein Stück wie Norwegian Wood deutet schon in die richtige Richtung. Die besten Beatles-Songs des Jahres erschienen aber nicht auf Longplayern sondern als 7inch.
Stop the press. Mit solch einem Stück hat man 1965 den Grand Prix gewonnen. Von Serge Gainsbourg geschrieben? Eventuell muss ich meine Meinung zu diesem Quatschwettbewerb doch noch mal überdenken. Fantastischer, treibender Song, der zwischen Fröhlichkeit und Melancholie wunderbar pendelt und erfreut. Musste lange nachdenken, ob ich diese Version oder die deutsche Adaption "Das war eine schöne Party" wählen sollte. Beide peak.
Eine Live-Version des Stücks von Arcade Fire 2007 in Paris performt, zeigt, welche Energie in dem Stück steckt und ich hoffe die Begeisterung des Publikums war grenzenlos.
Ich bin gerade etwas wütend, dass es keine Stereolab-Version des Songs gibt, aber das wäre vielleicht zuviel der Perfektion.
Unzerstörbarer Klassiker, immer wieder erstaunlich wie man sich nicht satt hören kann.
Der Bob-Dylan-Song an dem sich alle Dylan-Stücke - zumindest für mich - messen lassen müssen. Bizarrerweise bin ich durch Blumfelds "Jenseits von Jedem" (dem Song) auf dieses mir zuvor unbekannte Stück gestoßen. Und danach konnte ich eben das bizarre Personal von Distelmeyers Stück nicht mehr ganz so gut goutieren, da Dylan die historische und biblische und fantastische Staffage schon fast 40 Jahre früher in Szene gesetzt hat und nun ja, doch etwas besser. Intensiver. Origineller.
Über 11 Minuten Spielzeit sind deswegen natürlich auch nicht zu lang, sondern eher zu kurz.
Das Thema Harmoniegesang werde ich in den ersten 5-10 Jahren dieser Reihe sicher noch mehrfach ins Felde führen, doch hier kommt natürlich noch der Groove mit ins Spiel und die Erleichterung. Und zwar darüber, dass man irgendwann erkennt, dass You can't hurry love nicht von Phil Collins stammt, dann mehr von den Supremes entdeckt und schließlich bei diesem - natürlich auch durch Radio und Filmverwendungen - immer irgendwie im Hintergrund präsenten Stück landet.
Ich kann leider nicht mehr nachvollziehen, wie ich auf die große Nina Simone gekommen bin, aber es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass es durch die 2003er-Remix-Version von Sinnerman von Felix the Housecat war. Das Ironische ist, dass es überhaupt nicht notwendig ist, diesem Song mit einem treibenden Beat die Illusion eines hypnotischen, nach vorne gehenden Rhythmus zu verleihen, denn ein Hören der "Original"-Version von 1965 zeigt: Das ist alles schon da. Ganz ohne House-Klavier. Oder halt mit der Mother of all house klaviers.
Diese Version erscheint in dem sicheren Wissen, dass ich folgende Titel noch sehen MUSS, die allesamt eine gute Chance zu charten haben, ggf. wird es dann eine neue Listenversion geben.
Planet der Affen: Survival
Dunkirk
Valerian
Mudbound
Baby Driver
The Square
Raw
The Handmaiden
Zudem muss ich noch eine Option schaffen, um nicht in der IMDB vorhandene Filme in die Medien-DB zu integrieren.
Boris Becker - Der Spieler würde momentan auf Platz #11 landen.
Sehr ärgerlich, dass ich mich hier auf acht Filme beschränken muss, aber viele andere waren einfach zu ärgerlich (After Earth, Gangster Squad), zu halbgar (Conjuring, Oblivion, Side Effects, Die Unfassbaren, Stoker) oder enttäuschend (Evil Dead, Ender\'s Game), als dass ich diese Filme hier einfügen möchte.
Aus Kleinstadt- oder anderen Gründen konnte ich folgende Titel nicht sehen, die noch Kandidaten für die Liste wären:
Finsterworld, Before Midnight, Blau ist eine warme Farbe, Prisoners
Da sind wirklich nicht nur die guten Filme gelistet, sondern alle 2012er-Filme die ich gesehen habe. Ginge es nur um die Auswahl der \"besten\" Filme, wäre nach Platz 8 Schluss. Noch auf der To-Watch-Liste sind Skyfall (obwohl ich nicht wirklich James-Bond-Fan bin) und Verblendung/The Girl With The Dragon Tattoo.
KW 46, 12.11. bis 16.11.2012
Nicht unbedingt inhaltlich, aber alleine von der reinen Aufzählung her, hat mir die Seite <a href=\"http://www.elixic.de/genrelexikon.html\" target=\"_blank\">mit dem Genrelexikon</a> ganz gut geholfen.