Bei diesem monumentalen Meisterwerk des großen Sergio Leone, der nun binnen vier Jahren von mir bereits zum dritten Mal auf die Spitzenposition gesetzt wird, weiß man gar nicht, wo man mit dem Schwärmen beginnen soll: Mit der ebenso wortarmen wie grandiosen Anfangsszene? Mit der überragenden Musik des Genies Ennio Morricone? Mit den tollen Landschaftsaufnahmen? Mit den fantastischen Hauptdarstellern Charles Bronson, Henry Fonda, aber auch Claudia Cardinale? Mit den exzellent gezeichneten Figuren ("Mundharmonika", Cheyenne, Frank, Morton)? Mit der Dramaturgie des Films? Mit dem epischen Showdown samt Auflösung der Beweggründe "Mundharmonikas" am Ende? Letzterer bleibt neben der im Deutschen titelgebenden Mundharmonikamelodie wohl am meisten im Gedächtnis haften, doch es handelt sich bei diesem Western vor allem um ein faszinierendes Gesamtkunstwerk.
Ein sehr atmosphärischer, bedrückender und extrem harter Western von Sergio Corbucci, der mit einem überraschenden Ende aufwartet (zu dem sogar eine gänzlich anders geartete Alternativ-Version existiert) und nach der Betrachtung erheblich nachwirkt. Schauspielerisch brillieren der wieder einmal den Inbegriff des Diabolischen verkörpernde Klaus Kinski und Jean-Lous Trintignant als Darsteller der charismatischen Hauptfigur "Silence". Während man den Protagonisten auch mit dem herrlich doppeldeutigen Originaltitel "Il grande silenzio" assoziieren kann, ist der deutsche Filmtitel ("Leichen pflastern seinen Weg") leider einmal mehr misslungen und trifft den originären Wortzauber im Titel nicht ansatzweise.
Platz 3 geht ebenfalls an einen Western und auch der Darsteller Clint Eastwood darf in diesem Ranking mal wieder nicht fehlen. "Hängt ihn höher" zählt zwar nicht zu seinen absoluten Topfilmen, doch weiß dieser Film trotz vereinzelter Schwächen insgesamt durch eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Themen Recht und Unrecht sowie Vergeltung und Vergebung zu überzeugen. Die dem Genre bisweilen anhaftende Schwarz-Weiß-Malerei wird vermieden, da die Grenzen zwischen Gut und Böse bisweilen verschwimmen. Dies trifft auch auf den Protagonisten zu, der sich nicht frei von Schwächen zeigt und für Eastwood-Verhältnisse überraschend wortreich agiert.
In Nebenrollen sind übrigens auch spätere Größen wie Dennis Hopper und Bruce Dern zu sehen.
Ein Jahr vor der Mondlandung inszenierte Stanley Kubrick den akkuratesten Weltraum-Film überhaupt - und war so überzeugend, dass sich die Verschwörungstheorie lange hielt, er habe auch die Mondlandung im Auftrag der NASA in einem Studio aufgenommen.
Was natürlich Quatsch ist, denn die Wirklichkeit sah auch nie annähernd so gut aus, wie Kubrickss Meisterwerk des Retrofuturismus.
Perfekte Sets kommen in "2001" mit einer nahezu undurchdringlichen, auf einer Kurzgeschichte von Arthur C. Clarke beruhenden Erzählung zusammen. Die erste halbe Stunde ist stumm und beginnt vor der Menschheit, das Ende ist ein Fiebertraum in allen Farben der Welt und eine wortlose Wiedergeburt des Lebens.
"2001" kam wahrscheinlich auch genau zur richtigen Zeit ins Kino: der Moment, in dem die Forschrittsgläubigkeit und der Weltblick der Stoner & LSD-Jünger gleichzeitig vorhanden war. Dass das Establishment Kubrick bei der Oscar-Verleihung mit Ausnahme des Special-Effects-Oscars überging: geschenkt, über euch lacht heute die Welt.
(Übrigens: der Special-Effects-Oscar sollte sogar der einzige Academy Award bleiben, den Kubrick je erhalten würde. Was angesichts dessen größter Filmographie der Geschichte eigentlich zur sofortigen Auflösung der Academy führen sollte)
Der beste Horrorfilm von allen. Polanskis großer Kniff ist sein Wille zur Ambiguität. Im Grunde bleibt bis zur Schlußszene unklar, ob wir hier Mia Farrows Charakter in der Phase einer tiefen Depression sehen oder ob dieses Haus, seine Nachbarn, ja vielleicht sogar ihr Mann?, mit dem Teufel selbst im Bunde sind. Das Haus, in dem Rosemary wohnt, ist ein weiterer Hauptdarsteller und wird von Polanski eingefangen wie eine bedrohliche Gothic-Kirche.
"Die Nacht der lebenden Toten" war anders.
George A Romeros erster Zombie-Film ist in sich politisch, the "first-ever subversive horror movie" (Village Voice), eine Allegorie auf den Krieg in Vietnam, den Romero insbesondere in seinen visuellen Mitteln spiegelt, und noch mehr als Statement über Weiße gegen Schwarze in Amerika selbst.
Die heroischste Figur in dieser Nacht der lebenden Toten ist der Afroamerikaner Ben, der mit größter Vehemenz und schärfster Intelligenz gegen die drohende Gefahr von Außen kämpft und der Gruppe mehrfach das Leben rettet. Umso tragischer ist das Ende, das wieder den Kreis schließt zur Vietnam-Allegorie: während man gern die Schwarzen als Soldaten in einen Krieg schickte, um die "gemeinsame Heimat" zu verteidigen, behandelte man sie dort mit der gleichen Missachtung wie zuvor.
Vielleicht der wichtigste Horrorfilm überhaupt.
Einer der rätselhaftesten Filme Ingmar Bergmans und einer der erschütterndsten. Näher war Bergman nie am surrealen Horrorfilm, aber "Die Stunde des Wolfs" ist mehr ein inneres Psychogramm, eine Collage von Albträumen und damit dem ursprünglichen Wesen des Horror wahrscheinlich näher als jeder Schlitzer-Film.
Während ich mit Sergio Leones ebenfalls legendäre "Handvoll Dollar"-Trilogie nie wirklich warm geworden bin, erreicht "Spiel mir das Lied vom Tod" auch meine Welt. In meiner Jugend war ich irre fasziniert von der Regungslosigkeit der langen Eröffnungssequenz, die im Grunde die Stärken des dreistündigen Leones Film schon gut zu Beginn zusammenfasst.
Die verschachtelte (und verwirrende) Geschichte um Eisenbahnbau und Menschengier ist wie in Polanskis "Chinatown" zwar einerseits plottreibend, aber andererseits in ihren Details auch fast egal, weil die daraus entstehende Atmosphäre des Jeder gegen Jedens die eigentliche Spitze der Inszenierung ist.
"Once Upon A Time In The West" ist ohne Frage der große Italo-Western, aber ich würde soweit gehen, dass zumindest für alle Nachtweltkriegsgenerationen Leone hier sogar den epischen Western überhaupt gedreht hat und mit seinem Meisterwerk alle amerikanischen Vorbilder übertrifft.
"Kennst du Werner Enke?" fragte die Liga der gewöhnlichen Gentlemen 2015 und die traurige Antwort der meisten darauf war: "Nee...".
Dabei ist dank Werner Enkes Drehbuch und Mary Spils Regie (ein Name, der NOCH mehr in Vergessenheit geraten ist!) "Zur Sache Schätzchen" einer der besten deutschen Filme der 60er Jahre. Ein frecher, wilder, aber immer spielerischer Aufschrei gegen das Establishment. Natürlich hatte Spils die Nouvelle Vague - Filme gesehen, aber in Zusammenarbeit mit Enke gelang ihr hier etwas völlig anderes, freieres, weniger verkopftes als den französischen Kollegen. Es ist wirklich eines der großen Rätsel des deutschen Films, warum dieses Erbe so in Vergessenheit geraten ist.
Steve McQueen auf dem Höhepunkt seiner Karriere.
Passend natürlich, dass der bekennende Autonarr (siehe auch seinen später selbst produzierten "Le Mans"-Film) in "Bullitt" die Autoverfolgungsjagd schlechthin drehen konnte, die gleich zu Filmbeginn für volle 11 Minuten durch San Francisco rast. Aber auch zu Fuß machen McQueen und "Bullitt" eine gute Figur. Die zeitgenössische Kritik der New York Times fand das schöne Fazit, dass das Ende des Films "Fans von "Polizeibericht" bis Camus zufriedenstellen sollte".
Peter Bogdanovichs Debütfilm ist ein Wunder der Effizienz: Produzent Roger Corman gab Bogdanovich ein kleines Budget unter der Vorgabe, den Altstar Boris Karloff mit der Hauptolle zu betrauen und 20 Minuten Material aus seinem Schlock-Film "The Terror" zu verwenden. Was in anderen Händen in einem mehr schlecht als recht zusammengeflickten Frankenstein von einem Film geendet hätte, wurde unter Bogdanovichs Regie (der auch mit seiner Partnerin Polly Platt das Drehbuch geschrieben hat) zu einem der zündenden Feuerwerke für New Hollywood, sozusagen der "Bonnie & Clyde" von unten.
Bogdanovich ersinnt zwei zunächst scheinbar unabhängige Storylines, gibt in der einen Karloff eine Meta-Rolle als alternder Filmstar, der nicht mehr in Schlock-Filmen gegen Monster kämpfen möchte, und führt in der anderen einen squaky-cleanen Mittelklassetypen ein, der sich als Psychopath erweist und ohne Grund außer "funny thoughts" einen Amoklauf startet. Am Ende wird Karloff einem neuen Monster gestellt: dem der Realität, des Mörders aus der Mitte der Gesellschaft. Das ist gleich auf mehreren Ebenen so dermaßen modern inszeniert, an der neuen Welle europäischer Filme geschult und eine solche Abkehr vom althergebrachten amerikanischen Kino, dass der ewige Ruf dieses 130.000 Dollar Low Budget Films auch heute noch verdient ist.
Die vielen skurrilen Geschichten über Werner Herzog und seine Interviews, die eine Art Kunstfigur transportieren, lassen oft vergessen, welch widerspenstige und doch zugleich hochemotionale Filme Werner Herzog gedreht hat.
Ein schönes Beispiel ist die Schlußsequenz von „Lebenszeichen“, Werner Herzogs Debütfilm von 1968:
„In der zweiten Nacht, als sich Stroszek zum zweiten Mal mit einem Feuerwerk herrlichte, wurde er von seinen eigenen Leuten überwältigt. (…) Er hatte in seinem Aufbegehren gegen alles etwas Titanisches begonnen, denn der Gegner war hoffnungslos stärker. Und so war er so elend und so schäbig gescheitert wie alle seinesgleichen.“
Bevor Malcolm McDowell mit Alex in "Clockwork Orange" einen der prägendsten Charaktere für Gegenkultur überhaupt verkörperte, spielte er einen Schulrebellen in "If...".
Lindsay Andersons Cannes-Gewinner hat vor allem auf der Insel einen geradezu mythischen Ruf: Im Ranking des British Film Institutes landete "If..." auf #12 der besten britschen Filme aller Zeiten, obwohl die Satire über die unerträglichen Zustände an englischen Schulen insbesondere wegen seines aufbegehrenden Endes zur Veröffentlichung heiß umstritten war und nur mit einem "X"-Rating in die Kinos kommen durfte.