Die ultimative Version dieses Stücks, ungeachtet der ebenfalls großartigen Varianten der Supremes bzw. von Kim Wilde. Aber boy, wie schwer ist es diese defintive Fassung zu finden? Bitte nicht die Single-Variante, sondern die fast siebenminütige Version anhören, wobei das Intro in meiner Erinnerung noch länger gezogen war und der Song dadurch noch gequält-schleppender klingt und deshalb den guten Gegenpol zur beschweingten Supremes-Interpretation darstellt.
Einfach nur saublöd, irgendein Stück dieses Jahrhundertalbums heraus heben zu müssen, aber heute ist es dann eben dieses hier (und morgen vielleicht Sunday morning und übermorgen dann doch Heroin). Dann eben doch Lou Reed und nicht Nico, eher Drogen als Sadomaso und ein nervig-aufputschender Rhythmus anstatt die kernige Aussage durch süßes Gesäusel oder kakophonischen Noise zu übertünchen. Ihr merkt: Ich bin wütend.
Ein auf so vielen Ebenen zeitloser und heute noch visionärer Song, manche würden sagen: Track, bei dem ich nicht weiß, wo ich mit dem Lob anfangen soll. Vom Einstieg mit dem abschwellenden Applaus, über den Text bis zum Bruch, der im zweiten Teil quasi einen zweiten Song einleitet, der sich auf dieser herrlichen orchestralen Kakophonie herausschält und kurz als Klaviermarsch tarnt, um dann nochmal als Aufbäumen des Orchesters zu reüssieren. Den Quatsch mit der nervigen Auslaufrille, der sicher Generationen in den Wahnsinn getrieben hat, als sie zu der Platte dachten, einschlafen zu können, finde ich dabei ja fast am langweiligsten.
Schönes Gegengewicht zur gewollten Größe von A day in the life und dem ganzen Sgt Pepper-Album. Perfektes, leichtes Popstück, zumindest hört es sich so an, aber klar, dass da natürlich auch ein Genius dahintersteckt, das dann so klingen zu lassen. Die Vorstellung, dass dieser Song mehr oder weniger auf einer Doppel-A-Seite versauert, anstatt aufs Album genommen zu werden, ist ebenso wichtig, wie die Erkenntnis, dass eine fantastische deutsche Adaption davon einer der besten Udo-Lindenberg-Songs ist.
Das ist oberflächlich ein harmloses kleines Liedchen auf diesem Werk voller Drogen, Masochismus und den Todesgesängen des Schwarzen Engels. Aber halt so catchy und nicht nur für Sonntagmorgen in der lichtdurchfluteten Altbauwohnung in Berlin genau der richtige Song, sondern auch an allen anderen Wochentagen und Lebenslagen. Das Stück, das man dem unbeeindruckten Nicht-Velvetianer aufdrückt und dann kommt er irgendwann nicht mehr raus aus dem Sog der Banane.
Legendär allein durch die Tatsache "Song, der nicht auf dem gleichnamigen Album enthalten ist, sondern bereits vor dessen Erscheinen auf einem anderen Album war", wie viele ähnliche Stücke gibt es bitte, ich möchte sie alle wissen.
Davon abgesehen einer der unzerstörbaren Doors-Songs, ich mag die lang-ausschweifenden ja eh am liebsten, hallo: Riders on the storm, nee, du nicht unbedingt: The End.
Was für eine Single mit zwei A-Seiten, die jedem Album (nicht nur der Beatles) gut zu Gesichte stünden. Hymne, höre ich mir immer wieder gerne an, da lasse ich mir auch ob der Bekanntheit gar nichts einreden. Ich glaub, ich stand auch schon im Central Park an der Stelle (oder bin ich auf der Tour nur vorbeigefahren, wie auch am Dakota-Building? Ich glaube die Klammer stimmt), tut aber nix zur Sache, in der Abbey Road war ich ja auch noch nicht, um den Hampelmann zu machen.
Obschon der Titel einige Jahrzehnte älter ist, denke ich auch immer gleich an die von Künstlerhand kuratierten Festivals, die bei der gleichnamigen Agentur in London ihren Ausgang nahmen und der an sich natürlich schon ein Versprechen an den Zuhörer ist. Wahrscheinlich meine Lieblingssangesleistung von Nico auf dem VU-Debüt, man hört die Sehnsucht in jeder Zeile.
Das titelgebende Stück des zweiten Doors-Albums, bei weitem nicht das beste auf der Platte, aber eines, das im Ohr bleibt. Auch hier verbinde ich es zum einen mit den Szenen im Film: Einer längeren Montage, wo schön gezeigt wird, wie das alles entgleitet, mit dem Erfolg, dem Drogenkonsum und der Promiskuität ihres Sängers. Zusätzlich auch Titelgeber des Cyberpunk-/Near-Future-Films von Kathryn Bigelow aus dem Jahr 1995. Die darin enthaltene Coverversion von Prong, die sehr metallig ausfällt, ist sogar eines der besten Stücke der Band, fügt neben der "Modernisierung" des Sounds dem Stück aber natürlich nicht viel Neues hinzu, selbst die Orgel ist geblieben (und wird auch beim Cover von Ray Manzarek gespielt).
Der Drogensong schlechthin (zumindest in meinem Kopf), hält er doch immer dafür her, wenn der Verstand einen Spaziergang macht, ob mit oder ohne erlaubte Mittel, von Matrix bis The Game. Naheliegend natürlich, verweist doch bereits der Titel auf die bekannte Figur aus dem Wunderland, die Alice den Weg weist. Spricht mich durch den hypnotischen, ungewöhnlichen Rhythmus an, generell eher musikalisch als stimmlich.
Ob es da jetzt um Drogen oder eine Kinderzeichnung geht, ist mir eigentlich wurscht. Der Text und die Stimmung erzeugen jedenfalls eher ein Gefühl in Richtung Option1, so ungefähr Champagne Supernova-Style. Musikalisch für Beatles-Verhältnisse ja schon fast simpel oder routiniert, aber hier höre ich auch mal auf den Text und erfreue mich an Wortwahl und Konstruktionen von "marmalade skies" bis zum "girl with the kaleidoscope eyes". Wird eigentlich nur von "I'm the walrus" getoppt.
Und wieder eine Episode meiner tausendbändigen Reihe "Songs, die ich durch Filme diggen gelernt habe". Dieses Mal ist es nicht der Doors-Film, sondern ein paar Jahre früher der cringe-campy-80er-Vampir-Film "The Lost Boys". Ohne Kenntnis der Band geschweige denn derer Bedeutung und Historie gehört, aufgesogen, nicht mehr weggegangen. Und halt auch immer noch gut.
OK: DAFÜR hat sich die Aktion schon wieder gelohnt. In "The Lost Boys" spielen nicht die Doors den Song, sondern - festhalten - Echo and the Bunnymen. Die ich damals natürlich gleich dreimal nicht kannte und deren poppige Version eigentlich auch viel schlechter ist als die der Doors.
Ein running gag in meinen Charts seit Beginn: Die Gegenüberstellung von fröhlich und melancholisch, quasi das laut/leise der 60er-Jahre. Hier eher tragisch-dramatisch dargebotene Strophen und die Auflösung in einem euphorischen, sich öffnenden Refrain, der mich immer wieder mitnimmt auf eine begeisterte Arme-in-die-Luft-Sequenz.
Das ist der ideale Pink Floyd-Song, wenn ich mir am Reißbrett selbst zusammenlöten dürfte (sagt man doch so, oder?), wenn ich da dran denke, dass so ein schrecklicher Quatsch wie "The Wall" auch das Label "Pink Floyd" bekommt, da schaudert es mich ja im Vergleich richtig. Aber klar, da liegen 12 Jahre und Äonen in Band- und Musikhistorie dazwischen.
Drogenquatsch absolut zeitgenössisch, aber durch den nervösen Grundton auch sicher so, dass es den Plattenhörer eher unruhig-wimmernd vor seiner Stereoanlage wippen ließ, als er die Scheibe zum ersten Mal auflegte. Wenn's verstört ist es immer gut, weil dann bleibt's.
Die ganzen herbei-fabulierten Bezüge zu Sacher-Masoch (ok, fabuliert wird hier gar nix, bei dem Titel ist das ja offensichtlich) interessieren mich bei diesem Stück herzlich wenig. Ab den ersten Sekunden zieht mich die Viola John Cages in den Bann und lässt mich wie Lou Reeds Gesang nicht los. Ganz großartige Atmosphäre, da kommt man nicht mal dazu a thousand years zu schlafen, ich schwör.
Faszinierend seit dem ersten Hören, weil der Aufbau des Songs eine recht konkrete Vorstellung von Konsum und Wirkung einer Droge macht und wie sich dabei alles ändert: Die Stimmung, die Geschwindigkeit, die Ordnung und Struktur der Dinge. Meine Vorstellung gerade von Heroin ist zwar genau umgekehrt wie in dem Stück, also nicht vom ungezielten Schlendern zum aufgepeitschten Galopp durch die Etagenwohnung, sondern eigentlich genau umgekehrt, aber - hey! - was weiß ich schon? Da überlasse ich lieber Schaffner Lou Reed die Aufgabe des Kartenabreißens und lehne mich entspannt auf meinem reservierten Platz in der ersten Klasse zurück.
Top-Song, höre ich mir immer wieder gerne an. Wird inzwischen (vielleicht aber auch schon immer) von der Szene im Doors-Film überstrahlt, als Jim/Val Kilmer die Zeilen Kyle MacLachlan (wie geil das ist, wenn man rausfindet, dass er ja Ray Manzarek spielt) am Strand vorsingt. Und dessen Reaktion ist halt auch meine "Man, these lyrics are really heavy lyrics". Ach nee, Scheiße. Das sagt ja B.B. King zu Bono in "Rattle and hum". Aber so was ähnliches sagt er und muss er ja nicht mal "Let's swim to the moon. Let's climb through the tides" - Ich meine, geht's noch ein bisschen geiler? Ich sage: nein.
Wieder eines dieser eigentlich vom Oldie-Radio zu Tode genudelten Evergreens, bei denen man mit Schrecken schnell weiter am Senderrad dreht, aber das ist schon die Ausnahme. Vielleicht ist es die klare Handlungsanweisung, die bei mir gut rein geht: Wenn San Francisco, dann Blumen im Haar. Wie die ersten Schritte in BASIC, alles klar formuliert.
Keine Ahnung, wo mir der Song zum ersten Mal über den Weg lief. Ich denke, in den 80ern war Reet Petite aus obskuren Gründen 30 Jahre nach Veröffentlichung nochmal in den Charts und durch ein tolles claymation-Video auch im Musikfernsehen präsent. Aber dieser hier? Eventuell wurde der häufiger in Filmen verwendet? Wie auch immer: Ist er einmal im Ohr, bekommt man den da sehr schwer wieder raus.
Das ist schon unter Schmerzen bzw. Zweifeln an der eigenen Expertise in Sachen Musikhistorie, wenn man sich schon fast kategorisch dem Werk von Jimi Hendrix verweigert. Aus Trotz wollte ich schon die Bob-Dylan-Version von All along the watchtower in meine Charts aufnehmen, aber die ist natürlich auch scheiße. An den Jimi, der als Figur und Virtuose natürlich in seiner Wichtigkeit und Relevanz unbestritten ist, komme ich aber trotzdem nicht näher ran. Schön spielen können hat mich nie interessiert, gerade mit so Gitarrengegniedel kann man mich trotz einer kurzen Metal-Phase eh jagen, dann doch lieber gleich anzünden.
Bei Purple Haze kann ich mir wenigstens einreden, dass mich dieser fette Sound und die verzerrte Stimme lange genug vom Gitarrengewichse ablenkt, dass ich mir es auch zweimal anhöre. Schon sehr anmaßend von mir.
Ja, klasse solch einen epischen Song zu machen, in einer Zeit, wo die übliche Single deutlich unter drei Minuten lang ist. Und dann noch die berühmte Ödipus-Stelle, bei der ich dennoch lediglich "...i want to....ölölölölölölölölö all night long baby" verstehe, auch wenn ich es mir noch weitere 50 Jahre anhöre. Hypnotisch, poetisch, spannend. Halt leider auch etwas überstrapaziert, weswegen ich dann doch andere Doors-Stücke vorziehe.
Vor allem der bescheuerte Text, aber auch die geniale Oasis-Coverversion bzw. die Tatsache, dass Oasis in den Anfangstagen dieses Stück immer als Abschluss des Sets (keine Zugaben) spielte. Wenn man erst danach das Beatles-Original hört, kann das leider nicht wirklich mithalten, sorry. Aber immer noch herausragend gegen fast alles anderes, was 1967 erschien.
Grenzwertig, diesen Song als 67 zu werten, wurde die Single erst am vorletzten Tag des Jahres veröffentlicht, aber um die absurde Thematik des Stücks auf die Spitze zu treiben, muss das einfach erlaubt sein. Erinnert sich noch jemand an den Song, den Clawfinger über das Rock-am-Ring-Festival 1994 und die ganzen Bands, die damals gemeinsam mit ihnen auftraten, schrieben? Nein, weil es den nie gab und man sich nichts Dümmeres ausdenken könnte.
1967 war das völlig anders als Eric Burdon das Monterey-Pop-Festival im selben Jahr und die dort auftretenden Künstler in einer quasi oral history verewigte. Übrigens ein Event, das für die Bedeutung der Interpreten selbst nichts weniger als wegweisend sein sollte.
Das Ganze hat dazu einen beschwingt-treibenden Groove, der mich - kein Witz - im besten Sinne an Northern Soul denken lässt.
Das spannendste ist hier für mich vor allem der Beginn des Stücks, wo dieser drohende Drum-Beat so einen verheißungsvollen Auftakt darstellt, schon fast wie der Trommelwirbel vor dem großen Akt in der Manege. Der bleibt aber leider aus und ab dem ersten Refrain klingt das ganze leider sehr zeittypisch, was in dem Fall auch bedeutet: dated.
Erst ganz am Ende in meine Charts gerutscht und schon klar, dass ich mich damit als Banause oute, 92 Millionen Spotify-Streamer can't be wrong. Für mich durch Cohens Vortrag am interessantesten - erwartet man doch von einem Love-Song mit Frauennamen eher schmachtend-säuselnden Gesang. So nehme ich das hier aber nicht wahr, sondern als entspannt-angespannten-laid-back-einen bestimmen Weg entlanggehenden Sermon. "Jesus was a sailor / when he walked over the water", das ist doch hoffentlich witzig gemeint, ich empfinde es jedenfalls als extrem spaßig und muss jedes Mal schmunzeln, wenn die Stelle kommt.