Nicht nur mein Album des Jahres 1967, sondern schlicht die beste und wichtigste Platte überhaupt.
Kurz bevor die Flower-Power-Zeit ihrem Ende zugeht, nehmen The Velvet Underground mit ihrem Debüt den Niedergang bereits vorweg. Die spätere Ablehnung der Hippies durch den Punk ist in diesem Album schon angelegt.
Lou Reed erzählt die ärgsten Geschichten aus dem Untergrund von New York - und zwar ohne seine Charaktere zur Schau zu stellen oder sie zu glorifizieren, sondern spricht vom Leben in den Straßen - und ist damit Autoren wie dem drogensüchtigen Situationisten Alexander Trocchi näher als irgendeinem Rock-Lyricisten seiner Zeit.
Lou singt über das Drogendealen ("Waiting for my man"), die Prostitution ("There She Goes Again"), seine Heroinsucht ("Heroin": "Heroin, be the death of me / Heroin, it's my wife and it's my life"..."And I feel just like Jesus' son") oder S/M ("Venus In Furs") und hat die Band, die seine Themen in angemessen verstörender Weise auf die Bühne bringt.
Ob das stoische Drumming von Mo Tucker oder der avangardistische Einsatz der Viola durch John Cale, ob Lous eigene, fast mehr gesprochene als gesungene Vocals oder Nicos tieftönende deutsche Stimme. Keine Platte klang jemals zuvor auch nur annähernd wie "The Velvet Underground & Nico". Nimm noch das Artwork von Andy Warhol dazu, die mythenumrankten Liveauftritte, die völlige Erfolgslosigkeit im Moment des Erscheinens und das Songwriting, das hinter all diesem Lärm und Krach ein minimalistisches Pop-Nugget nach dem nächsten versteckt und die Frage nach dem einflussreichsten Album der Geschichte ist beantwortet, bevor wir überhaupt darauf eingehen müssen, dass eine handvoll Genres nicht mal existieren würden ohne "The Velvet Underground & Nico": von Dream-Pop über Drone-Rock, von Indie (die Verzerrung) über Kraut-Rock (die Motorik) bis - natürlich - Punk (die Kompromisslosigkeit) kann man so vieles auf diesen Moment in 1967 zurückführen.
Trotz nur 30.000 verkaufter Platten bis in die Mitt70er und einer besten Hitparadenplatzierung von Rang 182 (!) in den Billboard-Charts ist Brian Enos Bonmot deshalb mehr als nur ein smarter Satz, sondern fängt die Wichtigkeit von "Velvet Underground & Nico" treffend ein: "everyone who bought one of those 30,000 copies started a band!".
Ich habe zwar nie eine Band gegründet, aber seit ich mit 17 erstmals in Kontakt mit dieser Platte kam, ist sie nicht nur über die Jahre stetig besser geworden, sondern hat dank ihrer Vielseitigkeit auch mit jedem Jahrzehnt anders zu mir gesprochen:
Es steckt eine ganze Welt, eine dunkle Welt, in dieser einen Scheibe Vinyl.
33 Jahre war Leonard Cohen bereits alt, als er sein Debütalbum "Songs Of Leonard Cohen" veröffentlichte. Während Dylan 1967 nach einigen Exkursionen bereits wieder beim klassischen Folk angekommen war, startete Cohen also erst mit diesem Album voller reduzierter Folk-Songs, mit denen er kaum weniger als Dylan für die kommenden Jahrzehnte definierte, wie "Singer/Songwriter"-Musik zu klingen hat.
Cohen singt zwar keine direkten Protestsongs wie Dylan zu Beginn seiner Karriere, aber unpolitisch ist er keineswegs wie "Stories of the Street" oder "Master Song" zeigen. Cohen führt aber darüber hinaus eine poetische Initimtät in die Folkmusik ein, die sich in späteren Jahren noch deutlicher zeigen wird. Der bärtige Indie-Singer/Songwriter der Nuller Jahre hätte kein Dach über dem Kopf, ohne das Haus, das Cohen mit "Songs Of..." gebaut hat.
Mit "Suzanne", "Sisters of Mercy", "So Long, Marianne", "Hey, That's No Way to Say Goodbye" und meinem heimlichen Liebling "One of Us Cannot Be Wrong" ist "Songs Of Leonard Cohen" randvoll mit unzerstörbaren, ewigen Liedern. Cohens immer klare, aber nie simple Lyrics beeindrucken durch und durch.
"Something Else" markiert einen entscheidenden Punkt in der Karriere der Kinks, die sich davon emanzipierten, eine Singles-Band zu sein und ihr erstes wirklich durch und durch überzeugendes 'Album-Album' veröffentlichten. Dass sie weiterhin eine hervorragende Singles-Band blieben (vielleicht sogar die beste der 60er überhaupt) zeigen "Mister Pleasant", "Autumn Almanac" und "Susannah's Still Alive", die allesamt nicht einmal auf dieses Album genommen wurden sowie natürlich die beiden von "Something Else" ausgekoppelten Songs: "Death Of A Clown" - einer der wenigen Dave-Davies-Songs - und "Waterloo Sunset", das krönende Statement von Ray Davies' großer Songwriting Karriere.
Aber gerade bei "Something Else" lohnt der Blick an den Singles vorbei: so ist "Harry Rag" eine typische Kinks'sche Charakterstudie, auf der 25 Jahre später Damon Albarn Blurs Brit-Pop-Karriere gründen würde (und übrigens Pate als Punkname für den Sänger der deutschen Post-Punk-Band S.Y.P.H.), dagegen führt aber "Situation Vacant" einen überraschenden Dylan-Highway61-Blues in den Kinks-Kosmos ein und "Tin Soldier Man" verheiratet das 'Knees-Up' der Kinks-Knaller mit Baroque-Pop, als würden Love von einer Marching Band begleitet.
Völlig verrückt, dass dieses beste aller Kinks-Alben den kommerziellen Niedergang der Band einleitete. Während sie in der ersten Hälfte der 60er auf Augenhöhe mit den Beatles und den Stones in den Charts spielte, war "Something Else" ein Flop. Gerade mal #35 im Heimatland und sogar nur #153 in den USA machen die 1967er Platte zur unerfolgreichsten Veröffentlichung der Kinks-Geschichte bis dahin.
In vielerlei Hinsicht ein großer Schritt nach vorne für die Byrds, die sich hier dank düster groovigem Rock ("So You Want To Be A Rock 'N' Roll Star") und fernöstlicher Instrumentierung ("Mind Gardens") vom Dylan-Folk-Rock emanzipieren.
Das gesagt, der alles überragende Track auf "Younger Than Yesterday" ist aber auch diesmal wieder ein Cover von Onkel Bob: "My Back Pages", das wie schon "Mr Tambourine Man" erneut aus einer guten Dylan-Vorlage einen herausragenden Byrds-Song macht, weil sie daran erinnern, welches Melodiewunder Dylan sein kann, was man bei seinem eigenen Vortrag manchmal durchaus vergisst...
Mit dem von Bassist Chris Hillman geschriebenem "Have You Seen Her Face" ist auch gleich noch ein zweiter prototypischer Byrds-Song enthalten und als Kontrapunkt zu den gen Himmel strebenden Harmonien aus eben "...Face" und "My Back Pages" bringt David Crosby den Downer schlechthin ein: "Everybody's been burned before" ("...Everybody knows the pain"), was sich im Übrigen die Charlatans gut ein Vierteljahrhundert später als Refrain zu ihrem Madchester-Über-Klassiker "The only one I know" ausgeliehen haben.
Als ich damals in meinen frühen Zwanzigern "Forever Changes" von Love gekauft hatte, weil es ein ständiges Referenzalbum in allen möglichen Musikzeitschriften war, konnte ich nicht ganz die Begeisterung verstehen und hatte immer mehr Bezug zur früheren Garage-Rock Zeit der Band um Arthur Lee gefunden. Beim Wiederhören 20 Jahre später erweist sich "Forever Changes" aber als ein hervorragend gealtertes Album, das zurecht als Gründungspfeiler dieser seltsamen Musikrichtung Baroque Pop gilt. Zwar gibt es sicher einige Hits wie "Alone Again Or" und "A House Is Not A Motel", aber die Stärke von "Forever Changes" liegt vor allem im ganzheitlichen Soundentwurf und den differenzierten Arrangements.
"Sgt. Pepper" hat weniger Hits als das gleichjährige Beatles-Album "Magical Mystery Tour", ist aber dafür natürlich das rundere Album
(außerdem muss man natürlich 'Beatles' heißen, damit jemand wie ich bei auf der Platte enthaltenen Songs wie "Sgt Pepper", "With A Little Help From My Friends", "Lucy In The Sky With Diamonds" und "A Day In The Life" von weniger Hits spricht...)
Die vielgelobte Konzeptalbum-Produktion von George Martin klingt für mich dagegen aus heutiger Sicht doch reichlich angestaubt und kann seinen Vaudeville-Charakter nur selten ablegen - wenn die Beatles aber den ganzen Zirkus-Krimskrams ganz am Ende hinter sich lassen und in "A Day In The Life" die Begrenzungen von Popmusik 1967 sprengen, dann sind sie phänomenal.
So schließt "Sgt Pepper" eben doch mit einem der größten Songs der Beatles und der 60er überhaupt.
Die beiden bekanntesten Stücke auf "Between The Buttons", einem von zwei Rolling Stones - Alben aus 1967, sind sicherlich "Let's Spend The Night Together" und "Ruby Tuesday", die auch gut den Soundscope der Platte umreissen. Dabei überwiegen allerdings die ziseliert arrangierten "Ruby Tuesday"-esquen Stücke im Gegensatz zum auf die zwölf Rocknroll von "Let's Spend The Night Together".
"Between The Buttons" überzeugt vor allem als 'ganzes Album', mehr als jede Rolling Stones - Platte zuvor. Auch wenn Jagger, Richards, Jones & Co durchaus ihre Abzweigungen nehmen und sich für den Schlusstrack "Something Happened To Me Yesterday" offensichtlich den einen oder andere Kinks-Song zuvor angehört hatten. Neben den beiden oben genannten, zurecht berühmten Liedern sind das süß lächelnde "She Smiled Sweetly" und das düster groovige "My Obsession" besonders hörenswert.
*Wie so oft in den Mitt60ern kommt diese Aussage natürlich mit einem Caveat: nur auf der US-Version sind die beiden Hits enthalten, die UK-Version spielt dagegen "Back Street Girl" und "Please Go Home" .
"Magical Mystery Tour" ist das Gegenstück zu "Sgt Pepper": nämlich eine Songsammlung und kein Album. Die erste Hälfte der Platte besteht aus den - ursprünglich in UK auch nur als EP unter diesem Namen - veröffentlichten Songs zum "Magical Mystery"-Film, von denen auch nur "I Am The Walrus" bemerkenswert ist.
Die eigentliche Stärke liegt in der Sammlung der bis dahin nicht auf einem Album erschienen 67er Singles der Beatles - und ja, man müsste schon taub sein, um gegen "Strawberry Fields Forever", "Penny Lane" und "All You Need Is Love" zu argumentieren (andererseits: "Hello, Goodbye" ist nur ein "Hey Jude" für Arme). Anders gesagt: inklusive "I Am The Walrus" finden sich vier der wichtigsten Beatles-Songs auf dieser Platte, der Rest ist eher Füllmaterial und als Album in Gänze klingt "Magical Mystery Tour" natürlich so zerrissen wie es seine Entstehungsgeschichte nahelegt.
Nach drei - mindestens - jahrzehntdefinierenden Platten in zwei Jahren schaltet Dylan mit "John Wesley Harding" in mehrerlei Sicht einen Gang zurück. Der Sound ist rootsier und wieder näher am Folk seiner frühen Werke, aber mit stärkeren Country-Einflüssen. Das Revolutionäre der Verquickung von Poesie mit Pop und Folk mit Rock ist in den Hintergrund getreten. Die Songs sind einfacher gehalten und in zumeist knackigen drei Minuten erzählt, also sagt goodbye zu zwölfminütigen, surrealen Gedichte!
Natürlich ist "John Wesley Harding" dennoch ein starkes Album, das mit "All Along The Watchtower" (später popularisiert von Jimi Hendrix) und "I'll Be Your Baby Tonight" (später bekannt gemacht durch, eh, UB40 und Robert Palmer) sogar zwei Gassenhauer enthält. Neben "All Along The Watchtower" sind aber "As I Went Out One Morning" und "The Ballad Of Frankie Lee And Judas Priest" (wovon, richtig, die Metal-Band ihren Namen hat) meine Höhepunkte.
Nicos Debüt-Album ist auf Vinyl gepresste Weirdness, gezeichnet von einem seltsam mittelalterlich-dronigen Sound, der wie straight in der Hexenküche aufgenommen klingt. Die Kollegen von Velvet Underground zeichnen sich für das Songwriting der meisten Songs verantwortlich, was insbesondere bei Lieder wie "It Was A Pleasure Then" dank John Cales unverkennbarer Viola auch deutlich herauszuhören ist. Jedenfalls kann man Reed und Cale nicht vorwerfen, ihre poppigsten Stücke bei Nico abgeladen zu haben, sondern findet hier eher einen Ausblick auf den noch durchgeknallteren zweiten Aufschlag der Velvet Underground im Folgejahr (minus des Proto-Punk-Einflusses).
In all dem atonalen Gedrone finden sich aber mit den beiden Kompositionen von Jackson Browne - "These Days" und "Fairest Of The Season" - auch zwei wunderschöne Folksongs, die mich immer an Lou Reeds "Stephanie Says" erinnern, das zwar 1968 aufgenommen, allerdings nie zur Velvets-Lebenszeit veröffentlicht wurde. Diese beiden Folkgoldstückchen erlebten dank Wes Andersons wie immer makelloser Musikauswahl zu seinen Filmen eine Wiedergeburt, kann man doch Gwyneth Paltrow in ihrer schönsten Rolle als Margot Tenenbaum zu diesen Songs so wunderbar rauchen sehen, dass man sofort selbst ein Jünger des Nikotins werden möchte.
"Surrealistic Pillow" von Jefferson Airplane sortiert man musikhistorisch wohl unter Folk-Rock und doch könnte ihr Album nicht weiter entfernt sein von den Genre-Begründern der Byrds. Keine Jingle-Jangle-Gitarren und keine vielstimmigen Dylan-Imitationen. Jefferson Airplane erschaffen dagegen einen seltsameren Hybrid aus Garagen-Rock der psychedelischen Färbung mit Wurzeln in einem Folk, der mehr britisch-weirden, leicht mittelalterlichen Art, also eben gerade nicht den Singer-Songwriter-Protest-Song aus der Guthrie/Seeger/Dylan-Erblinie.
Perfekt repräsentiert sind die beiden Ansätze auch in den Singles des Albums: "Somebody To Love" ist ein unzerstörbarer Psych-Rock-Stampfer, der mich auch heute noch mitreisst. "White Rabbit" dagegen könnte auch von Nico in ihrer seltsamsten Phase stammen und zelebriert seine "Alice im Wunderland"-Lyrics wie eine Seance bedrogter Hippies auf einem Feld in England. Zur Wahrheit gehört allerdings auch dass "Surrealistic Pillow" jenseits dieser beiden großen Singles (beide übrigens Top 5 Songs in den USA) etwas beliebig wirkt. Ausgenommen der Schlußtrack "Plastic Fantastic Lover", den ich als Kind - mal wieder - über die Serie "Moonlighting" kennengelernt hatte.
Volles Verständnis, dass Jimi Hendrix in Gitarristenkreisen als Revolutionär gilt. Nicht nur seine Gitarrenarbeit selbst, sondern wie er die Gitarre als eigentliche Leadstimme mindestens gleichberechtigt zu seinen eigenen Vocals einsetzt, ist beeindruckend und für die Entwicklung von Psych- wie Hardrock nicht wegzudenken. Für mich persönlich mäandern die Lieder dann doch etwas zu sehr und zumindest die Original-Veröffentlichung in Großbritannien leidet schon darunter, dass weder "Purple Haze" noch "The Wind Screams Mary" oder "Hey Joe" Bestandteil des Albums waren.
Im Gegensatz zu späteren Alben sind auf "Ich wollte wie Orpheus singen" gut die Hälfte der Lieder nicht von Reinhard Mey selbst geschrieben (mit "Begegnung" steuert auch sein ewiger Partner in Crime Hannes Wader ein Lied bei). Das ist im Rückblick schade, denn Meys Eigenkompisitionen sind ohne Zweifel die Stärke dieses Albums und es finden sich auf "Ich wollte wie Orpheus singen" neben dem Titelsong noch eine ganze Reihe von Liedern, die zum Besten gehören, was der deutsche Chansonnier in seiner langen, langen Karriere eingesungen hat.
Trotz der politisch sturmumwehten Zeit ist Meys Stärke das melancholische Liebeslied, was - wie er in Jan Müllers Reflektor-Podcast kürzlich erzählte - durchaus zu Grabenkämpfen in der Singer/Songwriter-Szene führte. Aber Degenhardt hin, Wader her: "Fast ein Liebeslied", "Das alles war ich ohne dich" und vor allem "Für mein Mädchen" gehören zum berührendsten, was die deutsche Folkszene in den 60ern hervorgebracht hat.
Sicher das gewagtere und außergewöhnlichere der beiden 67er-Alben der Rolling Stones, aber auch das verwirrtere und weniger konzise im Vergleich zu "Between The Buttons". In ihrem ganz offensichtlich von der Psych-Rock-Welle (13th Floor Elevators bis Love) beeinflußten Werk treffen die Rolling Stones nicht immer so gelungen den sweet spot wie im fantastischen "She's A Rainbow", das dafür aber sicher zu ihren besten, 'weniger bekannten' Liedern gehört. Gegenargument ist der "Rainbow" direkt voran gehende achteinhalb minütige Jam "Sing This All Together (See What Happens)"... Spoiler: nichts gutes.
Nachdem sich die Beatband The Animals zerstritten hatte, machte Bandleader Eric Burdon 1967 unter dem Namen "Eric Burdon & The Animals" mit neuer Besetzung weiter. Er entwickelte die Band in diesem Zug weg vom klassischen Garage-Beat hin zu einer raumgreifenderen psychedelischen Hippie-Band mit utopistischen Texten, wie beispielsweise in "San Franciscan Nights":
"those of you who are European residents, save up all your bread and fly trans love Airways to San Francisco U.S.A.
Then maybe you'll understand the song, it will be worth it, if not for the sake of this song, but for the sake of your own peace of mind".
Eric Burdon veröffentlichte gleich drei monsterstarke Songs in 1967: das angesprochene, sicherlich von der Neo-Psych-Band Foxygen mehr als einmal gehörte "San Franciscan Nights" mit dem irre guten, eher an die alten Animals-Zeiten erinnernden "Good Times" auf der Flip-Side sowie "Monterey", eine Hymne auf das Hippietum, die Kraft der Musik und das Rockfestival von Monterey, das letztlich auf dem 1968er Album "The Twain Shall Meet" enthalten sein sollte.
Auf der 67er Platte "Winds Of Change" (keine Verwandtschaft nach Hannover!) wirken allerdings die beiden Hits fast wie Fremdkörper, taucht Burdon mit seinen neuen Bandtierchen hier doch tief in eine psychedelische Schwurbelei ein und vergisst darüber zuweilen den Song. Ein durchaus interessantes Cover von "Paint It Black" ist allerdings auf "Winds Of Change" auch noch zu finden und das percussionheftige "Man - Woman" könnte man durchaus gut nach einem Gil Scott-Heron-Song wie "The Revolution Will Not Be Televised" auflegen.
Das Debütalbum von Pink Floyd - und ihr einziges unter Syd Barrett - ist eine der kompromisslosesten Platten des Jahres. Pink Floyd servieren hier eine sehr britische Psychedelica-Version zum Tee, die sich vom Garage-Psych der amerikanischen Gegenparts wie den 13th Floor Elevators fundamental unterscheidet und eine eigene Sprache findet, die mehr "Alice im Wunderland schaut ins Weltall" sagt als "LSD-Blumenkranz".
Dass "Piper At The Gates Of Dawn" auch noch - zumindest in Großbritannien - kommerziell erfolgreich war, lässt mich verblüfft zurück. Mehr noch, weil die beiden Single-Hits (die selbst auch schon eine ordentliche Weirdness-Dose geschnüffelt hatten) "See Emily Play" und "Arnold Layne" nicht mal auf dem Album enthalten waren.
Gut eineinhalb Jahrzehnte später wird Dan Treacy von den Television Personalities sein "I Know Where Syd Barrett Lives" über den Pink-Floyd-Gründer schreiben und diese Verbeugung wundert wirklich nicht, sind doch beides Lost Boys im Reich der Psychedelica (und Psychopharmaka). Es lässt sich mehr von Dans Songwriting auf Barrett zurückführen als ich vor diesem Retrospektiven-Projekt gedacht hätte.
Im großen und ganzen bin ich ja bei der schönen Schmähkritik aus dem NME von 2011: „Jim Morrison was nothing more than a self-serving, deluded rock star whose musical talent and embarassing sixth-form poetry was grossly over-rated. (…) Neither his songs nor poetry have stood the test of time. As a vocalist he was merely offering style, no substance. Listened to today, The Doors‘ brand of psychedelic-infused cock rock sounds horribly dated. (…) The Doors sounded like classic rock fodder even when they were brand new. (…) Morrison was an over-rated tool, fraud and charlatan, and his body of work is mediocre at best, completely irrelevant and hopelessly dated at worst. Not only that but we have to thank him for every boho shirtless twat in sweaty leather pants trying to be all dark and brooding and sexy and shit and that is not OK. (…) If he hadn’t died at a young age, his death would never have been romanticised to the extent it was – and popular culture would have been all the better for it.“
Allerdings muss auch ich zugeben, dass "Break On Through" und die Single-Version von "Light My Fire" natürlich Hits waren und das Debüt als Ganzes auch nicht so viel Quatsch produziert wie beispielsweise "Their Satanic Majesties Request" der Rolling Stones. Der Ruf der Doors ist trotzdem besser als er sein sollte. Das Orgel-Gedudel in den langen Songs hilft auch nicht, was schön am Unterschied der Single- (schön knackige 2:57) und der Albumversion (unnötig lange 7:10) von "Light My Fire" zu sehen ist. "Light My Fire" ist halt weder "Heroin" noch "Sister Ray" und Jim Morrisson gleich drei mal nicht Lou Reed.
Nicht mehr ganz so rowdy wie noch im Jahr zuvor ist das selbstbetitelte zweite Album der Small Faces ein rundes Pub-R&B-Werk, das ein wenig daran leidet, dass keine der 67er-Singles einen Platz auf dem Album gefunden hat: weder "Itchycoo Park" noch "Here Comes The Nice" sind auf der Platte enthalten, die demzufolge ohne richtige Höhepunkte ist, aber als gesamtes Werk durchaus überzeugen kann.
Alpha und Omega. Der seltene Fall, in dem ein Album von vorne bis hinten perfekt ist, wo jeder Song in der "Song des Jahres"-Liste landen könnte (und es in meinem Fall auch sehr viele tun). Und wie oft kommt das denn wirklich vor, seien wir mal ehrlich? Für jedes "Karma Police" gibt es im Normalfall ein "Fitter happier" und ein "Treefingers" ist so ein krasser Bruch, dass der auch von drei "Everything in its right place" nicht mehr gekittet werden kann. Nicht so hier, von "Sunday Morning" bis "European Son" gilt hier die oft gebrauchte doch fast nie zutreffende Formel "All killer, no filler".
Kann also ein grandioses Album nur aus einer Reihe von Ausnahmesongs bestehen? Keineswegs, ein Album des Jahres kann auch ohne den einen definitiven Hit auskommen, sondern den Eindruck eines runden Gesamtwerks hinterlassen, das, was ich gerne als "Album-Album" bezeichne. Hier sieht es anders aus.
Der Mythos um die initiale Rezeption des Albums tut sein Übriges zum Status, erreicht wohl nur durch die Story der wenigen Besucher des ersten Sex Pistols-Konzertes in Manchester. Hier wie dort waren der Legende nach Bandgründungen galore die Folge. Ich will es glauben.
Das Plattencover vom bedeutendsten Künstler der damaligen Gegenwart ist mehr als nur das finale Bananenhäubchen, ich könnte ewig so weiter machen und von Nico erzählen, die die Stücke singt, in denen man meint, einen Mann zu hören und die Volltreffer von Lou Reed, diese Songs, die von einer weiblichen Stimme getragen werden.
Mein erstes Lieblingsalbum (zeitlich gesehen), vermutlich sogar mein liebstes Album aller Zeiten. Älter als ich. Fresst das.
Diese wunderbaren Zeiten, in denen eine grandiose Band nicht nur ihr Debüt, sondern gleich das Zweitwerk hinterher feuert, wobei letzteres in diesem Fall für mich sogar noch eine größere Hitdichte aufweist. Top move, den heute keine Plattenfirma mehr machen würde, verstärkt durch den Fakt, dass die helle Flamme innerhalb von 4 Jahren mit 6 Alben - kein schlechtes darunter - schon wieder verbrannt war.
Im Vergleich zum Erstling wirken die Stücke für mich nicht so überspielt, was man natürlich den Musikern nicht wirklich in die Schuhe schieben kann. Mit Moonlight Drive, einem der zentralen Stücke in der Entstehungsgeschichte der Band (zumindest in der Oliver-Stone-Variante), People are strange, meiner ersten unbewussten Begegnung mit den Doors und When the music's over gleich drei der besten Stücke der Band, die mich mehr erreichen als Break on through, Light my fire oder The End.
Man kann den Doors und Morrison viel Prätention vorwerfen, die Drogenverherrlichung im Refrain von Break on through, den gewollt ödipalen Skandal in The End, der heute eher ein "Really?" hervor ruft oder die eine Schicht zu viel Pop in der Single-Version von Light my fire.
Aber letzterer Song hat eben auch diese unglaublich gute Orgel-Passage in der Albumversion, The End mit seinem tranceartigen Spannungsaufbau und der ausufernden Länge und Break on through als perfekter Platten-/und Karriere-Eröffner sind halt auch drei Argumente, die man nur mit allerhöchster Ignoranz leugnen könnte.
Zudem ist das ein Debüt mit elf Songs ohne Ausfall, die auch gerade in den Nicht-Singleauskopplungen bereits gut die Bandbreite der Band und die Interessen Morrisons zeigen, vom Blues bis zum brecht/weillschen Alabama Song.
Die Rezeption der Platte und des Doors-Gesamtwerks ist - sicher nicht nur - in meiner Biografie stark von Oliver Stones Biopic von Anfang der 90er geprägt. Ein Film, der nicht nur Lob geerntet hat und auch nicht als Leuchtturm der Authentizität in die Filmgeschichte eingeht, aber mich damals und jeden Anfangszwanziger überall und jederzeit auf der Welt im richtigen Moment erwischt, um ihn zumindest ein paar Monate oder Jahre mit auf einen Schwimmausflug zum Mond zu nehmen, ach nein, herrje, der kam ja erst mit dem zweiten Album.
Den Platz in den Top 5 meiner Albencharts verdankt das Pink-Floyd-Debüt zu großen Teilen "Astronomy Domine" (aber auch Interstellar Overdrive), welches für mich die Grundstimmung der Platte prägt, dieses drogenflirrende Schweben und ziellose Klangreisen in andere Sphären. Drogentrips interessieren mich wenig, aber wenn sie so akustisch ablaufen, ist das okay. Ich bin sicher nicht der größte Pink Floyd-Fan, verstehe nicht viel des Werks und im Laufe der Zeit auch immer weniger davon (mit der großen Ausnahme Dark Side of the Moon, aber dazu in einigen Monaten mehr), aber das ist durchaus eine Scheibe, die ich gerne immer mal wieder auflege. Das reicht manchmal auch aus.
Also das Cover ist großartig und die Vorstellung, in den 60ern und 70ern stundenlang davor zu sitzen und dann monatelang zu rätseln, wer wer ist und welche Bedeutung das hat - das hat schon was. Ansonsten nimmt dieses Album eigentlich gut die Hybris von "Be here now" 30 Jahre später vorweg, selbst die Reprise-ritis wurde hier ja eigentlich schon abschließend verhandelt.
Dazu genießt die Platte ähnlich dem weißen Album einen für mich etwas zu großen Mythos-Status, sorry, aber ich bin ein Revolver-Mann.
Was hätte die Band besser machen können (falls ich mir wirklich anmaßen möchte, den Beatles Ratschläge zu erteilen, so 55 Jahre später)? Vielleicht nicht zwei ihrer besten Songs EVER einfach nicht aufs Album zu nehmen?
Auf der positiven Seite schließt die Platte natürlich mit einem der besten Beatles-Stücke überhaupt, A day in the life. Manch andere Band (zum Beispiel: jede) würde ihren rechten Arm dafür hergeben.
Die Doors reüssierten mit diesem sensationellen Debütalbum, das durch enorme Vielseitigkeit besticht und quasi den Charakter eines Best-of-Albums aufweist. Auf dem Longplayer findet sich wirklich kein einziger schwacher Song, während er mehrere Titel von überragender Qualität zu bieten hat, angefangen vom furiosen Opener "Break on Through (to the Other Side)", über das treibende "Soul Kitchen", das gefühlvolle "The Crystal Ship" und die von mir sehr geschätzte Perle "Twentieth Century Fox" - welches Album kann schon von sich behaupten, von einem Song-Quartett dieser Güteklasse eröffnet zu werden! Doch das war noch lang nicht alles, denn es folgen u.a. das immer noch geile "Light My Fire" (auch wenn man sich im Laufe der Zeit etwas überhört hat), das fantastische Howlin'-Wolf-Cover "Back Door Man" (mein persönlicher Favorit des Albums), bei dem Jim Morrisons Stimmkraft besonders gut zum Tragen kommt, und zum Abschluss das epische "The End". Kultcharakter hat natürlich auch der "Alabama Song", der in des Verfassers jungen Jahren so manche Party bereicherte , ursprünglich ein Gedicht Bertolt Brechts, das - bereits in englischer Version- einst in dessen Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" integriert wurde. Nicht ohne Grund finden sich gleich sieben Songs des Albums in meinem 1967er-Song-Ranking wieder, die sogar allesamt in den Top 30 enthalten sind.
Am 4. Januar veröffentlicht, rutschte "The Doors" gerade noch ins Jahr 1967 hinein und stellt in diesem die unbestrittene Nummer eins dar, vermutlich handelt es sich sogar um die Nummer eins des Jahrzehnts und definitiv um eines der besten Alben aller Zeiten.
Mir wurde durch die Arbeit an unserem Projekt erst wieder vor Augen geführt, was für eine geile Band hier doch am Werk war, sodass Doors-Songs aktuell Hochkonjunktur bei mir haben.
Auch der zweite Rang bleibt einem Debütalbum vorbehalten, nämlich demdes Gitarrengott Jimi Hendrix mit seiner Jimi Hendrix Experience, wobei als Maßstab die US-Version dienen soll, die im Gegensatz zum europäischen Pendant auch die drei Singles "Purple Haze", "Hey Joe" und "The Wind Cries Mary" enthält, was natürlich für eine extreme Aufwertung sorgt. Da lässt sich auch das Fehlen von "Can you see me" verschmerzen. Garniert mit weiteren Perlen, wie "Fire" und "Foxey Lady", ergibt sich ein auch in der Breite herausragendes Album mit einem vor Spielfreude sprühenden Jimi Hendrix. Über die Qualität seines Gitarrenspiels muss ohnehin nichts mehr gesagt werden. Auf diesem Album sind die Stücke zudem durchaus eingängig und nicht so sperrig gestaltet wie auf dem Nachfolger "Axis".
Während in Europa lediglich eine Doppel-EP als Soundtrack zum gleichnamigen Film erschienenen war, wurde in den USA aufgrund der besseren Verkaufsmöglichkeiten dank Aufstockung durch mehrere 1967 erschienene Singles, die noch auf keinem Album vertreten waren, eine ganze LP auf den Markt gebracht. Da es sich bei den hinzugefügten Songs u.a. um solche Hochkaräter wie "Strawberry Fields", "Penny Lane" und "All You Need Is Love" handelt und auch der eigentliche Soundtrack mit "I Am the Walrus" und vor allem "The Fool on the Hill" echte Kracher enthält, ist trotz der eher zweifelhaften Entstehungsgeschichte (die mich anfangs hinsichtlich der Einstufung als "echtes" Album zögern ließ), ein Werk von hoher Gesamtqualität entstanden, dem eine entsprechend exponierte Position im Album-Ranking gebührt. Aufgrund der größeren Anzahl an starken Einzeltiteln stufe ich "Magical Mystery Tour" sogar noch ganz knapp vor "Sergeant Pepper", dem weiteren hochklassigen Beatles-Werk des Jahres, ein.
Wenn ich "Waiting For My Man" als prototypischen Velvet-Underground-Song bezeichne, widerspreche ich mir natürlich selbst, denn auf der Alben-Liste habe ich ja gerade erst ausgeführt, dass VU auf ihrem Debüt gleich eine handvoll Genres (!) erfinden und in ihrer avantgardistischen, stilistischen Vielfältigkeit gar nicht zu fassen sind.
Und doch ist der sound of the Velvet Underground, den Jonathan Richman in seinem gleichbetitelten Lied so fasziniert bestaunt eben vor allem der "Waiting for My Man"-Sound: "Both guitars got the fuzz tone on / The drummer's standing upright pounding along / A howl, a tone, a feedback whine / Biker boys meet the college kind / How in the world were they making that sound? / Velvet Underground".
Wenn 35 Jahre später die Strokes den Rocknroll wiederbeleben und ständig der Vergleich zu den Velvets gezogen wird, dann lag das einmal an Jules Casablancas lakonischer, loureediger Intonation, aber eben auch an der Kombination aus Kickdrums und schneidenden Gitarren, repetitiven Motiven und nach vorne gehender Aggressivität. Diese Gleichzeitigkeit aus coolem Verharren und Immer-in-Bewegung-sein, aus Auf-der-Stelle-treten und Nach-vorne-stürmen.
How in the world were they making that sound?
Obwohl "Death Of A Clown" auch auf dem Kinks-Album "Something Else" erschien, ist der Song als Solo-Single von Dave Davies veröffentlicht worden. Daves älterer Bruder Ray Davies - und mit ihm in berüchtigtem Gallagher-esquen ewigen Streit verbunden - schrieb üblicherweise die Hits der Band, aber "Death Of A Clown", das zu meinen liebsten drei Songs der Davies-Brüder gehört, ist Daves großer Moment.
"A Day In The Life" ist der songgewordene Satz "mehr als die Summe der einzelnen Teile".
Die Struktur des Songs ist äußerst ungewöhnlich: Lennon Psych-Folk -> McCartney 60ies-Pop -> Lennon Psych-Folk -> großes Orchester -> ein Ton auf ewig.
Dürfte nicht funktionieren, tut es aber doch - und wie. "A Day In The Life" ist nicht nur der herausragende Track auf dem "Sgt Pepper"-Album, sondern auch in der ganzen Beatles-Geschichte einer der bemerkenswertesten. Und das sagt ja dann doch etwas.
I read the news today, oh boy
Four thousand holes in Blackburn, Lancashire
And though the holes were rather small
They had to count them all
Now they know how many holes it takes to fill the Albert Hall
Neues Jahr, neues Dylan-Cover der Byrds in meinen Top10 (siehe auch: 1965, Mr Tambourine Man, #5)!
"My Back Pages" ist für mich sogar der Byrds-Song überhaupt oder trifft zumindest den Kern dieser Byrds-Ära am besten: Dylan-Songwritig, Harmonien aus dem Himmel und diese Gitarre! Jener Jingle-Jangle-Klang der Gitarren in "My Back Pages" ist für mich für den Rest der Musikgeschichte einfach nur "die Byrds-Gitarre", will ich einen Sound beschreiben, der die amerikanische West Coast, die Sonne und das Sehnen nach einer besseren Welt in einem Klang fasst.
Auch wenn mir die Beatles-Vergleiche bei den frühen Oasis-Platten nicht immer sofort einleuchteten, steht außer Frage: ohne "I Am The Walrus" kein Liam Gallagher. "Walrus" ist von Attitude bis Sound, von Körperhaltung vor dem Mikrofon bis Weirdowahnsinn das Blueprint für Liams Karriere.
Auf derm zerrissenen "Magical Mystery"-Album der Beatles ist "I Am The Walrus" ganz klar der beste der "ursprünglichen" Songs: in England wurde "Magical Mystery" als EP mit den Filmsongs veröffentlicht, im Rest der Welt dagegen als LP, die zusätzlich noch die - nicht ganz so schlechten! - Single-Veröffentlichungen "Strawberry Fields Forever", "Penny Lane" und "All You Need Is Love" enthielt.
Hier ist meine Regel "nur ein Song pro Album" dann doch fast an seine Grenzen gestoßen, denn auch "Strawberry Fields Forever" und "All You Need Is Love" wären klare Top-20-Kandidaten gewesen. "I Am The Walrus" hat letztlich den Zuschlag bekommen, weil es dank seines merkwürdigen Grooves und den noch merkwürdigeren Lyrics mit nichtsdestotrotz unvergesslichen Dada-Stellen (Goo goo g'joob!) auf angemessen seltsame Weise zeitlos geblieben ist.
In den USA erschien "Good Times" als b-Seite von "San Franciscan Nights", das selbst seinen Platz in dieser Liste verdient gehabt hätte. Wo "San Franciscan Nights" eine Ode von Eric Burdon und seinen neuen Animals an Haigh Ashbury und das Hippetum in San Francisco war, ist "Good Times" urbritisch und outsmallfaced die frühen Small Faces mit seinem Pub-Sing-A-Long, das kurioserweise inhaltlich eher genau das Verschwnden von Zeit in Pubs bedauert. Den Burdon soll mal einer kapieren!
In einem völlig anderen Zusammenhang hatte "Good Times" Ende der 80er eine schöne Wiedergeburt: in Dominik Grafs tollem Krimi "Die Katze" sieht man die jungen Heinz Hoenig und Ralf Richter zu diesem Song in einem Auto feixen. Toll!
Unter all den Hits, die die Kinks in den Mitt60ern hatten, ist keiner ihrer Songs größer als "Waterloo Sunset". Ray Davies' Songwriting ist hier auf dem Höhepunkt und formuliert einen Ansatz, wie er englischer - oder besser noch: London-iger - nicht sein könnte. Davies wehmütiger Blick über die Waterloo Bridge in den Momenten des Sonnenuntergangs werden auf ewig die Sehnsucht nach der englischen Hauptstadt wecken. Möchte schon nach diesen Zeilen sofort wieder meinen Koffer packen und nach London rübermachen.
Der erste Release von "Let's Spend The Night Together" war eine Doppel-A-Seite mit "Ruby Tuesday". Viel besser waren die Stones zuvor nicht und auch danach nicht. Besser können sich zwei Songs auf einer Single auch kaum ergänzen: während "Let's Spend The Night Together" den maximalen Rocknroll in Ton und Wort symbolisiert, ist "Ruby Tuesday" die große Baroque-Pop-Ballade, die trotzdem sich jeden Kitschs verwehrt. "Let's Spend The Night Together" hat hauchzart die Nase vorn und den Sprung in mein Ranking geschafft, weil es keinen Stones-Song gibt, den ich häufiger beim DJing auflege, und sich zudem das beste Lied der New York Dolls, "Personality Crisis" musikalisch nicht nur grob an dieser Vorlage orientiert.
Kurioser Fun Fact: für die USA war die Aufforderung, zusammen die Nacht zu verbringen, dann doch etwas zu unchristlich - andererseits die Stones aber auch zu groß, um sie ganz zu ignorieren. So sang Jagger als Kompromiss beim Auftritt in der legendären Ed Sullivan Show "Let's spend some time together", machte aber mit Grimassen deutlich, was er von dieser Übereinkunft hielt. Smarter Feigling!
Dass Alex Chilton - später of Big Star Fame - gerade einmal 16 Jahre alt war, als er "The Letter" einsang, kann ich immer noch nicht recht glauben. Die Gesangsstimme von Alex Chilton ist anscheinend wie Benjamin Button: als Teenie rauh und direkt, als Erwachsener in Big Star dann sanft wie eine wohlige Decke. "The Letter" war der Debütsong der Box Tops und wurde ein Welthit. Vier Wochen Nummer 1 in den USA und mehr als eine Million verkaufte Einheiten.
Kurios übrigens: Songwriter von "The Letter" war Wayne Carson, der später auch noch das völlig anders klingende "Always On My Mind" geschrieben hat, was wir alle ja von Elvis Presley, den Pet Shop Boys und Willie Nelson kennen!
Leonard Cohen veröffentlichte im Jahr zuvor die "Suzanne"-Lyrics ursprünglich als Gedicht und seine Bekannte Judy Collins ist für die erste Aufnahme verantwortlich, denn Cohen sah sich damals selbst noch gar nicht als Sänger, sondern "nur" als Texter.
"Suzanne" dürfte in der Zwischenzeit neben "Hallelujah" das meistgecoverte Lied Leonard Cohens sein. Cohen gab 'aus Versehen' die Rechte am Song ab, was er einmal nonchalant damit kommentierte, dass es auch nicht richtig sein könne, mit einem Lied, das von so vielen geliebt wird, auch noch reich zu werden. Die buddhistische Gelassenheit seiner späten Jahre ist wirklich erstaunlich.
Wenige Songs gehen bereits in ihren ersten Sekunden so in die Vollen wie "Somebody To Love" von Jefferson Airplane. Wir sind kaum im Lied angekommen, da haut uns Sängerin Grace Slick gleich ein "When the truth is found to be lies / And all the joy within you dies / Don't you want somebody to love" um die Ohren!
Obwohl - neben "White Rabbit" - der mit Abstand größte Hit *der* Hippie-Band aus San Francisco, wurde "Somebody To Love" übrigens von keinem Bandmitglied geschrieben, sondern von Darby Slick, dem Cousin der Sängerin Grace. Doch nachdem seine eigene Version mit The Great Society keinen Erfolg hatte, nahm die Cousine mit ihrer neuen Band diesen Stampfer für die Ewigkeit neu auf - und machte damit Jefferson Airplane zu Stars.
Die Debütsingle der amerikanischen Garage-Band The Choir ist trotz des fröstelnden Titels ein sonnengeküsstes Goldstück der Garagen Rock Ära. Die Band aus Cleveland, Ohio, verbindet so gut englische Einflüsse der British Invasion, dass ich anfangs The Choir immer für eine Band von der Insel hielt - und dennoch gelingt es ihnen, über den Status reiner Beatles-Epigonen hinauszukommen, ist doch ein kaum weniger bestimmender Bestandteil des Songs die Jingle-Jangle-Gitarre der Byrds.
"You Keep Me Hanging On" von Vanilla Fudge ist eine der besten Cover-Versionen der Rockgeschichte. Auch wenn Vanilla Fudge ihren Ruhm hauptsächlich auf das Nachspielen berühmter, kontemporärer Gassenhauer gründeten, reicht doch ihr "You Keep Me Hanging On"-Geniestreich für einen Eintrag in jedes Rocklexikon. Denn Vanilla Fudge nehmen hier das (im besten Sinn) stampfige Original der Supremes und treiben ihm jeden Soul aus. In Vanilla Fudges Version wird dieser moderne Klassiker zu einem psychedelischen Waberkracher, der mit schier endlosem Intro und langgezogenen Strophen so gegenteilig klingt wie ein Cover es nur kann. Nebenbei begründete die Band aus dem New Yorker Vorort Long Island damit auch zu gutem Teil das, was man später Hard Rock nennen würde.
Ein Psych-Pop-Nugget und Beach-Boys-Pastiche, das viel zu unbekannt und beispielsweise dem anderen San-Francisco-Hippie-Song von Scott McKenzie deutlich überlegen ist.
Fun Fact 1: “later lampooned in the fake rock documentary This Is Spinal Tap, whose fictional first hit was called „(Listen to the) Flower People“, a reference to „Let’s Go to San Francisco“” der Flower Pot Men.
Fun Fact 2: “The name The Flower Pot Men was derived from the BBC children’s show Flower Pot Men, with the obvious psychedelic era puns on flower power and „pot“ (cannabis). In the US, they were commonly deemed The Flower Men on radio airplay to avoid the drug reference.”
Ein fantastisch reduzierter, rauher Country-Song ohne jeden Refrain von Bobby Gentry, der tatsächlich Platz 1 in den amerikanischen Single-Charts belegte und bis Ende der 60er drei Millionen Einheiten verkaufte. "Ode To Billy Joe" Text ist eine vertonte Kurzgeschichte über den titelgebenden Charakter, der Selbstmord begeht ("Today, Billy Joe MacAllister jumped off the Tallahatchie Bridge") und die Reaktion einer Familie darauf. Zwischen den Zeilen lese ich hier den schwelenden Generationskonflikt der 60er heraus, dessen Thematisierung im konservativen Country-Genre eher eine Seltenheit war. Kennengelernt habe ich "Ode To Billie Joe" übrigens an einer der unerwartesten Stellen - nämlich in einer Harald-Schmidt-Show der End90er, als Schmidt sich begeistert über Bobbie Gentrys Countrysong äußerte.
Auch wenn "Forever Changes" vor allem ein Album-Album ist, das über seinen kompletten Soundentwurf funktioniert, ragen mit "Alone Again Or" und eben "A House Is Not A Motel" doch zwei Lieder heraus. "A House..." vereint dabei den opulenten Baroque-Pop des restlichen Albums mit einer erstaunlich schneidigen Gitarre im zweiten Drittel des Songs, die mich wohl auch aufgrund der sonst so ausformulierten Arrangements jedesmal wieder in Mark und Bein trifft.
Niemand hat je "Baaaaaad girl" eindrücklicher gesungen als Lee Moses, der zeitlebens nie die gerechte Anerkennung erfuhr, aber mit "Bad Girl" einen der rauhesten Soul-Knaller aller Zeiten einsang. Dank seines geringen Erfolgs und der Veröffentlichung auf einem kleinen Label ist "Bad Girl" eine Single-Rarität, die auf discogs für gut 300€ über den virtuellen Ladentisch geht.
Dass das Reinhard-Mey-Debütalbum etwas zerrissen klingt, erzähle ich ja schon im Album-Ranking. Auf der anderen Seite gehören eine gute handvoll Lieder auf "Ich wollte wie Orpheus singen" zum Besten, was deutsche Singer/Songwriter in den 60ern hervorgebracht haben. Neben dem Titelsong gilt das vor allem für "Für Mein Mädchen".
Ursprünglich bin ich vor gut 20 Jahren durch eine Compilation des Ur-Dread-Punks Don Letts auf "Wear You To The Ball" gekommen, hier allerdings durch U-Roys 1970er Version des gleichen Stücks (die wir sicher auch in der dortigen Jahresliste wiederfinden werden). U-Roy gilt als Pionier des "Toastings", also des über-einen-Track-Redens, weshalb seine Version auch durchaus mehr Sinn als Nährboden für den skafizierten Punk von Bands wie The Clash oder den Specials gibt.
Das Rocksteady-Original aus 1967 wurde aber von den Paragons geschrieben und eingesungen - und ist für mich der viel größere Hit als ihr ebenfalls aus diesem Jahr stammender Klassiker "The Tide Is High", den Blondie - auch eine Gruppe mit Punkbackground - zu ewiger Bekanntheit in der nichtjamaikanischen Welt führte (Blondie waren damit 1980 #1 in UK & US, die Plastik-Girl-Group Atomic Kitten hievten "The Tide Is High" in 2002 noch einmal auf Platz 1 der britischen Charts).
In all dem atonalen Gedrohne des Nico-Albums finden sich mit den beiden Kompositionen von Jackson Browne - "These Days" und "Fairiest Of The Season" - auch zwei wunderschöne Folksongs, die mich immer an Lou Reeds "Stephanie Says" erinnern, das zwar 1968 aufgenommen, allerdings nie zur Velvets-Lebenszeit veröffentlicht wurde.
Diese beiden Folkgoldstückchen erlebten dank Wes Andersons wie immer makelloser Musikauswahl zu seinen Filmen eine Wiedergeburt, kann man doch Gwyneth Paltrow in ihrer schönsten Rolle als Margot Tenenbaum zu diesen Songs in "Royal Tenenbaums" so wunderbar rauchen sehen, dass man sofort selbst ein Jünger des Nikotins werden möchte.
Die zwei wichtigsten Fakten a) komplett rätselhafter Irrsinnstext (erste Zeile: "We skipped the light fandango / Turned cartwheels 'cross the floor", wie bitte was?) und b) sechs Millionen verkaufte Singles sprechen dafür, dass 1967 ein Jahr des Fühlens statt des Verstehens war. Musikalisch leiht sich Procol Harum (again: wie bitte was?*) sein beherrschendes Theme vom guten alten Johann Sebastian Bach aus. Die Gelehrten streiten sich scheinbar ob "Wachet auf, ruft uns die Stimme" oder "Air" nun die Vorlage war, aber gut, ich bin hier ja auch für Punkrock und nicht Altherrenkram verantwortlich. Sei es wie es ist: "A Whiter Shade Of Pale" bleibt trotz häufigem Einsatz bis heute ein schwerer Brocken Baroque Pop, der bis heute fasziniert.
*Auflösung laut Wikipedia: "Der Bandname soll durch die Falschschreibung aufgrund der telefonischen Übermittlung eines Katzennamens „Procul Harum“ entstanden sein". Ehm. Danke.
Auch wenn "I Wish I Knew How It Would Feel to Be Free" ein alter Jazz-Song von 1927 ist, wundert bei diesen ersten Zeilen kaum, dass Nina Simones Aufnahme von 1967 eine Hymne der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung wurde:
"I wish I knew how
It would feel to be free
I wish I could break
All the chains holdin' me"
Der eine Pop-Song von "Their Satanic Majesties Request", dem großen Drogi-Höhepunkt der Stones-Karriere - und tatsächlich einer meiner liebsten Songs der Rolling Stones. Darf man hier unterschätzt dazu sagen? Kennen wahrscheinlich trotzdem mehr Leute als, sagen wir, "5 Years Ahead Of My Time" von The Third Bardo, aber "Satisfaction" it ain't.
Und jetzt alle: She comes in colours everywhere!
Auch wenn James Carr "The Dark End Of The Street" geschrieben und zuerst aufgenommen hat, ist mir die dramatisch-pressende Version von Percy Sledge aus dem gleichen Jahr dann doch näher als Carrs eher smoothe Soulvariante - was womöglich auch daran liegt, dass einer der herzzerbrechendsten Szenen des Skinhead-Films "This Is England" Percy Sledges Version den Ton schenkt.
1967 war eines der besten Jahre für Ska und Rocksteady und so ist kein Wunder, dass mit Desmond Dekker, Judge Dread und den Paragons gleich drei jamaikanische Acts in meinen Top 30 landen. Dekker ist sicher bekannter durch "Israelites", das so richtig den Crossover in die Musikmärkte von Europa bis Amerika geschafft hatte, aber sein früheres Werk "007 (Shanty Town)" ist mein eigentlicher Liebling.
"007 (Shanty Town)" ist einer der signature songs der Rude Boys, die man als Working Class Dandys mit Outlaw Attitude charakterisieren könnte und die bis heute stilistischer Haupteinfluss von Ska bis Skinhead sind. "Shanty Town" war einer der ersten Ska/Rocksteady-Songs, der auch außerhalb von Jamaika für Aufsehen sorgte und der erste jamaikanische Top-20-Hit in der Geschichte der britischen Charts wurde.
Chantal Goya hin, die Tanzszene in A Bande Apart her - es gibt wohl keinen Song, der so sehr Godards filmisches Schaffen in den 60ern repräsentiert wie "Mao Mao" von Claude Channes. Ein politischer Kampfsong über Mao Tse-Tung - damals die Hoffnung der europäischen Linken, nachdem das hässliche Gesicht des Stalinismus langsam nicht mehr zu übersehen war - der aber so pop und so verspielt, dass er alle aufrichtigen Protestsongs in den Schatten stellt und man sich einfach nur in die Yé-Yé-Schlange einreihen möchte, um vor Mao zu tanzen.
Prince Buster ist eine der Hauptfiguren des Ska. Wie der Rest der jamaikanischen Musik-Welt folgte auch er 1967 dem Trend, Ska langsamer zu spielen, wodurch Rocksteady als neues Subgenre entstand.
Sein Song "Judge Dread" spielt zudem mit Anspielungen auf Rude Boys und ist eine vertonte Gerichtsverhandlung zwischen eben Judge Dread (Prince Buster) und einigen Rude Boys, die zwischen mehrfachen Mordes und Schulkinder-Beklauen verschiedenstes auf dem Kerbholz haben. Da Judge Dread eher Marke Richter Gnadenlos ist ("my name is Judge Hundredyears / Some people call me Judge Dread") hilft den Rude Boys auch kein Weinen und Greinen!
"Stop your crying, rudeboys don't cry, that's what I hear"!
Der wuchtigste Song auf Dylans doch recht folkigem "John Wesley Harding"-Album und demnach auch perfekte Vorlage für Jimi Hendrix' Coverversion aus dem Folgejahr. Dylan selbst hat sich in seinen Auftritten später durchaus wiederum an der Hendrix-Version orientiert und scheint so großen Gefallen daran gefunden zu haben, dass laut Dylanologen "All Along The Watchtower" sein meistgespieltes Lied auf Livekonzerten der letzten 40 jahre ist.
Der beste Song der Doors überhaupt, böse Zungen (me) mögen behaupten: ihr einer wirklich großer! Neben "Light My Fire" und der Frisur von Jim Morrison sicher Hauptgrund für den ewigen Ruhm der Band.
Von den Charts in der zweiten Hälfte der 60er bin ich immer wieder aufs neue überrascht. Dass ein so weirder psychedelischer Fiebertraum wie "I Had Too Much To Dream Last Night" bis auf Platz 11 der Billboard-Charts kletterte ist schon wirklich verrückt. Veröffentlicht wurde "I Had Too Much To Dream" zwar Ende 1966, aber in den Charts fand er sich erst in unserem Jahr 1967 wieder (weshalb ich ihn mir hier in diese Liste zu inkludieren trauen). Ebenfalls stark ist übrigens die Folgesingle der Electric Prunes: "Get Me to the World on Time".
"I'm Five Years Ahead Of My Time" gehört in meinem Kopf neben "Too Much To Dream Last Night" der Electric Prunes immer zu dem Garage-Psych-Sub-Genre, das die 13th Floor Elevators im Jahr zuvor begründet hatten. Seltsame Soundeffekte, die immer ein wenig wichtiger als der Refrain erscheinen, natürlich inklusive. Außerdem geiler Titel. Fühl ich.
Bevor Linda Ronstadt als Solokünstlerin in Amerika Welterfolg einstrich, war sie Sängerin der Stone Poneys, deren Folk-Song "Different Drum" ursprünglich vom späteren Monkee Mike Nesmith geschrieben und bereits von der Bluegrass-Band The Greenbriar Boys ein Jahr zuvor aufgenommen wurde (die Stone Poneys Version ist aber zurecht die berühmtere).
Meine allerliebste von all den different "Different Drums" ist aber übrigens die 1990er Variante der Lemonheads, die Evan Dando & Co in schönster Alternapop-Laune veröffentlicht haben.
Obwohl die Monkees ja eigentlich nur eine für eine Fernsehserie zusammengestellte Band waren, ist nicht nur ihr damaliger großer Erfolg, sondern auch die Langlebigkeit ihrer Songs bemerkenswert. Der größte aller Monkees-Hits ist natürlich "Daydream Believer", der es irgendwie schafft, die Simplizität der frühen Beatles mit der Opulenz der Beach Boys zu verheiraten.
Der "Godfather of Rocksteady" mit seinem besten Song. Deutlich smoother als viele anderen Rocksteady-Tracks dieser Ära und damit fast exemplarisch für die Gleichung "Ska = R&B, Rocksteady = Soul", auch wenn Alton Ellis an anderer Stelle durchaus auch den Rude Boys zugewandt war.
Ein Northern Soul Klassiker, der gut zwei Jahrzehnte später in einer hervorragenden Coverversion die zweite Seite des Dexys - Debütalbums eröffnen sollte. Chuck Woods Version von 1967 hat sogar noch mehr Dringlichkeit als der Soul-Punk der Dexys Midnight Runners und man kann die amphetamin-verschwitzten Körper bei einem Northern Soul - Allnighter förmlich sehen, wenn er mit "First time I called you girl" in den Song einsteigt.
Ein Jahr vor der 68er "Revolution" singt Stella bereits der Konterrevolution das Wort: "Cauchemard Auto-Protestateur" ist musikalisch nah an Jacques Dutroncs "Les Cactus" (1966), nimmt textlich aber die KollegInnen aufs Korn: "Je proteste / Contre ceux qui ne protestent pas
/ Tous les jours / Je proteste à tour de bras / Je proteste toute l'année / Sauf pendant les congés payés" (ungefähr: "I protest / Against those who do not protest everyday / I protest with all my strength / I protest all year / Except during paid holidays")
Ursprünglich von Johnny Cash mit June Carter im gleichen Jahr eingesungen (und in jener Version in dieser Liste auf #86 platziert), reißt mich doch die Coverversion von Nancy Sinatra mit Lee Hazelwood mehr mit. Während bei den Cashs Johnny den Song dominiert, ist in der Sinatra/Hazelwood-Kollaboration Nancy die MVP.
Im Jahr nach ihrem großen Album "Pet Sounds" kehren die Beach Boys mit der Single "Heroes & Villains" zurück. 1967 zeigen Brian Wilson und die Beach Boys erste Anzeichen einer Implosion: das mythenumrankte Album "Smile" wird gar nicht fertig eingespielt und erscheint stattdessen als reduzierte Version von Wilsons geplantem magnum opus unter dem Namen "Smiley Smile".
"Heroes and Villains" has the most complex evolution of any song in the band's history. Recording spanned virtually the entire Smile sessions as Wilson experimented with at least a dozen versions of the track, some of which ranged in length from six to eight minutes. Wilson discarded almost everything that was recorded, with expenses totaling around $40,000 (equivalent to $310,000 in 2020). Most of the final composite was produced in three days at his makeshift home studio." weiß Wikipedia zur Entstehungsgeschichte zu berichten.
Einer der unzerstörbaren Crooner-Klassiker, gern in Filmen und Serien platziert und xfach gecovert - unter anderem recht smart von den Pet Shop Boys, 1991 in einer Art frühem Mash-Up-Hit verbandelt mit U2s "Where The Streets Have No Name" aufgenommen.
Geschrieben wurde "Can't Take My Eyes Off You" übrigens von Bob Crewe, den wir noch einmal in dieser Liste mit Andy Williams "Music To Watch Girls By" auf #41 finden.
Van Morrison zwischen den Zeiten: seine erste Single nach dem Ende seiner Band Them, aber noch vor seinem großen Album-Wurf "Astral Weeks", das regelmäßig in Alltime-Bestenlisten landet.
"Brown Eyed Girl" ist ein Blue Eyed Soul - Song, der noch stark im 60ies Pop verharrt und noch nicht in die ausschweifenderen Arrangements der späteren Van Morrison - Werke geht. Van The Man selbst ist allerdings nur halber Fan, weil "it's not one of my best. I mean I've got about 300 songs that I think are better" - was aber vielleicht auch daran liegen mag, dass er nach Eigenaussage keinen Cent an Tantiemen für diesen Megahit gesehen hat, der allein in UK 1,2 Millionen sowie in den USA 1 Million Einheiten verkauft hat. Unter den Käufern sind womöglich einige Politiker, haben doch George W Bush, Bill Clinton und Boris Johnson jeweils "Brown Eyed Girl" als einen ihrer Alltimefavourites benannt.
Im Gegensatz zum drei Monate zuvor erschienenen instrumentalen Original der Bob Crewe Generation fügt Andy Williams in seiner Crooner-Variante nicht nur Lyrics hinzu, sondern wird seine Version auch etwas schneller und deutlich treibender. Dank eines Einsatzes in einer Fiat-Werbung Ende der 90er landete Andy Williams mit "Music To Watch Girls By" 1999 sogar in den britischen Top Ten mit diesem schönen Smasher, der seinen Platz zwischen Big Band Sound und Swinging London findet.
Jeff Beck - in den Yardbirds an der elektrischen Klampe Kollege von Eric Clapton und Jimmy Page - gilt unter Gitarrenafficionados ja als Größter unter Großen.
Ganz zu Beginn seiner Solo-Karriere nahm Beck allerdings noch einen richtigen 60ies-Popsong auf. "Hi Ho Silver Lining" wurde sein größter kommerzieller Singlehit, doch auch hier erkennt man bereits Jeff Becks Lust am weirden, ungewöhnlichen Gitarrenspiel, wenn bei 1:50 die Gitarre zur Leadstimme wird und ein Solo in diesen Popstampfer knallt, das "Hi Ho Silver Lining" zu weit mehr als harmlosen 60ies Schlager macht.
Im Gegensatz zu den anderen großen Mamas & Papas Hits, ihren harmoniegesättigten Hippieballaden wie "California Dreamin'" oder "Monday Monday", hat "Creeque Alley" einen starken Country-Einfluss in Instrumentierung wie Stil aufzuweisen, was ihn womöglich sogar langlebiger macht als die bekannteren, manchmal etwas saccharinen Stücke.
Spannend sind zudem die Lyrics von "Creeque Alley", die die Geschichte der Band erzählen und etliche Weggefährten dabei erwähnen: Roger McGuinn/The Byrds und Barry McGuire ("McGuinn and McGuire couldn't get no higher") oder John Sebastian und Kollegen aus The Lovin' Spoonful ("Zal, Denny and Sebastian sat at the Night Owl / And after every number they'd pass the hat").
Kennengelernt habe ich "Wrong Emboyo" der Rulers über die Version von The Clash auf "London Calling" - und ja, hier ist tatsächlich das Cover deutlich stärker als das Original, weil The Clash den alten Folksong "Stagger Lee" integrieren und so etwas völlig neues schaffen. Das Ska-Original der Rulers ist vielleicht nicht so raffiniert konstruiert wie die Clash'sche Variante, aber dennoch ein hervorragender Schunkler.
Im Gegensatz zu den mehr in der Music Hall - Tradition stehenden Hits wie "Lazy Sunday" spielt "Itchycoo Park" die soulig-psychedelische Seite der Small Faces aus. Einen "Itchycoo Park" gibt es im übrigen gar nicht und bis heute ist umstritten, auf welchen Ort sich die Small Faces damit eigentlich bezogen.
Ich sags mal so, das ist ein beinah onomatopoetischer Songtitel, denn "Rollin’ And Tumblin’" rollt und tumbled in dieser Version von Canned Heat tatsächlich wie es schöner nicht sein könnte. Vorlage ist ein Blues-Standard aus den 20ern, den Canned Heat mit Wucht und doch für die Zeit angemessenem psychedelischen Anflug spielen. "Rollin' And Tumblin'" wurde die Debütsingle der Band, auf deren B-Seite der ebenfalls hörenswerte "Bullfrog Blues" zu finden ist.
Was ich an diesem Retrospektiven-Projekt so liebe: ich entdecke beim Hineinwühlen in so ein Jahr selbst Songs, die mir vorher nicht bekannt waren. So zum Beispiel "Let's Live For Today", was 1967 ein veritabler Hit war, bis auf #8 in den US-Charts kletterte und insgesamt zwei Millionen Exemplare verkaufte (meine Fresse, die damalige Zeit... Platz 8 und ZWEI MILLIONEN verkaufte Singles!).
Dabei ist "Let's Live For Today" ein Cover eines italienischen Liedes namens "Piangi Con Me", das die britische Band The Rokes ein Jahr zuvor aufgenommen hatte. P.F. Sloan, unter anderem Sänger von "Sins of a Family" (#44, 1965) und Autor von "Eve Of Destruction" (#13, 1965), war Manager der Band Grass Roots, ließ sie eine amerikanische Version aufnehmen und spielt selbst Gitarre auf dem Stück.
"Voilà" von Hardys 67er Album "Ma jeunesse fout le camp..." ist ein stark orchestrierter Song, der aber dank der ewigen Nonchalance in Francoise Hardys Stimme genug Kontrapunkt zur ständig anschwellenden Instrumentierung setzt.
Einer jener auch in Coverversionen unzerstörbaren Songs. Bald später von Scott Walker und spät später von Okkervil River in gleichermaß guten Versionen aufgenommen.
Ebenso starker, sogar bekannterer Song von diesem Tim Hardin - Album ist übrigens: "If I Were A Carpenter".
Tommy James hatte ja Welthits, die heute noch jeder kennt - vor allem "Mony Mony" und "Crimson & Clover". Mein liebster Song ist aber "I Think We Are Alone Now", der 1967 #4 in den USA erreichte. Elf Jahre später coverte die Post-Punk-Chanteuse Lene Lovich den Song in einer new-wavigen Version, von der sogar eine Variante mit japanischen Vocals existiert.
Hat natürlich seine ewige Berühmtheit durch Pulp Fiction und die dort gespielte - überraschend originalgetreue - Version von Urge Overkill erlangt.
Ursprünglich von Cat Stevens geschrieben, aber zuerst von P.P. Arnold aufgenommen. Kombiniert in der Arnold-Version in gewisser Weise Soul mit Baroque-Pop-Elementen.
Ein Soulsong mit wehmütigen Bläsern, wie ihn auch Otis Redding zu dieser Zeit hätte aufnehmen können. Was ganz offensichtlich größtes Lob ist. Auf Stax veröffentlicht, natürlich.
Ein Garage-Rock-Song, der ganz offensichtlich von Bob Dylan beeinflusst wurde, und damals trotz eher harschen Songs und Spoken Word- Vocals überraschend bis auf #12 in den US Charts kletterte.
Nummer-1-Hit für die Turtles in Amerika. Nimmt in gewisser Weise vorweg, was im nächsten Jahr die Zombies perfektionieren werden: psychedelischen Pop, der sich nicht in rosa Wolken verliert, sondern immer POP bleibt.
Einer der obskursten Songs in dieser Liste. "Coffee Cup" war damals lediglich auf einer Psychedelic-Compilation vertreten, wurde nie als Single veröffentlichte und ein Album veröffentlichten The Wildflower schon mal gar nicht. Trotzdem schön verspulter Psych-Folk, der gerade durch seine Unaufgeregtheit erstaunlich modern wirkt.
Das Gegenteil zu #56: vom unbekanntesten San-Francisco-Act zum bekanntesten San-Francisco-Song. Scott McKenzies One-Hit-Wonder über die Hippie-Zeit ist einer der größten Gassenhauer der 60er diesseits der Beatles, Stones etc. So tot gespielt, dass man sich erst wieder auf den Song einlassen muss, um seine Stärken zu verstehen. Aber eben immer noch ein treffender Schnappschuss dieser Zeit.
Ein Psych-Song, aus dem die Drogen geradezu herausspringen, total wild in seiner Verspieltheit und durchgedrehten Orgel.
Umso erstaunlicher, dass Strawberry Alarm Clock (auch so ein Bandname!) damit auf #1 in den US-Charts schossen und über eine Million Singles verkauften!
Ende 1967 ein #5-Hit für Gene Pitney, der 1988 noch einmal eine Renaissance erlebte. Marc Almond nahm zunächst allein ein Cover von "Something's Gotten Hold Of My Heart" auf, holte aber zur Single-Veröffentlichung Altmeister Gene Pitney hinzu. Die Kollaboration wurde für vier Wochen eine Nummer 1 in Großbritannien.
The Chocolate Watchband war trotz des süßen Namens eine der härteren Garage-Rock-Bands ihrer Zeit und galt als die amerikanische Antwort auf die Rolling Stones. Bei den Vocals ist der Vergleich durchaus nachvollziehbar, doch musikalisch ist ein Song wie ihre Debütsingle "Sweet Young Thing" schon noch kompromissloser (und etwas eintöniger) als es die Stones waren.
Erstaunlich: obwohl in Europa "What A Wonderfui World" ein Megahit war (zum Beispiel in Großbritannien der erfolgreichste Titel in 1968 überhaupt) und ihn hier wohl jedes Kind kennt, ist Louis Armstrong großer Hit in den USA komplett gefloppt und hatte zunächst weniger als 1.000 (!) Singles verkauft. Erst der späte Einsatz in "Good Morning Vietnam" 1988 brachte Armstrongs Ode des Optimismus auch in den Staaten in die Charts (#32).
Ein wunderschöner Song der britischen Band "The Moody Blues", der neben der gefühlvollen Stimme des Sängers Justin Hayward auch vom Einsatz diverser zielsicher eingesetzter Instrumente, wie Mellotron und Querflöte, geprägt ist.
Für immer im Gedächtnis haften bleiben wird er mir aber vor allem, weil er bei meiner eigenen Hochzeit als Einlaufmelodie zum Einsatz kam und damit stets mit dem für mich bewegendsten Moment dieses besonderen Tages verbunden bleiben wird.
Zu einem wirklich großen Hit wurde "Nights in White Satin" übrigens erstaunlicherweise erst bei seiner Wiederveröffentlichung im Jahre 1972, als er zur Nr. 2 in den US-Charts avancierte. Bei der Erstveröffentlichung reichte es aber zumindest mal zur Nr. 1 in Belgien und in den Niederlanden.
Für mich - wie sicher für viele andere auch - die Flower-Power-Hymne schlechthin! Jedes Mal, wenn man diesem Song und der sehr melodischen Stimme von Scott McKenzie lauscht, hat man das Gefühl mitten in den späten 60ern oder frühen 70ern umgeben von zahlreichen langhaarigen Hippies auf einer Wiese zu sitzen und mit sich und der Welt im Einklang zu sein. So kann man sich an "San Francisco" auch nicht satt hören, auch wenn es schon unzählige Male den Weg in die Gehörgänge gefunden hat.
Der von Mamas & Papas-Boss John Philips (der auch Leadgitarre und Sitar spielte) geschriebene Song schaffte es immerhin zur Nr. 1 im UK und führte auch in Deutschland sechs Wochen lang die Charts an.
Ich weiß gar nicht mehr genau, wo ich diesen Song der englischen Freakbeat-Combo "The Smoke" eher zufällig entdeckte. Er fand auf jeden Fall irgendwie Einzug in eine meiner Playlists und eroberte schnell mein Herz. Nach einem extrem coolen instrumentalen Anfang entwickelt sich ein unfassbar treibender Song, den der extrem eingängige Refrain dann zum absoluten Ohrwurm werden lässt. Im psychedelischen Gewand daherkommend bietet "My Friend Jack" - passend zum Sound - zahlreiche Anspielungen auf Drogenkonsum, mit denen sich die Band damals sicher nicht nur Freunde machte.
Die ultimative Version dieses Stücks, ungeachtet der ebenfalls großartigen Varianten der Supremes bzw. von Kim Wilde. Aber boy, wie schwer ist es diese defintive Fassung zu finden? Bitte nicht die Single-Variante, sondern die fast siebenminütige Version anhören, wobei das Intro in meiner Erinnerung noch länger gezogen war und der Song dadurch noch gequält-schleppender klingt und deshalb den guten Gegenpol zur beschweingten Supremes-Interpretation darstellt.
Einfach nur saublöd, irgendein Stück dieses Jahrhundertalbums heraus heben zu müssen, aber heute ist es dann eben dieses hier (und morgen vielleicht Sunday morning und übermorgen dann doch Heroin). Dann eben doch Lou Reed und nicht Nico, eher Drogen als Sadomaso und ein nervig-aufputschender Rhythmus anstatt die kernige Aussage durch süßes Gesäusel oder kakophonischen Noise zu übertünchen. Ihr merkt: Ich bin wütend.
Ein auf so vielen Ebenen zeitloser und heute noch visionärer Song, manche würden sagen: Track, bei dem ich nicht weiß, wo ich mit dem Lob anfangen soll. Vom Einstieg mit dem abschwellenden Applaus, über den Text bis zum Bruch, der im zweiten Teil quasi einen zweiten Song einleitet, der sich auf dieser herrlichen orchestralen Kakophonie herausschält und kurz als Klaviermarsch tarnt, um dann nochmal als Aufbäumen des Orchesters zu reüssieren. Den Quatsch mit der nervigen Auslaufrille, der sicher Generationen in den Wahnsinn getrieben hat, als sie zu der Platte dachten, einschlafen zu können, finde ich dabei ja fast am langweiligsten.
Schönes Gegengewicht zur gewollten Größe von A day in the life und dem ganzen Sgt Pepper-Album. Perfektes, leichtes Popstück, zumindest hört es sich so an, aber klar, dass da natürlich auch ein Genius dahintersteckt, das dann so klingen zu lassen. Die Vorstellung, dass dieser Song mehr oder weniger auf einer Doppel-A-Seite versauert, anstatt aufs Album genommen zu werden, ist ebenso wichtig, wie die Erkenntnis, dass eine fantastische deutsche Adaption davon einer der besten Udo-Lindenberg-Songs ist.
Das ist oberflächlich ein harmloses kleines Liedchen auf diesem Werk voller Drogen, Masochismus und den Todesgesängen des Schwarzen Engels. Aber halt so catchy und nicht nur für Sonntagmorgen in der lichtdurchfluteten Altbauwohnung in Berlin genau der richtige Song, sondern auch an allen anderen Wochentagen und Lebenslagen. Das Stück, das man dem unbeeindruckten Nicht-Velvetianer aufdrückt und dann kommt er irgendwann nicht mehr raus aus dem Sog der Banane.
Legendär allein durch die Tatsache "Song, der nicht auf dem gleichnamigen Album enthalten ist, sondern bereits vor dessen Erscheinen auf einem anderen Album war", wie viele ähnliche Stücke gibt es bitte, ich möchte sie alle wissen.
Davon abgesehen einer der unzerstörbaren Doors-Songs, ich mag die lang-ausschweifenden ja eh am liebsten, hallo: Riders on the storm, nee, du nicht unbedingt: The End.
Was für eine Single mit zwei A-Seiten, die jedem Album (nicht nur der Beatles) gut zu Gesichte stünden. Hymne, höre ich mir immer wieder gerne an, da lasse ich mir auch ob der Bekanntheit gar nichts einreden. Ich glaub, ich stand auch schon im Central Park an der Stelle (oder bin ich auf der Tour nur vorbeigefahren, wie auch am Dakota-Building? Ich glaube die Klammer stimmt), tut aber nix zur Sache, in der Abbey Road war ich ja auch noch nicht, um den Hampelmann zu machen.
Obschon der Titel einige Jahrzehnte älter ist, denke ich auch immer gleich an die von Künstlerhand kuratierten Festivals, die bei der gleichnamigen Agentur in London ihren Ausgang nahmen und der an sich natürlich schon ein Versprechen an den Zuhörer ist. Wahrscheinlich meine Lieblingssangesleistung von Nico auf dem VU-Debüt, man hört die Sehnsucht in jeder Zeile.
Das titelgebende Stück des zweiten Doors-Albums, bei weitem nicht das beste auf der Platte, aber eines, das im Ohr bleibt. Auch hier verbinde ich es zum einen mit den Szenen im Film: Einer längeren Montage, wo schön gezeigt wird, wie das alles entgleitet, mit dem Erfolg, dem Drogenkonsum und der Promiskuität ihres Sängers. Zusätzlich auch Titelgeber des Cyberpunk-/Near-Future-Films von Kathryn Bigelow aus dem Jahr 1995. Die darin enthaltene Coverversion von Prong, die sehr metallig ausfällt, ist sogar eines der besten Stücke der Band, fügt neben der "Modernisierung" des Sounds dem Stück aber natürlich nicht viel Neues hinzu, selbst die Orgel ist geblieben (und wird auch beim Cover von Ray Manzarek gespielt).
Der Drogensong schlechthin (zumindest in meinem Kopf), hält er doch immer dafür her, wenn der Verstand einen Spaziergang macht, ob mit oder ohne erlaubte Mittel, von Matrix bis The Game. Naheliegend natürlich, verweist doch bereits der Titel auf die bekannte Figur aus dem Wunderland, die Alice den Weg weist. Spricht mich durch den hypnotischen, ungewöhnlichen Rhythmus an, generell eher musikalisch als stimmlich.
Ob es da jetzt um Drogen oder eine Kinderzeichnung geht, ist mir eigentlich wurscht. Der Text und die Stimmung erzeugen jedenfalls eher ein Gefühl in Richtung Option1, so ungefähr Champagne Supernova-Style. Musikalisch für Beatles-Verhältnisse ja schon fast simpel oder routiniert, aber hier höre ich auch mal auf den Text und erfreue mich an Wortwahl und Konstruktionen von "marmalade skies" bis zum "girl with the kaleidoscope eyes". Wird eigentlich nur von "I'm the walrus" getoppt.
Und wieder eine Episode meiner tausendbändigen Reihe "Songs, die ich durch Filme diggen gelernt habe". Dieses Mal ist es nicht der Doors-Film, sondern ein paar Jahre früher der cringe-campy-80er-Vampir-Film "The Lost Boys". Ohne Kenntnis der Band geschweige denn derer Bedeutung und Historie gehört, aufgesogen, nicht mehr weggegangen. Und halt auch immer noch gut.
OK: DAFÜR hat sich die Aktion schon wieder gelohnt. In "The Lost Boys" spielen nicht die Doors den Song, sondern - festhalten - Echo and the Bunnymen. Die ich damals natürlich gleich dreimal nicht kannte und deren poppige Version eigentlich auch viel schlechter ist als die der Doors.
Ein running gag in meinen Charts seit Beginn: Die Gegenüberstellung von fröhlich und melancholisch, quasi das laut/leise der 60er-Jahre. Hier eher tragisch-dramatisch dargebotene Strophen und die Auflösung in einem euphorischen, sich öffnenden Refrain, der mich immer wieder mitnimmt auf eine begeisterte Arme-in-die-Luft-Sequenz.
Das ist der ideale Pink Floyd-Song, wenn ich mir am Reißbrett selbst zusammenlöten dürfte (sagt man doch so, oder?), wenn ich da dran denke, dass so ein schrecklicher Quatsch wie "The Wall" auch das Label "Pink Floyd" bekommt, da schaudert es mich ja im Vergleich richtig. Aber klar, da liegen 12 Jahre und Äonen in Band- und Musikhistorie dazwischen.
Drogenquatsch absolut zeitgenössisch, aber durch den nervösen Grundton auch sicher so, dass es den Plattenhörer eher unruhig-wimmernd vor seiner Stereoanlage wippen ließ, als er die Scheibe zum ersten Mal auflegte. Wenn's verstört ist es immer gut, weil dann bleibt's.
Die ganzen herbei-fabulierten Bezüge zu Sacher-Masoch (ok, fabuliert wird hier gar nix, bei dem Titel ist das ja offensichtlich) interessieren mich bei diesem Stück herzlich wenig. Ab den ersten Sekunden zieht mich die Viola John Cages in den Bann und lässt mich wie Lou Reeds Gesang nicht los. Ganz großartige Atmosphäre, da kommt man nicht mal dazu a thousand years zu schlafen, ich schwör.
Faszinierend seit dem ersten Hören, weil der Aufbau des Songs eine recht konkrete Vorstellung von Konsum und Wirkung einer Droge macht und wie sich dabei alles ändert: Die Stimmung, die Geschwindigkeit, die Ordnung und Struktur der Dinge. Meine Vorstellung gerade von Heroin ist zwar genau umgekehrt wie in dem Stück, also nicht vom ungezielten Schlendern zum aufgepeitschten Galopp durch die Etagenwohnung, sondern eigentlich genau umgekehrt, aber - hey! - was weiß ich schon? Da überlasse ich lieber Schaffner Lou Reed die Aufgabe des Kartenabreißens und lehne mich entspannt auf meinem reservierten Platz in der ersten Klasse zurück.
Top-Song, höre ich mir immer wieder gerne an. Wird inzwischen (vielleicht aber auch schon immer) von der Szene im Doors-Film überstrahlt, als Jim/Val Kilmer die Zeilen Kyle MacLachlan (wie geil das ist, wenn man rausfindet, dass er ja Ray Manzarek spielt) am Strand vorsingt. Und dessen Reaktion ist halt auch meine "Man, these lyrics are really heavy lyrics". Ach nee, Scheiße. Das sagt ja B.B. King zu Bono in "Rattle and hum". Aber so was ähnliches sagt er und muss er ja nicht mal "Let's swim to the moon. Let's climb through the tides" - Ich meine, geht's noch ein bisschen geiler? Ich sage: nein.
Wieder eines dieser eigentlich vom Oldie-Radio zu Tode genudelten Evergreens, bei denen man mit Schrecken schnell weiter am Senderrad dreht, aber das ist schon die Ausnahme. Vielleicht ist es die klare Handlungsanweisung, die bei mir gut rein geht: Wenn San Francisco, dann Blumen im Haar. Wie die ersten Schritte in BASIC, alles klar formuliert.
Keine Ahnung, wo mir der Song zum ersten Mal über den Weg lief. Ich denke, in den 80ern war Reet Petite aus obskuren Gründen 30 Jahre nach Veröffentlichung nochmal in den Charts und durch ein tolles claymation-Video auch im Musikfernsehen präsent. Aber dieser hier? Eventuell wurde der häufiger in Filmen verwendet? Wie auch immer: Ist er einmal im Ohr, bekommt man den da sehr schwer wieder raus.
Das ist schon unter Schmerzen bzw. Zweifeln an der eigenen Expertise in Sachen Musikhistorie, wenn man sich schon fast kategorisch dem Werk von Jimi Hendrix verweigert. Aus Trotz wollte ich schon die Bob-Dylan-Version von All along the watchtower in meine Charts aufnehmen, aber die ist natürlich auch scheiße. An den Jimi, der als Figur und Virtuose natürlich in seiner Wichtigkeit und Relevanz unbestritten ist, komme ich aber trotzdem nicht näher ran. Schön spielen können hat mich nie interessiert, gerade mit so Gitarrengegniedel kann man mich trotz einer kurzen Metal-Phase eh jagen, dann doch lieber gleich anzünden.
Bei Purple Haze kann ich mir wenigstens einreden, dass mich dieser fette Sound und die verzerrte Stimme lange genug vom Gitarrengewichse ablenkt, dass ich mir es auch zweimal anhöre. Schon sehr anmaßend von mir.
Ja, klasse solch einen epischen Song zu machen, in einer Zeit, wo die übliche Single deutlich unter drei Minuten lang ist. Und dann noch die berühmte Ödipus-Stelle, bei der ich dennoch lediglich "...i want to....ölölölölölölölölö all night long baby" verstehe, auch wenn ich es mir noch weitere 50 Jahre anhöre. Hypnotisch, poetisch, spannend. Halt leider auch etwas überstrapaziert, weswegen ich dann doch andere Doors-Stücke vorziehe.
Vor allem der bescheuerte Text, aber auch die geniale Oasis-Coverversion bzw. die Tatsache, dass Oasis in den Anfangstagen dieses Stück immer als Abschluss des Sets (keine Zugaben) spielte. Wenn man erst danach das Beatles-Original hört, kann das leider nicht wirklich mithalten, sorry. Aber immer noch herausragend gegen fast alles anderes, was 1967 erschien.
Grenzwertig, diesen Song als 67 zu werten, wurde die Single erst am vorletzten Tag des Jahres veröffentlicht, aber um die absurde Thematik des Stücks auf die Spitze zu treiben, muss das einfach erlaubt sein. Erinnert sich noch jemand an den Song, den Clawfinger über das Rock-am-Ring-Festival 1994 und die ganzen Bands, die damals gemeinsam mit ihnen auftraten, schrieben? Nein, weil es den nie gab und man sich nichts Dümmeres ausdenken könnte.
1967 war das völlig anders als Eric Burdon das Monterey-Pop-Festival im selben Jahr und die dort auftretenden Künstler in einer quasi oral history verewigte. Übrigens ein Event, das für die Bedeutung der Interpreten selbst nichts weniger als wegweisend sein sollte.
Das Ganze hat dazu einen beschwingt-treibenden Groove, der mich - kein Witz - im besten Sinne an Northern Soul denken lässt.
Das spannendste ist hier für mich vor allem der Beginn des Stücks, wo dieser drohende Drum-Beat so einen verheißungsvollen Auftakt darstellt, schon fast wie der Trommelwirbel vor dem großen Akt in der Manege. Der bleibt aber leider aus und ab dem ersten Refrain klingt das ganze leider sehr zeittypisch, was in dem Fall auch bedeutet: dated.
Erst ganz am Ende in meine Charts gerutscht und schon klar, dass ich mich damit als Banause oute, 92 Millionen Spotify-Streamer can't be wrong. Für mich durch Cohens Vortrag am interessantesten - erwartet man doch von einem Love-Song mit Frauennamen eher schmachtend-säuselnden Gesang. So nehme ich das hier aber nicht wahr, sondern als entspannt-angespannten-laid-back-einen bestimmen Weg entlanggehenden Sermon. "Jesus was a sailor / when he walked over the water", das ist doch hoffentlich witzig gemeint, ich empfinde es jedenfalls als extrem spaßig und muss jedes Mal schmunzeln, wenn die Stelle kommt.
Normalerweise sind Horror-Komödien ja das Grausigste aller Filmgenres (gut, neben Musicals), aber Roman Polanski war 1967 einfach so früh und so gut am Start, dass er diesem Thema für immer seinen persönlichen Holzpflock ins Herzchen gerammt hat.
"Tanz der Vampire" ist flott, aber nie doof ("Pardon me, but your teeth are in my neck") und spielt nicht nur erfolgreich mit allen möglichen Referenzen an die Vampirkultur, sondern gelingt es darüber hinaus noch, bei all dem Slapstick auch eine gewisse Spannung zu erzeugen.
Für mich ist "You Only Live Twice" mehr noch als "Goldfinger" der archetypische James-Bond-Film: exotische Locations (hier Japan und das Weltall), Schurken mit auf 11 gedrehter Megalomanie (die Raketenbasis im alten Vulkankrater, irr!), eine Story, die zum Blueprint für kommende Bonds werden sollte (Drehbuch von Roald Dahl), einer der ganz großen Eröffnungssongs (Nancy Sinatra nach John-Barry-Noten), bester Sixties-Style (Production Design von Kubricks Ken Adam) und natürlich Sean Connery.
Vor zwanzig Jahren hatte ich "You Only Live Twice" noch mit 9/10 bewertet, aber gewisse Längen, insbesondere in der Japanisierung von James Bond zu Unterwanderungszwecken, sind dann doch nicht zu bestreiten. Alles in allem aber immer noch ein großer Spaß mit allerbesten Schauwerten.
Yolo!
Erneut eine stilistische Meisterleistung von Melville. Gnadenlos kühler Thriller, so eiseskalt, dass er beinah seine eigene Spannung erfriert.
Mit etlichen fantastischen Momenten, als Beispiel sei ein Schnitt in einer Szene genannt, der direkt von der Polizeibesprechung in die Verbrecher-Runde geht und dermaßen übergangslos in einer Bewegung von zwei verschiedenen Charakteren ist, dass ich zurückspulen musste, um noch einmal diesen Szenenwechsel zu verstehen. Ebenfalls großartig dann die stille und in Teilen sogar regungslose Verfolgungsjagd gegen Ende.
Bis auf diese Sequenz ist "Le Samourai" allerdings eher kein Nervenfetzer, sondern mehr eine distanzierte Betrachtung über ein Katz-und-Maus-Spiel, das ihre Faszination aus dem Stil der Bilder und der Konsequenz der Erzählung zieht.
Luis Bunuels großes Spätwerk ist für seine Verhältnisse beinah plotorientiert, zumindest verglichen mit den Absurditätshöhen, die er bei "Das Gespenst der Freiheit" oder "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" in den 70ern erklimmen wird.
"Belle De Jour" erzählt die Geschichte einer Ehefrau, die aus Verdruß am modernen Leben zur Edelprostituierten wird. Bunuel ist dabei nie ganz auf eine Position festzunageln.
"Belle De Jour" bleibt dank Bunuels grundsätzlichem Hangs zur Abstraktheit ein Film des kalten Fühlens, der sich nie erklären will.
Meistens ist es schwer nachzuvollziehen, warum die DDR-Führung manche Filme ihrem Volk nicht zumuten wollte, zu sehr manifestiert sich hier die Paranoia einer Diktatur als dass die Filme wirklich allzu offenherzig kritisch ihre Punkte vorgetragen hätten.
Bei "Spur der Steine" dagegen wundert es mich, dass Frank Beyer diesen Film überhaupt zu Ende drehen durfte. Ein subversives Meisterwerk von auch heute noch erstaunlicher Wut, das sich um das Kraftfeld Manfred Krug dreht, der als Individualist, Rüpel, Gauner und hart arbeitender Working-Gang-Leader eine Projektionsfläche für viele Sehnsüchte darstellt.
Nicht jeder Winkelzug und jede Gremiumssitzung ist mir mit meinem westdeutschen Blick verständlich, aber im Grunde ist auch egal, welches Komitee jetzt warum Krugs Vorarbeiter Ballas auf dem Kieker hat, denn er wäre für jede Gesellschaft ein Unruheherd des Unangepasstseins.
Erstaunlich und erfreulich modern ist zudem die zentrale Frauenfigur Kati Klee, die auf dem Bau arbeitet, in einer ungewöhnlichen Dreiecksbeziehung landet und für die Männer ihre Frauen verlassen (oder dann eben letztlich doch nicht).
Starker Film.
Im Grunde erzählt "Don't Look Back" 'nur' die Geschichte einer Konzerttour Bob Dylans durch England in 1966. P.A. Pennebacker gelingt es aber trotzdem, einen viel größeren Scope abzudecken, obwohl alles einfach "passiert", wenig inszeniert ist oder darauf hingearbeitet erscheint.
"Don't Look Back" ist auch ein wunderbarer Einblick für all jene, denen nicht so ganz klar ist, warum dieser alte, enigmatische Katzen-Krächzer mit dem wirren Feudel auf dem Kopf mal die Verkörperung von "Coolness" war.
Dylan ist irre "da" und gleichzeitig in größter Lässigkeit immer woanders als alle ihn haben möchten.
Die Konzertaufnahmen von Dylan allein auf der Bühne, angestrahlt von einem einzigen Scheinwerfer sind ein Meisterstück. Total reduziert, null fancy, aber machen auch gerade deshalb deutlich, was für eine Präsenz Dylan hatte und dass er überhaupt keine Sperenzchen nötig hatte.
P.S.: Von den Liveaufnahmen sind übrigens "Love Minus Zero" (ab 27:20) und "It's Alright Ma, I'm Only Bleeding" (ab 23.30) die Höhepunkte:
www.youtube.com/watch?v=5VvHyCy5kDs
Neben "Bonnie & Clyde" ist "Die Reifeprüfung" ("The Graduate") der filmhistorisch wichtigste Film des Jahres, sozusagen das verspieltere Antlitz von New Hollywood zu Arthur Penns radikaler Gangsterpärchenballade. Doch auch ohne Maschinengewehrmorde liegt in "The Graduate" ordentliche Sprengkraft, hat er doch einiges zu freier Liebe und freien Frauen zu erzählen. Mike Nichols Nachfolgefilm zu "Wer hat Angst vor Virgina Woolf?" war zudem ein phänomenaler Erfolg, spielte weltweit 100 Millionen Dollar ein, war der erfolgreichste Film des Jahres und brachte Nichols im Folgejahr den Oscar für die beste Regie.
Nur der "Evangelische Filmbeobachter" gab die übliche Spaßbremse:
„Verwaschener Hollywood-Film, bei dem nicht einmal klar wird, ob die bisweilen auftretende Komik gewollt oder ungewollt ist. Unnötig.“
"Incident" ist ein im besten Sinn unangenehmer Film.
Larry Peerces 1967er Drama nimmt sich zunächst viel Zeit, seine Charaktere einzuführen. Nach gut der Hälfte der Spielzeit sitzen nun all unsere Figuren zusammen in einem U-Bahn-Wagen und zwei junge, betrunkene Halbstarke (Tony Musante & Martin Sheen) terrorisieren alle Anwesenden. Fehlende Zivilcourage trifft auf rassistisches, homophobes Verhalten von jungen Schlägern und führt unweigerlich zur bitteren Eskalation.
Stark und verstörend.
Der Plot von "2 oder 3 Dinge, die ich von ihr weiß" hängt am dünnsten Faden: eine junge Ehefrau aus den Hochhausbauten am Rande von Paris prostituiert sich.
Doch Godard ist weniger am Elend oder am Abstieg interessiert, sondern an der Kommodifizierung von allem und jedem. Aus dem Off flüstert er philosophische Exkurse - vom Existenzialismus über den Marxismus bis zur Psychogeographie des Situationismus - in den Bildern zeigt er schöne Menschen in besten Bildkompositionen und stärksten Farben. Das ist mal hypnotisch, mal egalig, immer schwer zu greifen, aber nie anstrengend (im Gegensatz zum späten Godard).
Im direkten Vergleich bevorzuge ich allerdings Godards im Vorjahr gedrehten "Masculin, Feminin" (#5, 1966), der ähnliche Themen spielerischer verarbeitete.
Mit nur 28 Jahren drehte Glauber Rocha diese erstaunliche Anklage gegen die brasilianischen Zustände. Ein komplexer Film, der in Rückblenden von den Fehlern und den enttäuschten Hoffnungen der Hauptfigur erzählt und die Korruption jeder Seite der Gesellschaft anklagt.
Das ist manchmal auch verwirrend und etwas anstrengend, belohnt aber mit einer fantastischen zehnminütigen Schluß-Montage, der es gelingt im schwarz-weißen Bild ein psychedelischen Polit-Feuerwerk zu zünden, das ich so höchstens bei Werner Herzogs Ende von "Lebenszeichen" gesehen habe.
Allein dafür ist "Land In Trance" (aka "Entranced Earth") unbedingt sehenswert!
Filmhistorisch die klare Nummer 1 des Jahres 1967: der große Big Bang, der New Hollywood zündete und damit die Filmwelt auf immer (oder zumindest für die nächsten zehn, fünfzehn Jahre) entscheidend veränderte. Beatty & Dunaway in den Hauptrollen leben ihre Bonnie & Clyde und die Schlußsequenz mit seiner Dauerschussmassaker hat bis Peckinpahs "The Wild Bunch" keiner so eindrücklich hinbekommen. Gefühlt habe ich Bonnie & Clyde allerdings erstaunlich wenig, weshalb mich Arthur Penns Zeitenwender mehr "interessiert" als dass er mich begeistern kann.
Im Grunde ein simpler, geradliniger Film: das Menschenjunge Mogli wächst unter freundlichen Tieren im Urwald auf und soll zu Beginn seiner Adoleszenz zurück in die "Zivilisation" geführt werden. Allerlei Gefahren warten auf Mogli & Co, die kämpferisch, spielerisch und tänzerisch überwunden werden.
Die größte Stärke von "Dschungelbuch" ist sicherlich sein Soundtrack, der einen Tränen weinen lässt, warum Disney irgendwann in den 80ern begonnen hat, den größten Kitsch über seine Filme zu kleistern, wo doch einer ihrer größten Erfolge* überhaupt zeigt, dass man einen Kinderfilm auch wunderbar mit Swing und Jazz bespielen kann. Das berühmte "The Bare Necessities" (deutsch: "Probier's mal mit Gemütlichkeit") wurde übrigens von einem blutjungen Van Dyke Parks - später Partner in Crime von Brian Wilson - arrangiert.
* Mit 27 Millionen Zuschauern (inklusive aller Re-Runs) ist "Das Dschungelbuch" nicht nur der erfolgreichste Film aller Zeiten in Deutschland, sondern das auch noch mit irrem Vorsprung. Der zweitplatzierte "Titanic" hat im Vergleich dazu "gerade mal" 18 Millionen Besucher in die Kinos gezogen.
Godards "La Chinoise" oder "Linksradikales Pamphlet - Der Film".
Selbst für den Godard der späten 60er ist "La Chinoise" außergewöhnlich politisch und gesschwätzig. Aus einfachsten Mitteln, aber mit dem Godard'schen Händchen für Farben, Stil und Pop, entwickelt er hier eine Diskussion über den Zustand linker Politik in den ausgehenden 60ern. Besonders bemerkenswert ist natürlich dass "La Chinoise" ein Jahr vor 1968 gedreht wurde und so ein unschätzbarer Snapshot für die Befindlichkeiten und Gedanken der jungen Generation vor dem Aufruhr ist. "La Chinoise" erzählt mehr über die Geschehnisse von Frankreich im Mai 68 bis zur RAF in Deutschland als jede zurückblickende Dokumentation es seitdem vermochte.
Pauline Kael, die zu meiner Überraschung von "La Chinoise" begeistert war, schreibt ganz richtig: "We don’t have time to catch up with the future that is here, and Godard is already making movie critiques of it—documentaries of the future in the present. (...) LA CHINOISE is a satire of new political youth, but a satire from within, based on observation, and a satire that loves its targets more than it loves anything else—that, perhaps, can see beauty and hope only in its targets. But not much hope. (...) At this point, it would be easy for him to court popularity (...) by making his revolutionaries romantic, like the gangster in BREATHLESS. Romantic revolutionaries could act out political plots instead of robberies. But he does not invest the political activists of LA CHINOISE with glamour or mystery, or even passion. His romantic heroes and heroines were old-fashioned enough to believe in people, and hence to be victimised; the members of Véronique’s group believe love is impossible, and for them it is. Godard does just what will be hardest to take: he makes them infantile and funny—victims of Pop culture. And though he likes them because they are ready to convert their slogans into action, because they want to do something, the movie asks, “And after you’ve closed the universities, what next?”
Seijun Suzukis "Branded To Kill" hat mir um einiges besser gefallen als sein "Tokyo Drifter" aus dem Vorjahr, ist aber dann doch zu sehr ein "Meisterwerk des Absurden".
"Branded To Kill" sieht großartig aus und hat wirklich etliche beeindruckende Szenen, aber insbesondere das letzte Drittel mit dem Stillstand-Kampf der beiden Profikiller wird dann doch so rätselhaft-zäh, dass ich das nur aus einer Respekt-Perspektive gut finde, mich aber inhaltlich nicht mehr greift.
"Branded To Kill" ist aber sicher ein Paradebeispiel für weirde japanische Filme und wirkt manchmal, als würde man dem gemeinsamen Vater von Jim Jarmusch und Sion Sono beim Tagwerk zuschauen.
Audrey Hepburns letzter großer Film ist - ungewöhnlich für den Herzensbrecher Hollywoods - ein tighter Thriller, der aus einer einfachen Prämisse viel macht: Hepburn spielt eine blinde Frau, in deren Wohnung drei Gangster ein verstecktes Drogenpaket vermuten.
Ich würde zwar nicht so weit gehen wie Stephen King, der "Wait Until Dark" als das "scariest movie of all time" und Alan Arkins Performance als "the greatest evocation of screen villainy ever" bezeichnete, aber Spannung ist Terence Youngs Film nicht abzusprechen.
Dieser Beitrag zum Neuen Deutschen Film von Roger Fritz ist natürlich nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Früh-2000er-Teeniekomödie, sondern atmet den Geist der Counter Culture und - zumindest aus End60er-Perspektive - auch der weiblichen Selbstbestimmung. Seine Stärken hat "Mädchen Mädchen" vor allem in Bild (Roger Fritz kommt von der Fotografie, "Mädchen Mädchen" ist sein Debütspielfilm) und Ton (Beat!), weniger in einer vielschichtigen, abwägenden Charakterzeichnung, deren Fehlen aber durch eine Atmosphäre der Gefahr ausgeglichen wird, die über allen noch so freien Szenen schwebt.
Fiktionale Verfilmung der legendären True Crime Novel von Truman Capote - womöglich der Urtext des ganzen Genres!
Gefilmt in schön düsterem Schwarz-Weiß, das "In Cold Blood" ein Film Noir - Feeling gibt, auch wenn femme fatales hier weit und breit nicht zu sehen sind. Etwas problematisch finde ich allerdings die Fiktionalisierung der Erzählung und die Abkehr vom Reportagenhaften der Capote-Vorlage, denn dadurch verliert "In Cold Blood" etwas an seiner kühlen Wucht und zudem ist (die allerdings auch im Buch bereits angelegte Parallelkonstruktion der Mörderflucht mit der Polizeiarbeit) nicht spannungsförderlich.
Stark ist vor allem Robert Blake, der die Gebrochenheit seines Charakters Perry so gut darstellt, dass er selbst bei den schlimmsten Taten noch Empathie zu erzeugen vermag. Meine Lieblingsszene, herzzerbrechend: die Befragung von Perrys Vater (Charles McGraw), die in nur fünf Minuten so unendlich viel kaputtes Leben spiegelt.
„Verdammte Scheiße, der Nachtwächter!“ –
„Kontrolliert der?“ –
„Nein, er legt Eier!“
So schreibt man flippige Dialoge! Diese Kuriosität aus den späten 60ern ist ein astreiner deutscher Exploitation-Film. Bei dem Filmtitel „Das Rasthaus der grausamen Puppen“ hatte ich eigentlich einen Horrorfilm mit, nun ja, grausamen Puppen erwartet, aber die hier in Rede stehenden „Puppen“ sind lediglich flapsig so benannte Girls, die aus dem Knast ausgebrochen* sind und nun in einem englischen Pub (oder wie wir in den 60ern sagen: Rasthaus) für ordentlich Mayhem sorgen, absichtlicher- wie unabsichtlicherweise.
Ein doch überraschend hoher Bodycount und eine sich ständig selbst überschlagende Story mit etlichen absurden Subplots machen das ganze wie die knorke Beatmusik im Soundtrack doch zu einem überraschend duften Erlebnis.
Angesichts dessen, dass ich Rolf Olsens „Blutiger Freitag“ schon ziemlich fantastisch fand, muss ich mich vielleicht doch ein wenig mehr mit der Olsenschen Filmographie befassen. Ist der Typ ein unbesungener Held des deutschen Bahnhofkinos?
*herrlich absurd, wie die 5 Mädels aus dem Frauengefängnis aus- und wirklich SOFORT in ein Kaufhaus einbrechen!
Da wird dann erstmal die Damenbekleidungsabteilung und der Lippenstiftschrank geplündert.
Klar, wer täte das nicht!
Ein junger Mann in einem sauberen Bad.
Er beginnt sich zu rasieren. Er rasiert sich noch einmal. Und noch einmal.
Er blutet, er blutet mehr.
Martin Scorseses siebenminütiger Kurzfilm von 1967 ist erstaunlich radikal, von einer so unangenehmen Körperlichkeit, dass er auch vom jungen Jörg Buttgereit stammen könnte.
Bresson bleibt ein alter Depri-Fuchs.
"Mouchette" ist im Grunde eine Neuauflage seines "Au Hasard Balthazar" von 1966, nur dass diesmal kein armer Esel all das Unglück der Welt auf seinen Schultern hat, sondern ein junges Mädel.
"Robert Bresson has made several films of such sobriety that while some people find them awesomely beautiful, other people find sitting through them like taking a whipping and watching every stroke coming". (Pauline Kael).
Groovy, man!
Mehr Zeitdokument als Spielfilm mit richtigem Plot ist der vom jungen Jack Nicholson geschriebene "The Trip" aber dennoch unterhaltsamer als sein Ruf.
Roger Cormans filmische Aufbereitung eines LSD-Trips ist manchmal wirklich *trippy* und hypnotisch, dann wieder albern, in seiner visuellen Umsetzung im einen Moment vorhersehbar und dann wieder originell. Die besonders gelungenen Szenen spielen in der Wirklichkeit und zeigen den zugedröhnten Peter Fonda sozusagen von außen (die Waschsalon-Episode, in der Fonda eine geradezu kindliche Faszination mit dem Prinzip Waschmaschine entwickelt, ist dabei die beste) oder fangen schön die psychedelischen Nachtclubs des Hippie-Kaliforniens der ausgehenden 60er ein. In den Bad-Trip-Momenten lässt Corman Fonda allerdings durch wohl noch übig gebliebene Kulissen aus seinen alten Horrorfilmen laufen, was eher mäßig überzeugend wirkt.
Mit Peter Fonda in der Hauptrolle auf seinem ersten Drogenausflug, Bruce Dern als sehr bärtigem, brüderlichen Trip-Betreuer und Dennis Hopper als Hippie-Guru ist "The Trip" auch fabelhaft besetzt.
Bei einer seiner seltenen Aufführungen - hier auf der Berlinale 2018 - wurde "When I Am Dead And Pale" als "weder Schlager noch Beat, sondern als der ultimative Punkfilm des jugoslawischen Kinos, der schwärzeste der „Schwarzen Welle“" angekündigt. Und tatsächlich ist in Živojin Pavlovićs Film das Antiautoritäre, das Aufbegehren gegen die Umstände in jeder Minute zu spüren.
Gern würde ich schreiben, dass "In der Hitze der Nacht" vor allem in seiner Zeit verankert ist und seine emphatische Anklage gegen Rassismus heute obsolet... aber nun ja, ihr wisst ja selbst. Trotzdem ist die sozialhistorische Bedeutung von "In der Hitze der Nacht" größer als die Güte des Films, der für sich genommen ein nur leicht überdurchschnittlicher Kriminalfilm ist. Der eigentliche Punkt in Norman Jewisons Film sind aber natürlich die mal subtileren, öfter jedoch offen zu Tage tretenden rassistischen Spannungen in den Südstaaten.
Softcore-Papst und Skandalnudel Tinto Brass (Caligula! Salon Kitty!) stürzt sich in diesem frühen Werk mit allergrößter Spielfreude in das Swinging London der End60er.
Das Ergebnis wirkt zuweilen, als hätte jemand mit zwei linken Händen versucht, Michelangelo Antonionis Jahrzehntfilm "Blow Up" nachzudrehen. Immerhin spart Brass nicht mit Verweisen auf den Meister, der wörtlich mit Quellenangabe zitiert wird und dessen "Blow Up" tatsächlich auch auf Plakaten im Film zu sehen ist.
Überhaupt ist hier der größte Spaß von "Ich bin wie ich bin - Das Mädchen aus der Carnaby Street" (aka "Deadly Sweet" aka "I Am What I Am") zu finden: in der popart-crazy Ausstattung des Films, die aber geschmacklich immer das kleine bisschen daneben liegt, wie der Typ vom Land, der im Magazin gelesen hat, wie sich die Leute in der Stadt heutzutage so in Schale werfen. Das macht "Ich bin wie ich bin" weniger cool als zum Beispiel Elio Petris Popart-Wunderwerk "Das zehnte Opfer" (1965) oder eben Antonionis unsagbar coolen "Blow Up" (1966), aber dafür in seiner unbeholfenen Bemühtheit schon wieder süß. "Deadly Sweet" eben.
Die Story kann mit den Schauwerten (hier sei auch Ewa Aulin erwähnt - wer will schon B(ardot) sagen, wenn er auch A(ulin) haben kann?) nicht mithalten.
Zwar wurde "Ich bin wie ich bin - Das Mädchen aus der Carnaby Street" als "a sexy giallo thriller" vermarktet, aber sonderlich Giallo ist hier nichts, ist das Rätselraten um die Morde doch wenig unterhaltsam, die Suche nach dem Mörder eher mit humoresken Einsprengseln unterfüttert und die Auflösung allzu offensichtlich.
Das Ende seiner Geschichte findet Tinto Brass aber in einer nihilistischen Schönheit, die beeindruckend ist.
Kurioserweise weniger gut als sein ein Jahr später in die Kinos gekommener Pendant-Film "I Am Curious (Blue)", aber dennoch hat mir auch die "Yellow"-Version etwas besser gefallen als bei unserer letzten Begegnung im Januar 2012. Für beide "Curious"-Filme gilt, dass der eigentliche Skandalgehalt hinsichtlich der sexuellen Freizügigkeit eigentlich nicht wirklich der Rede wert ist, höchstens in seiner Nichtbetonung der Sexualisierung bemerkenswert.
Für viel mehr Sprengstoff sorgt dagegen seine politische Seite, die auch in beiden Filmen jeweils den interessantesten Aspekt der "Neugierig"-Filme darstellt - und wohl auch der Grund ist, warum ich "Blue" doch "Yellow" vorziehen würde, da der blaue Teil nicht nur stärker seine politische Agenda betont, sondern auch schlüssiger als ganzer Film funktioniert (auch wenn "Blue" noch mehr Meta ist als "Yellow"). Die gelbe Variante der Geschichte dagegen zerfällt mehr oder weniger in zwei Teile: einen politisch provozierenden und agitatorischen Interviewpart und eine zweite Hälfte, die sich um eine toxische Beziehung dreht, aber eigentlich nach 15 Minuten auserzählt ist. Wie Dave Kehr schlüssig, aber etwas zu harsch urteilt: "Thrill-hungry filmgoers in 1967 were curious enough to sit through 121 minutes of Vilgot Sjoman's numbingly dull political philosophizing for the sake of a few naked bodies. Today we can get our sex with less punishment, which is progress of a sort."
Ein farbenfroher Edgar-Wallace-Film, dessen Palette vielleicht auch Mario Bava zusammengestellt hätte. "Der Mönch mit der Peitsche" ist natürlich wie gehabt bei Edgar Wallace voll von Verdächtigen und absurden Twists, spielt das hier aber mehr auf der komödiantischen Seite aus.
Blacky Fuchsberger als Chefermittler und Siegfried Schürenberg als dessen Boss Sir John geben ein tolles Duo und Schürenberg ist die Freude am Spiel in jeder Szene anzumerken. Dazu noch eine schöne Schar Jungschauspieler von Siegfried Rauch bis Uschi Glas und das Setting in einem Mädcheninternat - viel mehr kann ein Film aus der Edgar-Wallace-Reihe dann ja auch gar nicht bieten.
Durchaus zäh über eine längere Zeit hinweg, aber im letzten Drittel hat mich "A Bullet For The General" dann doch bekommen, weil er in all dem hysterischen Geschieße und Geschreie auf einmal eine Ruhe in einer Freundschaft entdeckt (darf ich's sagen? Da ist nicht wenig Homoerotik am Start zwischen El Nino und El Chuncho, nicht?). Zudem spielt Gian Maria Volonté seinen Gangster gewordenen Rebell El Chuncho mit soviel Herzblut, dass "A Bullet For The General" von dieser Performance lebt. Auch der zunächst blasse Lou Castel wird mit seinem unterkühlten Spiel im Verlauf des Films zum passenden Spiegel für Volonté und Klaus Kinski ist ein angemessen durchgedrehter Rebellenpriester mit Handgraten- und Waffenvorliebe.
Ok, ich gebe schon zu, dass der Titel das interessanteste an "Inflatable Sex Doll of the Wastelands" ist, aber: WAS FÜR EIN TITEL!
"Inflatable Sex Doll of the Wastelands" ist ein Pink Film, also ein Vertreter des sehr japanischen Sex-Arthouse-Genres. Zwar sind nackte Frauenkörper Pflicht, aber eingebettet sind jene in Geschichten, bei denen keine Lederhosen jodeln, sondern oft absurd verfremdete Kriminalgeschichten erzählt werden. Regisseur Atsushi Yamatoya war zuvor Co-Autor bei Seijun Suzukis "Branded to Kill" (siehe Platz 9) und das ist auch ein guter Hinweis, in welche Abstraktheit sich "Inflatable Sex Doll of the Wastelands" bewegt.