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Songs des Jahres 1967


Version von Christian_alternakid :: 30.08.2021

1. I'm Waiting For The Man von The Velvet Underground Nico

Wenn ich "Waiting For My Man" als prototypischen Velvet-Underground-Song bezeichne, widerspreche ich mir natürlich selbst, denn auf der Alben-Liste habe ich ja gerade erst ausgeführt, dass VU auf ihrem Debüt gleich eine handvoll Genres (!) erfinden und in ihrer avantgardistischen, stilistischen Vielfältigkeit gar nicht zu fassen sind.

Und doch ist der sound of the Velvet Underground, den Jonathan Richman in seinem gleichbetitelten Lied so fasziniert bestaunt eben vor allem der "Waiting for My Man"-Sound: "Both guitars got the fuzz tone on / The drummer's standing upright pounding along / A howl, a tone, a feedback whine / Biker boys meet the college kind / How in the world were they making that sound? / Velvet Underground".

Wenn 35 Jahre später die Strokes den Rocknroll wiederbeleben und ständig der Vergleich zu den Velvets gezogen wird, dann lag das einmal an Jules Casablancas lakonischer, loureediger Intonation, aber eben auch an der Kombination aus Kickdrums und schneidenden Gitarren, repetitiven Motiven und nach vorne gehender Aggressivität. Diese Gleichzeitigkeit aus coolem Verharren und Immer-in-Bewegung-sein, aus Auf-der-Stelle-treten und Nach-vorne-stürmen.

How in the world were they making that sound?


2. Death Of A Clown von Dave Davies

Obwohl "Death Of A Clown" auch auf dem Kinks-Album "Something Else" erschien, ist der Song als Solo-Single von Dave Davies veröffentlicht worden. Daves älterer Bruder Ray Davies - und mit ihm in berüchtigtem Gallagher-esquen ewigen Streit verbunden - schrieb üblicherweise die Hits der Band, aber "Death Of A Clown", das zu meinen liebsten drei Songs der Davies-Brüder gehört, ist Daves großer Moment.


3. A Day In The Life von The Beatles

"A Day In The Life" ist der songgewordene Satz "mehr als die Summe der einzelnen Teile".
Die Struktur des Songs ist äußerst ungewöhnlich: Lennon Psych-Folk -> McCartney 60ies-Pop -> Lennon Psych-Folk -> großes Orchester -> ein Ton auf ewig.
Dürfte nicht funktionieren, tut es aber doch - und wie. "A Day In The Life" ist nicht nur der herausragende Track auf dem "Sgt Pepper"-Album, sondern auch in der ganzen Beatles-Geschichte einer der bemerkenswertesten. Und das sagt ja dann doch etwas.

I read the news today, oh boy
Four thousand holes in Blackburn, Lancashire
And though the holes were rather small
They had to count them all
Now they know how many holes it takes to fill the Albert Hall


4. My Back Pages von The Byrds

Neues Jahr, neues Dylan-Cover der Byrds in meinen Top10 (siehe auch: 1965, Mr Tambourine Man, #5)!

"My Back Pages" ist für mich sogar der Byrds-Song überhaupt oder trifft zumindest den Kern dieser Byrds-Ära am besten: Dylan-Songwritig, Harmonien aus dem Himmel und diese Gitarre! Jener Jingle-Jangle-Klang der Gitarren in "My Back Pages" ist für mich für den Rest der Musikgeschichte einfach nur "die Byrds-Gitarre", will ich einen Sound beschreiben, der die amerikanische West Coast, die Sonne und das Sehnen nach einer besseren Welt in einem Klang fasst.


5. I Am The Walrus von The Beatles

Auch wenn mir die Beatles-Vergleiche bei den frühen Oasis-Platten nicht immer sofort einleuchteten, steht außer Frage: ohne "I Am The Walrus" kein Liam Gallagher. "Walrus" ist von Attitude bis Sound, von Körperhaltung vor dem Mikrofon bis Weirdowahnsinn das Blueprint für Liams Karriere.

Auf derm zerrissenen "Magical Mystery"-Album der Beatles ist "I Am The Walrus" ganz klar der beste der "ursprünglichen" Songs: in England wurde "Magical Mystery" als EP mit den Filmsongs veröffentlicht, im Rest der Welt dagegen als LP, die zusätzlich noch die - nicht ganz so schlechten! - Single-Veröffentlichungen "Strawberry Fields Forever", "Penny Lane" und "All You Need Is Love" enthielt.

Hier ist meine Regel "nur ein Song pro Album" dann doch fast an seine Grenzen gestoßen, denn auch "Strawberry Fields Forever" und "All You Need Is Love" wären klare Top-20-Kandidaten gewesen. "I Am The Walrus" hat letztlich den Zuschlag bekommen, weil es dank seines merkwürdigen Grooves und den noch merkwürdigeren Lyrics mit nichtsdestotrotz unvergesslichen Dada-Stellen (Goo goo g'joob!) auf angemessen seltsame Weise zeitlos geblieben ist.


6. Good Times von Eric Burdon & The Animals

In den USA erschien "Good Times" als b-Seite von "San Franciscan Nights", das selbst seinen Platz in dieser Liste verdient gehabt hätte. Wo "San Franciscan Nights" eine Ode von Eric Burdon und seinen neuen Animals an Haigh Ashbury und das Hippetum in San Francisco war, ist "Good Times" urbritisch und outsmallfaced die frühen Small Faces mit seinem Pub-Sing-A-Long, das kurioserweise inhaltlich eher genau das Verschwnden von Zeit in Pubs bedauert. Den Burdon soll mal einer kapieren!
In einem völlig anderen Zusammenhang hatte "Good Times" Ende der 80er eine schöne Wiedergeburt: in Dominik Grafs tollem Krimi "Die Katze" sieht man die jungen Heinz Hoenig und Ralf Richter zu diesem Song in einem Auto feixen. Toll!


7. Waterloo Sunset von The Kinks

Unter all den Hits, die die Kinks in den Mitt60ern hatten, ist keiner ihrer Songs größer als "Waterloo Sunset". Ray Davies' Songwriting ist hier auf dem Höhepunkt und formuliert einen Ansatz, wie er englischer - oder besser noch: London-iger - nicht sein könnte. Davies wehmütiger Blick über die Waterloo Bridge in den Momenten des Sonnenuntergangs werden auf ewig die Sehnsucht nach der englischen Hauptstadt wecken. Möchte schon nach diesen Zeilen sofort wieder meinen Koffer packen und nach London rübermachen.


8. Let's Spend The Night Together von The Rolling Stones

Der erste Release von "Let's Spend The Night Together" war eine Doppel-A-Seite mit "Ruby Tuesday". Viel besser waren die Stones zuvor nicht und auch danach nicht. Besser können sich zwei Songs auf einer Single auch kaum ergänzen: während "Let's Spend The Night Together" den maximalen Rocknroll in Ton und Wort symbolisiert, ist "Ruby Tuesday" die große Baroque-Pop-Ballade, die trotzdem sich jeden Kitschs verwehrt. "Let's Spend The Night Together" hat hauchzart die Nase vorn und den Sprung in mein Ranking geschafft, weil es keinen Stones-Song gibt, den ich häufiger beim DJing auflege, und sich zudem das beste Lied der New York Dolls, "Personality Crisis" musikalisch nicht nur grob an dieser Vorlage orientiert.

Kurioser Fun Fact: für die USA war die Aufforderung, zusammen die Nacht zu verbringen, dann doch etwas zu unchristlich - andererseits die Stones aber auch zu groß, um sie ganz zu ignorieren. So sang Jagger als Kompromiss beim Auftritt in der legendären Ed Sullivan Show "Let's spend some time together", machte aber mit Grimassen deutlich, was er von dieser Übereinkunft hielt. Smarter Feigling!


9. The Letter von Box Tops

Dass Alex Chilton - später of Big Star Fame - gerade einmal 16 Jahre alt war, als er "The Letter" einsang, kann ich immer noch nicht recht glauben. Die Gesangsstimme von Alex Chilton ist anscheinend wie Benjamin Button: als Teenie rauh und direkt, als Erwachsener in Big Star dann sanft wie eine wohlige Decke. "The Letter" war der Debütsong der Box Tops und wurde ein Welthit. Vier Wochen Nummer 1 in den USA und mehr als eine Million verkaufte Einheiten.
Kurios übrigens: Songwriter von "The Letter" war Wayne Carson, der später auch noch das völlig anders klingende "Always On My Mind" geschrieben hat, was wir alle ja von Elvis Presley, den Pet Shop Boys und Willie Nelson kennen!


10. Suzanne von Leonard Cohen

Leonard Cohen veröffentlichte im Jahr zuvor die "Suzanne"-Lyrics ursprünglich als Gedicht und seine Bekannte Judy Collins ist für die erste Aufnahme verantwortlich, denn Cohen sah sich damals selbst noch gar nicht als Sänger, sondern "nur" als Texter.

"Suzanne" dürfte in der Zwischenzeit neben "Hallelujah" das meistgecoverte Lied Leonard Cohens sein. Cohen gab 'aus Versehen' die Rechte am Song ab, was er einmal nonchalant damit kommentierte, dass es auch nicht richtig sein könne, mit einem Lied, das von so vielen geliebt wird, auch noch reich zu werden. Die buddhistische Gelassenheit seiner späten Jahre ist wirklich erstaunlich.


Version von Lassie :: 01.09.2021

1. Nights In White Satin von The Moody Blues

Ein wunderschöner Song der britischen Band "The Moody Blues", der neben der gefühlvollen Stimme des Sängers Justin Hayward auch vom Einsatz diverser zielsicher eingesetzter Instrumente, wie Mellotron und Querflöte, geprägt ist.
Für immer im Gedächtnis haften bleiben wird er mir aber vor allem, weil er bei meiner eigenen Hochzeit als Einlaufmelodie zum Einsatz kam und damit stets mit dem für mich bewegendsten Moment dieses besonderen Tages verbunden bleiben wird.
Zu einem wirklich großen Hit wurde "Nights in White Satin" übrigens erstaunlicherweise erst bei seiner Wiederveröffentlichung im Jahre 1972, als er zur Nr. 2 in den US-Charts avancierte. Bei der Erstveröffentlichung reichte es aber zumindest mal zur Nr. 1 in Belgien und in den Niederlanden.


2. San Francisco (Be Sure To Wear Flowers In Your Hair) von Scott McKenzie

Für mich - wie sicher für viele andere auch - die Flower-Power-Hymne schlechthin! Jedes Mal, wenn man diesem Song und der sehr melodischen Stimme von Scott McKenzie lauscht, hat man das Gefühl mitten in den späten 60ern oder frühen 70ern umgeben von zahlreichen langhaarigen Hippies auf einer Wiese zu sitzen und mit sich und der Welt im Einklang zu sein. So kann man sich an "San Francisco" auch nicht satt hören, auch wenn es schon unzählige Male den Weg in die Gehörgänge gefunden hat.
Der von Mamas & Papas-Boss John Philips (der auch Leadgitarre und Sitar spielte) geschriebene Song schaffte es immerhin zur Nr. 1 im UK und führte auch in Deutschland sechs Wochen lang die Charts an.


3. My Friend Jack von The Smoke

Ich weiß gar nicht mehr genau, wo ich diesen Song der englischen Freakbeat-Combo "The Smoke" eher zufällig entdeckte. Er fand auf jeden Fall irgendwie Einzug in eine meiner Playlists und eroberte schnell mein Herz. Nach einem extrem coolen instrumentalen Anfang entwickelt sich ein unfassbar treibender Song, den der extrem eingängige Refrain dann zum absoluten Ohrwurm werden lässt. Im psychedelischen Gewand daherkommend bietet "My Friend Jack" - passend zum Sound - zahlreiche Anspielungen auf Drogenkonsum, mit denen sich die Band damals sicher nicht nur Freunde machte.









Version von motorhorst :: 16.09.2021

1. You Keep Me Hanging On von Vanilla Fudge

Die ultimative Version dieses Stücks, ungeachtet der ebenfalls großartigen Varianten der Supremes bzw. von Kim Wilde. Aber boy, wie schwer ist es diese defintive Fassung zu finden? Bitte nicht die Single-Variante, sondern die fast siebenminütige Version anhören, wobei das Intro in meiner Erinnerung noch länger gezogen war und der Song dadurch noch gequält-schleppender klingt und deshalb den guten Gegenpol zur beschweingten Supremes-Interpretation darstellt.


2. I'm Waiting For The Man von The Velvet Underground Nico

Einfach nur saublöd, irgendein Stück dieses Jahrhundertalbums heraus heben zu müssen, aber heute ist es dann eben dieses hier (und morgen vielleicht Sunday morning und übermorgen dann doch Heroin). Dann eben doch Lou Reed und nicht Nico, eher Drogen als Sadomaso und ein nervig-aufputschender Rhythmus anstatt die kernige Aussage durch süßes Gesäusel oder kakophonischen Noise zu übertünchen. Ihr merkt: Ich bin wütend.


3. A Day In The Life von The Beatles

Ein auf so vielen Ebenen zeitloser und heute noch visionärer Song, manche würden sagen: Track, bei dem ich nicht weiß, wo ich mit dem Lob anfangen soll. Vom Einstieg mit dem abschwellenden Applaus, über den Text bis zum Bruch, der im zweiten Teil quasi einen zweiten Song einleitet, der sich auf dieser herrlichen orchestralen Kakophonie herausschält und kurz als Klaviermarsch tarnt, um dann nochmal als Aufbäumen des Orchesters zu reüssieren. Den Quatsch mit der nervigen Auslaufrille, der sicher Generationen in den Wahnsinn getrieben hat, als sie zu der Platte dachten, einschlafen zu können, finde ich dabei ja fast am langweiligsten.


4. Penny Lane von The Beatles

Schönes Gegengewicht zur gewollten Größe von A day in the life und dem ganzen Sgt Pepper-Album. Perfektes, leichtes Popstück, zumindest hört es sich so an, aber klar, dass da natürlich auch ein Genius dahintersteckt, das dann so klingen zu lassen. Die Vorstellung, dass dieser Song mehr oder weniger auf einer Doppel-A-Seite versauert, anstatt aufs Album genommen zu werden, ist ebenso wichtig, wie die Erkenntnis, dass eine fantastische deutsche Adaption davon einer der besten Udo-Lindenberg-Songs ist.


5. Sunday Morning von The Velvet Underground Nico

Das ist oberflächlich ein harmloses kleines Liedchen auf diesem Werk voller Drogen, Masochismus und den Todesgesängen des Schwarzen Engels. Aber halt so catchy und nicht nur für Sonntagmorgen in der lichtdurchfluteten Altbauwohnung in Berlin genau der richtige Song, sondern auch an allen anderen Wochentagen und Lebenslagen. Das Stück, das man dem unbeeindruckten Nicht-Velvetianer aufdrückt und dann kommt er irgendwann nicht mehr raus aus dem Sog der Banane.


6. When The Music's Over von The Doors

Legendär allein durch die Tatsache "Song, der nicht auf dem gleichnamigen Album enthalten ist, sondern bereits vor dessen Erscheinen auf einem anderen Album war", wie viele ähnliche Stücke gibt es bitte, ich möchte sie alle wissen.
Davon abgesehen einer der unzerstörbaren Doors-Songs, ich mag die lang-ausschweifenden ja eh am liebsten, hallo: Riders on the storm, nee, du nicht unbedingt: The End.


7. Strawberry Fields Forever von The Beatles

Was für eine Single mit zwei A-Seiten, die jedem Album (nicht nur der Beatles) gut zu Gesichte stünden. Hymne, höre ich mir immer wieder gerne an, da lasse ich mir auch ob der Bekanntheit gar nichts einreden. Ich glaub, ich stand auch schon im Central Park an der Stelle (oder bin ich auf der Tour nur vorbeigefahren, wie auch am Dakota-Building? Ich glaube die Klammer stimmt), tut aber nix zur Sache, in der Abbey Road war ich ja auch noch nicht, um den Hampelmann zu machen.


8. All Tomorrow's Parties von The Velvet Underground Nico

Obschon der Titel einige Jahrzehnte älter ist, denke ich auch immer gleich an die von Künstlerhand kuratierten Festivals, die bei der gleichnamigen Agentur in London ihren Ausgang nahmen und der an sich natürlich schon ein Versprechen an den Zuhörer ist. Wahrscheinlich meine Lieblingssangesleistung von Nico auf dem VU-Debüt, man hört die Sehnsucht in jeder Zeile.


9. Strange Days von The Doors

Das titelgebende Stück des zweiten Doors-Albums, bei weitem nicht das beste auf der Platte, aber eines, das im Ohr bleibt. Auch hier verbinde ich es zum einen mit den Szenen im Film: Einer längeren Montage, wo schön gezeigt wird, wie das alles entgleitet, mit dem Erfolg, dem Drogenkonsum und der Promiskuität ihres Sängers. Zusätzlich auch Titelgeber des Cyberpunk-/Near-Future-Films von Kathryn Bigelow aus dem Jahr 1995. Die darin enthaltene Coverversion von Prong, die sehr metallig ausfällt, ist sogar eines der besten Stücke der Band, fügt neben der "Modernisierung" des Sounds dem Stück aber natürlich nicht viel Neues hinzu, selbst die Orgel ist geblieben (und wird auch beim Cover von Ray Manzarek gespielt).


10. White Rabbit von Jefferson Airplane

Der Drogensong schlechthin (zumindest in meinem Kopf), hält er doch immer dafür her, wenn der Verstand einen Spaziergang macht, ob mit oder ohne erlaubte Mittel, von Matrix bis The Game. Naheliegend natürlich, verweist doch bereits der Titel auf die bekannte Figur aus dem Wunderland, die Alice den Weg weist. Spricht mich durch den hypnotischen, ungewöhnlichen Rhythmus an, generell eher musikalisch als stimmlich.




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