Benjamin von Stuckrad-Barre: Remix 2 - Festwertspeicher der Kontrollgesellschaft
Das Buch ist kein durchgehender Roman, sondern eine Sammlung von Artikeln und Kolumnen. Was den Riesenvorteil hat, dass man sich das Buch immer mal wieder zur Hand nehmen und darin lesen kann. Auch ist es nicht so tragisch, wenn ein Text mal in die falsche Richtung läuft, ist ja schnell fertig gelesen und dann: Neuer Text, neues Glück.
Es ist schwierig, sich beim Lesen vom Bild des durch alle Medien kaspernden BvSB, irgendwie zu lösen. Aber wenn man das schafft, wird man feststellen, dass es einfach Spaß macht, wie der Autor mit Sprache umgeht. Wie er gerne seine Lieblings-Stilmittel bis zum Erbrechen, aber deswegen nicht Langeweile fördernd, verwendet. Wie er gerne Stream-of-Consciousness-like Assoziationen reiht und jedem Leser, der sich einigermaßen im popkulturellen Kosmos zuhause wähnt, das Herz aufgeht.
Bestes Beispiel: Die Rezension zu Westbams "Right On". Da wird eine Scheibe, die auch nach mehrmaligem Anhören unter "überflüssig" abgeheftet wurde, so wunderbar beschrieben, dass man sie sofort aus dem Ablagestapel holen möchte, um ihr noch eine Chance zu geben. Dieser Fantasie-Trip durch alle Songs, verbunden mit dem übelsten Name- und Zitat-Dropping ever, macht Laune und ist vielleicht der beste Einstieg in diese Artikel-Sammlung.
Mindcrawl am 08.01.2005 um 14:25 Uhr:
*seufz* ... ich erinnere mich ... mit mh.de hab' ich damals angefangen mir Stuckrad-Barre "Soloalbum" reinzuziehen. Schade nur das er mich ohne Ende langweilt ... für dieses "Buch" kann ich keine Bewertung abgeben, da ich es mir sicherlich nicht antun werde.motorhorst am 08.01.2005 um 15:07 Uhr:
Appendix zur Rezension:Das oben gesagte bezieht sich auf die ersten 300 Seiten des Buches. Der zweite Teil des Buches besteht aus einer quasi-wissenschaftlichen Abhandlung unter dem Motto "Ich war hier". Wie im gleichnamigen (von Friedrich Küppersbusch produzierten) Dokumentarfilmm aus dem letzten Jahr, geht es dabei im weitesten Sinne um das Spuren-Hinterlassen. Dabei vor allem, um neuere Formen des Dagewesensein-Beweises in Form von Graffitti, Gästebicheinträgen von Messen und Ausstellungen und profanenen Schmierereien. Diese werden in längeren Aufzählungen ausführlichst dokumentiert. Als Abgrenzungen der einzelnen "Kapitel" dienen dann begleitende Interviews- und Abhandlungen mit Sachverständigen und Betroffenen. Dabei kommen so unterschiedliche Themenbereiche wie Graphologie und Zoologie ebenso zur Sprache, wie der einfache Hausmeister, der Graffitti in einer Schule entfernen muss.
Dieser zweite Bereich, der sich auf beinahe 200 Seiten erstreckt ist leider etwas langweilig und verhindert die Höchstwertung für das Buch, die ich ob der sprachlichen Versiertheit, die mir im ersten Teil immer mehr Spaß bereitete, zu vergeben ich versucht war. Egal. Trotzdem alles in allem sehr lesenswert. Es wäre allerdings spannend, mal wieder einen Roman von BvSB vorgesetzt zu bekommen.
Garfields Ripper am 10.01.2005 um 13:42 Uhr:
Auch ich las im letzten Kalenderjahr dieses Buch, das - bis auf den vom könig angesprochenen teil - tatsächlich mit "galore Leistung" zu bewerten gewesen wäre.Aber so schließe ich mich dem "überzeugt" an und freue mich auf viele Buchtips!
xmagic am 07.03.2005 um 10:22 Uhr:
Die bisherigen Schreiber haben schon alle wichtigen Punkte angesprochen - der zweite Teil des Buches zieht sich und man wünscht sich wieder einen Roman ...Dennoch "überzeugt" Benjamin von Stuckrad-Barre mit "Remix 2 - Festwertspeicher der Kontrollgesellschaft".