Tim Parks: Eine Saison mit Verona
Tim Parks ist Engländer, lebt aber seit über 20 Jahren in Italien, genauer in Verona. Und er ist Anhänger von Hellas Verona, einem Verein bzw. einer Region, die als - selbst für italienische Verhältnisse - ausgesprochen fremdenfeindlich gilt. Für "Eine Saison mit Verona" hat er seinen Verein eine komplette (was ihn von Möchtegern-Fans wie Manuel Andrack unterscheidet) Saison, d.h. bei allen Heim- und Auswärtsspielen der Saison 2000/2001 begleitet.
Das Buch liest sich trotz seiner über 600 Seiten recht flott, was vor allem an Parks Schreibstil liegt. Dazu kommt der für Verona äußerst spannende Saisonverlauf, während dem es bis zum Ende um den Klassenerhalt in der Serie A geht, welcher ein Weiterlesen ab ca. der Hälfte des Buches zu einem Zwang werden lässt. Parks beschränkt sich nicht auf die Schilderung der einzelne Spiele, sondern berichtet ausführlich von den teilweise beschwerlichen Reisen der brigate zu den Auswärtsspielen, exklusiven Flugreisen mit der Mannschaft und zahlreichen Exkursen in punkto Politik (es ist das Jahr von Berlusconis Wahlsieg), Religion (Zerstörung der Buddha-Statuen durch die Taliban) und generellen italienischen Eigenheiten in Gesellschaft und Justiz.
Natürlich kommen auch die Besonderheiten im italienischen Fußball ausführlich zur Sprache: Der meist unverholene Rassismus und generelle Hass auf andere Vereine bzw. deren Anhänger, die offensichtlichen Schiebereien am Saisonende, wenn favorisierte Mannschaften plötzlich reihenweise gegen Abstiegskandidaten verlieren und natürlich die systematische Bevorzugung der "Sieben Schwestern", also der bekannten Fußballvereine von Juventus Turin bis zum AC Mailand, durch die Schiedsrichterzunft.
Toll geschrieben, kurzweilig und spannend. Für Fußball-Fans ein Muss.
Benny am 19.12.2005 um 02:00 Uhr:
Schließe mich voll und ganz an, eein wirklich sehr gutes Buches welches auch für nicht Fußballfans interessant sein dürfte.theresia_ am 23.12.2005 um 00:06 Uhr:
ernsthaft? ;)