Er, der einmal ein Fanzine schrieb (6)

22.12.2006 | 0 Kommentare | barracuda

Tja, es ist unausweichlich. Übermorgen weihnachtet es sehr, und Geschenke all überall. Meines an euch kommt bereits heute: Der sechste und letzte Teil meiner kleinen Pseudo-Christmas-Story!
Er, der einmal ein Fanzine schrieb,
beschäftigt sich häufig mit einer Frage.


Er sinniert meistens nachts darüber, ob er weiterhin CDs oder lieber wieder Vinylplatten kaufen soll, dann, wenn er vor seinem Computer sitzt, und in den Netzwerken der elektronischen Nerds nach neuem Stoff sucht. Klar ist es einfach und bequem, die Discs lassen sich problemlos mitnehmen, man kann sie im Auto verwenden und so weiter und so fort. Aber immer, wenn er im O-Ton vorbeikommt, dem kleinen Plattenladen in der Innenstadt, ist er wieder angetan von der Fülle der aktuellen Vinylalben. Nahezu alles, was er gut findet, steht hier rum und wartet darauf, endlich von ihm mitgenommen zu werden.

Früher hatte er einen Plattenspieler gehabt. Obwohl, früher war eigentlich falsch ausgedrückt, denn so lange war es noch gar nicht her, dass er den Nordmende seines Vaters entsorgte und zum Recyclinghof brachte. Nahezu zwanzig Jahre war das Gerät alt, und wenn sein Vater es in der Anfangszeit öfter benutzt hätte und das Ding nicht so lange Zeit im Speicher auf seinen neuerlichen Einsatz hätte warten müssen, und die Kontakte der Verkabelung dadurch nicht immer mehr an Qualität verloren hätten, dann, da war er sich sehr sicher, hätte das gute Stück locker noch ein paar Jahre abgerissen. Aber so konnte man den Plattenspieler höchstens noch als ausgefallenen, drehbaren Kerzenständer verwenden.

Der Klang ist schlecht gewesen am Schluss, und das trotz der sauteuren Ortofonnadel, denkt er, als er seinen Parka am Reißverschluss zuzieht, die Tasche anlegt und den Schal wieder um seinen Hals schlingt. An der nächsten Haltestelle muss er raus. Als sich die Tür zusammenfaltet dringt kalte Luft herein und bringt angenehme Kühlung auf seine Wangen. Er steigt die Stufen hinab, stülpt die Kapuze über seinen Kopf und versteckt die Hände in seinen Jackentaschen. Nun geht er die letzten Schritte, noch schnell über die Ampel und dann ist er gleich da. Der Schnee glitzert in der Sonne, es ist tatsächlich ein ausgesprochen schöner Weihnachtstag. Er sieht die Kirche gegenüber seines Elternhauses und lächelt, in wenigen Stunden trifft er sich schon mit seinen daheimgebliebenen Kumpels im Lichthaus, auf ein paar Bier und gute Gespräche über Musik. Auch seine Freundin wird da sein – und die Nacht wird ihn mit dem Heiligen Abend versöhnen.
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22.12.2006 - Er, der einmal ein Fanzine schrieb (6) barracuda

Tja, es ist unausweichlich. Übermorgen weihnachtet es sehr, und Geschenke all überall. Meines an euch kommt bereits heute: Der sechste und letzte Teil meiner kleinen Pseudo-Christmas-Story!

08.12.2006 - Er, der einmal ein Fanzine schrieb (5) barracuda

Eine Geschichte, die am Heiligen Abend spielt – und doch mehr mit Musikkultur zu tun hat, als mit Weihnachten? Teil 5, viel Spaß!

01.12.2006 - Er, der einmal ein Fanzine schrieb (4) barracuda

Weihnachten? Keine Angst, diese Geschichte hat nix damit zu tun, der Heilige Abend dient nur als Klammer oder so. Teil 4: Musik und Geschmacksentwicklung. Viel Spaß!

24.11.2006 - Er, der einmal ein Fanzine schrieb (3) barracuda

Dritter Teil der kurzen Heilig-Abend-Geschichte, die relativ wenig mit Weihnachten zu tun hat. Ein Gedankentrip in die Vergangenheit.

17.11.2006 - Er, der einmal ein Fanzine schrieb (2) barracuda

Es geht weiter mit der kurzen Geschichte, die zwar am Heiligen Abend spielt, aber sonst relativ wenig mit Weihnachten zu tun hat. Heute Teil 2, viel Spaß.

10.11.2006 - Er, der einmal ein Fanzine schrieb barracuda

Inspiriert von der Geschichtensammlung „Driving Home“ (die ich allerdings nie gelesen habe) erdachte ich eine kurze Geschichte, die zwar irgendwie am Heiligen Abend spielt, aber sonst relativ wenig mit Weihnachten zu tun hat.


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