Ein großes Jahresziel war es, einen MP3-Player für den Computer zu finden, der meine - offenbar recht hohen - Anforderungen erfüllt, die da wären:
- Eine Bibliothek, die es erlaubt, die Alben nach verschiedenen Kriterien aufzulisten, also z.B. nach Alben, Künstlern, Alben-Künstlern, Genres oder Jahre.
- Eine Darstellung der Cover zu jedem Album
- Idealerweise eine Darstellung eines Künstler-Fotos
- Die direkte Verknüpfung des Künstlers bzw. Albums mit Einträgen in Wikipedia, Allmusic.com oder ähnlichen Angeboten
- Die Darstellung eines Cover-Flows, um das gute alte Gefühl des Stöberns im Plattenschrank zu ermöglichen
- Eine Exportmöglichkeit der Bibliothek, um z.B. auch ein einem anderen Rechner kurz zu checken, ob man diesen Song oder Re-Mix eigentlich auch hat
- Die Möglichkeit eigene ID3-Tags zu integrieren, wie z.B. Styles als Untergruppen von Genres oder Katalognummern und Label
- Eingebaute Listen, die automatisch Alben ohne Cover oder Songs ohne Titel oder ohne Jahreszahl anzeigen
- Idealerweise Installierbarkeit auf einem externen Laufwerk oder USB-Stick
- Verwaltung von einer großen Menge an Dateien (100.000 und mehr) ohne extreme Performance-Einbußen
- Redundante Daten wie Alben-Covers sollten nicht in den ID3-Tags oder einer Datenbank sondern in den Ordnerstrukturen abgelegt und von dort eingelesen werden
Als Ergebnis bin ich inzwischen bei MediaMonkey gelandet, welches in der kostenlosen Standard-Version viele, wenn auch nicht alle der oben gelisteten Bedingungen erfüllt. Hier einige Infos zu anderen Kandidaten, die nicht alle für immer und ewig herausgefallen sind, aber aus verschiedenen Gründen anderen Programmen weichen mussten.
Songbird
Songbird ist wie Firefox oder Thunderbird ein open-source-Projekt powered by Mozilla. Die Handhabung verläuft entsprechend, mithilfe von Add-Ons lässt sich eine Vielzahl von Features nach Wunsch hinzufügen und mit Skins, die hier
Feathers genannt werden, kann die Benutzeroberfläche nach Vorliebe gestaltet werden.
Sehr schön sieht die Oberfläche nach problemloser Installation und dem Einlesen einiger Testdaten aus, inklusive Cover-Flow und sehr schneller Reaktionszeiten.
Leider hat der Songbird Riesenprobleme beim Einlesen großer Bibliotheken, was sich auch in der 1.0-Version im Absturz mit Windows-Fehler äußert. Dadurch werden leider alle weiteren Tests sinnlos. Die Idee ist toll, ich hoffe, dass dieses Problem irgendwann in den Griff zu kriegen ist.
Link zu Songbird
Helium Music Manager
Helium Music Manager ist ein kommerzieller MP3-Player mit Datenbank-Anbindung. Er stellt als Zusatzfeatures auch Beziehungen zwischen Künstlern her und bietet viele Zusatzinformationen, die aus dem Internet heruntergeladen und browserähnlich dargestellt werden.
Sehr schön ist dabei, dass man eine MySQL-Datenbank als Ersatz für die Access-DB im Hintergrund verwenden kann, um die Performance zu optimieren. In beiden Fällen kann man mit den entsprechenden Kenntnissen die Datenbanken weiter verwenden und sich mit Hilfe von SQL verschiedene Daten aus diesen herausholen. Das Interface ist sehr ansprechend und übersichtlich und beinhaltet viele Ansichten und Dienste.
Leider werden viele Dinge direkt in der Datenbank anstatt in den Dateien oder Verzeichnissen gespeichert (lässt sich aber auch anpassen). Eine MySQL-DB muss natürlich auch irgendwo auf dem Rechner laufen, was ein zusätzliches offenes Programm bedeutet. Viele Eigenschaften werden in einem etwas eigenen System gehandhabt, was mich ein wenig an der Weiterverwendbarkeit mit anderen Programmen zweifeln ließ.
HMM ist kostenpflichtig, es gibt lediglich eine 30-Tage-Testversion zum kostenlosen Download. Die Vollversion kostet 35 Euro, was aber ja auch okay ist, wenn man mit dem Programm zufrieden ist.
Link zu Helium
Foobar2000
Ein open-source-Player, der nach Erstinstallation mit einem sehr tristen Interface startet, aber in technischer wie optischer Hinsicht völlig frei anpassbar ist.
Sehr schön ist, dass man sich wirklich genau den Player zusammenbasteln kann, den man haben möchte. Die Performance ist auch bei sehr großen Bibliotheken akzeptabel. Viele Features sind leicht verfügbar, während man bei anderen Playern teure Vollversionen kaufen müsste. Der Anpassbarkeit sind kaum Grenzen gesetzt.
Leider kann man bei der Anpassung sehr, sehr viel Zeit investieren. Als Erstinstallateur lohnt es sich auf jeden Fall ein fertiges Paket herunterzuladen, was aber auch nicht trivial ist, da diese Pakete oft etliche Plugins benötigen, die man sich etwas mühsam zusammen suchen muss und wo auch nicht jede Version mit jeder Foobar-Version funktioniert. Wenn man nicht sehr besessen oder Technikfreak ist, kann die Frustrationsgrenze schnell überschritten werden. Zudem gibt es keine Trennung zwischen Suchergebnissen und Wiedergabeliste, was vor allem zu Beginn oft zum unabsichtlichen Löschen zusammengestellter Listen durch unbedachtes Suchen führt.
Dennoch mein zweitliebster Player.
Link zu Foobar2000
MediaMonkey
Was letztendlich den Ausschlag für MM gegeben hat, ist die relativ fertige Ausgangslage, die nach Installation vorliegt. Man kann gewissermaßen sofort loslegen, während man bei Foobar2000 eine lange Zeit der Anpassungen durchlaufen müsste.
Sehr schön ist, dass MediaMonkey mit den Plugins für Winamp kompatibel ist und man dadurch auf eine große Bibliothek an Erweiterungen zurückgreifen kann (wenn diese auch meist eher in den optischen als funktionalen Bereich fallen). Die Darstellung der Dienste und der Bibliothek ist übersichtlich und man findet sich intuitiv schnell zurecht. Die Bedienlogik zwischen Bibliothek, Suchergebnissen und Wiedergabeliste ist wesentlich schlüssiger als bei Foobar2000.
Leider verhält sich das Programm bei der Handhabung mancher ID3-Tags etwas seltsam, erkennt diese selektiv nicht und macht auch das Zuteilen eigener Tags nicht gerade einfach. Aber ich arbeite daran.
Link zu MediaMonkey
Anmerkung
Dieses Suchen nach Perfektion ist ein ständig laufendes Projekt. Gerne höre ich mir auch andere Empfehlungen an, die über iTunes, Winamp und Windows Media Player hinausgehen. Ich bin erst kürzlich von Foobar 2000 zu Media Monkey gewechselt und auch immer für den nächsten Schritt nach vorne offen. Alleine daraus ergibt sich schon, warum Programme alle Daten so offen wie möglich speichern sollten, um eine Weiterverwendbarkeit zu gewährleisten.
Jahresliste MP3-Player
01 Media Monkey
02 Foobar 2000
03 Helium
04 Songbird