Und wenn das alles ist: okay!

07.11.2012 | 0 Kommentare | motorhorst

10 Jahre "Du und wieviel von deinen Freunden" von kettcar
Ich bin mir nicht sicher, ob das eine Replik auf Freund Dr. Lukas ist, der in seinem formidablen Blog Coffee And TV ausführlich auf das kettcar-Debüt und die Geschichte danach blickt oder mir dieser Text schon die ganze Zeit durch den Kopf ging. Zumindest ansatzweise. Z.B. jedes Mal als ich am vergangenen Wochenende an der U-Bahn-Station Landungsbrücken vorbeifuhr und augenblicklich der zugehörige kettcar-Song in meinem Kopf gespielt wurde, ich aber dennoch in der Bahn sitzen oder stehen blieb.

Die Story ist ganz klar: Da war dieses Gemunkel in den inneren Kreisen des Popzirkels im Frühjahr 2002, dass da was Großes kommen würde. Man solle sich diese Band kettcar unbedingt anschauen, die zwar noch kein Album draußen hatte, aber auf eine bewegte Musikgeschichte ihrer Mitglieder zurückblicken konnte. Deswegen nahm ich die Gelegenheit beim Schopfe als kettcar am Nachmittag von Rock im Park 2002 im New Talent Forum oder der Alternastage oder wie das Eisstadion damals eben hieß, spielen durfte.

Manchmal ist es ein bestimmter Song, manchmal ein Albumcover, das letztendlich den Ausschlag gibt, warum einem eine Band nicht mehr aus dem Kopf geht. Bei kettcar reichte ein einziger Satz, den ich bei dem Konzert aufschnappte und der mich dann fluchartig begleitete und allen möglichen Menschen ins verständnislose Gesicht gefeuert wurde: "Und ihr wisst ja, wie es ist. Es ist: Das Geld kommt aus der Wand." (aus Money Left To Burn).

Da ich zu dem Zeitpunkt für ein großes Musikmagazin Dinge mit Computern machte, konnte ich danach auch noch beim Meet & Greet mit Eric von kettcar sprechen, was gleich den Eindruck von "wunderbare Menschen sind das auch noch!" verfestigte und ich versprach am Tag nach Rock im Park natürlich zum Konzert ins Glashaus zu kommen, was ich aber idiotischerweise nicht machte/konnte. 

Es gab dann noch ein weiteres fulminantes Konzert im kleinen Raum des K4 in Nürnberg im Dezember des selben Jahres und da konnte man dann die Texte schon mitsingen, da das Album dann schon draußen war. Und das Album bekräftigte alles, was man sich positiv ausgemalt hatte: Schon der Titel eine herrliche Referenz aber auch Reverenz an den Jahrhundertfilm The Breakfast Club und auch die Texte waren mit diesen augenzwinkernden oder meist unverständlichen Querverweisen ausgestattet. Denn die Sprache von kettcar war keine leicht verständliche. Elliptische Satzfragmente auf der einen, auf viele Zeilen/Verse verteilte Schachtelsätze auf der anderen Seite. Die Reihenfolge von Subjekt, Prädikat und Objekt hatte ich in der Schule irgendwie anders gelernt, aber das Problem schob ich man eben auf die norddeutsche Herkunft der Band.

Das daraus entstehende Immerwiederhören-Können bzw. Müssen, um dabei zu neuen Erkenntnissen zu kommen, während man gleichzeitig schon intuitiv von Anfang an verstand, um was es in den Songs eigentlich geht, kannte ich bereits von den ersten Berührungen mit den Die Sterne, aber hier war das doch eine Spur radikaler (These: Kettcar verhielt sich zu Tomte ungefähr so wie Die Sterne zu Tocotronic, discuss!).

Und dann ging es mir und kettcar wie Christoph Daum nach dem Gespräch mit Uli Hoeness im Sportstudio 1989 am nächsten Donnerstag: Der Weg endete hier. Vielleicht waren es die seltsamen, "normalen" Leute, die plötzlich auf kettcar-Konzerten auftauchten, vielleicht  hat mich das zweite Album mit dem vielleicht zu gewollten Titel "Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen" einfach nicht mehr so gepackt, der Effekt war jedenfalls verpufft. Vielleicht war das ein Vielleicht zu viel. Die nachfolgenden Alben habe ich mir gar nicht mehr wirklich angehört. Klingt bitter, ändert aber überhaupt nichts an der Ausnahmestellung des Debüts.

Das Grand Hotel van Cleef feiert das 10jährige Jubiläum mit einer Deluxe Edition des Albums, welches ich mir zwar nicht kaufen werde, aber dennoch bedingungslos jedem empfehlen kann, der das Original noch nicht kennt oder dessen Vinühüüül zu verkratzt ist.
Den Bonus-Teil der Deluxe-Version kann man übrigens bei Spotify hören.
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