Mit der Veröffentlichung von Violator im März 1990 gelang Depeche Mode nicht nur in Deutschland und dem UK ein Platz 2 in den Albumcharts, erstmal schaffte ein DM-Album auch in den US-Charts den Einstieg in die Top Ten: Platz 7.
Violator ist trotz fehlender Nr. 1 Position in diesen Märkten bis heute das meistverkaufte Album der Band (über 15 Millionen Exemplare). Großen Anteil dürften die erfolgreichen Singles
Personal Jesus (bereits im September 1989, ein halbes Jahr vor Alben-VÖ erschienen) und vor allem
Enjoy The Silence (Januar 1990) haben.
Violator erschien drei Jahre nach
Music For The Masses und es sollte abermals drei Jahre dauern, bis der nächste Longplayer,
Songs Of Faith And Devotion, erscheinen würde. Violator war das siebte reguläre Album der Band.
Zum ersten Mal fungierte
Flood als Produzent, der aber von Alan Wilder unterstützt wurde. Manche sagen auch: anders rum.
Singles
Neben den oben erwähnten Singles
Personal Jesus (BONG 17) und
Enjoy The Silence (BONG 18) wurden zwei weitere Songs aus dem Album ausgekoppelt:
Policy Of Truth (BONG 19) und
World In My Eyes (BING 20). Für jeden dieser Releases erschienen mehrere verschiedene Versionen, jeweils auf CD und Vinyl, die sich in der Optik unterschieden, mit verschiedenen Farbkombinationen spielten (etwas die blau/weiße und gelb/schwarze Variationen des schwarz-roten Rosen-Motivs des Albums bei den Enjoy The Silence-Singles) und jede Menge Remixe sowie einige Non-Album-Tracks bereit hielten.
Herauszuheben sind
Dangerous (
Personal Jesus Single),
Happiest Girl und
Sea Of Sin (beide
World In My Eyes Singles), die es allesamt verdient hätten, auf einem Album zu erscheinen. Die Harmonium-Version von
Enjoy The Silence und der Akkustikgitarrenversion von
Personal Jesus fügen zudem zwei totgespielten Hits ganz neue Seiten hinzu und sind heute besser anhörbar als die Originalversionen.
Violator ist das einzige DM-Album, bei dem alle Singles mindestens einen exklusiven B-Seiten-Track haben.
Der Titel der B-Seite
Sibeling von der
Enjoy The Silence Single wurde im Bayreuth der 90er Jahre immer falsch ausgesprochen.
Das Cover
Das Artwork (wie auch das der Singles) geht auf das Konto von Anton Corbijn, ebenso wie die Videos zum Album.
Martin-Faktor
Martin Gore hat sämtliche Songs auf der Violator geschrieben. Er singt zudem die Stücke
Sweetest Perfection und
Blue Dress, während Dave Gahan alle anderen Stücke auf dem Album und folglich auch alle Titelstücke der ausgekoppelten Singles zum Besten gibt.
Gitarren
Bereits im Video zu
Personal Jesus deutete sich an, dass Gitarren nun eine gewichtigere Rolle bei DM spielen sollten. Im Video tritt Martin Gore mit Gitarre auf und das Instrument ist zudem deutlich im Song zu vernehmen. Die Acoustic Version auf der Maxi-Single unterstreicht diese Entwicklung noch einmal. Auch
Enjoy The Silence wird von der Gitarrenmelodie getragen, Martin Gore spielte live auf der Bühne auch tatsächlich Gitarre.
Die Tracks
-
Mit dem Stück Blue Dress greift Gore die "Kleidung"-Thematik (mit und ohne Farbe) neu auf, die bei Black Celebration schon eine Rolle gespielt hat. Dressed in black hieß es dort zunächst, während gleich danach Princess Di(ana) ein New dress trug. Nun geht es also um ein blaues Kleid, das ein unbestimmtes Gegenüber anziehen soll.
-
Auf dem Album befinden sich 2 Instrumentalpassagen, die aber nicht als eigene Songs gekennzeichnet oder gepresst (und z.B. auf der CD direkt ansteuerbar) sind. Diese werden analog zu ähnlichen Passagen auf der Music For The Masses bzw. Songs Of Faith and Devotion als Interludes bezeichnet. Interlude#2 befindet sich zwischen Enjoy The Silence und Policy Of Truth und trägt den Namen Crucified. Dieses Wort spricht Andy Fletcher dort aus, es wird jedoch stark verzerrt.
-
Interlude#3 befindet sich zwischen Blue Dress und Clean.
-
Waiting For The Night wurde am Ende der Konzerte der Tour Of The Universe (2009) als Duett von Martin Gore und Dave Gahan gemeinsam als Zugabe auf dem Steg in der Zuschauermenge gesungen. Auf dem Album ist das ein reiner Dave Gahan Song.
-
Personal Jesus dürfte der Song von Depeche Mode sein, der zumindest von namhaften Interpreten am häufigsten gecovert wurde. Am bekanntesten dürften die Versionen von Johnny Cash und Marilyn Manson sein.
-
Der Song Policy of Truth wurde in einer Gitarrenversion von der deutschen Band Terry Hoax gecovert, die damit auf Platz 49 der deutschen Charts landeten und ihren kompletten Erfolg auf dieser einen Nummer begründen.
-
Waiting For The Night sollte ursprünglich Waiting For The Night To Fall heißen und wurde wegen eines Produktionsfehlers unfreiwillig gekürzt.
Strange Too
Analog zur Video-Sammlung Strange, die anläßlich von Music For The Masses erschienen war, gab es auch zu Violator eine begleitende Video-Kassette: Strange Too - Another Violation by Anton Corbijn. Die sechs Videos auf dem Tape sind nicht mehr schwarz-weiß wie beim Vorgänger, sondern in Farbe und auf Super 8 gedreht. Neben den vier Singles gibt es Videos zu
Halo und
Clean.
Ach, da schau her
-
Die Tour zum Album war die World Violation Tour. Die Konzerte begannen wie gewohnt mit einem Instrumentalstück als Intro (Kaleid, die B-Seite der Policy Of Truth Single) und dann mit dem Opener der Platte: World In My Eyes.
-
Ähnlich wie Depeche Mode ihre Alben mit STUMM und Singles mit BONG Nummern katalogisieren, gehen Trent Reznors Nine Inch Nails mit ihren Veröffentlichungen vor. In Anlehnung an DM wollte Trent ein ähnliches System haben und nummiert seit dem ersten Album Pretty Hate Machine mit HALO-Codes durch. Dabei erschien das Album aber ein halbes Jahr vor Violater, auf dem sich ja ein Song namens Halo befindet, insofern kann die Bezeichnung selbst ein Zufall sein, das System ist aber definitiv von Depeche Mode abgeschaut (wie von Reznor in einem Reddit-AskMeAnything bestätigt).
-
Am Tag vor Erscheinen von Violator sollte es eine Autogrammstunde in Los Angeles mit der Band geben, zu der mehr als 20.000 Fans erschienen, was die Durchführung des Events unmöglich machte und beinahe zu Ausschreitungen geführt hätte und entsprechend sensationsheischend in den Nachrichtensendungen verwurstet wurde.
-
Personal Jesus wurde durch Priscilla Presleys Buch Elvis And Me inspiriert, in dem sie ihr Verhältnis zu Elvis beschreibt.
-
Im Capitol Mix von Policy Of Truth wird ein Sample aus einer Richard Nixon Rede verwendet ("I want to tell you my side of the case").
Wertung
Violator habe ich vermutlich einmal zu oft gehört. Eine meiner ersten CDs und folglich alleine deshalb entsprechend oft im Player. Songs nahe der Perfektion, die teilweise durch ununterbrochene Dauerrotation im Fomat-Radio bis heute (
Enjoy The Silence) eigentlich kaputt gespielt wurden. Auch wenn der Moment, wenn das Stück live im Konzert gespielt wird, immer ein großer, alle Anwesenden vereinender Moment ist. Und das Corbijn-Video mit dem König und seinem Liegestuhl natürlich ein Klassiker ist.
Auch die sehr überschaubare Anzahl an Tracks (nämlich nur 9) verhindert nicht wirklich, dass man sich schnell satt hört. Naheliegenderweise sind die Nicht-Singles noch die Stücke, die dem Zahn der Zeit am besten standhalten, vor allem
Clean und
Halo. Da die Platte quasi ohne Füller auskommt, landet sie in meiner persönlichen Rangliste vorerst auf Rang 3.
Ranking nach 8 Alben
01 Music For The Masses
02 A Broken Frame
03 Violator
04 Some Great Reward
05 Construction Time Again
06 Ultra
07 Black Celebration
08 Speak & Spell
Mehr wissen
Violator in der deutschen Wikipedia
Violator in der englischen Wikipedia
Videos
Personal Jesus
Enjoy The Silence
Policy Of Truth
World In My Eyes
Halo
Clean
Ins Album hören
Die Dokumentation zum Album
"
If you wanna use guitars, use guitars"
In Deutschland natürlich gesperrt, aber mit einem entsprechenden Proxy, der eine ausländische IP-Adresse verwendet, problemlos anzuschauen.