Barracudas Biss! [2]
Christian_AK hat mich darauf gebracht: Nicht Dirty Ol’ Bastard sondern Dirty Old Town heißt einer der folkigen Smashits von den Pogues. Auf welchem Album war der noch gleich? Zweiter Teil von Barracudas Biss! mit The Pogues – Rum, Sodomy & The Lash (1985)
Ich kann nicht genau sagen, wie die Platte zur Zeit ihrer Veröffentlichung von Kritik oder Fans aufgenommen worden ist. Ich für meinen Teil hab die Pogues erst ein paar Jahre später kennen gelernt, dann aber mit voller Kraft. Erste Eindrücke sammelte ich 1989 mit „If I Should Fall From Grace With God“: Der polternde Titeltrack, das siffige Christmas-Duett „Fairytale Of New York“ und das wunderschöne „Broad Majestic Shannon“ haben seinerzeit meine Ohren geöffnet. Heute erinnert mich die Aufzählung an eine Jugend in Docs, umgekrempelte 501, meine Lehrzeit und an eine Menge Nächte in den Nürnberger Indieschuppen.
Nach dem ersten Kontakt hab ich mir damals im Nürnberger Wom zwei runtergelassene Vinyls von den Pogues gekauft: „Red Roses For Me“ und „Rum, Sodomy & The Lash“. Mit diesen beiden Alben war sozusagen meine Sozialisation als Irlandfreak und Poguespogotänzer abgeschlossen. Ich erinnere mich an seltsame Rangeleien mit baumgroßen Holzfällertypen und irren Psychobillys. Man musste schwankenden Schrittes darauf achten, nicht zu Boden getreten zu werden. Aber das Glücksgefühl, die Pogues zu betanzen ließ einen todesmutig zur Tanzfläche stürzen und flippen!
Auch zu Hause haben die Pogues immer großartig funktioniert – gerade „Rum, Sodomy & The Lash“ hat da einige schöne Stücke zu bieten: „The Sick Bed Of Cuchulainn“, „A Pair Of Brown Eyes“. Neben „Dirty Old Town“ hat die Platte mit „Sally Maclenanne“ auch noch einen weiteren ihrer größten Erfolge zu bieten. Das eigentliche Highlight ist allerdings das neunminütige „And The Band Played Waltzing Matilda“ am Schluss der Originalaufnahme. Ich weiß noch, bei der Hell’s-Ditch-Tour 1990 in Lichtenfels, die letzte mit Shane MacGowan: da hielten sich durchgeschwitzte Poger im Arm, sangen mit Inbrunst – um sich im Anschluss bei „The Irish Rover“ noch mal so richtig anzutanzen. Wahnsinnig intensiv war das.
Im Übrigen kann keine noch so definitive Kollektion das Albumerlebnis wiedergeben: Lieber die Originale von damals besorgen (Neuauflagen kommen immer mit Bonustracks daher, die da eigentlich nichts verloren haben, weil sie den Kontext vollkommen verändern). Also, am besten mit guten Freunden aufs Sofa lümmeln, eine Menge Bier bunkern und mit den Pogues im Ohr folkflippen.