Suzhou River
Die Geschichte eines Films, doch Vorsicht: das Ende wird verraten.
Lou Ye, 2000
Der Anfang bleibt schwarz, nur eine Stimme aus dem Off ist zu hören:
„Wenn ich eines Tages gehe, würdest du mich dann suchen so wie Madar?“ „Ja“ „für immer?“ „Ja“ „Dein Leben lang?“ „Ja“ „Du lügst.“
Mit der düsteren Gewissheit, dass es kein Happy End geben wird, steigt der Zuschauer in den Film ein.
Es ist die Geschichte von Madar, dem Motorradkurier und Moudan, der Tochter eines Schmugglers, aber auch von Meimei und ihrem Freund, dem Erzähler, der einen mit den wackeligen, verbleichten Bildern einer Handkamera und abrupten Schnitten, ja Schnittfetzen, durch den Film führt, berichtend, ohne zu werten. Alles was man von ihm sieht, sind seine Hände.
Shanghai, aber vor allem der Fluss Suzouh, sind Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, Ursprung von Liebe, Mythen, Tod und Traurigkeit.
„Die Jahrhunderte und der ganze Abfall machen ihn zum dreckigsten aller Flüsse. Wenn du lange genug hinschaust, zeigt dir der Fluss alles.“
„Über die Liebe könnte ich erzählen, ich hätte eine Meerjungfrau gesehen. Aber dann würde ich lügen.“
Madar und Moudan lernen sich auf gemeinsamen Kurierfahrten kennen und beginnen, Gefühle füreinander zu hegen. Doch dann entführt Madar Moudan für Lösegeld auf einer ihrer Fahrten. Seine Beweggründe hierfür kennt der Erzähler nicht, auch er kann nur Vermutungen aufstellen. Als Moudan die Geldsumme erfährt, die es ihm wert war, sie so zu behandeln, springt sie von einer Brücke in den Suzhou, die Leiche wird nie gefunden. Doch bald ranken sich Mythen um Moudans Suizid und jeder auf dem Suzhou will eine Meerjungfrau gesehen haben.
„Aber die Geschichte ist nicht so einfach. Vielleicht steckt mehr dahinter.“
Madar wird verhaftet wegen Mordes. Nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis beginnt er, nach Moudan zu suchen. In einem schmierigen Nachtlokal trifft er auf Meimei, ein Mädchen, das dort in einem Wassertank als Meerjungfrau arbeitet und Moudan bis ins kleinste Detail zum Verwechseln ähnlich sieht. Er verfolgt Meimei, die mit dem Erzähler zusammen ist, berichtet ihnen von seinem Dilemma. Doch schließlich erkennt er, dass Meimei nicht Moudan ist und begibt sich erneut auf die Suche.
„Ich sah die Leichen eines jungen Liebespaares, die von der Polizei aus dem Fluss gefischt wurden.“
In einem 24/7 Laden findet Madar schließlich seine Moudan - sie betrinken sich, sie fahren Motorrad, sie kommen von der Uferstrasse ab und ertrinken im Suzhou. Als der Erzähler und Meimei die Leichen sehen, erkennen sie, warum Madar so lange dachte, dass Meimei Moudan wäre.
Meimei verschwindet. Zurück lässt sie einen Zettel, auf dem sie ihren Freund auffordert, sie zu suchen, so wie Madar Moudan gesucht hat. Doch dieser sucht nicht. Denn das wäre eine andere Geschichte.
Was bleibt zu sagen? Der Film fügt sich in die Reihe der Filme wie Beijing Bicycle, Dolls oder Tampopo, über ein modernes Fernost ohne Martial Arts Firlefanz und Hollywood Glamour, doch hier könnten die Figuren überall leben. Still, langsam und düster, wo es doch eigentlich blendend hell ist und hektisch zugeht. Manchmal ist das Berichtete glaubhaft, doch oft stielt es sich unbemerkt ins Irreale. Die Kameraführung ist Schwindel erregend, die musikalische Unterstreichung mal pathetisch überhoben, mal nicht vorhanden. Und selbst nach dem zehnten Mal denke ich, noch nicht alle Feinheiten entdeckt zu haben.
cleo am 05.08.2006 um 18:08 Uhr:
Bilder kommen noch, sobald mir jemand sagt, wie man hier bilder reinkriegt. bin leider komputerteschnisch eine null.