Ausverkauft - aber kein Sellout
Das Jubiläums-Uniopenair in Bayreuth findet bei optimalem Wetter und mit einem fein ausgesuchten Line-Up statt.
25 Jahre Uniopenair - Man mag es sich kaum glauben. Auch wenn ich doch selbst seit 14 Jahren (bis auf das Sportfreunde-Jahr 2000) immer bei diesem Event als Gast oder Akteur zugegen war und mir kein Jahr ohne dieses Kleinod im Bayreuther kulturellen Leben vorstellen kann.
Veranstalter hingegen möchte ich nicht sein. Schon die Auswahl des Line-Ups ist jedes Jahr eine schwierige Angelegenheit. Zum einen wird es durch die Vielzahl an Open-Air-Veranstaltungen immer früher nötig, Verhandlungen zu führen und Verträge fest zu machen. Zum anderen gibt es die finanzstarken Behemoths, die mit Gebietsschutzquatsch das Spielen der Wunschband in unserer Region unterbinden. Und natürlich ist es dem einen auch immer zu elektronisch, dem anderen zu gitarrenorientiert und völlig zu Recht auch immer zu unreggaemäßig.
Und doch kann das UOA immer wieder mit einigen Trümpfen punkten: Hier verdient sich niemand eine goldene Nase, was keine unnötigen Geldabflüsse notwendig macht. Das überaus zuvorkommende Team, die exzellente Behandlung der Künstler (und das weltbeste Catering), der tolle Ort (kein Matsch, gute Sichtmöglichkeiten für alle) und ein feierwütiges Publikum lassen die Bands und DJs im Nachhinein immer wieder Schwärmen und dienen so als Empfehlung für zukünftige Acts.
Und doch hieß es 2013 zum allerersten Mal "ausverkauft!" und das auch noch zu früher Stunde (die Steaming Satellites hatten gerade begonnen zu spielen), es muss so gegen 18.00 gewesen sein. Zwar war dies bereits vorher abzusehen, da der Vorverkauf so gut wie noch nie lief, aber als die Kassen geschlossen werden mussten, war der Stolz und die Erleichterung auf den Gesichtern der Helfer unübersehbar. Und auch wenn man sich manchmal fragt, ob das Event nicht schon größer ist als die Bands und viele Leute auch relativ unbelastet kommen ("Wer spielt da jetzt gerade?"), so war die Auswahl der auftretenden Künstler dieses Mal exzellent.
Nicht nur war sowohl die Gitarrenfraktion (in Form der ersten 4 Bands, die natürlich auch die zeitgemäßen elektronischen Einsprengsel aufwiesen) als auch die Tanzfraktion (wie, man kann auch zu Gitarrenmusik tanzen, naja, ihr versteht schon) - in Form der letzten beiden Acts und den DJs danach - sehr gut bedient. Nein, auch die Qualität war in diesem Jahr herausragend gut. Ab der ersten Band, den Mustard Tubes, kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Da hat es doch schon ganz andere Opener gegeben. Bei Claire aus München war der NWII-Innenhof bereits sehr gut gefüllt und bewegte sich ebenso wie im Anschluss zu den Klängen von Wrongkong aus Nürnberg. Erstes Publikumshighlight dann die Steaming Satellites aus Salzburg, die sogar um eine Zugabe gebeten wurden.
Mein geheimer Headliner waren schließlich Die Vögel als Co-Headliner. Nicht nur wegen der Helden Mense Reents und Jakobus Siebels, die mehr Jahrzehnte Hamburger Schule in ihren diversen Projekten im Rucksack haben als Du und ich. Sondern auch wegen ihrer eleganten und wunderbar anzuschauenden Mischung aus Elektronik und dazu live gespielten Blasinstrumenten von der Strunk-Flöte, über Melodica, Klarinette, Trompete und Posaune bis zur Tuba. Ein Augen- und Ohrenschmaus, der die Menge von vorne bis zu den obersten Stufen ausgelassen tanzen ließ. Der spektakuläre Headliner Brandt, Brauer, Frick (noch mal zur Verdeutlichung: schon auf dem Coachella und dem Glastonbury gespielt, gestern in Bayreuth, heute in Barcelona, WTF?) war mir persönlich dann etwas zu vertrackt und komplex, wurde aber auch sehr gut angenommen. Vermutlich war ich bereits in der animalischen Phase angelangt und hätte mir mehr direkt auf die Fresse gewünscht. Der noch kurz mitgenommene, auf der Hauptbühne spielende Christian Löffler zauberte dann wieder ein allerfeinstes DJ-Set herbei, das mich noch den halben Heimweg über den Campus begleitete.
Sicher haben auch Gregor Schenk und Tobi Rakete ihre Sachen noch gut gemacht, aber da ein alter Mann auch kein Teezug ist, hat der alte Onkel Motor das nicht mehr miterlebt.
Danke UniOpenAir, schön, dass es Dich gibt. Und auf die nächsten 25 Jahre. Also ich hätt' Bock.
Moderationssplitter: Holi - Fips Asmussen - Cannibal Corpse - Jonathan Meese - Facebook-Postings - David Guetta - Peter Maffay - Halt im Leben - Zauselgeiger - Brigitte Merk-Erbe - Dave-Dancing-Contest - Hochkultur - Richard Wagner - Schlagobers.
motorhorst am 27.06.2013 um 20:24 Uhr:
Sehr geile Arbeit von Bene!