Du weißt, dass die Festspiele vorbei sind...

06.11.2006 | 4 Kommentare | motorhorst

Diese Kolumne erschien im September 2006 im Stadtmagazin "bayreuth4u"
"Ähem, wie lange gehen die Festspiele denn eigentlich noch?" bzw. "Sind
die Festspiele eigentlich schon vorbei?" sind solche Fragen, die man
sich eigentlich sparen kann. Denn an einigen Indizien läßt sich die
Antwort ganz von selbst finden:

DU WEISST, DASS DIE FESTSPIELE VORBEI SIND...

1. Wenn alle Baustellen, die kurz vor Ende Juli zugeschüttet wurden,
plötzlich wieder aufgerissen werden. Gleichzeitig!
2. Wenn der Ring nicht mehr Unsichtbarkeit verleiht, sondern als einzige
magische Eigentschaften eine undurchschaubare Ampelschaltung und eine
ständige Verstopfung sein eigen nennt.
3. Wenn Bayreuth nur noch dann Erwähnung in der überregionalen Presse
findet, wenn Joachim Witt eines seiner schrecklichen Alben herausbringt
oder der SV Darmstadt 98 auf Spielersuche ist.
4. Wenn in der Zeitung die große Attraktion nicht mehr mit die
Premieren-Leistung von Thielemann, sondern die Supermarkteröffnung von
Tengelmann ist.
5. Wenn man in der Kneipe nicht mehr gefragt wird "Hätten Sie noch einen
Wunsch?" sondern "Willsd Du nuch wos?"...
6. ...und in der Metzgerei anstatt "Verzeihung, das Letztgesagte habe
ich nicht ganz verstanden" wieder "Hääää?"
7. Wenn es keinen Sinn hat, jemanden nach Tankred Dorst zu fragen, weil
man höchstens als Antwort bekommt "Wennst Dorscht host, dann trink halt
aans!"
8. Wenn sich im Waldhotel Stein nicht mehr hochrangige Politiker über
einen Bundeswehreinsatz im Libanon beraten, sondern die Kreisbrandräte
einen Feuerwehreinsatz in Lankendorf besprechen.
9. Wenn nicht mehr der Luitpoldplatz beflaggt ist, sondern nur noch die
Autos derjenigen, die immer noch nicht kapiert haben, dass die
Fußball-Weltmeisterschaft vorbei ist.
10. Wenn im Radio zwar von Drachen und Im-Blut-baden die Rede ist, es
dabei aber nicht um Oper, sondern um einen grausigen Ehestreit geht.
11. Wenn niemand mehr aristokratisch gekleidet ist und mit Anmut und
Grazie durch die Stadt schreitet - außer dem Elvis natürlich.
12. Wenn die Götter und Helden nicht mehr Wotan, Siegfried und Alberich
heißen, sondern endlich wieder Walther, Seufert und Arancino.
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Kommentare

kaThr!N am 06.11.2006 um 13:39 Uhr:

Wenn man in der Innenstadt einkaufen kann ohne erstmal über Bücherberge zu Winifred, den Nachfolgekriegen und den 50 besten Bühnenbildern (1867-1982) zu fallen. Oder über die CDs: "Der fliegende Holländer, die schönsten Arien und Chöre" für 4,99 Euro. Oder über ganz hinreißende Postkarten, oder, oder.
Bayreuth, du lebende Reliquie.

cleo am 06.11.2006 um 13:46 Uhr:

doch woran erkennt man, dass die festspiele demnächst anfangen werden, damit man noch rechtzeitig mit der reiseplanung anfangen kann? bitte erklärung geben, zugeschnitten auf einen weltfremden höhlenmenschen, der nicht merkt, dass da auf einmal blümlein blühen und fahnen wehen.

kaThr!N am 06.11.2006 um 13:56 Uhr:

Hah, meine Lieblingsindizien: die ganz besonders adretten Schulterpolster-Paillettenkostüme aus den early Nineties, wahlweise in pinkviolett, türkisgrün oder silbergold, die dann die Schaufenster am unteren Ende der Bahnhofstraße zieren.

kaThr!N am 06.11.2006 um 14:03 Uhr:

Aber die kommen ja übernächstes Jahr dann auch wieder in die H&Ms dieser Welt.


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