Der typische Konzertbesuch von jemandem, der in der Provinz lebt, läuft wie folgt ab: Man kauft sich Wochen, teilweise Monate vorher die Karten für das Event, fiebert dem Ereignis entgegen, fährt teilweise hunderte Kilometer und investiert so entsprechende Summen für einen Abend, den der Großstädter wenige Stunden später schon wieder vergessen hat.
Da es durch Benzin, Verpflegung unterwegs (Bier) und vor Ort (noch mehr Bier) meist dann "Eh schon wurscht" ist, lässt man das Restgeld dann am Merch-Stand und zwar vor (als Ungeübter, besonders ärgerlich beim Kauf von Postern und Bierkrügen) oder nach dem Konzert (noch dümmer, wenn man es auf einen bestimmten Artikel abgesehen hat, der dann nicht mehr da ist - wir kommen da noch in einer späteren Folge drauf zurück, Korn-T-Shirt).
Im Laufe der Jahre, ja Jahrzehnte häuft sich da so einiges an und wenn man zu der Sorte Mensch gehört, die selten etwas wegschmeißt - kurzer Exkurs
Claire: Warum hast Du so viele Freundinnen?
Bender: Warum hast Du so viel Scheiß in Deiner Tasche?
Claire: Ich denke, ich werfe nie etwas weg.
Bender: Ich auch nicht.
Wenn man also so ein Mensch ist, dann kann man auch irgendwann eine Menge Fotos machen und diese dann mit den entsprechenden Geschichten präsentieren. Das mache ich.
Ich habe aus dem Gedächtnis, von alten Fotos und aufgrund meiner Liste aller Konzertbesuche EVER eine T-Shirt-Liste erstellt und unglaublicherweise von den
mindestens 75 Shirts auch noch 61 aufgetrieben. Leider ist es sehr schwierig, historische Shirts mit Bildern im Internet zu finden, was eigentlich unglaublich ist. Ich denke mal, der Musikindustrie bzw. den Bands entgeht durch das limitierte Verkaufen und nicht mehr Neu-Auflegen klassischer Shirts ein 3stelliger Mililardenbetrag pro Jahr.
Wie auch immer, ich werde versuchen die fehlenden Bilder zu finden oder durch Symbolbilder oder blumige Umschreibungen die entsprechenden Shirts dem Leser nahe zu bringen.
Nebenbei fand sich auch noch eine Handvoll von
Merch-Skurrilitäten, die aber in einer eigenen Folge präsentiert werden sollen.
01: Motorpsycho - I'm A Psychonaut
Gekauft: Gefühlt bei einem Motorpsycho-Einzelkonzert, da aber mein letzter Besuch 1999 im Hirsch war und das Shirt dafür noch zu gut in Schuss ist, wohl eher bei einem Festival (2002 beim Introducing in Köln oder 2007 beim melt!).
Getragen: Gar nicht so furchtbar oft, weil das Front-Motiv ein ziemlich blödes Statement ist (natürlich ein Spiel mit dem Titel Psychonaut vom Album Trust Us 1998 - was wieder für den Kauf 1999 spräche). Das ikonografische Tribal-Logo auf der Rückseite reißt aber wieder viel heraus. Neben Bent Sæthers Unterarm-Tattoo das einzige akzeptable Tribal der Welt.
Keine besondere
Geschichte zum Shirt, der Kauf lief wohl einmal mehr nach dem Motto: "Ich möchte unbedingt ein Stück Merchandise kaufen, aber alles sieht beschissen aus. Was ist gerade noch verantwortbar? OK, the dark blue one, please..."
02: Motorpsycho - M
Gekauft: Muss eigentlich beim ersten bewussten Sehen von Motorpsycho bei Rock am Ring 1997 gewesen sein, spätestens jedoch beim ersten absoluten Hammerkonzerterlebnis mit Motorpsycho am 21. Mai 1998 in München (Backstage).
Getragen: Sehr oft getragen, durch die farbliche Verbundenheit zur Spielvereinigung Bayreuth zum einen, der coolen Schwärze (die inzwischen eher ein Grau ist) und den sportlichen Rändern an den Ausgängen zu den Gliedmaßen/Köpfen zum anderen.
Gedruckt: Der Vorderseitenaufdruck mit dem schon erwähnten Motorpsycho-Tribal-Logo schlägt dabei das etwas einfallslose M (immerhin in der richtigen Schriftart, vergleiche Schrifzug auf der Vorderseite) um Längen.
Geschichten:
Für den Fall Rock am Ring: Wir wollten unbedingt Motorpsycho sehen, deren Musik uns vertraut war und deren Albuen
Timothy's Monster und vor allem
Blissard wir liebten. Wie so oft in dieser Zeit (vgl. The Notwist) hatten wir aber kein Bild von der Band selbst. Also betraten wir das Zelt am Nürburgring und die dort spielende Gitarrenband blies uns förmlich weg. Das MUSSTE Motorpsycho sein. War es aber leider nicht. Vermutlich handelte es sich um die
Voodoo Glow Skulls oder auch
Our Lady Peace, die zuhause aber leider ziemlich scheiße klangen. Ungefähr so scheiße, wie die echten Motorpsycho direkt im Anschluss beim Konzert. Aber wir hatten ja noch die Platten.
Für den Fall München, Backstage: Feiertag, also auf nach München zu Motorpsycho ins Backstage. Sehr viel Wodka auf der Fahrt im vincent.-Mobil, auch bekannt als "Die Vulva". Mehrfaches Verfahren in München (völlig normal in der Prä-Navigationsgerät-Ära bei Konzertfahrten, übrigens), Genervtheit beim Fahrer und Ausgelassenheit bei den beiden - auf der Rückbank sitzenden - Beifahrern. Wir kommen genau zur Vorband an (
Somersault) und nach ein paar Bar-Getränken spielen Motorpsycho dann eines dieser epischen 2-3 Stunden-Konzerte, die auch den letzten Zweifler (in diesem Falle: mich) zum glühenden Fan machen. Bis heute.