7 Tage - 7 Songs (1/7): Pet Shop Boys - It's A Sin (1987)

18.09.2015 | 0 Kommentare | Christian_alternakid

Das Meisterwerk der subversiven Popmusik überhaupt: Ein Millionenseller, der vom theoretisch unpoppigsten Thema ever, nämlich dem inneren Konflikt des Gläubigen mit seinem eigenen Schwulsein, handelt.

Pet Shop Boys – It’s A Sin (1/7)


Gehen wir das Ganze chronologisch an: die erste Band, die mich wirklich geflasht hat, waren die Pet Shop Boys. „Suburbia“ – noch ein wenig früher als „It’s A Sin“ – war der allererste Song, den ich derbe geil fand, aber „It’s A Sin“ war dann 1987 endgültig die große Pop-Offenbarung. Der damals Zehnjährige in mir war hin- und hergerissen: sollte ich mir auf ZDF um 17.50 Uhr die „Robin Hood“ – Vorabendserie mit Jason (!) Connery ansehen oder doch auf Bayern3 die wöchentliche Top Ten Sendung – damals noch unter dem Namen „Schlager der Woche“ – hören? Das Gute war: „It’s A Sin“ war im Sommer 1987 sechs Wochen auf Nummer 1 und so konnte ich mir schön die Episoden um den hellblonden Robin Sherwood auf dem ZDF reinziehen, die aber so rechtzeitig endeten, dass ich auf Bayern3 noch die Nummer 1 der Schlager der Woche hören konnte! Eine Win-Win-Situation im Summer of Sin, wie es damals auf dem Pausenhof hieß!
Als Jason Connerys große Serie nicht mehr ausgestrahlt wurde, bin ich übrigens endgültig ins Schlager der Woche – Camp gewechselt und konnte so in den Folgejahren auf kariertem Papier fein säuberlich die Entwicklung der einzelnen Chart-Singles festhalten und Statistiken erstellen.

Warum aber nun „It’s A Sin“? Das Kuriose ist: ich kann es heute viel besser begründen als damals. Das herrlich theatralische Video hat die britische Regielegende Derek Jarman gedreht, der gut zehn Jahre vorher den vielleicht extravagantesten Punkfilm überhaupt gemacht hatte: „Jubilee“ – und der zentrale Satz aus „Jubilee“ sollte mich dann auch in den nächsten Jahrzehnten nicht loslassen: "As long as the music is loud enough, we won't hear the world falling apart."
Zudem ist „It’s A Sin“ wahrscheinlich das Meisterwerk der subversiven Popmusik überhaupt. Mitte der 80er war Schwulsein noch stärker ein „Problem“ als heute und selbst die Pet Shop Boys noch fest in the closet (wobei das ähnlich absurd scheint wie bei Judas Priests Rob Halford: ist ja jetzt im ganzen Auftreten nicht so überraschend…). „It’s A Sin“ thematisiert aber, gerade auch im Kontext mit Jarmans Video, recht unverhohlen die Haltung der katholischen Kirche und die Probleme, vor die das einen gläubigen Schwulen stellt

Father, forgive me, I tried not to do it
Turned over a new leaf, then tore right through it
Whatever you taught me, I didn't believe it
Father, you fought me, cause I didn't care
And I still don't understand

Mit „It’s A Sin“ verkauft sich so ein Song millionenfach, der vom theoretisch unpoppigsten Thema ever, nämlich dem inneren Konflikt des Gläubigen mit seinem eigenen Schwulsein, handelt. Die Pet Shop Boys zeigen damit (und das nicht zum letzten Mal) dass die Music For The Masses mehr sein kann als Soundfutter auf dem Weg zur Arbeit/Schule.

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