Popkomm 2002 - Samstag

19.08.2002 | 0 Kommentare | motorhorst

Zurück zum Beton, zurück zur U-Bahn, zurück zum Beton

Der Motor und der Björn. Vermutlich vorm Mexikaner.



Morgens eine Bank gesucht (das Geld kommt aus der Wand), dann auf die Messe. Wieder fertig. Man will sich nur kurz aufhalten, darf aber dann Viva-Chefrocker Dieter Gorny die Hand schütteln. So what? Ach, ihr seid doch nur alle neidisch. :) Um 14.00 geht es endlich gen Düsseldorf, um die "Zurück zum Beton"-Ausstellung zu sehen. Kurz den Magic getroffen und Dinge ausgetauscht, wenn man schon mal in Düsseldorf ist. Für die Ausstellung einen Tick zu fertig gewesen, aber gab schon viel zu schauen und sehen, Fanzines, Plattencover, skurrile Maschinen und O-Töne und Filme. Auf der Bahnfahrt zurück nach Köln macht sich langsam die Erkenntnis bereit, warum der Prototyp des feiersüchtigen, nixblickenden und alkoholisierten Prolls der Rheinländer und nicht der Bayer oder der Berliner ist, obwohl es den Typus natürlich in allen Bevölkerungsteilen von Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei gibt. Hier aber in besonders großen Mengen. Motor hat noch das Glück zwischen drei aufgebrezelten, Berliner Weiße aus der Dose schlürfenden Mädchen aus Leverkusen und Düsseldorf zu sitzen, die recht zahm sind. Man schwitzt sich halb zu Tode. In Köln angekommen ist man sicher, dass man eh nicht zu Fehlfarben ins Konzert kommt (war man ja eigentlich schon die ganze Zeit und wollte es sich nicht eingestehen) und überlegt, ob man lieber ins Bürgerhaus Stollwerk zu Chewy, Virginia Jetzt! und Miles gehen soll oder gleich ganz nach Hause fährt und die letzte Übernachtung storniert. Als man schon fast beim Bürgerhaus war, wieder umkehrt und eben zum Hotel will, Sachen packen, klingelt das Handy und Björn verkündet, dass säm und Alex im Fehlfarben-Konzert wären, gar kein Problem mit Akkreditierung. Aufgeregt nimmt man die nächste Bahn, die ganz grob Richtung Gebäude 9 geht. Im Wagon und an den Haltestellen tobt und prollt der Mob. Habe ich irgendwie Argwohn gegen die Besucher der Messe als Inkarnationen der Bewohner der Hölle gehabt? Ich nehme hiermit alles zurück – ihr seid Lämmchen. Es dauert ewig, bis die S-Bahn nach Deutz geht. Dann natürlich den falschen Ausgang von der Station genommen und bei irgendeinem Funpark gelandet. Ein herangewunkenes und mit 2 anderen Nostalgikern geteiltes Taxi überwindet die letzte Strecke zum Gebäude 9. Hier ist es wunderbar. Abrissflair, Dixies anstatt Toiletten und hunderttausend Leute, die Karten suchen. Naja, eher hundert als tausend. Ohne ein Fünkchen Hoffnung gehe ich zur Kasse. Bekommt man mit Akkreditierung Einlaß? Du hast Glück, Du bist wieder der Erste. Yes! Rock!!! Kurz Kreidler gecheckt, aber die Halle ist höllisch heiß und man schwitzt brutalst. Schnell ins Freie zu Alex und säm, Bier gekauft und gefreut und geredet und dann rein und die Fehlfarben spielen. Menschen über 40, die einfach rocken und den Punk spielen. Also nicht den, mit dem roten Iro auf dem Kopf, sondern den mit der roten Sonne im Herzen. Naja, so ähnlich. War halt ein schönes Bild. Peter Hein mit FDJ-Hemd unter Anzug, die Gitarristen mit lichtem Haar, aber ein bombastischer Sound und ein Konzert das großen Spaß macht. Aus einem Fenster im ersten Stock über der Bühne schaut FM Einheit herunter, Kameras und Aufnahmegeräte galore in den ersten Reihen. Hinter der Bühne sind 4 Schilder an der Wand: - Scheiße, nix Neues - Scheiße, nix wie früher - Dürfen die das? - DAT DAF DAT Als Zugaben gibt es „Pauil ist tot“, noch einmal „Gottseidank nicht in England“ und schließlich den S.Y.P.H.-Kracher „Zurück zum Beton“ und das Mittagspause-Stück „Innenstadtfront“. Man ist so glücklich, dass man den Abend, der ursprünglich schon vor Stunden mit einer Heimfahrt geendet hätte, doch wieder beim Mexikaner ausklingen lässt. Dort haben sich auch die Bürgerhaus-Gänger eingefunden und man verlebt noch eine wunderbare Nacht im Pittiplatsch-Kreis mit Trinken, Reden und schauen. Zusammen mit Steffi glaubt der Motor, man könne schon wieder Straßenbahn fahren, doch nicht so am Sonntag morgen. Also lässt man sich noch mal so richtig vom Taxifahrer in Köln abzocken und zahlt trotz etwa gleicher Richtung insgesamt 24 Euro. Der Ärger ist aber schnell verflogen, da ein viel größerer droht. Als der Schlüssel nicht zum Hotelzimmer passt, lacht der Motor noch über seinen Zustand, doch als ihm an der Rezeption erklärt wird, dass er angeblich gar nicht für drei, sondern nur zwei Übernachtungen gebucht hätte, vergeht die gute Laune schnell. Nach etlichen Verwünschungen, der Bezahlung ohne Trinkgeld für zwei Nächte und dem Holen der Sachen, begibt man sich ins Auto, versucht dort zwei Stunden mehr schlecht als recht zu schlafen und tritt schließlich die Heimfahrt an. Die vollkommene Übermüdung wird mit etlichen Pausen, Cola-Konsum galore und lautem Liedersingen bei offenem Fenster einigermaßen unter Kontrolle gehalten. Absolut geräderte Ankunft. Glücklich sieht in diesem Moment anders aus. Aber geil war es schon...
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