Heute Morgen

19.08.2003 | 0 Kommentare

Heute morgen im Auto. Auf dem Weg zur Arbeit kein Bock auf electronic beats. Da! Eine Hörbuchkassette. Rainald Goetz: Heute Morgen. Zunächst sind ein paar Takte von Westbam zu ertragen. hundelunge. Dann die angenehme Stimme mit bajuwarischem Akzent. Rave 190 ff. Seine Stimme macht seine Prosa so richtig lebendig. "Schütte..." Immer wieder. "Schütte." Wer ist Schütte? Jedenfalls kokst Schütte in dem Text ziemlich viel. Nach 10 Minuten 55 wieder ein nerviger Westbamtrack. Gut nur der Titel. megarave. Ausmachen. +++ Im Büro. Die Süddeutsche zumindest mal überfliegen. Da! Razzia bei einer Sexparty von Immendorf in einem Nobelhotel an der Düsseldorfer Königsallee bringt 21,6 g Kokain zum Vorschein. Das sei keine geringfügige Menge. +++ Und Friedmann haben wir schon längst vergessen. +++ Genau zum richtigen Zeitpunkt also Goetz gehört. Mal wieder Lesen? Nein. Das individuelle Ende der Schriftkultur hat längst begonnen. Mein Buchregal dominiert den Raum. Alles verstaubt nur. Ist mal wieder eine Ausräumaktion fällig. Die marxistischen Bücher landen endlich da, wo sie schon lange hingehören: in die zweite Reihe. Aber auch nur, weil es keine dritte gibt. Oder doch in den Keller wie die Kursbücher? Die Papiertüten von Marktkauf eignen sich bestens zum Altpapiersammeln, weil man die gleich direkt mitwegwerfen kann. Billigen Remittenden und noch billigeren Dubletten aus Bibliotheksflohmärkten geht es nun endgültig an den Kragen. Aber nicht weitersagen: Bücher wegschmeißen ist geil, befreit. Besser als jede Therapie. Saubere Entsorgung aller Spuren eines überflüssigen Langzeitstudiums. Hm. Auch Wilhelm Reich: Die sexuelle Revolution wegschmeißen? Hat ja nur 20 Pfennig gekostet. Nein. Ist Kult. Also erstmal in den Keller. Den Orgonakkumulator werde ich auch gleich noch bei ebay reinsetzen. Bücher, die im Keller landen, werden beim nächsten Umzug sowieso weggeschmissen. Der rote Meter mit Sartre und Camus als Rotationsromane Rowohlts landet ebenfalls in der zweiten Reihe. Damit ist der ganze für die 68er so wichtige Theoriekram auch aus meinem Blickfeld verschwunden. Weil es sich so gut damit angeben läßt, bleibt das poststrukturalistische Zeug vorne. Freilich nur gut erhaltene Bücher, weil ja bislang nichts davon gelesen wurde. Fertig. Die neue Ordnung. Denn Ordnung muß sein. +++ Wer ist eigentlich Schütte? "Laarmann hatte sich sofort die Filmrechte an der Schütte-Saga gesichert...". Rave 1. Dieser Satz ist der einzige, den ich von dem Buch nie vergessen werde. Wer Laarmann ist, hat mir albert freundlicherweise irgendwann mal gesagt.
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