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15.07.2010 | 1 Kommentar | motorhorst

Horst Motor wurde vom Bayreuther Uni-Magazin "TIP" zu einem seiner Leib- und Magenthemen interviewt. Der Artikel steht nun online, hier gibt es das komplette Interview im Director's Cut.
Die rührige Uni-Zeitung TIP existiert nun auch bereits seit vielen Jahren und in der neusten Ausgabe von heute, die sage und schreibe bereits die Nummer 429 ist (Link zum PDF), gibt es sogar ein kleines Interview mit König Horst Motor. In dem Artikel, der auch online zu lesen ist, geht es um die sagenumwobene Generation X, eines der Steckenpferde und definierenden Elemente des naseweisen Bayreuther Stammesfürsten.

Exklusiv für Premium-Abonnenten des Online-Dienstes motorhorst.de gibt es nun hier das Originalinterview in voller Länge.

Generation X
TIP: Ist es wichtig, Generationen zu definieren?
Für Marketing-Menschen oder Soziologen sicherlich eher als für mich. Die Übergänge sind da doch recht fließend und vornehmlich als "jugendlich" wahrgenommene Trends, Verhaltsweisen, Moden werden ja zunehmend auch von den älteren Jugendlichen (bis ca. 50) geteilt. Umgekehrt hat sicher auch jeder wie ich Personen im Bekanntenkreis, die mit Anfang 20 schon älter waren als ihre eigenen Großeltern.

Was ist die Generation X?
Das ist vor allem ein Begriff, den Mitte der 90er jeder gerne in den Mund genommen hat und dabei nicht genau wusste, was er damit meint bzw. ihn mit seiner eigenen Bedeutung gefüllt hat. Für viele sicher einfach nur ein Ersatz für das mit einem Seufzer vorgetragene "Die Jugend...", die einfach fauler, weniger leistungsbereit oder unambitioniert wäre als...ja, wer auch immer. Per Definition "die erste Generation, der es schlechter ging bzw. mit schlechteren Aussichten als alle (Nachkriegs-)Generationen vor ihr". Das könnte man inzwischen vermutlich auf jede Generation anwenden, oder?

Hast Du Douglas Couplands "Generation X" gelesen? Wie schätzt Du die Bedeutung dieses Buches für die damalige Generation ein?

Ich habe es nicht nur gelesen, sondern aufgesogen und auswendig gelernt. Ich denke die Bedeutung war für die deutsche Öffentlichkeit nicht so groß wie für die amerikanische bzw. nicht so groß wie sie durch den inflationären Gebrauch des Begriffs in den Medien suggeriert wurde. Ich glaube niemand kann die Handlung annäherend nacherzählen, aber jeder hat einige der enthaltenen Definitionen parat, meine Favoriten sind das "historical overdosing bzw. underdosing" und natürlich der McJob.

Generation X und Popkultur: Gibt es da Wechselwirkungen?
In den Neunzigern mit Sicherheit. Ich glaube - auch ohne Schicksalgläubigkeit - nicht an einen Zufall, dass Nirvanas "Nevermind", Couplands "Generation X" und Linklaters "Slacker" zur gleichen Zeit aufgetaucht sind. Oberflächlich als nihilistische Mottos zu verstehende Aussagen wie "Losing is an option", Becks "I'm a loser baby, so why don't you kill me?" oder Bart Simpsons "Underachiever and proud of it" sind für mich auch heute noch Leitsätze, die gerade bei der derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Stimmung höchste Gültigkeit haben.

Was hältst Du von dem von Florian Illies geprägten Begriff "Generation Golf"?

Den hat Illies von einer VW-Werbung abgeschrieben und das sagt eigentlich alles darüber. Im zugehörigen Buch projiziert er seine eigene Spießer-FDP-Jugend sehr schön auf eine ganze Generation. Mit "FAIL" würde man heutzutage wohl via Twitter kommentieren.

Was sind denn eigentlich die Mitte bis Ende der 80er, bzw. Anfang der 90er Geborenen, also die heutigen Studenten, für eine Generation? Existiert ein definierender Ausdruck?
Die grundsätzliche Definition für diese Jahrgänge ist für mich das Aufwachsen mit dem Internet. Eine Zugehörigkeit zu einer Subkultur oder die Erkenntnis "Hey, da sind ja noch andere wie ich" sind viel einfacher zu erlangen als das je zuvor möglich war. Gerade für Menschen auf dem flachen Land oder in Bayreuth ein Quantensprung. Ich finde die Bezeichnung "Generation Internet" ganz griffig, auch um den Begriff "digital natives" zu umschiffen.

Findest Du die Bezeichnung "Generation Praktikum", bzw. "Generation Y" für diese Generation treffend?

Generation Y wäre mir zu "langsam", Coupland selbst ist ja schon wieder bei der "Generation A" angelangt, die Benennung wird wohl wie bei den Wirbelstürmen immer wieder von vorne begonnen. "Generation Praktikum" ist leider eine zutreffende Definition, wobei ein Praktikum für beide Seiten oft ein perfekter Einstieg oder eine perfekte Reißleine sein kann, vorausgesetzt, es wird kein Dauerzustand.

Gibt es Bücher, Musik, etc., die typisch für diese Generation sind?

Ich hoffe nicht, da durch die virtuell erreichbare und beinahe unerschöpfliche Anzahl an Subkulturen und Szenen hoffentlich jeder seine eigene Nische finden kann, in der szenetypische Hits exisitieren, welche aber Menschen außerhalb dieser Gruppe vollkommen unzugänglich sind. Wenn ich gehässig wäre würde ich aber sagen: Sportfreunde Stiller, Mia., Revolverheld und Billy Talent sowie Harry-Potter- und Twilight-Bücher. Zum Glück bin ich aber nicht gehässig.

Gibt es heute überhaupt noch Underground, wie z.B. in den 90ern oder ist das durch das Internet zu großen Teilen zu Mainstream geworden?

Der wirkliche Untergrund ist das, was von ihm selbst nicht als solcher wahrgenommen und von allen anderen Subkulturen nur verlacht wird: Golf-GTI-Clubs, (unironische) Scooter-Fans und Impro-Theater. Alles andere ist fest im Griff des Mainstreams, sorry J-Rock-Fans und Live-Rollenspieler.
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Kommentare

tripleue am 15.07.2010 um 12:36 Uhr:

Tja, "Generation Internet", kaum zu glauben, dass zu Zeiten von Nirvana noch kaum jemand etwas mit dem Wort "Internet" anzufangen wusste.

Ich steh übrigens auch drin. Links daneben, in der "Leserecke", ist ein Kommentar von mir zum Thema Papierstau.


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