Ein schon älterer Film, aber von mir halt jetzt erst gesehen: V wie Vendetta mit Natalie Portman (und mit Elrond bzw. Mr. Smith allerdings nur in der Originalversion, da man ihn nie unter seiner Maske sieht). Eine sehr untypische Comic-Verfilmung bzw. Verfilmung einer sehr untypischen graphic novel, in der die USA nur ganz am Rande vorkommen. Die Geschichte spielt in einem England bzw. Großbritannien der Zukunft und ein zentrales Element ist das gunpowder plot von Guy Fawkes, von dem niemand außerhalb der Insel jemals gehört hat (außer ich, der darüber im Englisch-LK Referat gehalten hat).
Guter, wenn auch nicht herausragender Film, schön anzuschauen und mit den Effekten, die jeder Action-Film in den 00er-Jahren haben muss, ach ja, da stehen ja auch die Wachowski-Brüder im Abspann, wer hätte das geahnt. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen, z.B. Cloverfield macht V auch nicht den Fehler, das - huch, ist das jetzt schon ein Spoiler? - Monster zu zeigen. Positiv zudem, dass die Action nicht die Handlung verdeckt, jede Menge schöne Dialoge und schönes Erzählen ergeben ein rundes Bild...
...was ich gerne auch von Inception gesagt hätte. Die Vorschusslorbeeren waren - auch mit dem Vorsatz so wenig wie nur möglich im Vorfeld erfahren zu wollen - kaum übersehbar: In der Rangliste der besten 250 Filme EVER in der Internet Movie Database rangiert der Film nach kürzester Zeit auf Platz 3, in diversen Blogs und Foren wird bereits von einem großen Oscar-Anwärter gesprochen und überall tönt es von "Kapiert man erst beim dritten Mal!" bis "Waaaaahnsinns Story, so tief!".
Der Film ist gut, wenn auch sehr actionüberladen (Die Sequenz "Skifahren mit James Bond" wie die 08/15-Autoverfolgungsjagd hätte man sich gerne sparen können, aber das ist wohl der Fluch, wenn man zu viel Budget zur Verfügung hat und selbiges irgendwie auf Teufel komm raus zum Fenster rauswerfen muss), die wenigen Sequenzen, die dem Thema (ohne zu viel zu spoilern: Es geht um Träume) wirklich gerecht werden - sprich alle Szenen, die mit "dem Hotel" zu tun haben, sind brillant ausgeführt. Einziger Wermutstropfen dabei: Man (bzw. ich) kriegt nicht den Gedanken aus dem Kopf, dass hier unbedingt die Matrix-Trilogie bzw. die Matrix-Effekte ins 21. Jahrhundert geführt oder weiterentwickelt werden sollen (sehe gerade, dass Matrix auch auf #27 in der IMDB-Liste ist, spricht also nicht so unbedingt für deren Aussagekraft). Aber wie gesagt: Immer dann, wenn es um das geht, um was es in Träumen geht, in Versalien geschrieben: SCHWERELOSIGKEIT, dann sind die Effekte wirklich atemberaubend.
Wie sieht es mit der Undurchdringlichkeit der Story aus? Nun, selten durfte man einen dermaßen gut erklärten Film erleben, ich frage mich ernsthaft, wie jemand da von offenen Fragen geplagt sein konnte. Wenn es mal komplexe oder undurchschaubare Dinge zu erklären gab, dann geschah diese Erklärung mit dem Holzhammer, der charmant von Ellen Page dargestellt wurde. Leonardo di Caprio überzeugte mehr als in Shutter Island, nur war es sicher etwas unglücklich, dass die Geschichten doch einige Überschneidungen oder zumindest Ähnlichkeiten aufwiesen.
Das klingt jetzt alles negativer als es in Wirklichkeit ist: Die Idee des Films ist großartig, die Ausführung so 3+ und die Action-Sequenzen halt so wie man es vom Popcornkino (ich könnte auch: Schweinepestkino schreiben, denn beides möchte man eigentlich nicht im Kino haben) kennt. Wäre sicher mehr drin gewesen, aber eine absolute Enttäuschung ist der Film nicht.
Riesenlob übrigens ans Bayreuther Kinopublikum: Weder wurde über die neunmal dummen Trailer gelacht noch Eis gekauft und das bei sehr gut besetztem Saal, ich war außer mir vor Freude.
Und dann kam ein weiteres Exemplar der Kategorie Medien-Hypes oder -Hysterie am Wochenende heraus: Das dritte (rechnen wir die EP nicht mit) Album von Arcade Fire namens The Suburbs. Disclaimer vorweg: Ich war nie der große Arcade Fire-Fan "und werde es auch niemals sein" (Jochen Distelmeyer, allerdings nicht auf AF bezogen). Auf jeder Platte gefällt mir ein Lied meistens herausragend gut (Neighbourhood#2: Laika, No Cars Go), der Rest plätschert halt so vor sich hin.
Ähnlich auf der neuen Scheibe. Placebo bis Queens Of The Stone Age klingen da bei einzelnen Stücken durch, während dann wieder Friska Viljor Pate gestanden haben muss oder aber deutlich Final Fantasy oder dessen Arrangements zu erkennen sind. Dieser undurchsichtige Stilmix, auch noch in die größenwahnsinnige Zahl von 16 Stücken gebettet, überfordert mich total und macht es mir unmöglich, das komplett durch zu hören. "Schaut/hört mal, was wir alles können" als oberste Maxime.
Glücklicherweise befindet sich der große Lichtblick schon an zweiter Stelle. Ready To Start ist wieder einer dieser Geniestreiche, der schon beim ersten Mal Hören nach dem Titel Song des Jahres schielt und dies dann bei jeder der 25 Wiederholungen, die sich anschließen untermauert. Ein Jahrhundertsong, mit dem ich das Gejammer gerne beschließen möchte.
Puh, eben gesehen wie große Gedanken sich manche Menschen zu Inception machen und Interpretationen suchen, wo es keine gibt oder welche notwendig sind.
Achtung, massive Spoiler, wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte keinesfalls auf diesen Link klicken.
Ich hoffe der Schreiber und die vielen anderen in den Blogs der Welt, erhalten von Nolan jeweils eine Million überwiesen, als Entlohnung für die künstliche Aufgeregtheit.
Das hier ist nicht Blade Runner. Und auch nicht Memento. Und fast mag ich Shutter Island dagegen wieder mögen, je länger ich über das alles nachdenken muss.
sehe das bei Inception ähnlich.
Bei weitem nicht so profund, wie Nolan einem glauben machen will. Ein hübsch anzuschauendes Labyrinth und mit Sicherheit besser als der übliche Sommerblockbusterkram, aber eben ohne einen wirklichen Kern.
Zudem interessieren mich die Charaktere einfach emotional überhaupt nicht, aber das ist ein Problem, das ich bei Nolan bisher in jedem Film hatte. Bewundere da eher die handwerkliche Ausführung als dass er mich auf einer tieferen Ebene "bekommen" würde. Und in Inception ist das noch extremer, weil das ständige Nachdenken, auf welcher Ebene man sich nun befindet und ob Traum oder Realität eine so große Distanz aufbaut, dass ich mich nie im Film verlieren konnte.
Die Ähnlichkeit zu Shutter Island dachte ich mir auch schon - und dass Inception keinesfalls einem Meilenstein wie BladeRunner das Wasser reichen kann. Glaube dennoch, dass gerade die Bildsprache, die er im Hotel entwickelt, in den nächsten Jahren - ganz wie damals nach Matrix - noch häufiger zu sehen sein wird.
bei Arcade Fire bin ich übrigens auch bei dir. Nicht unbedingt was Ready To Start angeht, da gefällt mir The Suburbs zb besser, aber generell ist das Album überlang und mir auch einfach *zuviel*, von allem. Sicher ein gutes Album, aber n bisschen mehr Konzentration auf die Stärken wäre mir lieber gewesen.
Nach mehrmaligem Anhören stimme ich dem Langzeit-Faktor des Albums gespalten gegenüber. Einerseits zieht es sich meines Erachtens nicht unnötig zäh sondern es tauchen ganze Songs als massive Interludes auf. Ob das so sinnvoll ist...? Es taugt in meinen Ohren und ich freue mich auf diverse Highlights des Albums. Mir gefällts.
Ich muss oder möchte noch einmal auf Inception zurück kommen. Den Großteil der weiteren Diskussion haben wir (Christian und ich plus sich dazu einschaltende Benutzer) bei Facebook geführt, was auch okay ist, da es dort sehr tief ins Spoilerland ging und der Film ja noch relativ neu ist.
Wie schon oben gedeutet, lässt mich der Film auch nach einer Woche nicht los, was ja zunächst mal auch im Interesse der Macher ist, die immer wieder betonen, dass sie die Zuschauer dazu bringen wollen, den Film öfter anzuschauen.
Das werde ich erst mal nicht tun. Je länger ich über den Film nachdenke um so mehr Sachen finde ich daran auszusetzen und im Gegenzug gefällt mir Shutter Island, den ich beim Sehen gar nicht mochte, immer besser.
Ohne noch mal den ganzen Film aufzurollen sind es doch so viele Kleinigkeiten, die bei den sprechenden Namen (am schlimmsten natürlich die labyrinthbauende Ariadne) beginnen und der völlig "realitätsfernen" Zusammensetzung von Träumen endet (da darf ich gar nicht erst anfangen aufzuzählen, warum Träume in jeder Hinsicht ganz anders sind als im Film).
Abschließend noch der Verweis auf einen herrlichen Verriss, der teilweise meine Gedanken 1:1 zu Papier bringt. Eine wunderbare, böse Abrechnung, die sich aber dazu einer bildhaften Sprache und doch sehr gut nachzuvollziehender Argumente bedient. Dank an die Originalposterin bereits bei Facebook erledigt: "Inception": A clunky, overblown disappointment
Mmh, ich weiß nicht: Werden Shutter Island und Inception miteinander verglichen, weil DiCaprio in beiden mitspielt? Ich habe "Inception" noch nicht gesehn. Kann mir aber nicht vorstelln, dass die beiden Filme großartig Parallelen besitzen, außer, dass der Zuschauer n bissl zum Mitdenken angeregt wird.
Im übrigen würds mich interessieren, ob DiCaprio überhaupt in die Rolle passt...
Sowohl die beiden Filme wie auch die beiden Hauptfiguren haben schon einige Parallelen, auch wenn die Zeit, die Auflösung und die grundsätzliche Handlung vollkommen verschieden sind.
Beide sind von der Frage "Was geschah/geschieht wirklich und ist nicht alles doch ganz anders?" gequält, aber, hey, gilt das nicht für jeden zweiten Film seit Fight Club?
Die Rolle in Inception passt wesentlich besser zu DiCaprio als die in Shutter Island, immerhin denkt man hier nicht ständig, dass er 10-15 Jahre zu jung ist. Es wurde bereits kolportiert, dass man ihm das Gegenteil von Botox gespritzt hätte, um die Zornesfalte und die Augenringe möglichst realistisch hinzubekommen.
allein, dass inception für die halbe welt ein thema ist, spricht schon sehr für diesen film. trotzdem mäkeln viele daran rum (,wie es mit fast allem, was erfolg hat, üblich ist). ich fand den film sehr gut. 8 von 10 punkten.
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motorhorst am 02.08.2010 um 12:51 Uhr:
Puh, eben gesehen wie große Gedanken sich manche Menschen zu Inception machen und Interpretationen suchen, wo es keine gibt oder welche notwendig sind.Achtung, massive Spoiler, wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte keinesfalls auf diesen Link klicken.
Ich hoffe der Schreiber und die vielen anderen in den Blogs der Welt, erhalten von Nolan jeweils eine Million überwiesen, als Entlohnung für die künstliche Aufgeregtheit.
Das hier ist nicht Blade Runner. Und auch nicht Memento. Und fast mag ich Shutter Island dagegen wieder mögen, je länger ich über das alles nachdenken muss.
Christian_alternakid am 04.08.2010 um 10:18 Uhr:
sehe das bei Inception ähnlich.Bei weitem nicht so profund, wie Nolan einem glauben machen will. Ein hübsch anzuschauendes Labyrinth und mit Sicherheit besser als der übliche Sommerblockbusterkram, aber eben ohne einen wirklichen Kern.
Zudem interessieren mich die Charaktere einfach emotional überhaupt nicht, aber das ist ein Problem, das ich bei Nolan bisher in jedem Film hatte. Bewundere da eher die handwerkliche Ausführung als dass er mich auf einer tieferen Ebene "bekommen" würde. Und in Inception ist das noch extremer, weil das ständige Nachdenken, auf welcher Ebene man sich nun befindet und ob Traum oder Realität eine so große Distanz aufbaut, dass ich mich nie im Film verlieren konnte.
Die Ähnlichkeit zu Shutter Island dachte ich mir auch schon - und dass Inception keinesfalls einem Meilenstein wie BladeRunner das Wasser reichen kann. Glaube dennoch, dass gerade die Bildsprache, die er im Hotel entwickelt, in den nächsten Jahren - ganz wie damals nach Matrix - noch häufiger zu sehen sein wird.
Christian_alternakid am 04.08.2010 um 15:12 Uhr:
bei Arcade Fire bin ich übrigens auch bei dir. Nicht unbedingt was Ready To Start angeht, da gefällt mir The Suburbs zb besser, aber generell ist das Album überlang und mir auch einfach *zuviel*, von allem. Sicher ein gutes Album, aber n bisschen mehr Konzentration auf die Stärken wäre mir lieber gewesen.Mindcrawl am 08.08.2010 um 13:44 Uhr:
Nach mehrmaligem Anhören stimme ich dem Langzeit-Faktor des Albums gespalten gegenüber. Einerseits zieht es sich meines Erachtens nicht unnötig zäh sondern es tauchen ganze Songs als massive Interludes auf. Ob das so sinnvoll ist...? Es taugt in meinen Ohren und ich freue mich auf diverse Highlights des Albums. Mir gefällts.motorhorst am 08.08.2010 um 22:37 Uhr:
Ich muss oder möchte noch einmal auf Inception zurück kommen. Den Großteil der weiteren Diskussion haben wir (Christian und ich plus sich dazu einschaltende Benutzer) bei Facebook geführt, was auch okay ist, da es dort sehr tief ins Spoilerland ging und der Film ja noch relativ neu ist.Wie schon oben gedeutet, lässt mich der Film auch nach einer Woche nicht los, was ja zunächst mal auch im Interesse der Macher ist, die immer wieder betonen, dass sie die Zuschauer dazu bringen wollen, den Film öfter anzuschauen.
Das werde ich erst mal nicht tun. Je länger ich über den Film nachdenke um so mehr Sachen finde ich daran auszusetzen und im Gegenzug gefällt mir Shutter Island, den ich beim Sehen gar nicht mochte, immer besser.
Ohne noch mal den ganzen Film aufzurollen sind es doch so viele Kleinigkeiten, die bei den sprechenden Namen (am schlimmsten natürlich die labyrinthbauende Ariadne) beginnen und der völlig "realitätsfernen" Zusammensetzung von Träumen endet (da darf ich gar nicht erst anfangen aufzuzählen, warum Träume in jeder Hinsicht ganz anders sind als im Film).
Abschließend noch der Verweis auf einen herrlichen Verriss, der teilweise meine Gedanken 1:1 zu Papier bringt. Eine wunderbare, böse Abrechnung, die sich aber dazu einer bildhaften Sprache und doch sehr gut nachzuvollziehender Argumente bedient. Dank an die Originalposterin bereits bei Facebook erledigt:
"Inception": A clunky, overblown disappointment
babygirliegirl am 09.08.2010 um 14:58 Uhr:
Mmh, ich weiß nicht: Werden Shutter Island und Inception miteinander verglichen, weil DiCaprio in beiden mitspielt? Ich habe "Inception" noch nicht gesehn. Kann mir aber nicht vorstelln, dass die beiden Filme großartig Parallelen besitzen, außer, dass der Zuschauer n bissl zum Mitdenken angeregt wird.Im übrigen würds mich interessieren, ob DiCaprio überhaupt in die Rolle passt...
motorhorst am 10.08.2010 um 07:08 Uhr:
Sowohl die beiden Filme wie auch die beiden Hauptfiguren haben schon einige Parallelen, auch wenn die Zeit, die Auflösung und die grundsätzliche Handlung vollkommen verschieden sind.Beide sind von der Frage "Was geschah/geschieht wirklich und ist nicht alles doch ganz anders?" gequält, aber, hey, gilt das nicht für jeden zweiten Film seit Fight Club?
Die Rolle in Inception passt wesentlich besser zu DiCaprio als die in Shutter Island, immerhin denkt man hier nicht ständig, dass er 10-15 Jahre zu jung ist. Es wurde bereits kolportiert, dass man ihm das Gegenteil von Botox gespritzt hätte, um die Zornesfalte und die Augenringe möglichst realistisch hinzubekommen.
tripleue am 10.08.2010 um 13:51 Uhr:
allein, dass inception für die halbe welt ein thema ist, spricht schon sehr für diesen film. trotzdem mäkeln viele daran rum (,wie es mit fast allem, was erfolg hat, üblich ist). ich fand den film sehr gut. 8 von 10 punkten.