Die haben die Technik und die Machines!

17.11.2006 | 4 Kommentare | barracuda

Mediengruppe Telekommander im E-Werk (Clubbühne), Erlangen
16/11/2006
Support: Der Tante Renate
Eines vorneweg: Das Konzert war sehr gut. Eigentlich auch nicht anders zu erwarten, wenn man sich in Kennerkreisen umhört. Warum also überhaupt weiterschreiben, wenn sowieso schon alle bescheid wissen? Weil es gut ist, über die Mediengruppe Telekommander zu berichten, bevor sie vielleicht zu groß wird. Dieses mal also laden Florian Zwietnig und Gerald Mandl in den schönen Clubraum des Erlanger E-Werks ein. Das mit dem „schön“ ist sogar in doppeltem Sinn richtig, denn zum einen ist die Größe des Raums wirklich rundum gut: Nicht zu klein aber vor allem auch nicht zu groß. Und zum anderen haben die Veranstalter dafür gesorgt, dass die Örtlichkeit ordentlich renoviert und, wie es scheint, mit tiptop Soundanlage ausgestattet wird. Einziges Manko dabei, die Toiletten sind noch baufällig und die Blase lässt sich ausschließlich im Klo der Kellerbühne entlasten.

Ich bin diesmal ziemlich pünktlich und gucke mich in den neugestalteten Räumlichkeiten um. Dabei nimmt einem bereits ein bassiger Elektrosound die Luft. Auf der Bühne scheint alles fertig installiert, es hantieren keine Roadies mehr und prüfen die Mikros mit dem ollen „Eins, zwei, drei“ oder „Ah, ah ah“. Vorne in der Mitte ist ein Synth aufgebaut, die Schaltzentrale des Supportacts Der Tante Renate. Hinter der Bühne flackern drei kleine und zwei große Flatscreens und bieten schöne Animationen vor und während des Auftritts von Herrn Renate. Als erstes fällt mir zu dessen Musik das Wort Elektropunk ein, was die Sache schon irgendwie trifft: Die Beats sind schwer, immer tanzbar und bieten eine enorme Intensität. Ich denke manchmal an den Begriff Electric Body Music, wieso verwendet den heute eigentlich keiner mehr? Der Tante Renate kommt ohne Gesang aus, dafür bemüht er bei manchen Liedern seine Gitarre und lässt tatsächlich Punkspirit raus. Das Publikum geht von Anfang an mit und begeistert den Interpreten mit Begeisterung. Mir ist die Darbietung allerdings wesentlich zu elektronisch. (Wie Der Tante Renate allerdings zu Clickclickdecker gehen soll, ist mir ein Rätsel.)

Deswegen freue ich mich auch schon auf die Mediengruppe, auf gezupfte Bassläufe und Gitarrigeres. Nach einer erfreulich kurzen Umbaupause kündigen sich die beiden Telekommanders auf den Bildschirmen an: Vier Kameras in unterschiedlichen Positionen zeichnen das Publikum bzw. die Gruppe auf und schicken die Bilder auf die Screens, was für schöne Perspektiven während des Konzerts sorgt. Dann kommt, was wohl immer kommt: Der eine steht links, der andere rechts; der linke grüßt brav in die Menge, der andere nicht. Die Songs bieten eine gute Mischung der beiden Alben „Die ganze Kraft einer Kultur“ und „Näher am Menschen“; in der ersten Hälfte unterstützen die beiden Künstler die Computer fast ausnahmslos mit Ihren Instrumenten in der Hand, in der zweiten Hälfte wird’s dann hiphopiger: Goldene Discoeinteiler mit Kapuze glitzern ins Publikum und die Sounds kommen hauptsächlich von den „Machines“. Eine Schublade möchte ich für die Mediengruppe Telekommander nicht aufmachen, allerdings ist der Vergleich mit den Beastie Boys zumindest manchmal schon treffend. Ihr Auftritt jedenfalls war begeisternd von Anfang bis Ende. Ach, übrigens, hab ich schon erwähnt, dass das Konzert sehr gut war?
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Kommentare

kaThr!N am 17.11.2006 um 13:57 Uhr:

Die Konzerte sind sehr gut, keine Frage, da stehen zwei geborene Rampensäue, wenigstens hab ich sie immer so wahrgenommen. Und es macht einen Heidenspaß dabei zu sein, "solange sie sich nicht ausziehen" müsste man vielleicht ergänzen.

Trotzdem finde ich, dass das heuer lange nicht so gut funktioniert wie in den Jahren zuvor. Der Sog ist nicht mehr so stark, ich denk immer "Jaja, ja, weiß ich ja, ja, wahnsinn, und jetzt?" Egal wie geneigt ich denen prinzipiell bin und wie sicher ich da immer wieder hinrennen würde, ihre Halbwertszeit haben sie irgendwie überschritten.

Heißt aber nix, kann ja wiederkommen.

Basti am 17.11.2006 um 14:51 Uhr:

schöne Konzertreview. Ich war ja gestern bei der Gegenveranstaltung im K4. ging natürlich erst wieder recht spät los. etliche bekannte Gesichter am Start. Vorband waren Kachel als München. Sehr sympathische junge Typen und eine Frau am Bass. Nicht immer ganz rund. Aber ordentliches oldschoolgeballer. Genau wie es der Flyer versprach. Dementsprechend war das ganze nach maximal 20 Minuten auch schon wieder um. Trend reihten dann eine Stunde lang Hit an Hit. Das funktioniert auch im Jahr 2006 immer noch hervorragend. Hat sich also gelohnt. zumal sich die Mediengruppe ja nicht sooo rar macht und der Weg nach Erlangen immer ein beschwerlicher ist ;)
Dazu gabs bei Vinylkauf eine tighte DIY-"Plattentasche" dazu. Und das Konzert wurde begonnen mit dem Satz: "Hallo Wohlstandsbürger". Hallo Trend.

Christian_alternakid am 17.11.2006 um 17:17 Uhr:

und ich war gestern bei den Klaxons. Leider nur oberer durchschnitt, nicht so geknallt wie ich erhofft hätte.

kathrin: gebe dir recht, das gefühl habe ich bei MTK auch. weder live noch auf platte funktionieren, die auch nur annähernd so gut bei mir wie noch vor 2 jahren. schade. hoffe mal Von Spar bleiben vorne dabei. irgendwie hatte ich auch den eindruck dass MTK mit der platte (kommerziell gesehen) einen sprung hätten machen müssen, den sie aber wohl auch verpassten. der avisierte crossover zur masse ist dann wohl doch ausgeblieben.

Basti am 17.11.2006 um 17:23 Uhr:

MTK hätten sich sofort wieder auflösen müssen, nach dem ersten Indie-Hype. Die gabs ja lang genug davor ;)


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