Ach du heiße Scheiße!

22.08.2006 | 36 Kommentare | barracuda

TV On The Radio im K4, Nürnberg
21/08/2006
Ein Tipp an alle Konzertbegeisterten, die heute oder in der Zukunft einmal ins K4 gehen möchten. Vielleicht um eine ihnen lieb gewordene Band zu supporten oder einfach nur, um die barocke Atmosphäre des Festsaals zu schnuppern. Also, der Rat: Konzerte beginnen hier nie vor 22 Uhr – und dann spielt sich auch meistens erstmal die Vorband warm. Was in manchen Fällen ganz angenehm sein kann. Manchmal aber auch völlig nervig. Naja, zuletzt half es, eine Stunde Schlaf im Voraus zu nehmen und das K4 erst kurz vor 10 zu betreten.

Vor der Eingangstür des Festsaals drängen sich noch Leute. Erst vor kurzem hat man den Raum geöffnet, und doch ist es bereits sehr stickig und heiß. Rauchschwaden wabern der Decke entgegen, orangegelbes Licht beleuchtet die Bühne, Instrumente stehen bereits herum und warten geduldig. Im Nebenraum werden Bandpreziosen verkauft (Horst Motor würde die Shirts ganz sicher als Hippiescheiss bezeichnen). Die größere Traube Menschen hat sich aber vor der Bar versammelt um diverse Getränke zu verkosten ... das stammwürzige Weißenoher Bier, das immergrüne Beck’s und ab und an ein legendenumwobenes Premiumcola.

Der Blick streift über die Menge, viele Gesichter blicken durch die verrauchte Luft oder sind in lebhafte Gespräche vertieft. Kippen glühen, Bierflaschen werden gehalten, von anderen Konzerten wird berichtet. Alles ziemlich indieesk hier drin. Ich treffe Horst Motor und er erzählt mir von doofen Hippieshirts am Merchandisingstand. Gille ist dabei. Puuh, wenigstens ein paar Leute, die ich kenne. Matze von den Robos steht rum. Horst hat noch Leute von Slut und Pelzig erkannt. Illustres Publikum also, das sich für New Yorks heiße Scheisse interessiert. Bevors aber richtig dampfen kann, wälzt sich die Vorgruppe mit zähem Riffrock nach vorne. Sexo Y Droga heißt sie. Erstmal nix besonderes. Zwei Sänger bemühen sich an den Mikros, allerdings kommt mir deren Auftreten ein bisschen affektiert vor. Der Bass- und Gitarren-Kosmos bringt die Sterne zwar nicht zum Glühen, ist aber auch nicht so schlecht, dass man sich die Ohren zuhalten müsste. Die Legende geht um von sagenhaften und bizarren Liveauftritten. Ich merke davon allerdings nicht viel.

Umbaupause. Wieder Menschen an der Bar, Gespräche. „Masha Qrella im Café Cairo? Leider ein Montag ... mal schauen ob ich das schaffe.“ „Aber Final Fantasy ist gebongt?“ „Na aber auf jeden!“ Gedankensplitter. Rauschen in den Ohren, das vom Geräuschpegel (noch) überdeckt wird.

Dann endlich. TV On The Radio. Schon irre, was für einen Wahnsinnskopfschmuck Gitarrist Kyp Malone mit sich rumträgt: Mächtige Afrofrisur zum absoluten Karl-Marx-Gedächtnisbart. Auf der rechten Bühnenseite steht der zweite Gitarrist und für den TV-Sound Hauptverantwortliche David Andrew Sitek. Mit Glockenspiel am Gitarrenhals und einer Pulle Rotwein am Mundwinkel. Sympathisch. In der Mitte ein pulsierender Sänger. Tunde Adebimpe gibt sich emotional, schließt die Augen beim Singen, hebt den Kopf zur Decke, bedeckt sein Gesicht mit der mikrofreien Hand. Dahinter der treibende Schlagmann Jaleel Bunton und im völligen Hintergrund, hinter einer Säule versteckt, Bassist Gerard Smith. Die Songs kommen live weniger apokalyptisch wie von der Konserve, sind dafür etwas rauer. Dennoch erkennt man die typischen Sounds und vor allem die ausdrucksstarke Stimmen von Adebimpe und Malone wieder. Menschen, die sich für die korrekte Trackliste interessieren, muss ich allerdings enttäuschen: Erstens kenne ich nicht alle TV-Songs aus dem ff. Und zweitens weiß ich wegen Erstens die Songtitel nicht auswendig. Subjektive Höhepunkte waren aber Province, Playhouses und I Was A Lover von der neuen Platte. Ob ich allerdings nochmals auf ein Konzert von TV On The Radio gehen werde, wage ich ehrlich zu bezweifeln.
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Kommentare

Max Power am 22.08.2006 um 10:35 Uhr:

warum lässt du denn immer das wichtigste weg? wenn du so eine aussage triffst wie am ende, musst du doch auch sagen warum.

weil der sänger nen afro hat? weil das k4 zu spät anfängt? beck´s lauwarm? zu stickig? der könig?

Max Power am 22.08.2006 um 10:37 Uhr:

gitarrist mit afro meinte ich.

Kern am 22.08.2006 um 10:45 Uhr:

Ich fands ganz ok, aber auf Dauer ein bißchen langweilig, weil mir alles recht gleichförmig vorkam. Immer diese Gitarrenwände und an den richtigen Stellen dieser 2stimmige Gesang drüber. Ich werds nochmal auf Konserve antesten, gehe aber jetzt schon davon aus, dass das eher weniger meine Tasse Tee ist.

(trotzdem bei der Ankunft zuhause geärgert, dass das Plattenpaket mit der Wolf Like Me 7" noch nicht da ist)

sybillemädchen am 22.08.2006 um 10:56 Uhr:

vielleicht war die spannung auch einfach zu groß. die freude. der musikverein bekommt "so" eine band. ich mag die stimme von adebimpe gerne. kein aber. auch live schön.
die lieder vom neuen album steigern sich in sich, die platte wird besser je öfter man sie hört, songs die anfangs belanglos scheinen, werden größer. das kann ein konzert irgendwie nicht leisten.

aber warum du ein konzert nicht nochmal besuchen würdest, wüsste ich auch gerne.

lindihopp am 22.08.2006 um 11:24 Uhr:

also ich hab mir das album bis jetzt zweimal angehört, aber beide male nicht durchgehört, irgendwie finde ich da keinen richtigen zugang zu. vielleicht sollte ich es dann nochmal versuchen.

die frage, warum du nicht wieder auf ein konzert gehen würdest, interessiert mich auch, vor allem, weil diese aussage ja nicht wirklich zur überschrift passt?

Björnstar am 22.08.2006 um 12:08 Uhr:

beim highfield hat es mich auch nicht umgehauen. auch die hits hatten zu wenig drive. es war zu wenig soul, aber auch zu wenig rock. die mischung ist unausgegoren. fand ich. masha und final fantasy werden natürlich ganz toll in würzburg. beide konzerte sind auch um 23 uhr vorbei. in würzburg gehts gut katholisch eben pünktlich los.

Kern am 22.08.2006 um 12:32 Uhr:

das liegt aber wohl eher an den katholischen Nachbarn. In Nürnberg ist ja nachts immer noch halligalli. Ich wurde gestern auf dem Heimweg noch von betrunkenen Mädchen mit "I love you!" angeschrieen.

super-soccer am 22.08.2006 um 12:39 Uhr:

you lucky guy!

Ich war am WE in Bamberg, da haben uns komisch verkleidete, von zwei Sektchen angesoffene Mädchentrauben um Geld angeschnorrt, nur weil eine davon jeweils immer geheiratet hat.
Komisches Franken.

Kern am 22.08.2006 um 13:16 Uhr:

Solche hab ich bisher immer nur in Baden getroffen.

Björnstar am 22.08.2006 um 13:25 Uhr:

sowas ist mir nur in göttingen begegnet. die bald heiratenden damen waren an diesem abend leichte mädchen. also opfer. die liefen unter billich.

lindihopp am 22.08.2006 um 13:45 Uhr:

da braucht man aber nicht in die provinz, um solche "damen" anzutreffen. leider hat sich der trend zum jungesellinnenabschied überall durchgesetzt. geht in einer reihe mit alleinunterhalter-sexiness auf faschingsveranstaltungen. "wir sind heute mal ganz frivol, der anlass erlaubt es!"

Björnstar am 22.08.2006 um 14:11 Uhr:

manch einsame herzen kommen da zum zug. auch wenn es schäbbich und billich ist. das sind wieder themen. das wort resteficken nehme ich nicht in den mund.

No Pop! am 22.08.2006 um 14:17 Uhr:

ich fand TV on The Radio auch entäuschend gestern.
Aber viel mehr würde mich interessieren was den bitteschön mit Sexo Y Droga diesmal los war.

kaThr!N am 22.08.2006 um 14:17 Uhr:

Pfui, Björn!

Christian_alternakid am 22.08.2006 um 14:32 Uhr:

björn, sei froh dass hier die sonja nicht mitliest, sonst wäre hier dicke luft, dass du scheiben schneiden könntest.

Sexo Y Droga habe ich als vorband der hervorragenden Thermals gesehen und waren ebenfalls überzeugenden. das ist für nürnberg maßstäbe schon ziemlich ordentlicher rocknroll.

Björnstar am 22.08.2006 um 15:20 Uhr:

kathrin, ich entschuldige und distanziere mich für die aussage. dieser begriff wurde am ende unserer wohnheimparties immer gegen 7.30 uhr am morgen mit dem mikro in die betrunkene menge gerufen.

christian: slips.

McGuyver am 22.08.2006 um 17:52 Uhr:

Mit der Musik von Sexo Y Droga kann man sich ja durchaus anfreunden, aber der sich zwischen American Psycho und Thomas Lang von den Robos bewegende Sänger der Truppe sollte seine arroganten und nicht immer glücklichen Gestiken und Mimiken für die Zeit aufheben, wenn sie mal alleine einen solchen Saal füllen können. Unsympatisch!

Benny am 22.08.2006 um 19:06 Uhr:

Hauptsache die Indie Chicks waren gestern alle am Start und waren mal wieder so richtig Indie!

Basti am 22.08.2006 um 20:33 Uhr:

jaja benny. musst du denn die immergleichen Sprüche abfeuern. irgendwann wirds doch langweilig, oder nich?

war ja gestern nicht da, möchte aber auch festhalten, dass ich Sexo Y Droga für amtliche Rockmusik befinde. :)

No Pop! am 22.08.2006 um 21:25 Uhr:

Christian. im Vergleich zum Thermals Support im Zentralcafe waren Sexo Y Droga gestern kaum wieder zu erkennen. Hoffe, dass die Band beim nächsten mal wieder mit den bekannten Livequalitäten überzeugt.

Basti am 22.08.2006 um 22:58 Uhr:

wieso, waren sie gestern so energielos, oder was?

No Pop! am 22.08.2006 um 23:14 Uhr:

ja. "Energielos" trifft es sehr gut! Keine Kraft dahinter. Irgendwie standen die auf der Bühne als wärs schon ihr 10er Gig in 5 Tagen.

THE DUDE am 23.08.2006 um 00:12 Uhr:

Also ich fand das Konzert echt super!!! Sexo Y Droga fand ich aber auch eher mau...

Benny am 23.08.2006 um 08:20 Uhr:

Konzert war spitze, nach 4 Leidern wurd es etwas anstrengend aber mir hats gut gefallen! Vorband hab ich auf der Treppe sitzend von außen belauscht.

@Basti: kennst mich doch! :)

THE DUDE am 23.08.2006 um 09:53 Uhr:

Nach der 4 Leider gehts mir auch immer schlecht :)

Barni am 23.08.2006 um 13:20 Uhr:

also ich möchte auch nicht in der haut von Sexo Y Droga gesteckt haben, auf dieser riesigen bühne?
ist doch eher was für mini clubs.

No Pop! am 23.08.2006 um 13:46 Uhr:

auf Walstock haben sie gezeigt, dass es auch anders geht. Aber das ist ja schon recht lang her.

Christian_alternakid am 23.08.2006 um 14:05 Uhr:

damals, als sie vorband von Käptn Ahab waren? mit Moby Dick als headliner?

RoterBlitz am 23.08.2006 um 14:51 Uhr:

christian, zu wenig sexo und zu viele droga?

The Face am 23.08.2006 um 15:17 Uhr:

Oh ja, Waldstock mit Sexo Y Droga! Das war RnR! Mann, haben die sowas von schweinegerockt... Stand der Bassist nicht das ganze Konzert mitm Kopf an seinen Verstärker gelehnt? Und der zweite "Sänger" kniete vor seinem Delay Pedal und hat nur geschraubt. Gosh, war dat goil!

Christian_alternakid am 23.08.2006 um 15:21 Uhr:

rb: tschuldigung, ich konnte nicht widerstehen. aber ein festival namens "Walstock" sorgt nun mal für synapsenfeuerwerk...

Björnstar am 23.08.2006 um 16:21 Uhr:

toc toc toc mein blindenstock lockt rossmann auf die pequod.

RoterBlitz am 23.08.2006 um 16:35 Uhr:

ach mönsch, christian_alternadlerauge, jetze seh' ich's auch! nee, is klar, nä? da war das ja auch, als flipper am nachmittag mit orkanstärke die rahen blähen sollte und dank eines bookingfehlers die flippers die menge mit einer schmalzwelle wegspülten...

RoterBlitz am 23.08.2006 um 16:42 Uhr:

wollte grad noch was zu SyD schreiben, aber da fehlen mir die guten affektierung-und-arroganz-und-selbstverherrlichung-und-überheblichkeitsabsprechenden worte, deswegen lass ich's...

Gloser am 23.08.2006 um 23:26 Uhr:

also Sexo Y Droga sind eine Legende und waren wie immer geil, weil sie eben nichts machen irgendwie.
und TV on the Radio mochte ich bisher auf Platte nicht so und die haben mich völlig geflasht, das war mein tollstes Konzert - auf dem ich nüchtern war - ever.

barracuda am 24.08.2006 um 11:02 Uhr:

Hallo zusammen! Hab länger keine Zeit gefunden, bei mh reinzuschauen – und bin begeistert: Rege Kommentarflut auf meinen Bericht hin, sehr schön.

@Max Power + sybillemädchen: Hm, wenn's euch wirklich interessiert, ich fand den Auftritt von TV On The Radio zwar ganz nett, aber eben auch nicht mehr. Und das ist irgendwie zu wenig für ein Konzert. Mir langen zukünftig die Platten. ;-))


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