Three in a row: in nur 18 Monaten veröffentlichte Bob Dylan "Bringing It All Back Home", "Highway 61 Revisited" und "Blonde On Blonde", was auch noch ein Doppelalbum war - unerhört!
In der kanonischen Geschichtsschreibung steht "Blonde On Blonde" wohl sogar noch über seinen beiden Vorgänger, aber so weit würde ich nicht gehen, da auf "Blonde On Blonde" mit dem Blueser "Pleading My Time" dann doch sogar mal ein schwächerer Song auf einem Dylan-Album zu finden ist. Aber dann, meine Freunde: "Visions Of Joanna", "One Of Us Must Know", "I Want You" und "Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again" - die 60er haben kaum eine bessere Songfolge auf irgendeinem Album vorgelegt als Dylan hier auf der ersten Hälfte von "Blonde On Blonde". Sein Mammutwerk beschließt Bob dann mit dem elfeinhalbminütigen "Sad Eyed Lady Of The Lowlands". Wow.
Amerikanische GIs, die in Gelnhausen, West-Deutschland, eine Garage-Band gründen, sich wie katholische Mönche - Tonsur inkludiert - kleiden, einen Galgenknoten um den Hals binden und ihr einziges Album mit dem kompromisslos-durchgeknallten Anti-Vietnamkriegs-Song "Monk Time" beginnen? Was zur Hölle war das?
Das war eine der spannendsten Gruppen der nun wirklich nicht an spannenden Gruppen armen 60er Jahre. Selbst die normalerweise nüchtern formulierende Wikipedia schreibt gleich im ersten Absatz treffend: "The band's unconventional blend of shrill vocals, confrontational lyrics, feedback, and guitarist David Day's six-string banjo baffled audiences, but music historians have since identified the Monks as a pioneering force in avant-garde music. The band's lyrics often voiced objection to the Vietnam War and the dehumanized state of society, while prefiguring the harsh and blunt commentary of the punk rock movement of the 1970s and 1980s".
Insbesondere "I Hate You", eine Hymne der Misanthropie, und Albumopener "Monk Time" sind auch 55 Jahre später noch Knaller, die für mich zu den allergrößten Songs der ganzen Garage-Rock-Ära gehören.
"Love encompasses a range of strong and positive emotional and mental states, from the most sublime virtue or good habit, the deepest interpersonal affection, to the simplest pleasure" schreibt Wikipedia und hat sicher Recht, auch wenn ich für die Band gleichen Namens doch noch weiterklicken musste. Ein Jahr bevor Love (die Band) mit "Forever Changes" das sublime Referenzwerk für Baroque-Pop veröffentlichte, erschien 1966 ihr Debüt, das noch mehr auf die "simplest pleasures" setzte und klar von der Garagenrock-Welle beeinflusst war. Am stärksten natürlich im Opener "My Little Red Book" mit seiner kickstartenden Drum-Bass-Kombination, die heute noch jede Tanzfläche füllen sollte. Dennoch sind Love auch 1966 schon anders als ihre Kollegen, haben neben allem Krächzen und Schreien auch mehr Sehnen, mehr Fühlen zu bieten. Ein unterschätztes Album.
So gut, dass ich es mir im Rahmen dieses Projekts sofort als Vinyl-Platte nachkaufen musste. Eine beeindruckende Kombination aus Amerika-R&B und Insel-Beat, aus Van Morrissons Soul-Stimme und Mod-Instrumentierung. Zwar sind etliche Songs nicht selbst geschrieben und schrecken Them auch nicht vor der Neuvertonung von Gassenhauern wie Screamin' Jay Hawkins' "I Put A Spell On You" oder Ray Charles' "I Got A Woman" zurück, nehmen dafür aber auch die vielleicht beste Dylan-Cover-Version jenseits der Dylan-Cover-Version-Spezialisten der Byrds auf: "It's All Over Now, Baby Blue". Mit am stärksten sind die Original-Kompositionen des Produzenten Tommy Scott, die Them für "... Again" aufnahmen: "Call My Name" und "I Can Only Give You Everything".
Auf der Haben-Seite "Wouldn't It Be Nice", "Sloop John B" und "God Only Knows", andererseits aber auch viele Songs, die wunderbar arrangiert sein mögen und in dieser Hinsicht für 1966 einen unerreichbaren Standard setzten, die mich aber einfach kalt lassen. Deshalb ist "Pet Sounds" zwar für mich besser als "Revolver" der Beatles oder "Aftermath" der Stones, steht aber auf der anderen Seite trotz seines Rufs als 'bestes Album aller Zeiten' für mich in 1966 nicht dort, wo Dylan oder die Monks thronen.
Jedes Album, das mit "Can't Seem To Make You Mine" eröffnet, hat sich seinen Platz in Bestenlisten verdient. Doch "Can't Seem To Make You Mind" ist eigentlich kein guter Indikator für den Sound des Seeds-Debüts, spielt die restliche Platte doch weit mehr in der Garage als der sehnende Single-"Hit". Vor allem "Pushin' Too Hard" und "Evil Voodoo" stechen heraus.
Ähnlich wie bei "Pet Sounds" gilt auch für "Revolver", dass mich das Album trotz seines legendären Rufs nicht in seiner Gänze überzeugt.
Für jedes raffinierte "Eleanor Rigby" und "Tomorrow Never Knows" gibt es auch ein plattes "Yellow Submarine" (Ringo), eine übliche McCartney-Schnulze wie "Here, There, Everywhere" oder eine weinerliche "ich will meine Steuern nicht zahlen"-Lamentiererei namens "Taxman" vom Multimillionär George Harrison.
Zu den Höhepunkten gehören allerdings McCartneys R&B-Kracher "Got To Get You Into My Life" und seine berührende, mit dem Satz "a love that should have lasted years" endende Baroque-Ballade "For No One", für die sogar Lennon sich zu diesem unsterblichen Lob durchrang: "a nice piece of work".
Die 13th Floor Elevators darf man zurecht als Erfinder des Psych-Rock bezeichnen, sind sie doch die ersten, die das Wort "psychedelic" im Zusammenhang mit Musik verwendeten. Passend dazu dann natürlich die tragische Geschichte von Roky Erickson, der zum Syd Barrett der Garagen-Rock-Szene werden sollte. Passend für das Gründungswerk des Psych-Rock ist auch "The Psychedelic Sounds Of The 13th Floor Elevators" trotz eines Hits wie "You're Gonna Miss Me" keine Platte randvoll mit einzelnen Knallern, sondern überzeugt als ganzes Album, das vor allem mit seiner durchgängigen Atmosphäre punktet. "The Psychedelic Sounds..." ist damit sozusagen ein Gegenentwurf zu den meisten Garage-Rock-Platten, die mehr dank ihrer Singles noch in Erinnerung sind.
"Aftermath" ist das erste Rolling-Stones-Album, das auf Cover verzichtet und auschließlich aus Eigenkompositionen von Richards & Jagger besteht. Verrückt allerdings: man war sich offensichtlich uneinig, welche Eigenkompositionen nun aufs Album sollten und so lassen die UK- und die US-Version jeweils einen der besten Songs weg: während in Großbritannien "Paint It Black" nur eine Standalone-Single war, eröffnet dieser signature song der Stones die US-Version. Dafür fehlt auf der amerikanischen Variante "Mother's Little Helper". Warum nicht stattdessen einen der mittelmäßigen Songs weglassen?
Love veröffentlichten in eineinhalb Jahren drei Alben: das Debüt im März 1966, "Da Capo" November 1966 und ihr meistgeschätztes Album "Forever Changes" im November 1967. "Da Capo" liegt auch musikalisch zwischen dem garagigen Debüt und dem Baroque-Pop des Folgejahres. Herausragende Tracks sind "Seven And Seven Is" (Garage-Rock) und "Stephanie Knows Who" (Baroque Pop, der in die Garage geht und dann ein Free Jazz Solo einbindet). Die zweite Hälfte des Albums besteht aus einem einzigen, neunzehnminütigen Song namens "Revelation".