Wärme und Geborgenheit

22.11.2006 | 8 Kommentare | barracuda

Es ist heiß und die Sonne brennt unerbittlich. Die Bühne steht im Brennpunkt, die wenigen jungen Menschen davor wirken gebannt. Ich habe meine Augen hinter der Sonnenbrille versteckt und meinen staunenden Mund in Gedanken offen. Meine Ohren bedanken sich für den Lärmschutz, denn von vorne drückt der Sound in den Magen und auf die Trommelfelle. Das Schlagzeug tickt genau, der Bass wummert aus der Maschine, die Hall- und Verzerreffekte lassen Bilder auf dem inneren Auge entstehen. Grandios – aber tageszeitmäßig leider viel zu früh. Urlaub in Polen auf dem Uni Open Air in Bayreuth anno 2005.

Heute abend spielen Georg Brenner (Moog, Gitarre, Synthesizer, Echo, Stimme) und Jan Philipp Janzen (Schlagzeug, Sampling, Percussion, Moog) zur richtigen Zeit; dann wenn es dunkel ist und die Seele Wärme und Geborgenheit sucht. Urlaub in Polen beehren das Cairo in Würzburg und möchten uns mit ihrer neuen Platte Health And Welfare den Soul in ihrem „unglaublich cleveren und schönen Krach“ erklären. Zuvor aber darf der Supportdreier Peng Peng Penguin spielen und seinen mitgebrachten Fanclub unterhalten. Der Auftritt ist ein wenig zäh, Screamogesang zu metallischen Gitarren ist meines irgendwie nicht mehr. Wer will, kann die Band beim Endzeitfestival am kommenden Wochenende überprüfen.

Die erste Überraschung des Abends folgt, als Urlaub in Polen die Bühne betritt: Im Hintergrund bewegen sich zwei Ladys in Abendrobe taktvoll zu den neuen Songs und untermalen diese mit Gesang, Sirenengeheul und Soulspirit. Ansonsten ist alles wie gehabt: Das druckvolle, präzise Schlagzeugspiel Janzens und der irre Gesichtsausdruck Brenners, wenn er seine Gitarre quält. Wunderbar! Urlaub in Polen spielt übrigens vor gut besuchtem Haus – auffallend viele Frauen lassen dabei ihre Hüften kreisen. Dürfte übrigens auch bei R. Kraus’ Fest der Liebe am 23. Dezember so sein. Also bitte unbedingt die Chance nutzen, hingehen und Urlaub in Polen sehen.