Placebo Being - Teil 2

01.02.2001 | 0 Kommentare | motorhorst

wie ging es denn nach der metallica-phase weiter?
rü: eigentlich muss man noch früher anfangen. so mit 15 hatte ich erst mal mit hip hop angefangen und natürlich zwei plattenteller gehabt. anschliessend kam dann metallica und heavy metal. punk hab ich übersprungen und dann kam schon grunge.

dann ging vermutlich auch die schwermut hinzu?
rü: ja, genau. vor allem wegen pearl jam. wenn man dann noch selber musik macht, öffnet es schon türen, in gewisser weise.

Sascha live

oft sind wir drei stunden lang am selben riff hängen geblieben. "hey, wir spielen das jetzt schon drei stunden" - "ja, aber es ist so geil...". grunge in verbindung mit saschas stimme, das war dann der auslöser. er hat mir einmal vorgesungen, bei paperflowergarden. ich dachte nur, "wow, steht da jetzt eddie vedder vor mir oder wie?" inzwischen ist pearl jam nicht mehr so mein schwerpunkt. ich habe mir auch viel jazz gegeben, was der musik zugute kommt und man auch raushören kann. ich will auch nichts anderes mehr machen. wenn ich mit dreissig sterbe und es nicht geschafft habe, dann ist es auch egal, weil wir in den paar jahren genau das richtige gemacht haben. selbst wenn es nur in dem scheisskaff bayreuth ist.

das kann man gar nicht laut genug sagen.
rü: absolut. es geht ja jetzt schon los, bei selfgod. die leute hier werfen dir vor: "mensch, das ist doch pearl jam" und das klingt wie jenes. mein gott, dann sollen sie es selber und besser machen. jeder hat die chance.

so ist das, wenn man in bayreuth wohnt.
rü: ja. ich denke aber auch, dass die auftritte, die wir jetzt haben, der startschuss sein werden. auch weil wir jetzt zu dritt alles live spielen können und dadurch alles noch besser wird.

das problem ist auch, dass man in bayreuth kaum orte zum weggehen, geschweige denn für auftritte hat.
rü: richtig. spiel dreimal in bayreuth und schon bist du weg vom fenster. jeder kennt dich dann schon und da habe ich auch keinen bock drauf. es gibt auch wenig unterstützung. coco sturm vom zentrum, akm-media und motorhorst.de sind die einzigen ausnahmen. sowas kenne ich eigentlich in bayreuth gar nicht und finde das echt super.

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wir stehen ja auch vor einer ähnlichen situation. wenn wir mal legen wollen, dann steht eigentlich nur das glashaus als ernsthafter ort zur verfügung. wenn wir die möglichkeit hätten, würden wir jeden tag andere musik legen. aber es gibt halt nur zum einen das manegold-monopol im uboot und von solchen pseudo-locations wie der rosenau brauchen wir ja gar nicht reden.
rü: ja und das ist schlimm. auch die djs in bayreuth, denen kannst du nicht mal eine cd von uns geben. den mickey aus dem uboot finde ich ganz in ordnung, der spielt auch ab und zu mal was von der cd. aber der manegold... erst schreibt er einen protzigen artikel ins szene-magazin, dann legt er aber kein einziges lied von uns auf. das finde ich schon schade. in die rosenau oder ins komm bräuchten wir gleich gar keine cd bringen, denn das kennen die einfach nicht. und was man in bayreuth nicht kennt, das mag man auch nicht und spielt es nicht. erst wenn man es dreissig mal gehört hat, dann.....

der manegold ist ja eh der überbewertetste leichtmatrose. der brennt ja nicht mal seine übergänge bereits vorher auf cd. wir freuen uns jedenfalls schon heftig auf euren glashaus-act...

rü: wir wollten ja ursprünglich hier umsonst als benefiz-act spielen, für einen kumpel von uns, der gestorben ist und für alle die ihn kannten. aber das wollten die glashaus-leute nicht. jetzt kostet es 7 bzw. 5 mark ermässigt. auch egal und okay. ich finde 7 mark zwar etwas happig und habe auch keine ahnung, ob es voll wird. als wir neulich hier bei der jam-session waren, sind wir nur zu dritt so rumgestanden, bis silke dann gesagt hat: "los, ich hole meinen bass und dann spielen wir hier" und ich dachte zuerst "fuck". ich habe mir das gegeben, was hier vorher abgelaufen ist und das war teilweise auch ganz witzig, also schon okay. auf jeden fall sind wir dann hoch und haben gespielt. irgendjemand hat dann gleich wieder abfällig hochgeschrien: "jaja, super gejammt", aber es war gejammt, wir können anfangen und das läuft.

unser freier mitarbeiter tripon hatte bereits über den abend geschrieben: das es zunächst unerträglich war, bis schliesslich selfgod auf die bühne gestiegen ist.
rü: es war echt witzig, ich hab da mit einem james brown zusammen gejammt, der sich dann auf einmal wie joe cocker bewegt und unartikuliert gesungen hat. tripon hat auch beim jam mitgespielt und er spielt wirklich gut schlagzeug.

woher kommt der name selfgod?
rü: einige leute denken, der name wäre irgendeine christliche anspielung. es hat aber überhaupt nichts mit religion zu tun, sondern heisst einfach nur selbst-gott, also, dass jeder für sich selbst und sein handeln verantwortlich ist und jeder mit seinem leben machen kann, was er will.

Rü

ihr habt einige songs unter besonic.de im internet stehen. wie beurteilt ihr die chancen einer unbekannten band durch napster oder andere wege im internet bekannter zu werden?
rü: also wir dachten eigentlich schon, dass wir durch besonic etwas bekannter werden würden und vielleicht mal in den charts landen. wir waren dann auch mal auf platz 94 in den nordamerikanischen charts von besonic, wir haben auch schon einige clicks auf der seite, aber wir machen jetzt erst eine richtige homepage mit fotos und history und so weiter. bisher hat uns das internet noch nicht furchtbar viel gebracht. ich denke, dass live-auftritte immer noch die beste möglichkeit sind, um die leute aufmerksam zu machen. wenn sie dann mehr über dich wissen wollen, dann ist das internet eine interessante sache. was ich bei eurer berichterstattung über rockin' bayreuth auch richtig gut fand, war der satz, dass das festival besonders durch die anwesenheit von vielem geschmeiss negativ aufgefallen ist. dazu hättet ihr noch fotos machen sollen.

wir denken, dass auch so jeder bescheid weiss. problematisch ist nur, dass die gemeinten personen die seite nicht lesen. unsere freunde von x-bay haben die seite ja auch erst gelesen, nachdem sie uns den preis für die homepage des monats gegeben haben und dann war das grosse stadtredaktion-entsetzen da.
rü: der steffen von x-bay hat auch mal einen positiven artikel über uns geschrieben und wollte uns helfen, dass wir auftritte bekommen. aber im endeffekt finde ich eure seite dann doch besser, weil da wenigstens tacheles geredet und alles auf den punkt gebracht wird. vielleicht sollte ich auch mal auf der seite was schreiben. ich selber hab leider noch keinen internet-zugang und momentan auch nicht den nerv, mich damit zu beschäftigen. schliesslich kostet das alles auch zeit, die mir dann zum musik machen fehlt. aber sascha ist da schon eher in der materie. er macht auch die covers und wir sitzen dann auch mal zu zweit vor der kiste.


die nächsten konzerte müssen wir noch mal zusammenfassen...
rü: 3.3. ansbach, 31.3 glashaus, 30.4. vorgruppe von bananafishbones im zentrum und irgendwann noch vorgruppe von between the sheep im sommer in kulmbach. open airs wären natürlich noch super, vermutlich kronach oder peesten im august oder umsonst und draussen in schweinfurt. am meisten freue ich mich dabei auf den glashaus-auftritt, weil die location einfach genial ist. die atmosphäre hier ist schon super. der auftritt im zentrum soll dann eigentlich der letzte in bayreuth sein, weil wir schauen wollen, dass wir hier rauskommen und vielleicht mal in köln oder im herbst in berlin spielen. grüsse an volker.

eben. wenn du sonst hier weitermachst, dann bist du irgendwann mal scheissegal.
rü: ganz genau. aber wir sehen einfach mal, was die zeit mit sich bringt. das potenzial hätten wir auf jeden fall. der hammer war bei dem bayreuther auftritt, dass sich vorher bei uns schon alles im backstage-bereich getroffen hat. ich hab dann vom auftritt und vom publikum gar nicht soviel mitbekommen. nur vorne die erste reihe. erst als ich das ganze nochmal auf video sah, hab ich realisiert, "wow, das war ja der hammer".

ansonsten gibt es ja leider kaum bands aus bayreuth, die es sich lohnt anzuschauen. die legendary shotdowns finden wir noch gut.
rü: ich spiele ja auch zusammen mit dem hübi von den shotdowns bei bramshay, zuletzt beim kneipenfestival im sendelbachkeller als vorband von den legendary shotdowns. legendary finde ich auch echt gut. die gehen auf die bühne, rocken und fertig.

Sascha

was war das letzte konzert was du gesehen hast?
rü: ich war in köln bei queens of the stone age und monster magnet und das war seit langem mal wieder ein konzert, dass mich beeindruckt hat. queens waren überragend und monster magnet hasse ich seitdem. queens waren einfach der abschuss. die standen da oben und ich habe die kinnlade nicht mehr zugebracht. bei monster magnet habe ich gedacht, ich muss kotzen. der typ hat extra einen ventilator vor sich hingestellt bekommen, dass seine haare durch den wind wehen. dann zündet er noch seine gitarre an und steht fünf minuten mit dem brennenden ding oben. da bin ich dann raus. queens haben die leute echt weggeblasen. für mich das konzert des jahrhunderts. da ist nicht viel rumgeschoben worden, sondern du hast nur überall die wolken aufsteigen sehen. der sänger hatte auch eine tüte in der hand. wir dachten nur, "bitte spielt noch eine stunde und schiesst monster magnet weg".

kennst du motorpsycho?
rü: nur einen song von einem sampler, aber der ist genial. korn und tool sind natürlich noch der wahnsinn. mit paperflowergarden haben wir mal "sober" gecovered.

das ist ja eines der wenigen guten lieder, die man auch mal freitags im uboot hört. genauso wie "demon cleaner" von kyuss, aber leider nie bis zum ende.
rü: ich hab mir neulich mal queens gewunschen und der dj hat nur gemeint "das passt jetzt nicht rein". meine herren, queens passen nirgends rein, wo ist denn das problem. der witz ist ja, ich hab mal im uboot aufgelegt. es hiess, ich könnte auflegen wozu ich bock hätte, grunge, rock, usw. ich dachte "cool", hab dann cds mit liedern mitgenommen, die nicht jeder arsch kennt. was passiert? er kommt wieder rauf und legt mir cds hin, die ich auflegen soll... bush und die ganzen schinken, die jeder kennt. und was war? die leute rennen alle auf die tanzfläche und bei den sachen, die sie nicht kannten, war gar nichts los. das hat mich ziemlich fertig gemacht und seitdem lege ich auch nicht mehr auf. vor allem für drei getränkemarken und eine cola... ich hab gedacht, ich steig aus, als er hoch kam und in einen kyuss-song, der eben mal neun minuten dauert, nach drei minuten "two princess" von den spin doctors reinmixt.

rü, wir danken für das gespräch und wünschen durchbruch galore.

Das Interview mit Rü von Selfgod führten Horst Motor und vincent. am 06. Februar 2001 im Glashaus Bayreuth.
Die Bilder stammen von der Selfgod-Seite bei besonic.com