Chan-Wook Park, SKOR 2003
Mit: Min-Sik Choi, Ji-Tae Yu, Hye-Jeong Kang
Die Story, anyone?
Kennt ihr dieses Gefühl, einen Film so gut zu finden, dass ihr ihn innerhalb weniger Wochen mehrmals im Kino anschaut? Dass ihr jeden Menschen, der euch etwas bedeutet, geradezu zwingen wollt, diesen Film anzusehen, da ohne diesen Film das Leben des anderen nicht komplett sein
kann?
Kennt ihr den Moment, wenn ihr - nach dem zweiten Kinobesuch des gleichen Films - das magische Dunkel des Kinosaals verlasst und nur noch diesen einen Gedanken habt: „wenn mich jetzt justament jemand fragen würde, ob ich Lust hätte, in diesen Film, aus dem ich gerade herauskomme, zu gehen, ich würde sofort, in dieser Sekunde wieder hineingehen“?
Alle 5 Jahre finde ich einen Film, der mich so tief bewegt, dass der Drang, ihn wieder und wieder zu sehen, alles überstrahlt. So war es im November 1994 als ich Pulp Fiction zum ersten Mal sah, so war es 5 Jahre später als Fight Club im November 1999 in die Kinos kam und so war es nach 5 langen Jahren wieder im August 2004, als Oldboy zunächst auf dem Fantasy Film Festival lief.
Was macht Oldboy so groß, so gut, so untouchable, so fuckin perfect? Visuelle Brillanz, großartige Schauspiel-Performances, eine visionäre Regie, die verschachtelte Geschichte? Ja alles das, aber im Grunde wohl, dass sich Oldboy über sich selbst erhebt.
Wie ist die Prämisse: ein Mann verschwindet, wird eingesperrt, 15 lange Jahre, kommt frei und ist nur noch vom Rachegedanken beseelt, vom Finden getrieben.
An sich hätte Oldboy eine einfache, intensive Rachegeschichte werden können, meinetwegen mit der visuellen Brillanz die Chan-Wook Park nun einmal mitbringt: Charles Bronson directed by David Fincher. Aber das außergewöhnliche an Oldboy ist, dass er hier nicht stehen bleibt, sondern Konventionen bricht und sich über seine eigene Geschichte hinzu einer Tragödie erhebt, die an Größe zwischen Shakespeare und der griechischen Antike steht.
Sehr schnell und einfach findet Oldboy den Gegenspieler, beendet die simple Suche, fragt nicht mehr „wer?“, sondern „warum?“. Hier wird aus einem Film, der mit spielerischer Leichtigkeit die Coolness-Codes von Tarantino und dem Hong-Kong-Cinema verwendet, etwas ganz anderes: eine philosophische Abhandlung über Moral, über Strafe, über Rache, ja, über den Sinn des Lebens, ohne dabei seine Wucht, sein Tempo, seine Dramatik zu verlieren – im Gegenteil: in dem Moment, in dem sich Oldboy über die Konventionen des Vengeance-Movies erhebt und „warum“ fragt, öffnet er die Tür zu soviel Verzweiflung, Emotion, Größe und Niedertracht, wie es Kino nur kann und profitiert gleichzeitig davon, dass all die Coolness-Styles noch so weit intakt sind, dass dies schleichend geschieht und du unweigerlich in diesen Strudel hineingezogen wirst bis du gar nicht mehr weißt, dass du hier den vielleicht ungewöhnlichsten Showdown der Filmgeschichte siehst. Ein Kampf zwischen den großen Gegenspielern, auf den dich der Film scheinbar eineinhalb Stunden vorbereitet hat – und dann das: Worte. Der Schmerz der Erinnerung. Das Flehen um Vergebung. Der schleichende Verdacht. Die bittere Wahrheit. Die unbarmherzige Konsequenz jeder Szene. Gewalt, emotionale, die zum äußersten treibt, zu Selbstverstellung, zu Selbstverstümmelung als letztem Ausweg, um die Schuld zu begreifen, um die Zukunft zu erhalten. Den Willen, die Moral zu brechen, nur um redemption zu erhalten, a glimpse of the good life, das möglich wäre, das da war und das nun droht, für immer zu verschwinden. Die Macht des Wissens. Und die Bereitschaft, für diese Macht alles zu tun oder lieber noch: sich nach der Ohnmacht sehnen, nicht mehr wissen wollen und damit nicht verstehen müssen.
Wenn das noch nicht genug wäre, gibt dir das Ende nach dem Ende noch eine Frage mit auf den Weg, die so einfach scheint und doch in einer einzigen stummen Szene alles bedeutet: Ist dieses Lächeln unwissend oder wissend? Ist es Glück oder ist es Verzweiflung? Resignation? – und wenn du diese Frage für dich beantwortest, darfst du dich auf dem Nachhauseweg prüfen, ob du dieser gebeutelten Figur die Erlösung gönnst, obwohl er nichts anderes will als das größte moralische no go der Geschichte.
voll geil, alder, wo…: oh baby, was ist an diesen 115 Minuten nicht geil?
Der Showdown, der Zeitraffer mittels TV-Nachrichten, die Octopuss-Szene, das Ende nach dem Ende oder machen wir es einfach:
Die unglaubliche, ungeschnittene Fightszene in der Art eines betrunkenen Balletts als Oh Dae-Sue im Gang seines alten Gefängnisses zwanzig, dreißig Gegner niederprügelt. Da schwebt niemand wie ein crouching dragon, da fliegen keine Heros durch die Luft, da hampelt kein Jackie Chan durch die Gegend, sondern das ist surrealistisches Kampfballett, das man
so noch nie gesehen hat.
colarumontherocks am 21.03.2005 um 18:40 Uhr:
ich fand den film ok, mehr aber auch nicht. allerdings bin ich eh kein freund des asiatischen kinos, sieht man mal von kurosawa, ang lee und filmen wie hero, crouching tiger hidden dragon, die 7 samurai und natürlich sämtliche trashperlen des asiatischen marktes ab. den anfang fand ich noch recht interessanr, zum ende hin wurds mir zu pathetisch,von der story her auch ein wenig löchrig und nach der auflösung des ganzen stellte sich mir die frage : wie, das war alles?" jede menge heisse luft. die machart war ok, diente aber wohl auch ein wenig dazu, von der etwas schwachen handlung abzulenken, schade, ein wenig mehr vom tiefsinn des mangas, auf dem der film basiert, hätte ihm ganz gut getan. ich geb ihm aber aufgrund der machart 3 sterne. chan-Wook park kanns besser, siehe Sympathy for Mr Vengeance.Domo am 21.03.2005 um 22:00 Uhr:
Jaawohl, großartiger Film! Beeindruckend wie Park den emotionalen Mindfuck der Protagonisten in seinem Film umsetzt. Die ganze Intensität hinter diesen Gewaltorgien ist mir zwar erst beim zweiten Schauen so richtig aufgegangen, aber in der Form habe ich das selten gesehen..!tobert am 22.03.2005 um 23:22 Uhr:
die story war ein wenig dünn und außerdem schnell zu erahnen und die szenen mit den zähnen lassen zahnärzte erzornen. zwar solides handwerk, aber mein ding wars nicht.dalia am 05.04.2005 um 22:26 Uhr:
Hab ich das noch richtig in Erinnerung,ist das der Film, bei dem el protagonista seine
Alte dadurch zu seiner Alten macht daß er sie erstmal ordentlich verprügelt und Frauen allgemein recht gern vergewaltigt? Ich hab Oldboy gesehen, weiß jetzt aber nicht mehr ob diese Gewohnheiten zu Oldboy oder einem anderen Easternmann gehören. Wenn ja, dann gefiel er mir noch weniger. Meine Erinnerungen an das rausgeben aus Olboy sind: Mann,
das schöne Geld, die schöne Zeit. Der Film war so gewollt. Fand ich. Aber bei soviel Lobpreisung könnte man ihn ja glatt nochmal anschauen, falls er schon in gepflegten Videotheken zu haben ist.
Und so tun, als wäre man unvoreingenommen
dalia am 05.04.2005 um 22:27 Uhr:
Ich meinte natürlich rausgehentobert am 05.04.2005 um 23:48 Uhr:
nein, das war er zum glück nicht. dann hätte ich glaub ich keinen stern vergeben. der oldboy-plot ist ein just frei gewordener mann, der nicht weiss, wer ihn - und warum überhaupt - für 15jahre eingesperrt hatte. und dann gehts natürlich noch weiter. aber das kann man ja nicht einfach so verraten.Benny am 13.07.2005 um 09:54 Uhr:
Der Film hat mich überfordert und meiner Meinung nach ist das alles etwas nzu weit hergeholt.metal am 01.06.2006 um 13:23 Uhr:
schöne rezi, böser film, eine der besten schluss-szene des moderenen asia-kinos - hat bei mir noch tage nachgewirkt, ich musste darüber sprechen, mit menschen, die den film nie gesehen haben - die auflösung ist sooo erschütternd...