Norwegische Langeweile

20.03.2007 | 0 Kommentare | barracuda

Saint Thomas im Café Zapata, Berlin
16/03/07
Eigentlich bin ich in der großen Stadt, um Bonnie ‘Prince’ Billy zu sehen. Aber hier ist das Kulturangebot einfach so groß, hier gibt’s noch mehr, das lockt. Saint Thomas im Café Zapata zum Beispiel. Das Zapata ist ein ziemlich bunt, direkt im Kunsthaus Tacheles. Wie das AKW in Würzburg oder das alte K4 in Nürnberg. Ein alternativer Laden also. Sympathisch. Die Musik ist laut und punkig – vielleicht nicht unbedingt die richtige Einstimmung auf The Cpt. And Me und Saint Thomas im Countrygewand. Aber hey, der Abend ist, was ihr draus macht. Die Guests The Cpt. And Me fangen pünktlich um 22 Uhr an … Ein Konzertbesucher, der bereits seit kurz nach acht hier sitzt, fängt gerade völlig betrunken an zu maulen. Und verlässt demonstrativ den Raum; hmm, vielleicht gar keine schlechte Idee?!

The Cpt. And Me allerdings machen richtig gute Laune. Sie spielen zwar verdammt laut, aber die Songstrukturen sind spannend, breaken an den richtigen Stellen und machen einfach Spaß. Mehrkehliger Gesang, Banjo, Akkordeon, Kontrabass … es wird zudem munter an den Instrumenten gewechselt. Einer der Typen hat ein wahnsinnig weichgespültes Dauergrinsen aufgesetzt. Man merkt, die Bandmitglieder sind von ihrem Countrystyle und den Songthemen beseelt und begeistert. Da hat der besoffene Typ echt was verpasst.

Um 23 Uhr betritt dann noch Mal die Mannschaft von The Cpt. And Me die Bühne, allerdings ohne das blonde Grinskistlein. Sie bilden die Verstärkung für Saint Thomas, der mit einer großen Hipster-Sonnenbrille und einer Fluppe zwischen den Lippen auf die Bühne kommt. Und irgendwie völlig derangiert wirkt, neben sich stehend, mit stierem Blick. An seiner Stimme scheiden sich sowieso die Geister. Neil-Young-esk, hell, quiekend – für ein ganzes Album eigentlich zu viel. Die Band spielt sehr gut, allerdings erscheinen die Kompositionen im Vergleich mit The Cpt. And Me eher einfach gestrickt, was aber nicht schlecht sein muss. Der Höhepunkt ist für mich „Artist with a brilliant duisguise”, dieser Song rumpelt schön los und begeistert von vorne bis hinten. Aber insgesamt war es mir zu wenig für ein ganzes Konzert. Auf dem Heimweg freue ich mich schon auf Bonnie ‘Prince’ Billy in der Passionskirche am Samstag …
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