motorhorst Classics: 12 Fragen an Horst Motor. Lassen Sie sich ruhig Zeit. In dieser Stadt dauert alles ein bisschen länger...

21.09.2004 | 1 Kommentar | motorhorst

Diesmal ein Artikel vom 19.11.2001
Die Antworten!

Herr Motor, wie viel Bier schaffen Sie?
Es kommt ja nicht aufs Schaffen drauf an. Man trinkt halt soviel, dass man sich wohlig warm fühlt, aber nicht so viel, dass man nicht mehr weiss was man tut oder zu schläfrig wird.

Welches Getränk kommt nach Bier?
Spezi light. Wasser. Aber alles erst am nächsten Tag. Beim Rocken wird nur Bier getrunken, weil der Rock aus dem Proletariat kommt und das Proletariat trinkt Bier. Kein Schnaps. Kein Wein. Keine Cocktails, na gut, vielleicht mal ein Caipirinha, der dann allerdings nie Caipi heisst.

Mal eine schöne Frau kennen gelernt, die gern viel Bier trinkt?
Sicher. Viele. Aber keine, der das Ganze nach 5 Halben noch gut zu Gesichte steht.

Kurz Augen zu und auf – was sehen Sie von Bayreuth?
Den Filz. Das Festspielhaus. Die Altstadt. Die Kleinkariertheit. Die Grossstadt-Wannabes. Die Studenten. Die Lackaffen. Die, die denken, sie hätten es geschafft.

Welchen Anblick hätten Sie sich gerne erspart?
Die durchschnittlichen A9-Besucher. Ich hatte diesen Ort vorher für eine In-Adresse gehalten. Aber dieser Tummelplatz der Fitness- und Solariums-Fraktion ist nichts anderes als Schwingen in der Stadt. Ganz schlimm. Man geht zum Gucken, zum Exzess und zur Selbstpräsentation. Die Drogen sind nur andere.

Ihr letzter nachdenklicher Moment auf Bayreuther Boden?
Freischwimmer im A9. 500 Mann auf der Tanzfläche. Alle eingeschalten.

An welchem Ort in Bayreuth hat sich wohl die größte Menge versauter Abenteuer zugetragen?
Versaut? Hmm, gute Frage. War ich wohl nie dabei. Vielleicht im Rathaus? Stadtredaktion Kurier? Ich hab wirklich keine Ahnung.

Macht zu viel Bayreuth dumm?
Nein. Wenn man aufpasst, dann schärft es sogar die Sinne und lehrt, das Wichtige und Wahrhaftige zu sehen. Die meisten passen nur leider nicht auf.

Welche Bayreuther Qualität wird gerne übersehen?
Gibt's sowas? Die Subkultur vielleicht. Man denkt immer, es läuft nur Mainstream herum, aber dann lernt man doch immer wieder schräge Typen kennen, die Visionen haben. Leider passen diese sich zu schnell an, bleiben zu sehr im Untergrund oder ziehen zu schnell weiter, nach Berlin, Würzburg, Trondheim.

Das größte Ding, das Bayreuth seit der Bombardierung 1945 erlebt hat?
Da kam dann nichts mehr danach. Grenzöffnung 1990. Maus in der Pizza. Mann wird Miss Bayreuth. Nie etwas Gewolltes. Immer nur von aussen Kommendes, Ungewolltes. Von innen kommt nie etwas in Bayreuth. Grosse Dinger macht ja kaum jemand.

Wo schicken Sie Touristen zum Feiern hin?
Glashaus. Nur dort. Zufriedenheit garantiert, niedrigste Preise, hoher Absturzfaktor, nur wenn es nicht zu voll ist. Down5Club Pechgraben, der Club mit der wohl härtesten Tür neben dem P1 in München. Nur dass es sich in Pechgraben lohnt, reinzukommen.

Warum wird Bayreuth nichts?
Man denkt immer gleich, man hätte was erreicht. Die Selbstzufriedenheit ist grenzenlos in dieser Stadt. Man glaubt man wäre Konzertstadt, weil vor 30 Jahren Michael Jackson im Städtischen Stadion gespielt hat. Man hält sich für eine Sportstadt, weil vor 20 Jahren Steiner Bayreuth das Double holte. Man faselt von Universitätsstadt, weil ein paar BWL-Lackaffen die Kneipenszene versauen und unbesuchbar machen. Man ist zu schnell satt hier.
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Kommentare

RoterBlitz am 22.09.2004 um 10:26 Uhr:

Oh Mann, die Peperoni-Maus auf der Pizza hatte ich ja schon völlig verdrängt...


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