Kleinstkunst in Bayreuth
Mit der Kunst und Bayreuth ist das so eine Sache. Mit der street art eher nicht. Da muss die Wilhelmine-Sprühaktion des letzten Jahres schon beinahe als vorbildliche Ausnahme hervorgehoben werden.
Wir erinnern uns: Holzhammermäßig wurde das Konterfei der Markgräfin auf Gehsteige in ganz Bayreuth gesprüht, um so als Wegweiser zu den kulturellen Orten der Stadt zu dienen. Dabei bediente man sich eben einer Schablone, wie sie durchaus auch in der street art Verwendung hätte finden können. Offenbar ist die Scham über diese Aktion inzwischen so groß, dass sich nirgends ein Foto oder eine Beschreibung im www finden lässt (Ich muss gestehen, dass ich es mit einer Mischung aus Abscheu und Entsetzen ebenfalls versäumte, ein Exemplar zu fotografieren).
Dann war da natürlich noch die kryptische Hundescheiße/USA-Flaggen-Aktion, die überregional für Beachtung sorgte (z.B. im österreichischen "Kurier" oder im BR-Magazin "Quer", inzwischen aus Löschwut oder Unkenntnis über die Gefahren der Nicht-Archivierung flüchtiger Internet-Inhalte nicht mehr als Links verfügbar) und ohne je komplett "erklärt" zu werden, stattfand. Chapeau hierfür noch einmal, egal welche Intention damit verfolgt wurde.
Sollte jemand vorhaben, street art zu "machen", obwohl das Thema vielleicht auch langsam mal durch ist, hier eine Reihe von Tipps:
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Mach keine Aktion, die andere schon elfmal besser gemacht haben
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Verhindere unter allen Umständen eine Omnipräsenz, indem Du z.B. nicht jeden Laternenpfahl an stark frequentierten Plätzen verwendest, nur um sofort und überall und am besten noch medial wahrgenommen zu werden.
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Wenn das, was du machst, gut ist, dann wird es auch wahrgenommen.
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Verwende für Deine Aktion keinen zweitklassigen Slogan, den bereits vor Jahren ein drittklassiger Comedian für seine viertklassige Bühnenshow verwendet hat.
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Drucke keine Internet-Adressen auf Deine Kunst.
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Jammere nicht darüber, wenn Deine Kunst verändert oder entfernt wird, street art ist flüchtig.
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Schau im Internet nach, ob es nicht 1001 bessere Ideen gibt und versinke im Zweifelfalls lieber in Scham.