Grau ist keine Farbe

21.10.2011 | 2 Kommentare | motorhorst

Die beste deutschsprachige Band, die niemand kennt: Mutter spielten im K4 in Nürnberg.
Wie, wie, wie soll man die Intensität eines Mutter-Konzerts wiedergeben? Wie über diesen unfassbar tighten Sound der Band schreiben ohne vollkommen unnötige, verbrauchte Konstruktionen und Worthülsen wie "tighter Sound" zu verwenden? Wie die Faszination beschreiben, durch die man von der Person Max Müller in den Bann gezogen wird ohne dass dieser irgendwie offensichtlich - also platt - mit dem Publikum interagiert?

Wenn die Band nach Wir waren niemals hier von der Bühne geht, dann sagt Müller einmal "Danke", das war dann der komplette Umfang dessen was in super-euphorischen Konzertbesprechungen mit "hatte das Publikum jederzeit im Griff" beschrieben ist und womit "Wie geht es euch Nürnberg? Seid ihr gut drauf? Alles okay bei Euch?" gemeint ist.

Hier könnte soviel stehen über eine Gruppe, die wieder Lust auf Musik und Musikhören macht, wo man sich danach das Quatsch-T-Shirt gerne schamvoll vom Körper reißen möchte, fast verzweifelt beim Durchscrollen der Lieder auf dem MP3-Player, weil man sich nach der Wahrhaftigkeit sehnt, die man eben 90 Minuten lang erfahren durfte und diese Sehnsucht unerfüllt bleibt, weil man es irgendwie verpeilt hatte, vor der Reise das Mutter-Gesamtwerk auf das Gerät zu spielen.

Alleine die 10-11 Minuten des ersten Stücks Stimmen (kannst Du sie hören) vom neuen Album Mein kleiner Krieg reichen vollkommen aus, um den Besucher zu versichern, dass er das absolut richtige an diesem Abend gemacht hat. Leider sind wieder nur 40-50 Personen im Zentralcafé des K4 versammelt, aber ebenso wie die Band erspare ich mir jedes Lamentieren über diesen beklagenswerten Zustand. Die Anwesenden sind nach dem eröffnenden Lied hypnotisiert, es folgen Stücke des letzten, allerorts gelobten und quasi unbekannten Werks Trinken Singen Schießen und wenn die Männer um Max Müller, der bis hierhin kaum einmal unter seinem Haarvorhang ins Publikum gesehen hat, dann den Hit Der Krieg ist vorbei (von Europa gegen Amerika) folgen lassen, dann macht sich schon eine gewisse Fassungslosigkeit über den Underground-Status von Mutter breit. Und eben auch wieder nicht.

Leute, hört mehr Mutter!



Der Film zu Mutter.
Warnung: Sperrig!
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Kommentare

motorhorst am 21.10.2011 um 09:14 Uhr:

Aktueller Artikel aus der Wochenzeitung "freitag" über Mutter:

Freizeitbandarbeiter
Drei Versuche, mit der Berliner Band Mutter und deren neuem Album "Mein kleiner Krieg" etwas über die Gegenwart der Popmusik zu sagen

motorhorst am 21.10.2011 um 10:15 Uhr:

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und vor allem mit Sicherheit falscher Reihenfolge

Stimmen (kannst Du sie hören?)
Loch
Von dem schönen Schein und dem dummen Sein
Der Krieg ist vorbei
Erlösung von oben
Wohltäter
Regenwurm
Die Alten hassen die Jungen
Wir waren niemals hier


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