Ein Kandidat für "überspielt", aber dennoch mein Song des Jahres 1966. Im Gegensatz zu "Satisfaction", dessen Kraft aus meiner Sicht über die Jahre doch merklich geschwunden ist, ist "Paint It Black" auch heute noch ein wilder, düsterer Song, der in meinen frühen Teens zu meinen allerersten Lieblingsliedern überhaupt gehörte (die beiden anderen: "It's A Sin" der Pet Shop Boys" und "Love Will Tear Us Apart" von Joy Division). Eine Nummer 1 Single auf beiden Seiten des Atlantiks (und Nummer 2 in Deutschland) ist "Paint It Black" sicher bis heute einer der zentralen Rolling Stones-Songs aus ihrer großen Ära und wurde dementsprechend häufig auch in anderen Medien eingesetzt, interessanterweise gerne um den Vietnam-Krieg zu vertonen. Sowohl in Kubricks "Full Metal Jacket" als auch in der Fernsehserie "NAM" (Original: "Tour Of Duty") spielt "Paint It Black" eine wichtige Rolle, was wohl auch nur noch mal die Düsternis unterstreicht, die dem Song seine Kraft gibt. Bei Veröffentlichung ist "Paint It Black" interessanterweise auf gar kein so begeistertes Kritiker-Echo gestoßen und wurde seines Sitar-Einsatzes wegen als Beatles-Copycat verschrieen, was Brian Jones mit "What utter rubbish" kommentierte. Aus meiner Sicht zurecht, ist "Paint It Black" doch über die Jahrzehnte betrachtet das wohl sogar einflussreichere Stück als alle Beatles-Sitar-Songs, nimmt es mit seiner düster-drogigen Stimmung doch wichtige Elemente des Psych-Rock vorweg und klingt erheblich organisch notwendiger für den Sound des Songs als die Beatles'schen Sitar-Versuche, die man heute wohl als cultural appropriation schmähen würde, da sie wenig mehr zum Song beitragen als ihn "orientalisch zu flavouren".
Weitere Rolling Stones - Songs aus 1966, die ebenfalls erwähnt gehören, aber der "1 Song pro Artist"-Regel zum Opfer fielen: vor allem "Mother's Little Helper" und "Under My Thumb"
Ein Kandidat für "überspielt", aber dennoch mein Song des Jahres 1966. Im Gegensatz zu "Satisfaction", dessen Kraft aus meiner Sicht über die Jahre doch merklich geschwunden ist, ist "Paint It Black" auch heute noch ein wilder, düsterer Song, der in meinen frühen Teens zu meinen allerersten Lieblingsliedern überhaupt gehörte (die beiden anderen: "It's A Sin" der Pet Shop Boys" und "Love Will Tear Us Apart" von Joy Division).
Eine Nummer 1 Single auf beiden Seiten des Atlantiks (und Nummer 2 in Deutschland) ist "Paint It Black" sicher bis heute einer der zentralen Rolling Stones-Songs aus ihrer großen Ära und wurde dementsprechend häufig auch in anderen Medien eingesetzt. Interessanterweise gerne um den Vietnam-Krieg zu vertonen: sowohl in Kubricks "Full Metal Jacket" als auch in der Fernsehserie "NAM" (Original: "Tour Of Duty") spielt "Paint It Black" eine wichtige Rolle, was noch mal die Düsternis unterstreicht, die dem Song seine Kraft gibt.
Bei Veröffentlichung ist "Paint It Black" interessanterweise auf gar kein so begeistertes Kritiker-Echo gestoßen und wurde wegen seines Sitar-Einsatzes als Beatles-Copycat verschrieen, was Brian Jones mit "What utter rubbish" kommentierte. Ich bin hier natürlich auf Seiten von Brian Jones, ist "Paint It Black" doch über die Jahrzehnte betrachtet einflussreicher als alle Beatles-Sitar-Songs zusammen, nimmt es mit seiner düster-drogigen Stimmung doch wichtige Elemente des Psych-Rock vorweg und klingt sein Sitar-Einsatz erheblich organisch notwendiger für den Sound des Songs als die Beatles'schen Versuche, die man heute wohl als cultural appropriation schmähen würde, da sie wenig mehr zum Song beitragen als ihn "orientalisch zu flavouren".
Weitere Rolling Stones - Songs aus 1966, die ebenfalls erwähnt gehören, aber der "1 Song pro Artist"-Regel zum Opfer fielen: vor allem "Mother's Little Helper" und "Under My Thumb".
"Sloop John B" war die Leadsingle von "Pet Sounds", des berühmtesten aller Beach-Boys-Alben und ist neben "Wouldn't It Be Nice" auch ohne Zweifel sein großer Höhepunkt (gut, "God Only Knows": auch spitze). Während "Wouldn't It Be Nice" eher kompakt und spector-esque ist, hat "Sloop John B" die "Mini Oper" - Qualitäten, die Brian Wilson zu dieser Zeit dank Songs wie "Good Vibrations" (übrigens im gleichen Jahr als Stand-Alone-Single veröffentlicht) zugeschrieben wurden.
Der US #2- und UK #3-Hit ist ein verblüffend komplexes Neuarrangement eines Folksongs aus den Bahamas und übrigens auch ein weiterer Beweis für die Sangesqualitäten der britischen Fußball-Tribünen: als ich vor gut einem Jahrzehnt FC Blackpool gegen FC Arsenal im Londoner Stadion gesehen hatte, stand ich direkt neben dem Auswärts-Fanblock der Blackpool Supporter, die hier im zweiten Spiel ihrer allerersten Premier-League-Saison gleich eine 0:6-Klatsche von Arsenal kassierten - was aber die Blackpool-Fans nicht davon abhielt, über die zweiten 45 Minuten hinweg den Refrain von "Sloop John B" zu singen und dabei trotz 0:6-Niederlage den "worst trip" in den "best trip" zu verädern: "I don't want to go home / This is the best trip I've ever been on"...
"I'm Not Like Everybody Else" war nur die B-Seite zu "Sunny Afternoon", was wohl daran liegt, dass er weniger wie trademark-Kinks klingt als die A-Seite. Ausnahmsweise übernimmt der jüngere Bruder Dave die Lead Vocals statt Ray Davies (der den Song aber geschrieben hat, ursprünglich übrigens für die Kollegen von den Animals!). Wie der Titel schon verrät, ist "I'm Not Like Everybody Else" ein großes Statement der Non-Konformität und für Individualität.
Der beste "Hoch die Hände, Wochenende!"-Song ever! Die australischen Garagenrocker der Easybeats schrieben diesen Hass-Song über die Arbeitswoche und Hymne auf die freien Tage: "Do the five day grind once more / I know of nothin' else that bugs me more / than workin' for the rich man" und kletterten damit bis auf #6 in den britischen Single-Charts (und #18 in den USA). Zurecht, dass die GEMA von Down Under "Friday On My Mind" Anfang der 2000er zum besten australischen Song aller Zeiten kürte.
Velvet Underground ist dank seines Debütalbums natürlich untrennbar mit dem Jahr 1967 verbunden, aber 1966 veröffentlichten die Velvets bereits zwei erste Single: "All Tomorrow's Parties" (b/w "I'll Be Your Mirror") und "Sunday Morning" (b/w "Femme Fatale").
Während die anderen drei Songs dieser beiden 7-Inches den dronig-drogigen Sound der Velvet Underground begründeten, war "Sunday Morning" als "Hit" geplant, der aber natürlich nicht eintrat, waren die Velvets doch legendär unerfolgreich zu ihren Lebzeiten. "Sunday Morning" wurde von Lou Reed ursprünglich auch als Nico-Song geschrieben, dann aber kurzfristig doch von Lou selbst aufgenommen und kann als weiterer Genre-Erfindungs-Song gelten, ist doch das ganze Dream-Pop-Movement ohne "Sunday Morning" nicht denkbar.
Schon für die 1965er Liste hatte sich mit "Wooly Bully" ein Song über ein Featuring in der Serie "Das Model und der Schnüffler" qualifiziert und auch "This Old Heart Of Mine" ist in dieser besten Fernsehserie der 80er zu finden.
"This Old Heart..." wurde vom Motown-Stamm-Songwriter-Team Holland–Dozier–Holland geschrieben und war nach frühen Hits wie "Shout" (1959) und "Twist & Shout" (1962) mit #12 in den USA und #3 in UK der erste große Erfolg der Isley Brothers in ihrer Zeit beim berühmten Soul-Label.
Eine der besten Hymnen der Misanthropie, eingespielt mit fiesem Groove von der Garage-Rock-Kuriosität The Monks und in beispielhafter Reduktion aufgeführt:
Well i hate you baby with a passion yeah you know i do (but call me)
Oh you know my hate's everlastin' baby, yeah yeah yeah (but call me)
Ohhh you know you know you know you know why i hate you baby ? Huh, do you ? (but call me)
Cause because you make me hate you baby, yeahyeahyeahyeah (but call me)
Neben "Monk Time" der große Knaller im Repertoire der Monks, dieser völlig alleinstehenden Band ihrer Zeit.
Sicherlich ist "Moulty" der Barbarians ein "Novelty-Hit" der Garage-Rock-Szene, aber tatsächlich von gewissem Erfolg gekrönt und zudem eine so kuriose Besonderheit, dass ich des Songs nie müde werde: Drummer Victor "Moulty" Moulton war nämlich einhändig (take that, Def Leppard!) und spielte mit einer Prothese auf seiner linken Seite. Der Song "Moulty" wiederum erzählt die Geschichte des Handverlusts und wie Moulton eben dennoch seine Band gründete und Musik ihm so die Lebenskraft zurück gab:
I remember the days when
Things were real bad for me
It was right after my accident
When I lost my hand
It seemed like I was all alone
With nobody to help me
You know, I almost gave up
All my hopes and dreams
But then, then, then something
Inside me kept telling me
Way down inside of me
Over and over again
To keep going on, yeah, on
Things are better for me now
Cause I found that I love music
So I learned to play the drums
And got myself a band and now
We're starting to make it
The Seeds sind eine weitere der weitgehend vergessenen Bands der Garage-Rock-Explosion der Mitt-60er und hier mit einem ungewöhnlich melodisch-ruhigem Song vertreten, der abgesehen von Sky Saxons immer etwas näselndem Gesangs zwar wenig exemplarisch für ihren sonstigen, rauheren Sound steht (siehe auch: "Pushin Too Hard") aber tatsächlich das erste Lied war, das die Seeds zusammen aufgenommen haben.
Kennengelernt habe ich "Can't Seem To Make You Mine" über die wunderbare "Acid Eaters"-Cover-Platte der Ramones, was auch passend ist, hat doch jeder und zwei mehr diesen unsterblichen Song schon gecovert: Alex Chilton, Johnny Thunders, Ramones, Garbage, Yo La Tengo...
Bereits Mitte 40 war Count Lasher als er den Hit "Hooligans" aufnahm, der sich dem damals in Jamaica vorherrschenden Ska-Sound näherte. Lasher war zu diesem Zeitpunkt bereits ein großer Name auf der Insel und dort vor allem für die jamaikanische Ur-Musik Mento bekannt, aus der sich letztendlich Ska (und daraus dann ja wiederum Reggae) entwickelte.
Diese britische Garage-Rock-Band fand ihr Zuhause in Finnland und wurde dort dank eines Quasi-Covers von "Brand New Cadillac" (1964) sowie dieses Monstergaragenhits "Thirteen Women" von 1966 zum Star. Kein Wunder also, dass in Filmen von Aki Kaurismäki immer wieder die Renegades zu hören sind, ist doch diese Rocknroll-Pastiche von der dunklen Seite des Glücks wie gemacht zur Untermalung von Kaurismäkis lakonischen Loser-Hymnen auf den Humanismus.
Die Mitte der 60er bleiben Dylans Jahre. Wie schon 1965 sind nicht nur seine eigenen Aufnahmen in meiner Bestenliste vertreten, sondern auch Coverversionen und Soundalikes. "It's All Over Now Baby Blue" ist in dieser Them-Version möglicherweise sogar dem Dylan'schen Original überlegen, erhöht doch deren rauher R&B-Sound die Dringlichkeit von Dylans Lyrics, die mit zu seinen besten gehören und ist Van Morrissons Soul-Stimme dem Song dienlicher als Dylans Raspelknödelei.
Zwei Fun Facts zu Thems Version: kennengelernt habe ich das Lied mit 13 Jahren auf "Kuschelrock Vol. 4" zwischen Richard Marx und Reo Speedwagon und die Jahrzehnte später gekaufte 7inch-Single ist aufgrund des großen deutschen Biker-Films "Rocker" 1973 wiederveröffentlicht worden - allerdings ist auf dem Plattencover auch noch der Filmtitel mit "Die Rocker" falsch benannt.
Eine der größten Motown-Balladen aller Zeiten und ein Entlieb-Lied, wie kaum ein anderes: "All that's left is an unhappy ending / Now, becomes of the broken-hearted / Who had love that's now departed? / I know I've got to find / Some kind of peace of mind".
Ursprünglich auf Jimmy Ruffin bin ich übrigens durch die Dexys Midnight Runners gestoßen singt Kevin Rowland doch im bittersüß-nostalgischen "Reminisce Part Two" (1985) über seine damalige Jugendliebe, wie er die Kinks verehrte und sie Jimmy Ruffin: "Well, she won".
Die Lead-Single von Dylans Doppelalbum "Blonde On Blonde" und einer der besten Orgel-Einsätze in einem Dylan-Song überhaupt. Besonders liebe ich, wie sich Dylan hier immer weiter steigert und seine ja durchaus auch manchmal kritisierte nasal-nörgelnde Stimme sich beim Chorus um 4.08 in eine selbstgewisse, aber auch wehmütige Arroganz steigert.
B-Seite der Single war übrigens "Queen Jane Approximately". Kann man machen, wenn man's hat.
Weitere top 1966-Kandidaten von Dylan: "I Want You" und "Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again"
Von mir jahrelang fälschlicherweise für das Original gehalten, ist dieser "Kill Bill"-Titelsong von Nancy Sinatra eigentlich von Sonny Bono für Cher geschrieben worden. Ich bevorzuge aber dennoch Nancys Aufnahme, die in ihrer Reduziertheit das gespenstische "Bang bang, I shot you down / Bang bang, you hit the ground / Bang bang, that awful sound" besser einfängt - und natürlich untrennbar mit Quentin Tarantinos Einsatz in "Kill Bill" verbunden ist.
Lange Jahre hätte ich hier "My Little Red Book" von Love als besten Song genannt und immer noch halte ich jenen Garage-Kracher für einen der größten der Ära (und Inspiration für etliche weniger gute Bands: hallo Jet und "Are you gonna be my girl"!), aber in der Zwischenzeit überragt für mich das wehmütigere "No Matter What You Do" mit seinen leichten Byrds-Anklängen und dem komplex-schrägen Arrangement den Dancefloor-Hit.
Der von Stephen Stills geschriebene Song ist eine Gegenkultur-Hymne "There's battle lines being drawn / Nobody's right if everybody's wrong / Young people speaking their minds / Getting so much resistance from behind", der einen konkreten Anlass in Jugendprotesten auf dem Sunset Boulevard hatte.
Eine der kommerziell erfolgreichsten Garage-Rock-Singles aller Zeiten: #1 in den USA und gar fünfterfolgreichster Song des Jahres. Bei kaum einem Garage-Song steht die Orgel stärker im Mittelpunkt als bei "96 Tears" und so war es wohl zwangsläufig, dass die große Orgel-Band des Punkrock, die Stranglers, den Song später coverten. Wie wichtig "96 Tears" trotz seines großen Pop-Hooks für die Punkbewegung war, zeigt auch, dass sowohl X als auch The Cramps den Song in eigenen Liedern zitierten, erstere in "Johnny Hit and Run Paulene" ("96 tears through 24 hours"), letztere in "Human Fly" ("I-I'm a human fly / A-and I don't know why / I got 96 tears and 96 eyes"). Der Legende nach soll Alan Vega vor einem Cover von "96 Tears" mit seiner Band Suicide geschrieen haben: “Your national anthem, whether you know it or not!”
Fun Fact: "The Residents recorded a cover of the song for the album The Third Reich 'n Roll as a part of "Hitler was a Vegetarian""
Ein Instrumental und Titelstück des Biker-Exploitation-Films "The Wild Angels" mit Peter Fonda (aus dem das berühmte "Loaded"-Sample von Primal Scream stammt). Ich liebe es, "Blues Theme" in der 8mm Bar aufzulegen und es ist wohl noch kein Abend vergangen, an dem ich diesen Song nicht gespielt habe. Kurioserweise passt übrigens perfekt als Folgesong "Love Spreads" der Stone Roses.
Grundsätzlich bin ich eher ein Lennon-Typ als ein McCartney-Fan, aber das von Paul geschriebene "Eleanor Rigby" ist schon eines der erstaunlicheren Lieder der Liverpooler Band und in mehrerlei Hinsicht verblüffend: vom Streicherquartett-Arrangement bis zu einem Text, der die Einsamkeit von Senioren besingt, ist "Eleanor Rigby" doch weit vom üblichen Pop-Song der Mitt60er entfernt. Vielleicht trauten die Beatles selbst dem Braten hier nicht, denn die andere Hälfte der Double-A-Side ist mit "Yellow Submarine" der stumpfste Song, den die vier je aufgenommen haben. Jedenfalls, neben "For No One" ist "Eleanor Rigby" der beste Song auf "Revolver".
Kurioserweise ist übrigens - mit Ausnahme der Vocals - keiner der Beatles an der musikalischen Aufnahme von "Eleanor Rigby" selbst beteiligt.
Jean-Luc Godards "Masculin, Feminin - Die Kinder von Marx & Coca-Cola" ist randvoll mit eigens für Chantal Goya geschriebenen Songs, die in diesem Film Francoise Hardy und France Gall out-yé-yé-ed. Von den sechs Songs auf dem Sountrack sind "Tu M'as Trop Menti" und "Laisse-Moi" die beiden herausragenden Hits und klingen wie eine Storyboard-Zeichnung für Francoise Cactus' Stereo Total.
Verrückt, dass nicht jedes Kind diese Lieder singt!
Eine der ganz großen Phil-Spector-Produktionen, vom verrückten Meister selbst als sein bestes Werk betrachtet - das als Beginn seines Endes gesehen werden kann. Enttäuscht von den Reaktionen in Amerika - nur Platz 88 und das dazugehörige Album wurde nicht einmal veröffentlicht - führte dazu, dass sich Spector erst einmal zwei Jahre vom Musikbusiness zurückzog, zum Quasi-Eremiten wurde und endgültig seinen Manien verfiel (nicht dass er danach nicht noch bemerkenswerte Alben produzierte! Ich bin ja trotz vieler Kritiker auch ein Freund von seinem Cohen- und Ramones-Werk).
Jedenfalls, über "River Deep, Mountain High" kann nicht geschrieben werden, ohne Tina Turners Stimme zu erwähnen: wie sie sich gegen Ende des Songs alleine gegen diesen mächtigen, mächtigen Wall Of Sound stemmt, zwischen 2.45 und 3.00 fast gebraben wird, "Baby", "Baby" schreit, nur um in den folgenden, letzten dreißig Sekunden des Songs noch einmal den Refrain aufzunehmen und Spectors Produktion unter *ihrer Stimme* zu begraben - das gehört sicherlich zu den machtvollsten Vocals der Musikgeschichte.
Eines der besten Punk-Cover aller Zeiten beruht übrigens auch auf "River Deep": die Version der Saints von 1977 zeigt, dass auch das Songwritig selbst von Ike Turner eben erstklassig ist, weil die reduzierte Saints-Variante auch ohne all den ganzen Spector-Bombast knallt als gäb es keinen Morgen mehr.
Eine Drumroll, eine Sekunde im Song, dann Bobby Hebb und eine walking bass line: "Sunny, yesterday my life was filled with rain". Einmal gehört, nie mehr vergessen. Dass Bobby Hebb sein "Sunny" geschrieben hat, nachdem sein Bruder vor einem Nachtklub in Nashville niedergestochen wurde, erklärt wohl die melancholische Tiefe, die in seinem Song liegt.
Auf "Trouble Every Day" bin ich gestoßen, als Moritz R von Der Plan in den Popblog'schen My Favourite Records auf die Frage nach dem "besten Song über Revolte, Aufruhr und Revolution" antwortete: "Wenn, dann lass ich mir meine Protestsongs vom King aller Musikrebellen schreiben, Frank Zappa."
Als letztes Jahr Amerika brannte, war Zappas "Trouble Every Day" als Soundtrack immer in meinem Kopf: "Wednesday I watched the riot, I seen the cops out on the street / Watched 'em throwin' rocks and stuff and chokin' in the heat / Listened to reports about the whisky passin' 'round / Seen the smoke and fire and the market burnin' down". Zappa schrieb die Zeilen aufgrund der Watts Riots 1965, den ärgsten Straßenkämpfen zwischen Polizei und schwarzer Bevölkerung vor Rodney King und George Floyd.
Zappa bei 2:52: "Hey, you know something people? / I'm not black but there's a whole lots a times I wish I could say I'm not white".
Dass Pete Doherty für "Last Post On The Bugle" (vom zweiten Libertines-Album) keine Credits an The Master's Apprentices für ihren Garage-Rock-Song "Wars Or Hands Of Time" abgeben musste, wundert mich immer noch. Von Melodie bis Intonation könnte Petes Version ohne sein Vorbild nicht existieren, das der erste australische Song gegen den Vietnam-Krieg war.
Neben "Can't Seem To Make You Mine" ein zweiter Song aus dieser Liste, den ich meiner pubertären Begegnung mit dem Cover-Album der Ramones "Acid Eaters" verdanke. Bis heute einer meiner liebsten The Who - Songs, der genau den perfekten Spot zwischen Mod-Gitarre und Beatles-Harmonie trifft und in einer schönen Umkehrung einer Redewendung die Working-Class-Herkunft feiert: "I was born with a plastic spoon in my mouth"
Ein Jahr zuvor veröffentlichte Frankie Valli eine erste Aufnahme von "The Sun Ain't Gonna Shine Anymore", aber erst das 1966er Recording der Walker Brothers, das ein Nummer-1-Hit in England war, verankerte den Song im popkulturellen Gedächtnis. Bevor Scott Walker Einzelgänger und Avangardist wurde, sang er hier auf einem Lied, dessen Instrumentierung zwischen Baroque Pop und Soundtrack-Score liegt. Passend also, dass Ari Asters Jahrzentfilm "Midsommar" von 2019 - der sonnendurchfluteste Horrorfilm aller Zeiten - an seinem bitteren Ende mit "The Sun Ain't Gonna Shine Anymore" (in der Frankie Valli Version) endet.
Diese Motown-Single der Four Tops war in England und USA Nummer 1 und wurde (natürlich) auch wieder vom Songwriting-Team Holland–Dozier–Holland geschrieben. Bemerkenswert sind die Vocals von Levi Stubbs, der hier aus dem perfekt gesungenen samtweichenem Soul ausbricht und beinah in ein Schreien übergeht, was laut Stubbs ein bewusster "shout out to Dylan" war.
Obwohl Girl-Group-Songs normalerweise einem recht strikten Format folgen, sind ausgerechnet die Shangri-Las als eine der größten Girl-Groups aller Zeiten für einige der ungewöhnlichsten Singles der 60er verantwortlich. So besteht "Past, Present & Future" eigentlich nur aus Spoken Word Lyrics, die mit dem gespenstischen "At the moment it doesn't look good / At the moment it will never happen again / I don't think it will ever happen again" enden und musikalisch aus Beethovens "Mondscheinsonate".
Ein Trick, den sich ein halbes Jahrhundert später übrigens Glasvegas auf ihrem Debütalbum in "Stabbed" geliehen haben. Angesichts der Girl-Group-Harmonien in Songs wie "Daddy's Gone" bin ich mir sicher, dass die Schotten hier exakt diese Shangri-Las-Vorlage im Kopf hatten.
1966 veröffentlichte die Britin Vashti Bunyan ihr Hush-Hush-Folk-Lied "Train Song", vier Jahre später zu allgemeiner Ignoranz ihr Debütalbum und beendete dann im Grunde mangels Resonanz ihre Karriere. Erst zu Beginn der 2000er wurde Bunyan wiederentdeckt und "Train Song" erntete die verdiente Anerkennung. Simpler, hervorragender Psych-Folk.
Hendrix, Marley, Morrisson - die drei Ikonen der Studentenzimmerwände, so durchgenudelt dass sogar das Frank Zappa auf dem Scheißhaus Bild daneben einen frischen Wind brachte! That said, mit den Jahren beginne ich zumindest die Faszination für Hendrix mehr zu verstehen, ist sein psychdelisches Gitarrenspiel doch gerade in den letzten zehn Jahren ein unbesungener Einfluss für die Tame Impala Generation gewesen (als Tame Impala noch gut waren).
Nachdem die erste Minute des ersten (und einzigen Hits) der 13th Floor Elevators noch wie ein typischer Garage-Rock-Song klingt und kurz vor der Minutenschwelle den Refrain einbaut, bricht bei 1:01 auf einmal die Instrumentierung zusammen, Roky Erickson klingt noch beängstigender als sonst ("I gave you a warning"), die Sonne geht leicht auf ("you are gonna wake up wondering"), Erickson antwortet "I'm not coming home", Mundharmonika-Freakout, Song zu Ende. Wow.
Bevor Rod Stewart und der spätere Rolling Stone Ron Wood bei den Faces einstiegen, hatten sie noch das "Small" im Namen und waren eine der zentralen Mod-Bands. Meine liebsten Small Faces Songs sind gleich vom Beginn ihrer Karriere, als sie noch richtig britisch klangen, aber dennoch den amerkanischen R&B schon stärker in ihr Werk integrierten als beispielsweise die Kinks oder The Who. Die großen beiden Songs sind "All Or Nothing" und "My Mind's Eye", beide 1966 veröffentlicht.
"Going All The Way" ist die einzige Single, die die amerkanische Garage-Rock-Band The Squires aus Conneticut je veröffentlichte und damit sind die Squires ein gutes Beispiel für diese verrückte Zeit in der amerkanischen Rockmusik, als etliche Bands wenige Songs veröffentlichten, die zumeist von der Öffentlichkeit ignoriert wurden und erst ein Jahrzehnt später im Zuge der Punk-Explosion ihre berechtige Anerkennung erfuhren, als sie in den 70ern auf Trüffelschwein-Compilations wie den "Nuggets"-Episoden oder - wie hier - dem "Pebbles"-Sampler wiederentdeckt wurden.
In seiner Struktur ein ungewöhnlicher Song, was wohl der Grund war, dass "Season Of The Witch" bei aller heutigen Bekanntheit damals tatsächlich nicht als Single veröffentlicht wurde. Wie im 1968er Hit "Hurdy Gurdy Man" vereint Donovan Singer/Songwriter-Folk mit psychedlischer Instrumentierung.
Direkt nach ihrem Debüt mit der US-#1-Hitsingle "Wild Thing" (Jüngeren von Euch sicherlich als Highlight der deutschen Comedy-Crossover-Hochphase in der Version von Mr Ed Jumps The Gun bekannt!) veröffentlichte die englische Band The Troggs "With A Girl Like You", was mit seinem hypermelodiösen "Ba ba ba ba bah ba ba ba ba"-Refrain sowohl in England als auch Deutschland noch erfolgreicher war als der Proto-Garage-Rock von "Wild Thing" - dank dem US-Kritiker-Ikone Lester Bangs die Troggs auch als die "Ahnen von Punk" bezeichnet hatte.