The Stones do it again! Nach 1965 und 1966 erklimmt erneut einer ihrer Songs die Spitze des Song-Rankings (nur das Jahr 1967 hatte bis dato mit den Moody Blues einen anderen Spitzenreiter). Diesmal fiel die Wahl auf den Non-Album-Song "Jumpin' Jack Flash", der nach dem legendären Gitarrenriff zum Einstieg von der perfekten Symbiose aus Keith Richards instrumentaler Eindringlichkeit und Mick Jaggers kraftstrotzendem Gesang getragen wird und eine solch treibende Wirkung entfacht, dass er einen jedes Mal aufs Neue mitreißt. Einer meiner absoluten Stones-Favourites.
Bei "Indian Reservation" handelt es sich um einen Ohrwurm erster Güte, der einen zunächst mit einem markanten Gitarrenriff abholt, ehe die höchstgelungene Kombination aus indianisch anmutenden Percussion-Klängen, dem strategisch klugem Bläsereinsatz und der geschickt modulierten Stimme Fardons eine wahnsinnig treibende Wirkung entfacht und den Hörer mitreißt.
Der Song, dessen Text eine sozialkritische Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Cherokee-Indianer darstellt, stammt aus der Feder des Country-Sängers John D. Loudermilk und über seine Entstehung kursierte auch folgende kuriose, aber nicht den Tatsachen entprechende Legende, die vom Songautor selbst in einem Interview ins Leben gerufen wurde (hier zu sehen: John D. Loudermilk: The Story Behind "Indian Reservation" on the "Viva! NashVegas® Radio Show"): "Die oft nachzulesende Geschichte, wonach Loudermilk mit seinem Auto während eines Unwetters aufgehalten und von Cherokees solange gefangengehalten wurde, bis er versprach, einen Song über ihr Leid zu verfassen, ist unwahr (https://de.wikipedia.org/wiki/Indian_Reservation_(The_Lament_of_the_Cherokee_Reservation_Indian).
Unter dem Titel "The Pale Faced Indian" wurde Lied anno 1959 zuerst von Marvin Rainwater, der selbst Cherokee-Wurzeln aufwies, interpretiert. Der große Erfolg stellte sich für den Song jedoch erst in 70er-Jahren durch die Versionen von Don Fardon (1970) und den Raiders (1971) ein. Nachdem Fardon zunächst mit der Erstveröffentlichung nur auf relativ geringe Resonanz gestoßen war, startete er mit der Neuveröffentlichung im Jahr 1970 durch (u.a. Platz 3 im UK und Platz 9 in Deutschland) und landete seinen größten Hit.
Nach dem Spitzenrang für "Jumpin' Jack Flash" sorgt der dritte Platz für "Sympathy for the Devil" dafür, dass in meinen Rankings erstmals ein Interpret in derselben Kategorie eines Jahres zweimal auf dem Podium vertreten ist. Mit meiner hohen Meinung für diesen Song bin ich aber sicher nicht allein, da er zum einen vom "Rolling Stone" immerhin auf Platz 32 der 500 besten Songs aller Zeiten gelistet wurde, zum anderen aber auch zahlreiche Künstler zu Coverversionen (unter denen die Gothic-Metal-Version von Tiamat aus dem Jahr 1999 besonders hervorzuheben ist) veranlasste.
Seine treibende Wirkung entfacht diese Stones-Nummer insbesondere durch das markante vom Chor vorgetragene "Woo-hoo", das fast das gesamte Stück begleitet, gepaart mit Mick Jaggers ausdrucksstarker Stimme, während instrumental dezente Zurückhaltung angesagt ist, was aber dem Song dahingehend gut tut, dass die Gesangselemente noch eindringlicher rüberkommen.
Der wegen angeblich satanistischer Tendenzen kontrovers aufgenommene Songtext ist von Michail Bulgakows Roman "Der Meister und Margarita" inspiriert und auch durchaus raffiniert konzipiert, da er den Teufel, der in seinem Auftreten an Mephisto aus Göttes Faust erinnert, von seiner Mitwirkung an diversen negativen Ereignissen der Weltgeschichte (u.a. Ermordung der Zarenfamilie und Zweiter Weltkrieg) berichten lässt, bezüglich der Morde an den Kennedy-Brüdern jedoch die Äußerung "after all it was you and me" getätigt wird, was quasi das allen Menschen innewohnende Böse anprangert, wodurch der Song auch ein Stück weit philosophisch daherkommt.