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17.08.2006 | 0 Kommentare | barracuda

Calexico im Serenadenhof, Nürnberg
16/08/2006
Die Wolken verheißen nichts gutes. Dunkel liegen sie über der Stadt und blicken bedrohlich wassergeladen herab. Und tatsächlich, es beginnt langsam zu regnen. Dicke, schwere Tropfen patschen auf den Asphalt und färben ihn schwärzer. Erst zögerlich, dann stärker, um zum Schluss zu einem trüben Bindfadenregen anzuwachsen. Seltsam denkt man, immer dasselbe. Man hofft, betet zu einem gnädigen Wettergott und opfert unter Umständen sogar einige Räucherstäbchen vor der selbst importierten Buddhastatue. Aber nix. Die Moleküle in der Atmosphäre sind unbestechlich und seltsam integer. Na gut, dann müssen eben die wasserdichten Klamotten raus aus dem Schrank. Kein Problem. Ostriesennerzige Heimeligkeit erwartend sitzt man im Büro und starrt aus dem Fenster. Die unbarmherzigen Tropfen schmiegen sich an die Scheibe, tanzen in einem feuchten Ballett dem Boden entgegen. Das wird schon alles gut, schließlich ist man Berufsoptimist.

Calexico und der Regen

Für eine Band, die aus dem trockenen Tucson kommt, locken sie (zumindest bei uns in Franken) recht gern die Regenwolken an. So war’s vor drei Jahren. Zum Glück hat sich damals die Nässe von oben pünktlich zum Konzertbeginn verabschiedet. Beim Bardentreffen im vergangenen Jahr leider nicht, da wusch ein sagenhafter Sturm das Publikum vom Hauptmarkt und die Gruppe samt Verstärker von der Bühne. Und gestern? Da wich der Regen wie in 2003. Wieder nur ein paar Stunden vor Konzertbeginn. Und machte Platz für eines der lauschigsten Konzerthighlights des Jahres.

Für viele ist der Serenadenhof nicht nur einer der schönsten Open-Air-Höfe. Sie würden ihn wahrscheinlich sogar als gemütliches, grünbewuchertes Lauschzimmer bezeichnen. Oder als Grünraum. Wie Joey Burns in zum Teil etwas drolligem Deutsch. Die ersten beiden Titel des Abends gab er zusammen mit Schlagzeuger John Convertino, so ein bisschen unpluggedmäßig: „Convict Pool“ und „Lucky Dime“. Und manche neben mir waren drauf und dran, die beiden mit der Vorgruppe zu verwechseln. Hehe. Oder besser pühhh?

Dann kam das restliche Ensemble auf die Bühne, eine vielköpfige Schar, die einen ziemlich starken Sound produzierte und öfters mal die Instrumente wechselte: Von der Trompete zur Gitarre, vom Synth zum Xylophon und retour. Ein Dame mit Violine verschönerte einige Songs, zum Beispiel „Smash“ vom neuen Album. Von „Garden Ruin“ haben sie auch fast alle Songs gebracht: die Single „Cruel“, „Letter To Bowie Knife“, das wahnsinnig intensive „All Systems Red“, das groovende „Roka“ ... Natürlich die Klassiker von „Feast Of Wire“: Ihre rumpelnden Texmex-Instrumentals, das schunkelnde „Sunken Waltz“ und das traumhafte „Not Even Stevie Nicks“. Auch die verliebte Coverversion von „Alone Again Or“ war wieder dabei. Gegen Ende gab’s „Crytal Frontier“ vom Album „Hot Rail“ in einer indiesken Breitwandversion mit verzerrten Gitarren und The Clash's „Guns Of Brixton“ im Mittelteil. Und zum Schluss, wie fast immer: „Güero Canelo“.

Ebenfalls wie fast immer war im Serenadenhof auch schon ziemlich früh Schluss: Bereits gegen halb elf musste das selige und völlig begeisterte Publikum, die Heimreise antreten. Allerdings fangen die Konzerte dann ja auch etwas zeitiger an. Und so machte ich mich mit gut zwei Stunden Calexicosound in den Ohren und trockenen Fußes auf die Fahrt nach Hause.
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