... und morgen drucke ich mir die Texte aus!

18.01.2007 | 24 Kommentare | barracuda

„Was?“ … „Verdammt laut hier, wow!“ … Die Clubbühne des E-Werks ist gut gefüllt, wenn auch nicht prallvoll. Wer keine speziellen Ohrschutzgerätchen bei sich trägt, stopft sich das gute alte Taschentuch in die Muschel und hofft auf wenig Rauschen des nächtens. Alle anderen gehen extrem Punk, Mann. „Wir spielen was wir wollen! Wir sind eine progressive Band und bleiben nicht stehen“ flötet Schorsch ins Mikro. Den Schrott aus den frühen Tagen lassen sie also weg. Für immer Punk? Mag sein, aber eben anders.

Denn was viele nicht verstehen, die sich einen Irokesen rasieren und gut benietet durch den Raum pogen: Genau das ist Punk nicht. Mir war das bisher nie so bewusst wie jetzt. Anders sein bedeutet nicht, extrem auszusehen. Sondern das zu tun, worauf man Bock. Das zu sagen, was man sagen will. Seinen Sound, seine Texte gegen den Strich zu bügeln. Und genau deshalb ist das Konzert der Goldenen Zitronen gut. Anders. Schräg. „… kannst du mich hören?“ Die Band wechselt sich ständig an den Instrumenten ab, nur Schorsch Kamerun bleibt als Konstante am Mikro, wenngleich auch mal Meense Rents und Ted Gaier singen, sprechen, stöhnen dürfen. Die meisten Lieder sind von der neuen Platte Lenin – oder auch nicht. Es ist völlig egal, alle Songs sind auf ihre Weise irgendwie kaputt. Klingen wie ein verrückt gewordenes Kirmeskarussel. Die Musik dreht sich. Die Stimme von Kamerun schmerzt in meinen Ohren. Ich brauch noch ein Pils. Ehrlich. Und morgen drucke ich mir alle Texte von Lenin aus.