Unabhängige Medien ?

31.05.2006 | 26 Kommentare | sChen

Ist es so ?
Darf es sein, ist das Absicht oder einfach nur schlechter Journalismus?
Seit ein paar Tagen geht der Geschäftsführer eines großen Kaffekonzerns mit der Botschaft in die Öffentlichkeit: Kaffee sei nicht schädlich !
Seine Aussage untermauert er mit dem Ergebnis einer neuen Studie, die dies beweisen soll.

Ich will mit diesem Artikel seine Behauptung keinesfalls widerlegen, dafür fehlt mir das Wissen, allerdings will ich die Unabhängigkeit gewisser Medien hier anklagen, insbesondere eine "Wissenschaftssendung" ,die sich diese Studie zum Thema machte.

Was mich dazu bewegt die Unabhängigkeit anzuzweifeln, ist die Tatsache, das die Professoren, die diese Studie ausarbeiteten, allesamt den Schriftzug dieses Kaffeekonzerns auf ihrer Kleidung trugen. Der obengenannte Konzernchef war ebenfalls im Labor anwesend.

Da frag ich mich doch, ohne diese Studie ernsthaft anzweifeln zu wollen, ob man ihr glauben kann.

Denkt mal nach!
Teilen: Facebook Twitter


Bewertungen

0 Bewertungen
Um eine Bewertung abzugeben, musst Du ein eingeschaltenes Mitglied der Motorjugend sein.

Kommentare

kaThr!N am 31.05.2006 um 01:50 Uhr:

Ich finde ja Medien total unabhängig.

Unser König z.B. klärt uns doch auch immer völlig unvoreingenommen auf über die richtig guten Festivals dieser Welt.

caligula am 31.05.2006 um 02:41 Uhr:

ah ja. hättest du ein problem damit, das ganze ein bisschen weniger kryptisch aufzuschreiben?
in meinem teil der öffentlichkeit hab ich jedenfalls nichts von diesem skandal kujauscher ausmaße wahrgenommen, was durchaus auch daran liegen mag, dass wendy redaktionell immer weiter abbaut...
also: welche medien? welche wissenschaftssendung? welche studie? welche professoren? welcher konzern?
und, wenn du schon zum nachdenken aufforderst: wenn diese angesprochene sendung wirklich so abhängig war, wie du hier - zugegeben recht ungeschickt - suggerieren möchtest, wieso haben die dann die professoren mit eben dieser konzernkleidung gezeigt? weil sie mit so cleveren bürschchen wie dem sChen nicht gerechnet haben?
ach ja und wieso willst du die "Unabhängigkeit" "anklagen" und gleichzeitig "anzweifeln"? vollkommen ratlos.

blunt am 31.05.2006 um 09:26 Uhr:

hey,

wendy würde nie redaktionelle einsparungen vornehmen!!!
glaub mir ich weiss wovon ich spreche ;-)

Herr Unterhose am 31.05.2006 um 09:46 Uhr:

das mit dem kaffee habe ich auch schon mal gelesen, und zwar bei udo pollmer / susanne warmuth in deren "lexikon der populären ernährungsirrtümer". weder 'entwässert' kaffee (auch wenn's zunächst harntreibend ist: ob den ganzen tag kaffee oder wasser - die urinmenge ist am ende gleich), noch steigert kaffee das herzinfarktrisiko. nach der lektüre kommt man zu dem schluss, dass ziemlich viel unsinn mit ernährung getrieben wird.
---
ob man jetzt dem pollmer oder nicht näher spezifizierten wissenschaftssendungen "glauben" darf oder nicht, würde ich unabhängig davon betrachten. glauben darf man alles... und wer verarscht werden will, der wird das auch heutzutage professioneller denn je.

super-soccer am 31.05.2006 um 10:03 Uhr:

dass wissenschaft und kommerz fröhlich Hand in Hand in die Zukunft gehen, darüber braucht man nicht nachzudenken, das ist offensichtlich. die einen tanzen um das goldene kalb des fortschritts, die andere um die milchige kuh des profits. eine wunderbare symbiose: die wissenschaft erfindet neue produkte und schafft neue ängste, der Kapitalismus finanziert die Forschung und verkauft neue produkte gegen ängste. dunkle zeiten.
ich gebe caligula recht: wenn du wissenschaftlichen journalismus in frage stellst, musst du selber fundierter argumentieren.
dennoch hast du natürlich völlig recht mit deinen Zweifeln.
solidarische grüße

Christian_alternakid am 31.05.2006 um 10:08 Uhr:

"die einen tanzen um das goldene kalb des fortschritts, die andere um die milchige kuh des profits"

chapeau!

super-soccer am 31.05.2006 um 11:00 Uhr:

jetzt hab ich aber lust auf ein heineken.

sChen am 31.05.2006 um 11:22 Uhr:

@caligula

"...weniger kryptisch aufzuschreiben?"
öhm ok ich versuche es in Zukunft die eva schimpft auch schon immer über meine Sätze und rechtschreibung ^^ Bitte verzeih mir ;)

"...also: welche medien? welche wissenschaftssendung? welche studie? welche professoren? welcher konzern?"
Also ich habe dies absichtlich nicht genannt, weil ich das ganze nur als beispiel nennen wollte.

"... und, wenn du schon zum nachdenken aufforderst: wenn diese angesprochene sendung wirklich so abhängig war, wie du hier - zugegeben recht ungeschickt - suggerieren möchtest, wieso haben die dann die professoren mit eben dieser konzernkleidung gezeigt?"
Zia diese ganze Sendung war so positiv dem ganzen gegenüber aufgebaut, dass ich nur den Schluß ziehen konnte, dass sie das den Leuten eintrichtern wollten das Kaffe unschädlich ist. - was ich ja an sich nicht wirklich anzweifeln will.
Das mit den T-Shirts erkläre ich mir so, dass der Kaffeekonzern da mal wieder einen schönen Werbeplatz hat.

Zia ich zweifle daran, dass die Studie richtig ist, kann aber nicht sagen, dass sie falsch ist weil ich keinen Plan von Kaffee habe ausser, wie man ihn macht und das er lecker ist ^^.

und wie oben schon erwähnt es ging mir nicht um diesen speziellen Fall sondern das war für mich einfach mal wieder ein schönens Beispiel, was mich dazu inspierirt hat etwas zu schreiben.

märchenfee am 31.05.2006 um 13:16 Uhr:

kleiner tipp: trinkt tee und schaut nicht so viel TV! :)

caligula am 31.05.2006 um 14:37 Uhr:

ich will doch nur wissen, welcher konkrete fall der anlass war, um meine elende unwissenheit zu bekämpfen, *nörgel*
und das heineken hat sich s-s für den satz tatsächlich verdient.

aber wenn wir schon bei so fiesen dingen wie kapitalismus sind: auch die verlage sind teil dieses systems. auch hier geht es um profitsteigerung und kostenminimierung. da werden redaktionen geschlossen, mantelteile aus agenturmeldungen zusammengeschustert usw. was wir alldieweil nicht vergessen sollten: in deutschland haben wir eher noch glück, was die ethik im journalismus angeht.
trotzdem: wieso überrascht es dich, dass wissenschaftsjournalismus nicht unabhängig ist? meinst du all die ach so gepflegten Public Relations sind produkte altruistischer ideen? äh, tut mir leid wenn ich hier illusionen puttmachen muss, aber: nee. oder nimm die politik: politiker und journalisten sind auf denselben konferenzen, wohnen in denselben hotels, fliegen in denselben flugzeugen, arbeiten dieselben feierlichkeiten ab - da entstehen bei den meisten nahezu zwangsläufig abhängigkeiten und beißhemmungen. ähnlich siehts im lokaljournalismus aus, je nachdem was du da schreibst, schüttest du dir ne menge quellen zu, auch die anzeigenabteilung kann unter umständen ungemütlich werden.

wir haben also zum einen das prinzip der gewinnmaximierung/ mindestens gewinnorientierung, weil das, was hier "medien" genannt wird auch nur teil dieser marktwirtschaft ist und zwangsläufig jenseits von exotischen szeneblättern nur systemimmanent denkt und handelt. hinzu kommt die ganz normal menschliche anfälligkeit für geld, macht, gefälligkeiten, höflichkeit etc.
das bedenkend ist es einfach nur verdammt naiv, von unabhängigen medien auszugehen. macht ja auch keiner ernsthaft, oder?
und wenn jetzt wer das internet als lösung nennen möchte: letztlich findet dort ja journalismus auf einer metaebene statt, als nicht vollkommen unbedarfter konsument sollte man die notwendigkeit des gegencheckens von quellen und eine berücksichtigung der motive des verfasser durchaus erkennen können. so, ich trink mir jetzt erstmal nen tee...

motorhorst am 31.05.2006 um 14:50 Uhr:

Ohne genau zu wissen, um was es konkret geht, könnte ich mir vorstellen, dass eines der so genannten Wissenschafts-Magazine angeprangert werden soll, die unter dem Namen "Gallileo" oder "Welt der Wunder" laufen. Wo dann zufällig zum Start von "Sakrileg/Da Vinci Code" eben mal ein kompletter PRO7-Nachmittag mit investigativen Reportagen gefüllt wird, was denn hinter dem Buch/Film wirklich steckt.

Manchmal findet so etwas auch ohne "aktuellem Bezug" statt: Da wird dann z.B. gezeigt wie "Schokolade" hergestellt wird. Was man dann zu sehen bekommt, ist ein 15-Minuten-PR-Bericht z.B. von Nestlé oder Suchard (oder was auch immer, spielt null Rolle) in welchem neben zigfachen Einblendungen der Marken und Produkte auch irgendwo am Rande die tatsächliche Produktion gezeigt wird. Klingt im ersten Moment für mich haarsträubend, für RTL-Zuschauer vielleicht ganz normal ("Wie die Sendung mit der Maus") und ruckzuck hat man sich auch schon dran gewöhnt. Ich will nicht sagen, dass da zwangsläufig Geld fließt, aber alleine der Imagegewinn und die Präsenz der Marken dürfte ja eigentlich Salär genug sein. Und die Redaktionen sparen sich halt auch jede Menge, weil null Recherche notwendig ist, da helfen die PR-Angestellten der Firmen sicherlich gerne mit.

Barni am 31.05.2006 um 14:57 Uhr:

schmeisst euren fernseher aus dem fenster wir brauchen platz zum dancen

Christian_alternakid am 31.05.2006 um 14:57 Uhr:

ja, und um in unserer welt zu bleiben: wenn du als redakteur des respektierten und allseitsverehrten ?!?!?-magazins zu einem probehören des neuen red hot chili peppers albums für eine woche nach kalifornien eingeladen wirst, dann ist das, eh, ja, nun...

caligula am 31.05.2006 um 15:01 Uhr:

und nicht mal im bashing der privatsender kann man sich erschöpfen. ich schaue ja nahezu nie fern, aber letztens habe ich mal das heute journal gesehen und da kam dann tatsächlich auch so ein pr-bericht erster güte über ein computerunternehmen. ich hatte nur reingeschaltet und mich darüber gewundert, wie lang dieser werbespot war und warum das senderlogo eingeblendet blieb und plötzlich schalten die ins studio zurück.

super-soccer am 31.05.2006 um 15:01 Uhr:

Um das mal noch weiter auszubauen: auch im bereich Musik ist die Verzahnung von Kunst und Wirtschaft und Medien ein schwieriges thema.
hier im rhein-neckar-delta kann man die "besten" und "angesagtesten" "alternativen" bands sehen (kürzlich erst Arctic Monkeys, Belle & Sebastian, The Cooper Temple Klaus etc.)
Man muss aber damit leben, dass überall dem die BASF trohnt, die das alles finanziert. Die regionale Berichertattung hat dann auch immer gleich noch den BASF-Eventmanager im Interview.

Bei den Konzerten heißt das dann konkret, dass ich bei B&S (best band ever) einen BASF-Banner vor der Nase habe. Kultursponsoring galore.
An sich eine gute Sache, weil ich ohne das diese Bands hier nie sehen könnte. Nur, dass man generell kaum mehr Bands sehen kann, ohne gleich mit Produkten/CI/Werbung zugeschissen zu werden.
Aber dieses Thema ist wohl ein Fass ohne Boden. Was bleibt? Boykott. Auch wenns weh tut.

sChen am 31.05.2006 um 15:13 Uhr:

@caligula
Das es so ist war mir klar ^^
Zerstörrst also keine Illusionen wenn es auch ein Wunsch von mir wäre.

@Christian_alternakid
zia also ich persönlich würde deswegen trotzdem neutral zu diesen Album schreiben egal ob sie mich einladen oder net - wenns mir nicht gefällt dann schreib ich es so oder lass es gleich ganz sein punkt.

@super-soccer
Du hast das ganze etwas falsch verstanden, das Sender, Veranstalter etc. werbung machen müssen ist klar - es geht garnicht mehr anders teilweise.
jedoch ist es ein unterschied ob irgendwo eine werbung läuft oder eine Firma eine Studie in auftrag gibt um die gesundheitliche Unbedenklichkeit ihres Produktes zu bestätigen (die vergangen heit zeigt, dass solche abhängigen Studien zumeist falsch waren) udn eine Wissenschaftssendung dies dann als neuste Erkenntniss der Wissenschaft darstellt ohne diese
durch unabhängige stellen geprüft zu haben.

@motor BINGO ;)

super-soccer am 31.05.2006 um 15:16 Uhr:

ich hab dich schon richtig verstanden. bin nur mal wieder auf irgendwelche meta-ebenen entschwoben: kapitalismus und Co.

Christian_alternakid am 31.05.2006 um 15:56 Uhr:

sChen: aber du bist auch nicht bei einem renommierten magazin xyxyx, das sich über - sagen wir - werbung finanziert. vielleicht mag sogar die kritik noch unbeeindruckt sein, aber vielleicht kommt ja dafür eine dreiseitige bandgeschichte rein. oder eine coverstory?

motorhorst am 31.05.2006 um 16:24 Uhr:

Vielleicht kann die Plattenfirma Dir ja auch nicht mal die Promo zur Verfügung stellen, wenn Du nicht die Coverstory in Aussicht stellen kannst. Auch ziemlich dumm, wenn alle Konkurrenzmagazine die Scheibe aber schon in der laufenden Ausgabe haben...

sChen am 31.05.2006 um 17:04 Uhr:

@Christian_alternakid also bei einem Werbefinazierten Magazin bin ich schon ^^, ob man das als renomiert bezeichnen kann lassen wir mal dahingestellt :D
Aber nur zwei beispiele
1. hätten wir mehrere Angebote von Firmen, von denen wir mit nur 1. Anzeige den ganzen Druck finanziert hätten aber abgelehnt haben, weil wir die Firma nicht für hm naja war halt ein komischer Großkonzern.

2. werden wir zukünftig von einer Plattenfirma keine Rezensionen mehr abdrucken, weil die es "wünschen", das wir ihre rezension drucken und nicht die von uns geschriebene und der meinung sind das sie in solchen fall eine Anzeige schalten sollten wenn wir ihre meinung vertretten sollen

aber naja stimmt schon wir müssen nicht unseren Lebensunterhalt damit bestreiten

@motorhorst - dann habens pech gehabt ^^

Christian_alternakid am 31.05.2006 um 17:18 Uhr:

naja dass es natürlich indiskutabel ist, eine fremdrezension abzudrucken, das ist vollkommen klar. darüber brauchen wir ja nicht mal in ansätzen zu diskutieren.

mein beispiel von oben war allerdings ja auch nicht aus der luft gegriffen. das hatte schon hand und fuß.

SS: ich denke, der beste denkbare weg für den fall des kultursponsorings wäre eben, dass die Bands nein sagen, wenn der sponsor ihnen nicht in ordnung scheint. da musst du aber natürlich schon sehr integer sein, wird es eher selten geben. und: die band müsste sich erstmal dafür interessieren und B&S werden sicherlich sich einen dreck darum scheren, welche deutsche firma einen banner bei einem ihrer konzerte aufhängt, fürchte ich.

super-soccer am 31.05.2006 um 17:27 Uhr:

schon klar, zumal die Bands ja auch ihre schäfchen ins trockene bringen müssen (nicht b&s, die sind wohl trocken). aber chemiefabrik und b&S geht für mich persönlich nicht.
kann das nur aus fanperspektive entscheiden - und geh dann eben nicht zum konzert.

gibt ja auch viele bands die sagen: kunst und politik: das geht nicht zusammen, vermischung gefährlich. (was im grunde genommen an sich schon wieder eine polit. einstellung ist. orwell lässt grüßen). aber genauso sowenig finde ich dann die unpolit. vermischung von kunst und kapital gut.

Christian_alternakid am 31.05.2006 um 18:15 Uhr:

wie meinst du jetzt den letzten absatz? also das kunst und politik geht nicht?

im sinne von: kommt nie was gutes bei raus? oder: soll man sich immer raushalten?

Christian_alternakid am 31.05.2006 um 18:19 Uhr:

aber wünschenswert wäre es eben schon, wenn B&S nicht auf BASF konzerten spielten, Radiohead nicht für Rock im Park ihre Seele vergüldet dem Teufel darreichten und Daft Punk weniger daft und dafür so viel Punk wären, nicht für GAP Werbung zu laufen.

Distelmeyer ist ja für mich immer ein referenzpunkt (gewesen), der beispielsweise alle Focus interviewwünsche abgelehnt hatte, weil er die ausrichtung der zeitung nicht guthieß. solche einstellung wären eben wünschenswert, aber die frage ist eben: wie lange macht man sowas? wie sehr schadet es? und wenn es schadet, kann man es von der band verlangen? es ist immer dieses dilemma, dass ich mich ungern moralisch erhöhe und auf die band verachtend herabblicke, weil ich den grundsätzlichen wunsch, mit der musik den eigenen lebensunterhalt zu bestreiten verstehen kann. am ende des tages zieh ich mich dann immer auf die musikalische sellout frage zurück, weil ich zu keiner rechten entscheidung gelange.

super-soccer am 31.05.2006 um 20:33 Uhr:

sorry, unklar formuliert - ich bin der auffassung, dass kunst und politik untrennbar sind.
und die ansicht von künstlern (z.b. sven regener), dass kunst und politik zu trennen sind, ist selbst eine politische einstellung.

keine band sollte etwas machen, was ihnen schadet - den mythos vom absoluten underground kann im grunde nur der straßenmusiker für sich beanspruchen. aber auch der ist wohl irgendwo geschäftsmann/frau. der springende punkt ist eben wohl der ausverkauf, wie du schon sagst - sobald sich eine band in den dienst der wirtschaft stellt, ist das für mich keine kunst mehr, sondern ausschließlich Produkt. Integrität und künstlerische Reflektion (du bist so schwarz wie meine Coca-Cola) im Umgang mit den marktwirtschaftlichen Begebenheiten sind für mich ausschlaggebend.
aber ich bewege mich hier auf glatteis, das ist mir klar.

metal am 01.06.2006 um 12:57 Uhr:

Um noch mal zum thema Kaffee zurückzukehren, da habe ich vor ein paar wochen etwas interessantes bei spiegel-online gelesen (ja, soll auch mal vorkommen) - die anzahl der zitierten studien lassen mich daran zweifeln, dass es sich hier um einen PR-artikel handelt... Zitat:

"Die Aussage, dass Kaffee generell schädlich sei, ist heute nicht mehr haltbar", sagt Thomas Hofmann, Direktor des Instituts für Lebensmittelchemie an der Universität Münster.

Nach und nach offenbart sich, dass viele Studien, die dem Kaffee Maliziöses bescheinigen, methodische Mängel hatten. "Früher hat man zum Teil negative Wirkungen einzelner Kaffeeinhaltsstoffe auf den Gesamtkomplex Kaffee übertragen", sagt Hofmann, der mit Wissenschaftlern der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie in Garching Kaffee und dessen Eigenschaften untersucht. Das Getränk besteht jedoch aus über 1000 einzelnen Substanzen, deren Wirkungen sich gegenseitig beeinflussen.

So kamen Gesundheitswarnungen zustande, die auf wackeligen Füßen standen und sich bis heute im Bewusstsein vieler Kaffeetrinker festgesetzt haben: Koffein treibe Wasser aus dem Körper, Kaffee erhöhe den Blutdruck, fördere Osteoporose und sei verantwortlich für Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Krebs.

Angesichts der flatterigen Nervosität, die wohl jeder Kaffeetrinker schon einmal nach zu vielen Tassen gespürt hat, ist es einfach, all diesen Warnungen zu glauben. Und so ist neben Milch und Zucker oft auch ein leicht schlechtes Gewissen ein treuer Begleiter des Getränks. Neue Studien stellen Kaffee aber in ganz anderem Licht dar: So hat der Sud nicht nur einen wunderbaren Geschmack, sondern offenbar auch eine ganze Reihe wünschenswerter Wirkungen.

Allein die immense Kaffeemenge, die weltweit konsumiert wird, legt nahe, dass das Getränk so ungesund nicht sein kann. Heute sei Kaffee eines der weltweit beliebtesten Getränke, schreiben die Norweger Trine Ranheim und Bente Halvorsen in einer Überblicksstudie für das Fachmagazin Molecular Nutrition & Food Research, in der die beiden Mediziner Kaffee von einigen Vorwürfen wissenschaftlich zurückhaltend freisprechen. Deutschland gehört beim Pro-Kopf-Verbrauch weltweit zur Spitze: 2004 hat der Bundesbürger 151 Liter Kaffee getrunken oder 6,4 Kilogramm Kaffeepulver verbraucht, rechnet der Deutsche Kaffeeverband vor.

Ein beliebter Vorwurf lautete lange Zeit, Kaffee entziehe dem Körper Wasser. Kaffee sei auf der Soll- nicht der Habenseite der persönlichen Flüssigkeitsbilanz abzurechnen, mahnte auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bis vor kurzem. Doch sind keine Berichte über Menschen bekannt, die im Café nach ein paar Tassen Kaffee dehydriert vom Stuhl gekippt sind. "Das Bild vom Kaffee als Wasserräuber ist durch die Fehlinterpretation älterer Studien entstanden", sagt Antje Gahl von der DGE. So wurde es den Teilnehmern einiger Experimente untersagt, in einem gewissen Zeitraum vor den Tests Kaffee zu trinken. Das Resultat: Der Körper war entwöhnt und reagierte auf die Wirkung des Suds besonders sensibel.

Ein Fehler, den Kristin Reimers von der Universität in Omaha/Nebraska kürzlich nicht mehr machte: Dort sammelte sie 24 Stunden lang den Urin ihrer Testpersonen. Von diesen musste die Hälfte ihren Durst ausschließlich mit koffeinhaltigen Getränken löschen, während die übrigen nur Flüssigkeit ohne die psychoaktive Chemikalie trinken durften. Das Resultat: Koffein hin oder her, am Ende war die Urinmenge in den Behältern der Versuchleiter gleich groß. Zu einem vergleichbaren Ergebnis kam der britische Physiologe Ron Maughan in einer Übersichtsarbeit für das Fachmagazin Journal of Human Nutrition and Dietetics: Demnach sind zwei bis vier Tassen Kaffee täglich, also 300 bis 600 Milliliter, unbedenklich für den Wasserhaushalt.

Dennoch bestreitet kein seriöser Wissenschaftler den akut harntreibenden Effekt von Kaffee. Koffein hemmt das antidiuretische Hormon der Hirnanhangsdrüse und signalisiert so den Nieren, vermehrt Flüssigkeit auszuscheiden. Bei regelmäßigem Konsum sei der Effekt aber reduziert, erklärt Maughan. "Außerdem wirkt sich dieses kurzfristige Ausschwemmen nicht auf den Flüssigkeitshaushalt des Körper aus", ergänzt Antje Gahl - über den Tag entstehe kein Verlust. Auch die Wirkungen auf das Kreislaufsystem sind nicht so gravierend wie lange angenommen. "Wer an Kaffee gewöhnt ist, wird nach ein, zwei Tassen höchstens einen geringfügig höheren Blutdruck haben", sagt Andreas Pfeiffer, Ernährungsmediziner an der Charité in Berlin.

Eine Ansicht, die bereits länger anerkannt wird: So hat das Nationale Herz-, Lungen- und Blutinstitut der USA 2003 eine Empfehlung zurückgenommen, wonach Patienten mit hohem Blutdruck höchstens moderate Mengen Kaffee trinken sollten. Wolfgang Winkelmayer von der Harvard School of Public Health in Boston untermauerte diese Einschätzung: Im Journal of the American Medical Association präsentierte er kürzlich eine Studie mit Daten von 150000 Frauen. Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und hohem Blutdruck habe man nicht gefunden, hieß es darin.

Dennoch lässt sich am Tatort Herz-Kreislauf Kaffee in einer Hinsicht als Übeltäter überführen: In einigen Studien gab es Hinweise darauf, dass Kaffee den Cholesterinspiegel im Blut steigen lässt, wie Trine Ranheim und Bente Halvorsen berichten. Sollte das Kaffeetrinker-Herz jetzt vor Schreck schneller schlagen?

Sollte es nicht. Denn dieser Zusammenhang lässt sich nur für ungefilterten Kaffee herstellen. Cafestol und Kahweol - so genannte Diterpene - sind die Stoffe, die den Blutfettspiegel in die Höhe treiben, und diese bleiben im Filterpapier der Kaffeemaschinen hängen. "Und bei Espresso ist die Kaffeemenge so gering, dass man sich keine Sorgen machen muss", sagt Andreas Pfeiffer. Stattdessen lassen sich mit dem Geschmack auch gesundheitliche Freuden des Kaffees genießen: Der treue Bürobegleiter hemme Parkinson, da das Koffein die Produktion des Nervenbotenstoffs Dopamin anrege, melden amerikanische Neurologen. Der Ausbruch der Alzheimerkrankheit könne durch regelmäßigen Genuss vielleicht verzögert werden, heißt es von anderer Stelle.

Auch chronischen Lebererkrankungen könne Kaffee vorbeugen, gerade wenn diese durch hohen Alkoholkonsum oder Übergewicht hervorgerufen werden, schreibt die US-Medizinerin Constance Ruhl. Mediziner der Universität Rotterdam bringen das Getränk in Verbindung mit einem geringeren Diabetes-Risiko. Ist Kaffee vom bösen Buben zum Wundermittel geworden? "Absolut harte Belege liefern die Studien zwar nicht, aber immerhin Hinweise", antwortet der Diabetes-Spezialist Pfeiffer.

In einem Fall verdichten sich diese Hinweise: So haben kanadische Mediziner um André Nkondjock von der Universität Ottawa entdeckt, dass sechs Tassen Kaffee täglich das Brustkrebsrisiko bei Frauen um 70 Prozent senken. Das Getränk könnte vor Blasen- und Dickdarmkrebs schützen, sekundieren Kollegen in anderen Arbeiten. Als Wohltäter unter den Kaffeeinhaltsstoffen haben Forscher alte Bekannte identifiziert: Antioxidanzien - Stoffe, die aggressive Sauerstoffverbindungen im Körper unschädlich machen und auch in vielen Obst- und Gemüsearten vorhanden sind.

Doch Kaffee, so das Ergebnis einer Studie, ist die wichtigste Quelle für Antioxidanzien auf dem Speiseplan der US-Bürger. 1300 Milligramm trinkt der durchschnittliche Amerikaner täglich mit seinem Kaffee, hat der Chemiker Joe Vinston errechnet. Obst und Gemüse trugen nicht einmal ein Zehntel so viel Antioxidanzien bei. Auch hier handelt sich nur um Hinweise, doch diese lassen den Schluss zu: Kaffee ist kein Gesundheitskiller, und wenn ein paar Tassen täglich sogar helfen, umso besser.

Geschätzt wird das Getränk neben seinem Geschmack doch vor allem wegen seiner anregenden Wirkung, die dem Koffein zu verdanken ist: Der Muntermacher blockiert die Wirkung von Adenosin, einem Botenstoff, der dem Körper als natürliches Schlafmittel dient. Darüber hinaus zeigte sich Kaffee in manchen Untersuchungen als mildes Antidepressivum. Der Innsbrucker Radiologe Florian Koppelstätter fand kürzlich sogar Hinweise dafür, dass Kaffee Doping für den Geist ist. Seine Probanden zeigten unter Koffeineinfluss gesteigerte Gedächtnisleistungen. Im Magnetresonanztomografen flackerten besonders die Hirnareale auf, in denen das Kurzzeitgedächtnis verortet wird: der Frontallobus und der vordere Cingulum.

Kaffeegegner griffen derartige Forschungsergebnisse bislang mit dem stets gleichen Argument an: Kaffee mache abhängig und deshalb seien die gemessenen Effekte keine Leistungssteigerung, sondern nur eine Normalisierung. Teilnehmer, deren Stimmung oder Geistesleistung nach Kaffeegenuss steige, hätten nur ihre Entzugssymptome beseitigt. Auch diese Meinungsfeste wird geschliffen. Die Probanden von Andrew Smith durften ihren Kaffeedurst wie gewohnt stillen, bevor der britische Psychologe von der Universität Cardiff seine Untersuchung begann. Und mehr Koffein half tatsächlich mehr, die 60 Teilnehmer bewältigten ihre Testaufgaben im Schnitt schneller.

Doch eines ist wahr: Koffein macht abhängig, jedoch nur leicht, stärkere Entzugserscheinungen als Kopfweh sind nicht zu erwarten. Kaffee kann nervös machen oder eine schlaflose Nacht bereiten. Schwangere sollten nicht mehr als drei Tassen Kaffee pro Tag trinken, empfehlen dänische und amerikanische Ärzte in einer aktuellen Studie. Aber alles halb so wild, außer man trinkt Caffè latte literweise: "Die negativen Wirkungen des Kaffees sind moderat", sagt Andreas Pfeiffer. So viele Indizien erschüttern die Annahme, das Getränk sei Gift für den Körper. Daher sollte man sich beim Kaffee auf das Wesentliche beschränken: den Genuss.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,399983,00.html


Kommentieren

Als Mitglied der motorjugend mit dem Rang Blicker oder mehr kannst Du an dieser Stelle einen Kommentar zu dieser Text abgeben und andere Kommentare kommentieren.


Andere Artikel

The Fragile Stage

Unsere Kinder werden den Zusammenhang nie verstehen

Meine Fresse, wie ich das beschissene Bild mit der Kassette und dem Bleistift hasse

Ein Fragment...

...in dem der jetzt nicht mehr so unbekannte Autor durch die Straßen und Gassen seiner Stadt läuft.

Durch die Zone

Ein Fragment aus DEM ROMAN. Ca. Seite 5 oder Kapitel 2.