TVMotor says…

07.11.2006 | 18 Kommentare | Christian_alternakid

Ein Kleinod pro Tag: vom 11.11. bis zum 24.11.
Samstag, 11. November:

Alien (USA/GB, 1979)
ZDF, 23.45

Der erste Teil der Alien-Reihe ist immer noch die Referenz in Sachen klaustrophobischen Weltraumhorrors. Ridley Scott spielt meisterhaft mit den Versatzstücken der Enge, Dunkelheit und des Unbekannten, der Gier und Hybris des Menschen und wirft dazu noch die Urekel Schleim und Echsen in den Kochtopf. Dazu stellt Alien auch aus gesellschaftspolitischer Sicht einen Meilenstein dar: im Gegensatz zu üblichen Mensch versus Bedrohung von außen Filmen ist eben nicht der Mann der Held, der die Menschheit rettet, sondern Ripley, die von Sigourney Weaver dargestellte Offizierin, die als einzige dem Alien stand halten kann.
Scott schuf einen nahezu perfekten Film, den auch seine Nachfolger im Regiestuhl der Alienreihe – und was waren das für Namen: James Cameron (Terminator, Titantic), David Fincher (Sieben, Fight Club), Jean-Pierre Jeunet (Delicatessen, Amelie) – nie übertreffen konnten. Drei Jahre später drehte Scott die formvollendete Vision der Zukunft: Blade Runner. Zwei Filme, die das Science-Fiction-Genre von Grund auf revolutionierten. Nichts, gar nichts mehr war wie zuvor.


Sonntag, 12. November:

Goldene Zitronen Nacht auf WDR
WDR, 0.45

Zunächst zeigt das WDR eine Dokumentation über unsere liebsten Hamburger Querulanten: „Das Zentrum des rasenden Stillstandes“. Im Anschluss, um 2.10 Uhr wird ein Rockpalast-Konzert von 2003 aus dem Kölner Underground gezeigt. Die Playlist, baby?

1. 80 Millionen Hooligans
2. Auf Dem Platz Der Leeren Versprechungen
3. Flimmern
4. Menschen Haben Keine Ahnung
5. Weil Wir Einverstanden Sind
6. Der Mann Der Mit Der Luft Schimpft
7. Der Wiederholer
8. Diese Menschen Sind Ehrlich
9. ICE Berthold Brecht
10. Available Animal Style
11. Angst Und Bange Am Stück / Hände Hoch Papa
12. 0:30 Gleiches Ambiente
13. Das Bißchen Totschlag
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
14. Widersprüche
15. Menschen Machen Fotos Gegenseitig
16. Leilah
17. Psycho

Und die Nummer von der WDR-Zuschauerhotline, die könnt ihr euch selber merken, ihr Wichser.


Montag, 13. November:

Eyes Wide Shut (USA, 1999)
ZDF, 22.15

Ausführlich hier…


Dienstag, 14. November:

Der Mann in der eisernen Maske (USA, 1998)
K1, 20.15

Der aufmerksame Leser weiß: findet man ein schwaches Hollywood-Remake mit einem langhaarigen Leonardo DiCaprio als Tagestipp, so liegt im Fernsehbouquet des heutigen Tages eine Auswahl an Unkraut anstatt der ersehnten entdornten Rosen. Interessant an „Der Mann...“ sind trotzallem drei Dinge: erstens die fantastische Nebendarstellerbesetzung mit John Malkovich, Jeremy Irons, Gerard Depardieu und Gabriel Byrne, zweitens die Erkenntnis, dass der eigentlich zu guten Leistungen fähige Leonardo DiCaprio manchmal auch gar fürchterlich spielen kann und drittens, dass es John Malkovich offensichtlich nicht vermag, in großen Hollywood-Schinken halbwegs ernsthaft seinem Beruf nachzugehen und stattdessen immer eine 1a-camp-performance hinlegt, ob der es einen wundert, dass all die suits in den meetings das wiederum abnicken. Siehe auch: Con Air.


Mittwoch, 15. November:

Freejack (USA, 1992)
K1, 22.05

Oft versucht er sich ja nicht an der Schauspielerei, der Mick Jagger, aber wundern darf man sich dann doch, warum er sich gerade einen Film wie Freejack, dessen Story klares b-movie-Futter ist, für seine Zelluloidrückkehr aussuchte. Na, Mother’s Little Helper wird schon wissen, was er tut.


Donnerstag, 16. November:

Alabama Classics: Paul Weller In Concert
B3, 0.15

Der Modfather in München, gerade zur Zeit seiner großen Solo-Renaissance 1994. Nett vom Bayrischen Rundfunk, dass so etwas aus dem Archiv gräbt.


Freitag, 17. November:

Der Schakal (F/GB, 1973)
Das 4., 20.15

Der Schakal – und zwar das Original, nicht das Bruce Willis - Remake (das aber besser als sein Ruf ist). Im Gegensatz zum Hollywood-Remake ist das europäische Original um einen Auftragsmeistermörder aus den 70ern kalt, bedächtig und blitzsauber… wie ein guter Killer eben. Wer anstelle Edward Fox’schen Schakal jemandem anders bei Mord und Totschlag heute zusehen möchte, dem empfiehlt TVMotor um 23.40h 3Sat die Sendung „Wolfgang Niedecken liest und singt Bob Dylan“


Samstag, 18. November:

Minority Report
ARD, 23.10

Nach einer Story von Blade Runner Vorlagengeber Philip K Dick wurde die moralisch-ethisch interessante Zukunftsvision Minority Report entwickelt. Ein fantastisches, vielleicht aber doch etwas zu poppiges Design um den albtraumhaften Zukunftsstaat greifbar zu machen (Blade Runner it is not) und die interessante Ausgangsfrage, die mittels Science-Fiction die politisch zweifellos aktuelle Frage stellt, ob denn präventiv eingegriffen werden solle, könne man so ein künftiges Verbrechen verhindern, reichen leider nicht aus, um Minority Report zu einem gelungenen Film zu machen, da das letzte Drittel all den hochgezüchteten Erwartungen nicht gerecht wird und billige Auflösung rult. Beachten sollte man jedoch Samantha Morton, die einen der „Pre-Cogs“ spielt und wie immer den Film stiehlt. Die Britin Morton, bereits mehrfach oscarnominiert, ist eine Schauspielerin, der zu selten Lobpreis gesungen wird.


Sonntag, 19. November:

Schule (D, 2000)
Pro7, 14.25

Der Sonntagnachmittag-Hangover-Film dieser Woche ist eine kleine Überraschung, denn wie sehr erwartet man von einer deutschen Schulkomödie vernünftige Unterhaltung? Eh, exakt gar nicht. Doch „Schule“ mit Daniel Brühl, Dennis Moschitto et al umschifft einige Peinlichkeitsklippen gekonnt und transportiert so tatsächlich das Gefühl einer gewissen Orientierungslosigkeit am ersten richtigen Scheidepunkt des eigenen Lebens. Ein vernünftiger Soundtrack tut der Unterhaltung keinen Abbruch und solange man nicht eine Meisterleistung wie Nichts Bereuen oder Absolute Giganten erwartet, darf man sich von Schule durchaus positiv überraschen lassen.


Montag, 20. November:

Der Mieter (F, 1976)
arte, 20.40

Ähnlich wie in „Ekel“ arbeitet sich Roman Polanski auch in „Der Mieter“ am undefinierbaren Grauen ab, das sich äußere Reizpunkte sucht, sich letztenendes aber doch nur aus dem Inneren des Menschen speist. Polanski selbst spielt die Hauptrolle und erweist sich als Idealbesetzung des neurotischen, von diffusen Ängsten geplagten Mieters, der nach und nach zu Grunde geht.


Dienstag, 21. November:

Leichen pflasterten seinen Weg (F/I, 1968)
Tele5, 0.10

Neben Sergio Leones Großtaten ist „Leichen pflasterten seinen Weg“ wohl mit den „Django“-Filmen der berühmteste Export des Italowestern-Genres, das die späten 60er und frühen 70er beherrschte. Klaus Kinski, in seiner am treffendsten betitelten Rolle, spielt Loco, den Antagonisten des Schweigers Jean-Louis Tritignant.



Mittwoch, 22. November:

Hierankl (D, 2003)
3Sat, 22.25

Zu den ebenfalls zuwenig besungenen Schauspielern unserer Zeit gehört ohne Zweifel die Naturgewalt Josef Bierbichler. Wer 1997 dessen Wut und Traurigkeit in Tom Tykwers "Winterschläfer", das verzweifelt pochende Herz des Films, gesehen hat, wird diesen Mann nicht mehr vergessen. In Hierankl spielt er erstmals unter der Regie von Hans Steinbichler, der in diesem Jahr auch „Winterreise“ gemeinsam mit Bierbichler ins Kino brachte. Hierankl ist ein Heimatfilm, der das Genre pervertiert, und dabei mit Sätzen von beinahe Bernhardscher Qualität aufwartet: „Ich ertrag dein von Seele besoffenes Gesicht nicht“ so die Mutter zur Begrüßung zur Tochter.


Donnerstag, 23. November:

Heavy-Metal auf dem Lande
SWR, 23.00

Diese Dokumentation verspricht doch schon einmal einen Heidenspaß: in Donzdorf in der Schwäbischen Alb hat das größte unabhängige Heavy-Metal-Label der Welt, „Nuclear Blast“ seinen Sitz. Wie das Dorf und die Hardrockszene nebeneinander herleben, zeigt die einstündige Dokumentation von Andreas Geiger.



Freitag, 24. November:

Taking Sides – Der Fall Furtwängler
ARD, 23.30

Der Ungar Istvan Szabo inszeniert den topbesetzten Film um den Operndirigenten Furtwängler, der unter Regie des Dritten Reichs weiter Dirigent blieb. Harvey Keitel, Stellan Skarsgaard und die deutschen Moritz Bleibtreu wie der Cousin einer Motorjugendlichen, Ulrich Tukur, spielen in Szabos Politdrama die Hauptrollen.
Teilen: Facebook Twitter

Tags

Medien  

Bewertungen

0 Bewertungen
Um eine Bewertung abzugeben, musst Du ein eingeschaltenes Mitglied der Motorjugend sein.

Kommentare

wowo101 am 07.11.2006 um 14:39 Uhr:

der schluss von minority report: einer der besten belege dafür, dass steven spielberg trotz liberalen gehabes im herzen ein reaktionär ist. die traditionelle familie als flucht- und letzter stabiler bezugspunkt in einer zunehmend dysfunktionalen welt ist eh der rote faden seiner filme - aber selbst eine dick-verfilmung so enden zu lassen zeugt schon von gehöriger engstirnigkeit.

Daniel_ am 07.11.2006 um 23:02 Uhr:

"Schule" darf hier aber auch wirklich nur rein, weil die Erwartungshaltung bei Highschoolfilm + Deutschland niediger gar nicht anzusetzen ist. "Schule" ist maximal okayisch, was insofern klar geht, weil jedermann verkatert sein wird. Könnte aber auch ein ARD-Serie oder ein ZDF-Filmfilm sein.

wowo101 am 07.11.2006 um 23:14 Uhr:

ganz groß: okayisch. war ja auch mal überfällig, hier.

pony_rieneck am 07.11.2006 um 23:17 Uhr:

unglaublich: gerade habe ich am telefon erstmals das wort "okayisch" gesprochen gehört, quasi zeitgleich mit daniels post. indizien für das weltenende?

Christian_alternakid am 08.11.2006 um 01:06 Uhr:

ich fordere justament eine sofortige wiederaufführung von "Das Siebte Zeichen" mit Demi Moore und Jürgen Prochnow, um das zu untermauern.

und schön daniel, dass du meinen absatz über schule noch einmal paraphrasierst. top, wenn wir einer meinung sind. man sieht sich im winter am bier.

motorhorst am 14.11.2006 um 09:57 Uhr:

Wer anstelle Edward Fox’schen Schakal jemandem anders bei Mord und Totschlag heute zusehen möchte, dem empfiehlt TVMotor um 23.40h 3Sat die Sendung „Wolfgang Niedecken liest und singt Bob Dylan“

Wahnsinn!

Und "Heavy Metal auf dem Lande" kann ich nur jedem ans Herz legen. Das ist einfach unglaublich.

Basti am 14.11.2006 um 10:05 Uhr:

ach mist, jetzt hab ich gestern eyes wide shut verpasst. naja, hätte sich wahrscheinlich sowieso komisch angefühlt, in der Synchronisierten Version. hab ich noch nie gesehen, bisher nur O-Ton. Ist die dt. Synchro gut?

Christian_alternakid am 14.11.2006 um 10:26 Uhr:

ah verdammt. und ich idiot habe die goldene zitronen nacht verpasst! dabei wollte ich die doch aufnehmen und auf dvd brennen. argh.

Marquant am 14.11.2006 um 11:01 Uhr:

Ach scheiße Christian. Hat die sonstwer irgendwie aufgenommen?

motorhorst am 14.11.2006 um 11:02 Uhr:

Ja, ich. Reichen euch zwei DivX-AVIs? Dann schick ich ne DVD nach Berlin.

Garfields Ripper am 14.11.2006 um 11:54 Uhr:

auch freiburg ist ein dankbarer abnehmer!

Marquant am 14.11.2006 um 13:06 Uhr:

genau das wollte ich höhren Motor. Wär ne feine Sache!

Marquant am 14.11.2006 um 13:10 Uhr:

@Garfields Ripper. Erstmal werden die Löwen gefüttert, dannach vielleicht die Antilopen.

Christian_alternakid am 14.11.2006 um 13:27 Uhr:

Big Tatsachen Statistik 06!

Garfields Ripper am 14.11.2006 um 14:08 Uhr:

@marquant: so what?

motorhorst am 14.11.2006 um 14:11 Uhr:

Marquant: Word!

Garfields Ripper am 14.11.2006 um 14:13 Uhr:

ja ja lass nur die kleinen exilfrankin in südbaden dissen ;-)

No Pop! am 14.11.2006 um 18:17 Uhr:

das Highlight: Als sie beim Interview so richtig über das Rockpalast Konzept abkotzen und der Moderator immer wieder versucht doch noch gute versöhnende Worte rauszulocken.
Hat mich echt gewundert, dass die das so gesendet haben.


Kommentieren

Als Mitglied der motorjugend mit dem Rang Blicker oder mehr kannst Du an dieser Stelle einen Kommentar zu dieser Text abgeben und andere Kommentare kommentieren.


Andere Artikel

Medien

Wohin geht es mit der Mediendatenbank?

Das erste große Medien-Datenbank-Projekt 2016: Das filmische Tagebuch

Es gibt nun mal mehr Arschlöcher als gute Menschen, das ist Fakt!

Ausnahmsweise mal im richtigen Moment die richtige Sendung eingeschaltet oder eingeschalten.

Amy Winehouse

Kein Nachruf