Olli Schulz und der Hund Marie - das beige Album

15.07.2005 | 2 Kommentare | säm

Vorhin, es war so gegen 23 Uhr, ging ich noch spazieren. Es ist ein heißer Abend und ich lief über den alten Volksfestplatz, wo jetzt gerade gar kein Fest stattfindet.
Eigentlich ist dieser Platz jetzt nutzlos. Es stehen noch ein paar Buden rum, die einfach zwischen den zwei Volksfesten im Jahr gar nicht mehr abgebaut werden, ansonsten stehen ungeordnet ein paar LKWs herum, deren Fahrer ihre Ruhepausen machen.
Sie sitzen mit freien Oberkörpern oder ölverschmierten Feinripp-Unterhemden um einen provisorisch selbstgebauten Grill und trinken Bier. Ein paar Meter weiter hinten zeigt ein Fahrer gerade bei stehendem Motor einem jungen, asiatischen Mädchen, wie man einen LKW fährt. Sie sitzt hinterm Lenkrad und tut so, als würde sie fahren. Krimiserien lehrten meiner Fantasie, mir ganz schnell auszumalen, woher sie kommt, wie sie hier herkam und was ihr heute Nacht mit dem LKW-Fahrer noch passieren wird.

Dieses ganze Szenario auf diesem nutzlosen Platz, auf dem jetzt gerade kein Volksfest stattfindet, die Männer, der vorbeifließende Fluss und die nächtliche Hitze könnte genügend Stoff für Lieder von Olli Schulz und der Hund Marie bieten. Olli Schulz weiß, wie man aus kleinen Dingen, die man so nebenbei sieht und erlebt große Lieder macht.
Das bewies er mit „Brichst du mir das Herz – brech ich dir die Beine“ und das beweist er auch jetzt wieder mit „das beige Album“.

Olli Schulz hat einfach so oft so recht. Verpackt diese Gefühle in Songs, für die wir nicht mal Worte finden können.

Wenn man Olli Schulz und der Hund Marie live sieht, zieht einen dieser Mix aus Stand-up-Comedy und Liedern in einen Bann, der noch anhält, wenn man bei der vierten Show nicht nur die Lieder mitsingen, sondern auch die Gags mitsprechen kann. Zwitterwesen aus melancholischen Liedermacher und Hamburger Gaudibursch.

Das neue Album ist schon da. Ist nicht so gut wie das erste, aber immer noch Wert, es zu hören.
Die Lieder hören sich schneller ab, als bei „Brichst du mir...“. Es fehlt die Tiefe, die einen beim vierten oder vierzigsten Hördurchgang immer noch schmunzeln lässt.

Bei „Schon lange was defekt“ fällt mir dann plötzlich auch ein, wie nah Olli Schulz an Bernd Begemann ist. Melancholie hier und ein Lied weiter schon wieder das Augenzwinkern und das verschmitzte Lächeln.
Bernd Begemann ist auf Platte nicht annähernd so gut, wie live.
Bei Olli Schulz und der Hund Marie war ich nach der ersten Platte der Meinung, dass sich die Qualität der Live-Shows mit Größe der Platte die Waage hält.
Bei Platte Nummer zwei freue ich mich mehr auf die Live-Shows.

Es wird wieder eine Tour geben. Olli wird wieder Sachen zu erzählen haben. Dazwischen die Lieder, die man doch ganz gerne hört. Gelungene Abende vorprogrammiert.
P.S.: Was haben die vom Grand Hotel van Cleef da für einen Cheat programmiert? Wenn ich bei meinem IPod die Random-Funktion anwähle, ist, mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit, spätestens das fünfte Lied „Klappskalli“ von Olli Schulz und der Hund Marie. Egal, wie viel Millionen andere Lieder sich da in dem kleinen Kasten tummeln...

säm
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Kommentare

der_koch am 31.07.2005 um 15:43 Uhr:

"Das neue Album ist schon da. Ist nicht so gut wie das erste, aber immer noch Wert, es zu hören."

also ich muss sagen, dass mir das neue album besser gefällt als das erste. gerade die ernsthafteren lieder sind wirklich stark und nutzen sich in meinen ohren nicht so schnell ab wie viele von der ersten platte.

Christian_alternakid am 01.08.2005 um 15:30 Uhr:

ich mag von Olli Schulz sowieso die nachdenklicheren lieder viel lieber als die "lustigen". mit ausnahme von Human Of The Week. great.


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