Lost nightlife '89

10.10.2006 | 32 Kommentare | barracuda

Bubs und Mädels, wie die Zeit vergeht. Es ist schon irre, kaum sind 17 Jahre vergangen, schon richtet man einen sanft sentimentalen Blick auf damals. Vielleicht gar nicht so uninteressant für Nürnbergs Szenflasher, wenn sie die zum Teil honorige Vergangenheit so mancher heute seltsam anmutender Läden kennen lernen.

Fummelt sich manchmal einer durch das klebrige Interieur vom Frizz? Wahrscheinlich eher keiner aus der Motorjugend, es sei denn im Vollrausch und im Vorbeigehen. Aber naja. Ende der Achtziger war in dieser Örtlichkeit ein ziemlich cooler Laden untergebracht. Das OFENROHR war eine sogenannte Musikkneipe – und dort hat sich Freitags und Samstags die damalige, ich sag mal Indie-Szene versammelt. Grufts, Psychobillys, Skins, Holzfäller, Scooterboys, Blue-System-Pullis, Hosenumkrempler und so. Eintritt war damals 8 Mark, von denen man 7 Mark als Getränkebons zum Abbreisen wiederbekam. Ich jedenfalls erinnere mich an ganz schön betankte Abende da drin. Gutscheine haben bei mir sowieso nie lange gehalten. Ganz im Gegensatz zu manch anderem, der seine gehorteten Schätze am letzten Ofenrohrabend vor der Schließung mitbrachte – und dann alles in den Müllschlucker kippen konnte, da man sie nicht mehr annahm. Na ja. Ich erinnere mich an dunkle Biere, scharfe Draculas aus Reagenzgläschen und so manchen Baileys auf Eis. Pogo war erlaubt und wurde oft alles andere als zimperlich getanzt. New Model Army, Pogues, Sisters. Wahnsinn. Stress gab’s natürlich fast immer. Viel Glas ging zu Bruch. Innen und außen. Deswegen wurde das Kapitel auch irgendwann von der Stadt geschlossen und das Rohr beerdigt. Von da an war man meistens ins Umland unterwegs. Zum Kraftwerk nach Gerbersdorf, ins Trend nach Schwabach ... aber das ist lange her. Und nur noch eine kleine Randnotiz im (vergangenen) Nürnberger Nachtleben. But life is now: Es lebe das Stereo, es lebe der Zwinger. Viel Spaß dabei ihr Rocker.