War führer echt alles besser? Erinnerung an die Adoleszenz in Form einer Exkursion zum Thema Rollenspiele
(Fantasy-)Rollenspiele helfen einsamen Menschen und Außenseitern. Diese finden dadurch nämlich jede Menge Gleichgesinnte (ebenfalls Außenseiter) und werden dadurch noch einsamer und größere Außenseiter (auch Spinner genannt).
Der kürzlich verstorbene Amerikaner Gary Gygax erfand vor 35 Jahren das erste Rollenspiel (eigentlich eher ein Table-Top, aber wir wollen hier nicht geekier als der Geek werden) Chainmail, das die Vorlage für Dungeons & Dragons (D&D) war. In Deutschland blieb dies bis in die 80er weitgehend unbekannt (es sei denn man war ein wirklich großer Nerd - zu deutsch "Narr", vgl. auch Gandalf "Flieht ihr Narren" in "Herr der Ringe I: Eine neue HoffDie Gefährten").
Um 1984 herum transferierte Ulrich Kiesow das Ganze dann unter dem Namen "Das Schwarze Auge" in unsere Breitengrade (Schwachinn, breitengradtechnisch unterscheidet sich .de ja gar nicht so sehr von - ähem - .usa).
Um was es dabei geht ist relativ einfach gesagt: "Da spielen se Zwerge und da spielen se Elfen" + Scheibenwischerbewegung vor der Stirn (Mutter von xmagic um 1990). Um was es mir dabei geht: In der US-amerikanischen Alltags-Kultur sind Rollenspiele, namentlich D&D eine weitverbreitete oder doch zumindest -bekannte Sache, die in Musik, Film, Fernsehen einen breiten Niederschlag findet, was spätestens dann zum Problem wird, wenn das - z.B. in Form von Synchronisationen - in die Mainstream-Aufmerksamkeit transferiert werden muss (das ist aber nur am Rande mein Problem oder Punkt).
Im Film taucht, von der deutschen Öffentlichkeit unbemerkt, sogar in einem relativ erfolgreichen Film ein Rollenspiel oder zumindest ein Vorläufer davon auf. In E.T. von 1982 spielen die Freunde des älteren Bruders von E.T.-Finder Michael das Brettspiel Talisman kurz bevor es zum Aufeinandertreffen mit dem Alien kommt. Talisman basiert locker auf Fantasy-Rollenspielen wie D&D (diese Tatsache findet sich übrigens weder in Wikipedia noch in der imdb. Aber auch dafür ist motorhorst.de für euch da).
Noch bevor der gute alte Tom Hanks gut und alt war, spielte er 1982 in dem Anti-Rollenspielfilm Mazes and Monsters (deutsch: Labyrinth der Monster) einen Spieler, der in den Wahnsinn abgleitet. Just zu dem Zeitpunkt als sich Christen in den USA auf das "satanische Spiel" einschossen, lief dieser Film bei CBS und hat unter Rollenspielern ebenso ungewollten Kult-Status wie der als "Anti-Drogen-Film" gedachte Reefer Madness (deutsch: Kifferwahn) von 1936.
OK, das ist Euch alles zu weit draußen? Dann besuchen wir einfach mal die gelbste aller Familien in Springfield. In der Folge "Homer Goes To College" aus der fünften Staffel der Simpsons muss sich Homer mit einer Gruppe Computer-Nerds anfreunden, die sich nicht nur für Star Trek interessieren, sondern auch eine Runde Dungeons & Dragons mit ihm spielen. In der Übersetzung zeigt sich dann auch das Dilemma, das die Simpsons sowieso seit dem Start in Deutschland plagt. Homers Erlebnisbericht für seine Familie hört sich im Original so an:
"We played Dungeons & Dragons for three hours! Then I was slain by an elf."
In der Übersetzung wird daraus:
"Wir haben über drei Stunden Kerker und Drachen gespielt. Dann wurde ich von einem Kobold erschlagen"
Auch das ist übrigens eine Tatsache, die sich so komplett nirgends im Netz findet, ich musste sie gerade extra auf der DVD nachschauen. Die meisten der Taliban unter den Fernsehzuschauern stören sich nur an der vollkommen unnötigen Übersetzung von D&D, welches auch unter diesem Namen im Deutschen bekannt ist (wenn es bekannt ist. Jedenfalls nennt es niemand "Kerker und Drachen"). Interessanter ist aber doch die Tatsache, dass Homer von einem Kobold anstatt von einem Elf erschlagen wurde. Eigentlich ist dies sogar nachvollziehbarer. Denn als Rollenspiel-Neuling würde Homer wohl einen guten Spielcharakter spielen. Und dieser würde eher von einem bösen Wesen wie einem Kobold (Nein, damit ist nicht so etwas wie Pumuckl gemeint) als von einem guten Wesen, eben einem Elf, angegriffen und getötet werden.
OK, auch das Fernsehen ist euch noch zu abstrakt? Dann machen wir doch einen Abstecher zu Euren Indie-Helden. Schon 1994 verkündeten Weezer auf dem blauen Debüt-Album im Song "In The Garage" folgendes: "I've got my dungeon master's guide, I've got my twelve sided die" eindeutig D&D-Spieler, da nicht nur ein Regelbuch explizit genannt wird, sondern dort auch der 12seitige Würfel eingesetzt wird.
Olle Kamellen? Dann wart ihr hoffentlich nicht auf einem Konzert von Owen Pallet auch bekannt als Final Fantasy. Dort illustrierten die Overhead-Projektionen nämlich das zentrale Thema des Albums He Poos Clouds. Nicht weniger als acht der zehn Songs handeln von einer der magischen Schulen, wie sie im Regelwerk von D&D beschrieben werden.
Wenn ihr jetzt langsam der Verschwörung gewahr werdet, die sich gerade wie ein Netz eiskalter Händchen um Eure Hälslein spinnt, dann kann ich nur sagen: Schwachköpfe! Bleiben wir doch bei den Fakten.
Und der Fakt und in diesem Fall die Klimax ist das einzig wirklich deutsche Kulturgut, in welchem Rollenspiele zumindest eine Teilrolle spielen. Das ist die zweite Hälfte des Linus Volkmann-Buches
"Smells Like Niederlage" bzw. die Hörspielversion auf der CD "Zwei Herzen schlagen super". Denn wenn dort Robbe und Bürzel im Streit feststellen, wer jetzt Magier der neunten Stufe ist und noch dazu eine Trollarmee mit 200 Berittenen hat, dann könnt IHR da zwar drüber lachen und Euch "Nerdkram" denken, aber ICH lache da herzlicher und echter. DAFÜR habe ich nämlich gerne meine Jugend bis 25 weggeschmissen.
so kleinstadtjugend, ich als 12jähriger pc spiele freak total begeistert von der nordlandtrilogie, deshalb auch mal den müll mit dsa ausprobiert. gar nicht meine welt und da zum glück schnell wieder raugeskommen.
moment ich würfle nochmal mit 20 12seitigen würfeln
hier fehlt die auswahlmöglichkeit: meine mutter war gegen das schwarze auge, deswegen hat es mein bruder immer beim nachbarsjungen gespielt und musste uns mit bravos bestechen, damit wir das nicht petzen. ansonsten bin ich ein mädchen und habe mich deswegen nicht für rollenspiele interessiert, war dafür aber mal für ca. sechs monate von age of wonders besessen. zählt das auch?
Lindi: Das zählt - für ein Mädchen - natürlich auch.
Barni: Die Nordland-Trilogie hatte auch auf das klassische Rollenspiel weitreichende Auswirkungen. Dank des völlig überzogenen Talents "Handeln" liefen seit dem Erscheinen der "Schicksalsklinge" nämlich sämtliche Verkaufsgespräche so ab:
"Für dieses Schwert hätte ich gerne 120 Dukaten, was seid ihr bereit zu zahlen?" - "1!" - "Gut, ich wäre bereit auf 100 runter zu gehen?" - "1!" - "Na gut..."
ich hab das einmal ausprobiert, glücklicherweise hatte ich natürlich null plan und wurde sowohl im spiel als auch hinterher moralisch vom spielleiter zur sau gemacht, der eine astreine 1:1 kopie vom comicbuchverkäufer bei den simpsons war. möglicherweise hat mir dies das leben gerettet, nicht auszudenken, was ansonsten mit mir hätte passieren können.
Geht jetzt vielleicht am Thema vorbei, aber ich war ja immer mehr so für alberne Adventure-Spiele wie Monkey Island und Day of the Tentacle (wahrscheinlich die Supermädchenvariante, wobei das ja keine Rollenspiele sind, oder?!), schon allein wegen solcher Aktionen wie "benutze Kopfhaut mit Gullideckel" oder "benutze Minipullover mit Hamster" und so was.
Ich verliere immer bei so Spielen.
Und wenn man dann noch von einem Kobold erschlagen wird...
Ne, muss nicht sein...
Rollenspiele sind wahrscheinlich nur was für erfolgreiche Außenseiter :-)
"Kifferwahn" werd ich mir allerdings mal anschauen,
der is ja in full length in schlechter Qualität auf youtube.com!
Call Of Cthulhu: Wir würfeln Charaktere aus, die versuchen etwas über die Großen Alten oder Cthulhu selbst herauszufinden und sobald sie auch nur einen klitzekleinen Einblick in das Wesen dieser Dinge bekommen, werden sie verrückt und wir würfeln neue Charaktere aus. War ein großer "Spaß".
mein Gott, wieviele Nerds übersetzen denn die Simpsons? wahrscheinlich keiner. Der Fehler beim Eigennamen ist unverzeihlich, aber das mit dem Kobold halte ich sogar für eine elegante Lösung angesichts der Problematik.
Ich fand ja immer dieses ganze Herr der Ringe-Referentielle ziemlich lästig, Kobolde und Elfen und Zwerge gehörten meiner Meinung nach in die Kindergartenwelt oder in die Kleingartenkolonie, deswegen war die Erscheinung des H.P. Lovecraft basierten Call of Cthulhu eine ziemliche Offenbarung für bekennende Stephen King Leser wie mich. Im Laufe der Zeit entwickelte sich im Pegnitzer Kulturraum unter dem Arbeitstitel Law & Order außerdem der Trend zur selbstentworfenen Rollenspielthematik, die sich um das Amerika zur Zeit der Prohibition und der Gangsterkriege drehte.
Gerne wurden damals samstägliche Ausflüge in Nürnbergs Rollenspielladen Fantasia (oder so ähnlich, ist zu lange her…) unternommen, bei denen es hauptsächlich darum ging, in einem Anfall spätpubertärer Kleptomanie möglichst viele Plastikcharaktere und irrsinnige Würfel vom Ladentisch in den Rucksack zu befördern. Benutzt wurden die natürlich dann nie (Plastikfiguren = Kindergarten, 20-seitiger Würfel = Freud'sche Sexualstörung).
Mit der Entdeckung von Amiga, Alkohol und anderen berauschenden Substanzen wurde das potentielle Suchtproblem dann glücklicherweise wieder in andere Bahnen gelenkt.
Interessant auch, dass deine Jugend mit 25 endete. Und Mutlu: Vermutlich würdest du in dunklen Räumen mit eher verstockten Menschen in albernen Kostümen ganze Nächte lang rumsitzen und ihr wärt sogenannten Eindringlingen gegenüber eher abweisend. Sei froh, dass das an dir vorbeigegangen ist.
eindringlinge? waren das immer die, die einfach unvermittelt reinkamen, sich nicht an die spielregeln hielten und die anweisungen des spielleiters völlig ignoriert haben?
An Spielregeln halten sich doch sowieso nur Rollenspieler und andere Langweiler!
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Barni am 22.04.2008 um 02:39 Uhr:
so kleinstadtjugend, ich als 12jähriger pc spiele freak total begeistert von der nordlandtrilogie, deshalb auch mal den müll mit dsa ausprobiert. gar nicht meine welt und da zum glück schnell wieder raugeskommen.moment ich würfle nochmal mit 20 12seitigen würfeln
lindihopp am 22.04.2008 um 08:32 Uhr:
hier fehlt die auswahlmöglichkeit: meine mutter war gegen das schwarze auge, deswegen hat es mein bruder immer beim nachbarsjungen gespielt und musste uns mit bravos bestechen, damit wir das nicht petzen. ansonsten bin ich ein mädchen und habe mich deswegen nicht für rollenspiele interessiert, war dafür aber mal für ca. sechs monate von age of wonders besessen. zählt das auch?motorhorst am 22.04.2008 um 08:55 Uhr:
Lindi: Das zählt - für ein Mädchen - natürlich auch.Barni: Die Nordland-Trilogie hatte auch auf das klassische Rollenspiel weitreichende Auswirkungen. Dank des völlig überzogenen Talents "Handeln" liefen seit dem Erscheinen der "Schicksalsklinge" nämlich sämtliche Verkaufsgespräche so ab:
"Für dieses Schwert hätte ich gerne 120 Dukaten, was seid ihr bereit zu zahlen?" - "1!" - "Gut, ich wäre bereit auf 100 runter zu gehen?" - "1!" - "Na gut..."
Max Power am 22.04.2008 um 09:41 Uhr:
ich hab das einmal ausprobiert, glücklicherweise hatte ich natürlich null plan und wurde sowohl im spiel als auch hinterher moralisch vom spielleiter zur sau gemacht, der eine astreine 1:1 kopie vom comicbuchverkäufer bei den simpsons war. möglicherweise hat mir dies das leben gerettet, nicht auszudenken, was ansonsten mit mir hätte passieren können.Bloody Mary am 22.04.2008 um 10:15 Uhr:
Geht jetzt vielleicht am Thema vorbei, aber ich war ja immer mehr so für alberne Adventure-Spiele wie Monkey Island und Day of the Tentacle (wahrscheinlich die Supermädchenvariante, wobei das ja keine Rollenspiele sind, oder?!), schon allein wegen solcher Aktionen wie "benutze Kopfhaut mit Gullideckel" oder "benutze Minipullover mit Hamster" und so was.babygirliegirl am 22.04.2008 um 16:03 Uhr:
Ich verliere immer bei so Spielen.Und wenn man dann noch von einem Kobold erschlagen wird...
Ne, muss nicht sein...
Rollenspiele sind wahrscheinlich nur was für erfolgreiche Außenseiter :-)
"Kifferwahn" werd ich mir allerdings mal anschauen,
der is ja in full length in schlechter Qualität auf youtube.com!
motorhorst am 23.04.2008 um 12:07 Uhr:
Call Of Cthulhu: Wir würfeln Charaktere aus, die versuchen etwas über die Großen Alten oder Cthulhu selbst herauszufinden und sobald sie auch nur einen klitzekleinen Einblick in das Wesen dieser Dinge bekommen, werden sie verrückt und wir würfeln neue Charaktere aus. War ein großer "Spaß".Barni am 23.04.2008 um 19:15 Uhr:
ich habe es ja auch mal mit shadowrun probiert, da hat mich die story schon fasziniert. sich sachen in den körper einbauen lassen...Christian_alternakid am 23.04.2008 um 19:26 Uhr:
^^^in the closet^^^Kern am 23.04.2008 um 23:18 Uhr:
mein Gott, wieviele Nerds übersetzen denn die Simpsons? wahrscheinlich keiner. Der Fehler beim Eigennamen ist unverzeihlich, aber das mit dem Kobold halte ich sogar für eine elegante Lösung angesichts der Problematik.RoterBlitz am 23.04.2008 um 11:20 Uhr:
Hmm, Fehler bei mh.de? Also nochmal:Ich fand ja immer dieses ganze Herr der Ringe-Referentielle ziemlich lästig, Kobolde und Elfen und Zwerge gehörten meiner Meinung nach in die Kindergartenwelt oder in die Kleingartenkolonie, deswegen war die Erscheinung des H.P. Lovecraft basierten Call of Cthulhu eine ziemliche Offenbarung für bekennende Stephen King Leser wie mich. Im Laufe der Zeit entwickelte sich im Pegnitzer Kulturraum unter dem Arbeitstitel Law & Order außerdem der Trend zur selbstentworfenen Rollenspielthematik, die sich um das Amerika zur Zeit der Prohibition und der Gangsterkriege drehte.
Gerne wurden damals samstägliche Ausflüge in Nürnbergs Rollenspielladen Fantasia (oder so ähnlich, ist zu lange her…) unternommen, bei denen es hauptsächlich darum ging, in einem Anfall spätpubertärer Kleptomanie möglichst viele Plastikcharaktere und irrsinnige Würfel vom Ladentisch in den Rucksack zu befördern. Benutzt wurden die natürlich dann nie (Plastikfiguren = Kindergarten, 20-seitiger Würfel = Freud'sche Sexualstörung).
Mit der Entdeckung von Amiga, Alkohol und anderen berauschenden Substanzen wurde das potentielle Suchtproblem dann glücklicherweise wieder in andere Bahnen gelenkt.
Barni am 24.04.2008 um 01:38 Uhr:
goblin ... elf ... who cares?Daniel_ am 24.04.2008 um 18:54 Uhr:
Interessant auch, dass deine Jugend mit 25 endete. Und Mutlu: Vermutlich würdest du in dunklen Räumen mit eher verstockten Menschen in albernen Kostümen ganze Nächte lang rumsitzen und ihr wärt sogenannten Eindringlingen gegenüber eher abweisend. Sei froh, dass das an dir vorbeigegangen ist.Garfields Ripper am 24.04.2008 um 18:57 Uhr:
Das hört sich aber doch schon sehr nach Gorilla Bar an, Daniel! ;)Max Power am 24.04.2008 um 21:46 Uhr:
eindringlinge? waren das immer die, die einfach unvermittelt reinkamen, sich nicht an die spielregeln hielten und die anweisungen des spielleiters völlig ignoriert haben?Daniel_ am 24.04.2008 um 22:08 Uhr:
An Spielregeln halten sich doch sowieso nur Rollenspieler und andere Langweiler!