Helgi Hrafn Jónsson: Is he God?
Live auf der Clubbühne im E-Werk, Erlangen. Freitag, 12. März 2010
Support: Marie Fisker & Rune Kjeldsen
Ich mag die Clubbühne mittlerweile lieber als die große E-Werk-Halle. Das mag vielleicht daran liegen, dass ich als grauhaarig werdender Mittdreißiger die etwas intimeren Konzerte bevorzuge. Wie dem auch sei, am Freitag, 12. März 2010 startete das Orga-Team des E-Werks eine neue Veranstaltungsreihe namens „Insular“: Dabei werden zukünftig isländische Künstler und Bands eingeladen, was nun wirklich nicht die schlechteste Idee ist. Vor allem, wenn man nicht die notwendigen Penunzen fürs Iceland- Airwave-Festival in Reykjavík übrig hat bzw. den Flug dorthin …
Den Anfang machte bei „Insular“ der charmante Helgi Hrafn Jónsson, der seine musikalische Unterstützerin Marie Fisker aus Dänemark als weiblichen „Nick Cave“ vorstellte. Zusammen mit dem Gitarristen Rune Kjeldsen gab die bezaubernde Sängerin einen vom Blues inspirierten Auftritt und begeisterte mit einer düster-lasziven Singstimme.
Ganz im Gegensatz zu Helgi Jónsson, der seinen ersten Song „I Am God“ mit einem umgehängten Keyboard begleitete und durch glockenklare Stimmvariationen bis hin ins Ätherische beeindruckte. Wie passend für einen Isländer der vor allem traurige Liebeslieder vorträgt, dachte ich … Traurig war Herr Jónsson an diesem Abend allerdings nicht, denn es stellte sich bald heraus, dass ihn eine neue Damenbekanntschaft kurz vor der Tour nach L.A. lockte, sodass er bedingt durch ein wenig Jetlag und gefühlsmäßig gute Laune höchst amüsante Witzchen und witzige Ansagen zwischen die Songs streute – und das in waschechtem Österreichisch! Beispiel gefällig? "Hörts die Musik von unten? Die is' vom Deifi!“ (Als aus dem Stockwerk unter der Clubbühne dickes Bassdröhnen nach oben drang.)
Jetzt, warum gab der Isländer Jónsson den alpenländischem Akzent so gut? Weil er nach eigenen Angaben etwa acht Jahre lang in Austria lebte und dort studierte. Vielleicht Musik und Gesang? Seine Songs und die Art des Vortrags (meist auf Englisch gesungen, einiges auf Isländisch) legten die Vermutung jedenfalls nahe. Die vielleicht knapp hundert anderen Zuschauer waren jedenfalls ebenso angetan wie ich, sodass Helgi Jónsson mit den Worten „des is' jetzt aber ungewohnt“ als zweite Zugabe nur ein isländisches Volkslied vortragen konnte, was sich aber lückenlos ins restliche Werk einfügte.
Ein gelungener Abend wie ich finde. Und zwei Neuentdeckungen für mich, die ich gerne im Auge behalte. Sehr zu empfehlen.
Aktuelle Musik:
Helgi Hrafn Jónsson
"Kvi Kvi" (Tour-EP)
"For The Rest Of My Childhood"
Marie Fisker
"Ghost Of Love"