Ganz tief unten - Die Horst Motor Show

Mindcrawl am 12.10.2009 um 01:40 Uhr:

"Alles kann, nichts muss!" Damit dieser Satz nicht in sein Gegenteil umschlug zog Horst Motor am gestrigen Sonntag die popkulturelle Speisekarte und servierte ein multimediales Mehr-Gänge Menü. Sein ehemaliger Mentor und 3-Hörer-Vermittler mindcrawl sagt: Gelungen!

Nur am Rande trat mit der Biographie von Stefan "Mittelfinger" Effenberg und "Schnee der auf Zidane fällt" der Fussball auf die Bühne. Und das in Form von Bildungsliteratur, damit motorhorst.de auch den Rest des Jahres genossen werden kann. Vom kulturell unterbelichteten Restaurantkritiker (man weiss doch bitte wo die Möbel in der Umgebung platziert sind) bis zur musikalisch heterogenen Kritikercouch schaffte es "Ganz Tief Unten" in seiner Offline-Premiere die Massen zu begeistern. Nicht alle Freunde der postmodernen Unterhaltung wurden erreicht und man fragt sich weshalb es sich bei der Veranstaltung um eine "Sendung" handelte wenn doch weder für den Gastgeber noch für das anwesende Publikum ein Internetzugang verfügbar war, von einem Ü-Wagen ganz zu schweigen.

Das bestuhlte und gleichzeitig vollbesetzte Glashaus erlebte einen souveränen Horst Motor der mit der Aufarbeitung historischer Zusammenhänge des Grunge genauso beeindrucken konnte, wie auch mit umfangreichen Querverweisen aus "Homerpalooza". Dort erfuhr man beispielsweise was Generation X eigentlich mit Frank 'Cannonball' Richards zu tun hat und weshalb "No Doubt" in Folge 152 der Simpsons verewigt wurden.

Der interaktive Teil mit dem Publikum wurde in einem Drei-Blöcke Quiz (berühmte Menschen erkennen, berühmte Albencover benennen, berühmte Kunstfiguren raten) abgehalten in dem das Publikum nur selten an der teilweise äusserst anspruchsvollen Herausforderung scheiterte. Aber wer kommt schon bitte auf "Mime"?

Das Expertenquintett um Frosch, Biber, Meixner, Wildenauer und Motor konnte mit Sachverstand und subjektiven Meinungen die Auseinandersetzung um die letzte große Frage des Abends "New-Wave oder No-Wave" ausreichend beantworten. Gleich beim ersten Musikstück schieden sich die Geister und bezeichnenderweise verlief die Grenze beim letzten Musikstück an exakt der gleichen Linie. Auf dieser Bühne befand sich kein homogener Haufen, sondern drei Generationen geballte Subjektivität die ihren Biss mit etwas mehr Geschmacksfaschismus noch auf die Spitze hätte treiben können. Aber das wäre nur zuviel verlangter Voyerismus für den weniger gebildeten Musikkonsumenten.

Auch wenn die Handhabung der Technik hie und da den Fluss der Veranstaltung unterbrach ("Ganz Tief Unten" braucht eine Regie; schon alleine deshalb, damit Horst Motor diese mehrere Male am Abend um Anweisungen bitten kann) und die Grunge-Retrospektive einen Ticken zu lang geraten war (als Nicht-Raucher sieht man das vielleicht anders) konnte die Auswahl des Materials und ihre Präsentation voll überzeugen.
Mit zwei Edelsteinen in der Tasche trat ich als amüsierter und zufriedener Gast meinen Heimweg an. Ein verregneter Sonntagabend hat in Bayreuth wieder einen Sinn. Ich freue mich schon auf Ausgabe Nummer 022, bin schon ganz gespannt auf Megadeth und vielleicht bleibt dann auch Zeit für "Meyn Bayreuth".

tripleue am 13.10.2009 um 17:15 Uhr:

bitte kommaregeln lernen