Während in Italien erstmals ernsthafte Maßnahmen ergriffen wurden, um die Zahl der Hooligans zu reduzieren und erste Lazio-Fans von der Polizei erschossen werden, ist in Deutschland nur der ganz normale spätherbstliche Irrsinn zu beobachten. Erste Journalisten, Trainer und Spieler drehen wie gehabt durch und liefern die Bonmots frei Haus.
Die BILD-Zeitung entdeckte sogar an diesem Wochenende ein neues, wahrscheinlich großes, Ereignis in der nun schon 44 Jahre währenden Bundesligageschichte:
Die gute, alte Bild! Genitale Idee!
Ja, das war schon eine Sensation als Gomez an Demichelis vorbeispritzte, die
Nase vorn hatte, den Ball in das weit offene Bayerntor hineinstieß und damit gleichsam alle Bayernträume ob einer Verlängerung der Siegesserie aufspießte.
Neben der schönen BILD-Zeitungsüberschrift
„GOMEZ – Dieses Tor war GENI(T)AL“ eröffnet uns der Bericht darüber hinaus noch wie Mario Gomez den, ehm,
kleinen Mario beschreibt. Auf die Frage des investigativen BILD-Reporters, mit welchem Körperteil er denn nun das Tor erzielte, nachdem die vorherige Umschreibung „irgendwo im Bereich zwischen Bauch und Oberschenkel“ für die BILD-Redaktion offensichtlich der Fantasie noch zu viel Spielraum ließ, antwortete Nationalspieler Gomez: > „Es ist groß – und es tat fürchterlich weh...“
Uns steht natürlich die Vermutung nicht zu, dass Gomez selbige Formulierung auch in einschlägigen Stuttgarter Diskotheken verwendet, aber fragen wird man ja wohl mal dürfen. Weiter im Bericht macht sich die BILD-Zeitung aber wenigstens auch noch einmal um die ja nicht wegzudiskutierende homoerotische Komponente des Deutschen liebsten Ballsportes verdient:
„Das Aua-Tor, produziert vom besten Stück des Mannes. Schwerere Schäden im Unterleib zog sich der feurige Deutsch-Spanier trotz des knallharten Balles aber glücklicherweise nicht zu. Gomez zu BILD: „Als der Ball im Netz zappelte, war der Schmerz schon wieder weg.“ Von den Mitspielern gab es bei dem ausschweifenden Torjubel auch jede Menge Streicheleinheiten...“. Blurs Alex James hat wie immer recht:
„Football? It’s a big gay bar, isn’t it?“
Von Köpfen und Krägen
Doch genug von Lattentreffern der besonderen Art, auch an anderen Plätzen gedeiht der Irrsinn. Die Kompanie der Floskelvergewaltiger und Sprichwortschänder tritt jeweils gegen Ende von Vor- und Rückrunde geballt auf den Plan und redet sich um Kopf und Graben. In Duisburg wird ebenfalls der Penis zur Rede gestellt und selten mag ein Trainer mit einem schöneren Satz im Amt bestätigt worden sein als Rudi Bommer:
„Wir sind keine Pipi-Jungs, die beim ersten Sturm umfallen“ gab Präsident Hellmich kund und man darf gespannt sein, wie es bis zur Winterpause bei bis dato schon enormen fünf Punkten Rückstand auf das rettende Ufer um die Urinierfähigkeit der Duisburger Vorstandsriege bestellt ist. In lichteren Regionen bewegt sich hingegen der Cottbuser Kapitän Timo Rost, der auch nach dem 2:3 gegen Rostock nicht verzagt und als vorbildliche Durchhalteparole ausgibt:
„Wir dürfen die Köpfe nicht stecken lassen.“ In solchen Momenten drängt sich unwillkürlich die Frage auf, was eigentlich Lothar Matthäus so macht.
In Dortmund produziert man leider keine Fußball-Aphorismen, redet sich aber trotzdem um den Verstand: letzte Woche hat der gute Dolli ja angekündigt, mit Härte durchzugreifen, Arrivierte auf Bank und Tribüne zu setzen und dass sich einige Spieler wundern werden, dass sie nicht spielen! Die harte Hand war nicht zu viel versprochen: Doll setzte tatsächlich BEIDE Goalgetter der Borussia auf die harte Ersatzbank – weder der sympathische Wirrkopf Nelson Valdez noch der neue Odonkor, Delron Buckley, durften mitspielen! Da haben sich aber einige gewundert! Mehr noch als ersterer bereits nach 30 Minuten eingewechselt wurde und der Südafrikaner nach 62 Minuten seinen Dienst antrat. Jaja, wenn der Dolli droht, dann versteht er keinen Spaß!
Von Kolumbien bis Wolfsburg
Nicht nur in der Bundesliga geht’s wild zu, auch ehemalige Weltstars ecken mal an. Carlos Valderrama, bekannt unter dem schönen Künstlernamen „Der weiße Gullit“ (warum ihn nie jemand „der uneffektive Gullit“ oder „der schlechte Gullit“ genannt hat, weiß auch nur der Fußballgott) hat sich wegen, so das Urteil, „indirekten Bestechungsvorwürfen“ eine Sperre von zehn Spielen eingehandelt. Sehr schön ist dabei, dass man in Südamerika das Wedeln mit Geldscheinen vor der Nase des Schiedsrichters noch als „indirekt“ bezeichnen kann:
In Kolumbien Pflicht: immer Geldscheine zum Rollen dabei haben!
Auch in Deutschlands Regionalliga gab es letzte Woche einen hübschen Eklat. Felix Magath entließ den Regionalligatrainer der Wolfsburger Reserve, Willi Kronhardt, wegen Erfolgslosigkeit. Kronhardt hatte sich allerdings selbst die Grube gegraben als er die Hälfte seiner Mannschaft zu einem – Zitat –
„Spezialtraining mit Teambuildingcharakter“ zu sich nach Hause einlud und die Jungs seine Schränke und Kisten für den anstehenden Umzug schleppen ließ. Man kommt nicht umhin zu denken, dass Quälix Magath das nicht als unprofessionell ansah, sondern mehr Ärger verspürte, nicht schon selbst auf diese Idee gekommen zu sein. Wäre ja auch ein schönes Bild:
„Marcelinho, die Kiste kommt in die Küche!“, „Grafite, du wirst doch wohl zwei Schränke auf einmal nehmen können!“, „Alexander, wenn du die Bank längs nimmst, dann kommst du auch durch die Tür. Madlung, Madlung!“
steph am 12.11.2007 um 11:44 Uhr:
Lass mal nix auf den Doll kommen. Der sortiert die faulen Früchte im Team knallhart aus. Oder hat Frei in diesem Jahr schon ein Spiel gemacht? Der Fisch stinkt vom Mittelteil her, ganz klarer Fall!motorhorst am 12.11.2007 um 13:34 Uhr:
Als Appendix biete ich noch die wichtige Information, dass man Grafite eigentlich Grafitsch ausspricht, also mit einem tsch am Ende, wie in Schule.Und zum anderen lobe ich mir nach der Wolfsburg-Aktion die britischen Trainer, die noch wissen, worauf es im Leben ankommt. So z.B. der Waliser Chris Coleman, der eigentlich Real Sociedad trainiert, aber natürlich nur, wenn er nicht wie zuletzt etwas länger gefeiert hat und den folgenden Vormittag lieber Rausch ausschlafend zuhause verbringt.
Christian_alternakid am 12.11.2007 um 14:19 Uhr:
verdammt. ich wusste doch, dass ich was vergessen hatte! das war natürlich meine lieblingsgeschichte der letzten woche!Blind Pilot am 12.11.2007 um 17:54 Uhr:
Schon n paar Wochen her, aber köstlich amüsiert hab ich mich ja auch über den Iren Ireland, der mal flugs sein Team in Prag im Stich gelassen hat und das mit dem Tod seiner Großmutter begründete. Die bekam das wohl mit und meldete sich quicklebendig bei der yellow press. Großes Kino!Benny am 12.11.2007 um 21:01 Uhr:
FORZA ULTRAS ITALIA!