Die 30 und anderes neumodisches Zeug*
Also jetzt mal ehrlich, wenn die zwei aus der Jahreszahl deines Alters verschwunden ist, verändert sich zwar nicht dein Charakter – aber dein Körper will einfach nicht mehr so wie früher.
Die ganze Freitagnacht durchsaufen, am nächsten Morgen mit Brummschädel ein Konterbier anreißen und zum Frühstück eine rote Gauloises? Danach einfach raus ins grelle Licht und auf den Fußballplatz zum Bolzen? Um am Abend nochmals mit gesteigerter Vehemenz die Verträglichkeit diverser Alkoholika auf deinen Organismus testen? Vergiss es! Diese Tage sind dann endgültig gezählt. Schließlich geht an einem Samstagnachmittag, den du mit tonnenschwerem Kopf an dein Kissen getackert erlebst, nicht mehr viel. Vor allem, wenn du bis 19.00 Uhr in irgendwelchen irren Halbschlafträumen gefangen bist. Außerdem meldet sich dein Gewissen und zermartert dir dein Gehirn mit Anschuldigungen, warum du an diesem schönen Tag zu Hause rumliegst anstatt deine Lungen in der frischen Natur durchzupusten. Am Ende zusammen mit deiner Freundin/Deinem Freund.
Das rauchen ungesund ist, spukt dir jetzt auch öfters durch den Kopf. Vor allem wenn die Klamotten mal mal wieder so übel stinken, dass du meinst, in deiner Wohnung glimmt irgendwo eine offene Feuerstelle. Die Ansprüche an die Getränke steigen schließlich auch; nicht mehr das bewährte Dosen ... ähem Plastikflaschenbier aus dem Aldi darf es sein – nein, jetzt muss schon ein feiner Cabernet oder Absolut Vanila auf dem Tisch stehen! Und dann natürlich in verträglichen Mengen. Sonst meldet sich dein Magengeschwür. Oder du bekommst wieder diese pochenden Kopfschmerzen. Außerdem musst du bald heim, weil dein Babysitter nur bis zwölf Zeit hat. Und überhaupt, am Montag ist der Spaß vorbei, da ruft die Arbeit. Du willst von deiner freien Zeit schließlich was haben. Allerdings keinen Kater. Allerhöchstens eine schmusige Katze zum Kuscheln. So was ganz sanftes. Wie sich das für eine(n) in deinem Alter gehört. Die harten Klänge gehören ja ebenfalls zur Vergangenheit. Jetzt zählen endlich klug gesponnene Klangideen. Und wenn’s Gitarren sein sollen, dann nur noch die gehauchten akustischen oder versiert geschlagene elektrische. Obwohl, das ist eigentlich was saugutes! Verstopft die Ohren nicht mit sägenden Bratzgitarren und gniedelnder Griffbrettonanie. Endlich Wohlklang. Rundum Wohlgefühl. Gesteigerte Altersweichheit. Oder ist das einfach das Gestern im Hier und Jetzt? In deinen jüngeren Jahren klangen die Sachen ja eigentlich auch schon so. Nur war nicht alles so gut produziert und klangtechnisch in der Zukunft. Das ist es: Alles bleibt wie es war – und wenn sich was ändert, dann nur deine Trinkgewohnheiten. Oder etwa nicht?
*Schon wieder ein gähnend langweiliger Text!
motorhorst am 18.01.2006 um 12:33 Uhr:
Da hab ich mich ja am Wochenende scheinbar wieder sehr altersunkonform verhalten.Dye your hair black / never look back.
Christian_alternakid am 18.01.2006 um 12:45 Uhr:
die rocknrolligkeit meiner lebensweise hat sich in den letzten 10 jahren nicht verändert, das ganze wird jetzt nur mit mehr stil durchgezogen, haha.der samstag und sonntag nachmittag ist dafür gemacht worden, sich auszuruhen um die abende dem ausgehzwang enstsprechend zu gestalten (außer man heißt basti und geht nach zwei stunden schlaf und einem kasten bier noch mal schnell zwei stunden fußball spielen). mich macht es im gegenteil äußerst unruhig, wenn ich den samstag abend nicht unterwegs bin - aber das wussten Tocotronic ja schon vor zehn jahren, dass wir uns da fremdbestimmen lassen und denken: raus raus, da ist das leben. aber andererseits: introspektive habe ich doch immer, wenn ich sie will, dann muss ich sie nicht freitag und samstag abend zu mir auf die couch einladen.
Seems like folks turn into things that they’d never want
motorhorst am 18.01.2006 um 12:50 Uhr:
"Mit mehr Stil durchziehen" ist übrigens die Kurzform für: Aus der Wohnung aussperren, sich die Arme mit Edding beschmieren und früh morgens an der U-Bahn-Endstation aufwachen, zur nächsten Bushaltestelle laufen und dort den Shambles im Schnee tanzen, bis man von Taxi oder Polizei (je nachdem, wer schneller ist) mitgenommen wird.Benny am 18.01.2006 um 13:21 Uhr:
bin mal gspannt wie das bei mir in 7 jahren ist... :)Basti am 18.01.2006 um 13:48 Uhr:
haha. motor. sowas ähnliches hab ich mir auch grade gedacht ...Edgarjay am 18.01.2006 um 14:20 Uhr:
Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist rar! Wenn man sich mit knapp 25 fühlt, wie gut 50, ist eigentlich alles gesagt. KEINE MACHT DEN DROGENChristian_alternakid am 18.01.2006 um 14:34 Uhr:
naja, ist das wohl nicht rocknroll-style? passiert eben mal im gedränge und bei guter musik. mit stil habe ich sicherlich nicht prosecco trinken in mitte und lambrusco von pinot unterscheiden können gemeint. alles zu seiner zeit, sagt das chamäleon.dann seid mal froh dass ihr mich vor zehn jahren nicht gekannt habt, haha. jedenfalls trage ich jetzt die besseren shirts.
Carl Schranz am 18.01.2006 um 14:53 Uhr:
jejeje,gibts den text auch "ab 40" ?nach der letzten motorlegung im podium schwerstbetrunken raus und noch schnell mit dem mädchen den bayreuther weihnachtsmarkt dekoriert.
dann ins taxi rein und auf dem weg zum bayreuther loft beschenkt dich der taxifahrer mit nem schokoriegel "da habter beide in twix,damit ihr morgen nicht so schlecht ausseht...!"
das is rock `n`roll,hart aber gerecht !
Fistus am 18.01.2006 um 17:42 Uhr:
Nach nem durchzechten Freitag, Samstag sich nochmal prall aufzupumpen ist wie perlen vor die säue. Hat zwar früher ab und an noch respektabel funktioniert, aber die zeit bringt nicht nur falten mit sich.RoterBlitz am 22.01.2006 um 22:59 Uhr:
leider ist auch "im alter" keine spur von einsicht oder weisheit zu erkennen, sprich: die trinkgewohnheiten ändern sich aller vernunft zu trotze nicht, wohl aber die auswirkungen. wer dann erst beim siebten jever und dem ende der zweiten packung kippen in den morgenstunden bemerkt, dass er ja morgen selbst der babysitter ist und die lieben schwiegereltern zum frühstück auf der matte stehen (wo jeder schluck kaffee zwar die den tonnenschwerden kopf um ein paar gramm leichter macht, das flaue gefühl im magen jedoch umgekehrt proportional bedenklich richtung eilbesuch im porzellansalon mahnt), denkt schon mal kurz wehmütig an das eigene früher zurück. zumindest hatte ich diesen gedanken am samstag mal flüchtich...