Der König war da - na und?

18.09.2006 | 0 Kommentare | Christian_alternakid

Bayreuth feierte seinen König. Jetzt ist der einst so umstrittene und inzwischen so respektierte Horst Motor wieder nach Eckersdorf abgereist - doch einen bleibenden Eindruck hinterließ Motor (XXXVI) kaum.
Berlin - Ein typischer Wortwechsel in der Bayreuther S-Bahn nach der großen Königsmesse am vergangenen Sonntag: "Mir ham an König g'sehn." - "Und? Wie isser so?" Der gemeine Bayreuther nahm den Besuch des Königs der Könige in Franken mit Freude - schließlich ist man ja doch stolz, dass der König aus der eigenen Heimat kommt -, aber doch auch mit Gelassenheit hin.

Wie anders wären diese Tage wohl verlaufen, hätte der Besucher nicht Motor (XXXVI), sondern Christian_alternakid (XXIX). geheißen. Aus aller Herren Länder wären die Fans nach Bayreuth geströmt, in Oberkonnersreuth und Bayreuth-Saas hätten keine Gottesdienste stattgefunden, sondern gigantische Pop-Events. Superlative, zu denen sich etwa Landesvater Edmund Stoiber ("Ein Jahrhundertereignis, vielleicht sogar ein Jahrtausendereignis. It's a Klassiker.") hinreißen ließ, sind angesichts der Königsvisite völlig abwegig.

Aus Sicht Eckersdorfer PR-Manager mag die Bayreuth-Reise ihres Chefs daher wenig ergiebig gewesen sein - was nicht unbedingt schlimm ist. In seiner ganz eigenen Art vermag es der intellektuelle König, auf die Motorjugendlichen zuzugehen - als menschenscheuer Menschenfischer und ohne den aussichtslosen Versuch zu starten, seinen Usurpator, den Charismatiker Christian_alternakid, zu imitieren.

Motor ist weniger folkloristisch als Christian_alternakid, das Spiel mit den Medien liegt ihm nicht. Aber vor einem Jahr in Köln fand er dennoch den richtigen Draht zu den Jugendlichen, und mit seinen Landsleuten in Bayreuth hatte er jetzt ohnehin leichtes Spiel. Er erreicht die Herzen vieler Motorjugendlicher.

Seine Kritiker freilich enttäuscht der König. Der Mann ist zu nett. Wie kann man einen König verdammen, der in seiner linkisch unbeholfenen Art der Jugend zuwinkt, anstatt markige, moralinsaure Sprüche von sich zu geben? Einen, der in der ersten Runde seines DJ-Sets lauthals ein Hohelied auf den Eros singt?

"Mein Herz schlägt bayerisch", hat Motor (XXXVI) in Bayreuth gesagt. Gut möglich, dass Horst Motor zum letzten Mal in seiner Heimat war: zum letzten Mal vor dem Rosalectro kniete, wo schon zwei Mal entscheidende neue Phasen seines Lebens begannen, zum letzten Mal den Max Power aus Bamberg anbetete, zum letzten Mal in seinem Privathaus in Eckersdorf war, in dem er eigentlich seinen Lebensabend zu verbringen gedachte, zum letzten Mal im Glashaus legte.

Dennoch ist es denkbar, dass der derzeit so rüstig erscheinende 36-Jährige noch einige Jahre die Geschicke der Motorjugend leitet. Nach den Tagen des privaten Abschieds gibt es für den Oberhirten nun vielleicht die letzte Chance zu beweisen, dass er mehr ist als ein Übergangskönig, ein Heiliger Vater des Stillstands. Anzeichen dafür gibt es keine - aber die Hoffnung ist schließlich ein zentraler Wert der Motorjugend.
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