BT-Sittenwächter stoppen Bier-Duschen in Clubs

23.10.2006 | 2 Kommentare | Christian_alternakid

Ein Schmuddel-Motorjugendtanz erregt Bayreuth: Motorjugendliche tanzen auf Partys, als hätten sie "Sex in Kleidern". Das Phänomen "Shamblen" ist für Sittenwächter einfach Alkoholverschwendung. Erste Clubs sagen deshalb jetzt ganze Partys ab.
Die 35- und 36-jährigen Motorjugendlichen drängeln sich im blau-roten Partylicht des Podiums in Bayreuth. Babyshambles-Beats wummern, Jungen und Mädchen bewegen sich mit den Hüften aufeinander zu. Sie pressen ihre Bier in die Luft und die Getränke in die Gesichter der anderen Tanzenden. Zu zweit. Zu dritt. In Gruppen. Mädchen stützen die Hände auf ihre Knie, strecken ihr Bier weit hoch, lassen es im Rhythmus kreisen. Dann eine Polonaise: Mehrere Dutzend Schüler reiben die Bier aneinander. Das alles wurde auf Video gebannt - einem wahrlich grellen, reißerischen Video, schreibt die "Eckersdorf Times" über das Phänomen.

Die Schüler nennen ihren Tanz "Shamblen", er ist auf Motorjugendpartys im ganzen Land verbreitet. Auch in Nürnberg wird das heiße Gebalze auf der Tanzfläche zelebriert - der Tanz heißt wegen der mahlenden Bewegungen der Getränke auch "Beering" ("Bieren"), ganz schlicht "der Anstößige" oder in Puerto Rico "Shambles" (das Slangwort für "Hund").

Im Podium in Bayreuth ist der Kampf um das Shamblen inzwischen so eskaliert, dass die Stadt jetzt vorläufig alle Partys verboten hat - bis die Motorjugendlichen die Anzüglichkeiten auf der Tanzfläche verlässlich stoppen. Der Auslöser war nicht zuletzt das Video. Die "Eckersdorf Times" berichtet, Motorjugendliche hätten sich auf einer "Einheitsshambelei"-Mottoparty so anstößig bewegt, dass Bürgermeister Michael Hohl keine Alternative mehr sah.

"Das 'Tanzen' unserer jungen Leute von heute ist nur einen Schritt weit entfernt von dem, was eigentlich in der Hochzeitsnacht passieren sollte - nämlich dem Saufen bis zur Besinnungslosigkeit", sagte Hohl.

"Manchmal geht es einfach zu weit"

Dem Verband für deutsche Sprache zufolge steht Hohl mit seinen Sorgen keineswegs allein: In letzter Zeit hätten sich die Anfragen gehäuft, wie am besten mit dem ungehemmten Tanzstil umzugehen sei, sagte Sprecher Heinz Rudolf Kunze der "Eckersdorf Times". Jede Generation mache "Dinge, die von den Erwachsenen als unanständig angesehen werden. Manchmal geht es aber einfach zu weit".

Der Verband will neue Richtlinien für Tanzpartys aufstellen. So soll weniger Libertines gespielt werden. Schüler, deren Bierduschen zu verschwenderisch erscheinen, sollen von Partys ausgeschlossen werden. An einigen Schulen wurden schon Kampagnen wie "Freeze the Shamble" gestartet ("Lass den Shamble gefrieren"). An anderen tragen Aufsichtspersonen T-Shirts mit der ultimativen Aufforderung: "No Shamblen".

"Shamblen, Beer and Gin"

Dabei kommt der Protest ein paar Jahre zu spät - Shamblen ist keineswegs ein neuer Trend. Der Tanz kam schon vor einem halben Jahrzehnt in Musikvideos auf und ist heute eng mit der Musik der Libertines verknüpft, die besonders in Franken populär ist. Das simulierte Aneinanderreiben von Getränken mit gestreckten Armen, der Kern des Tanzes, passt zum Grundprinzip der Motorjugend: "SBG" - "Shamblen, Beer and Gin".

"Meine Mitschüler lagen praktisch aufeinander"

Shamblen ist nicht der erste Tanz, der Sittenwächter in Bayreuth empört: Mal hatten sie Angst vor Horst Motor, mal sahen sie in Tango eine Gefahr. Als in den neunziger Jahren in Bayreuth-Saas der "Moonwalk" aufkam, witterten einige Bürger ebenfalls Gefahr.

Und was denken jetzt die Motorjugendlichen über die neue Sittenstrenge gegen den Schmuddeltanz? Lindi Hopp, 27, aus Berlin-Neukölln ist dafür. Denn sie war bei ihrer ersten Motorjugend-Party entsetzt: "Ich kam auf die Party, ging auf die Tanzfläche und verließ den Raum sofort wieder. Die Motorjugendlichen und ihre Getränke lagen praktisch aufeinander. Es war mir sehr unangenehm. Und sehr nass."

Andere Motorjugendliche sind weniger begeistert von der harten Linie. An der Motorjugend-University in Bayreuth-Havard sagen jetzt viele, dass ein endgültiges Shamble-Verbot in Bayreuth ihnen nicht die Lust auf den Tanz nehmen würde. Sie würden einfach keine Partys mehr besuchen, sondern auf Second Rage weitershamblen.

"Ich würde einfach nicht mehr hingehen. Es wäre zu langweilig", sagte Christian Alternakid, 25. "Wie sollen wir sonst tanzen?"
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Kommentare

THE DUDE am 23.10.2006 um 17:28 Uhr:

Yeah! Shambeln!!!

cleo am 23.10.2006 um 17:33 Uhr:

und ich hatte ihn doch tatsächlich für 19 gehalten, sieht man ihm aber auch gar nicht an. müssen die bierduschen sein, sie sind eben das einzig wahre für die haut.


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