And the loser is....the Zuschauer!

01.09.2003 | 10 Kommentare | motorhorst

Wie schön ist es, wenn man den Samstag durchgerockt oder durchgelegt hat und deswegen am Sonntag eh nix machen kann. Dann erlaubt man sich sogar mal den Luxus, die Wiederholung der MTV Video Awards anzuschauen und für 3 Stunden vor dem Fernseher dahinzuvegetieren. Vor ca. 300 Jahren waren die VMAs tatsächlich mal so etwas wie interessant oder relevant, dies ist leider nicht mehr der Fall. Ginge es mit rechten Dingen zu, so würden diverse Preise überhaupt nicht vergeben, da in den entsprechenden Kategorien kein einziges Musikvideo vorhanden war. Vorbei sind die Zeiten von Thriller und Sledgehammer, wo durch Erzählen einer Story oder opulenter Tricktechnik noch so etwas wie Sehspaß verbreitet wurde. Stattdessen läuft immer wieder dasselbe HipHop- oder RnB-Video mit denselben Elementen, denselben Darstellern und denselben Songs. Ob jetzt gerade 50 Cent Eminem featured oder Beyoncé (bitte möglichst affig aussprechen: Biiiijongssseääääyy) Jay-Z oder umgekehrt kapiert eh keine Sau und ist ja auch egal. Soviel zur Vorgeschichte, das echte Drama läuft dann in der Show ab.

Trotz Einsatz eines Teleprompters gelingt leider keine einzige lustige oder interessant vorgetragene Ansage, die Künstler entlarven sich alle als miserable Schauspieler, wenn sie versuchen die uninspirierten Dialoge der MTV-Schreiber vorzutragen. Da wollen die Geehrten in nichts nachstehen und spulen ihre verlogenen Dankesreden ab, in denen immer wieder Timbaland (der scheinbar die Beats für sämtliche HipHop-/RnB-ler herstellt), die Fans (ohne die wir nicht hier wären, wo wir sind - oh Gott, ich weine gleich) und Gott (der scheinbar wirklich nichts zu tun hat, außer Nervensägen zu langweiligen Songs zu inspirieren und Brasilianern spektakuläre Tore schiessen zu lassen) vorkommen. Negativer Höhepunkt ist die überraschende Ehrung von Duran Duran mit dem Lifetime-Achievement-Award, die das vermutlich auch erst kapieren, wenn sie sich die Wiederholung dreimal anschauen, so diletantisch war das von MTV (Tonausfall) und Kelly Osbourne (wieder scheisse vom Teleprompter abgelesen, das kann Ozzy bei "Paranoid" aber besser!) rübergebracht. Auch der obligatorische Störer durfte wieder die Bühne betreten, was zum einen doch sehr an der Security bei solchen Veranstaltungen zweifeln lässt, als auch wiederum zeigt, dass jeder bei MTV auf die Bühne darf, wenn er nur lächerlich genug gekleidet ist.

Dass Madonna mit zwei Nachwuchs"künstlerinnen" noch t.A.T.u. spielt, rettet den Abend genau so wenig wie die Nicht-Ehrung von Johnny Cash, auch hier wurde mal wieder alles falsch gemacht. Über das Outfit oder das Gebabbel der Musiker-Darsteller will ich mich gar nicht weiter auslassen, denn würde man die Rap-/Soul-/Jammer-Fraktion wegen ihrer Zuhälter-Klamotten und/oder -Posen angreifen, dann braucht man sich nur anschauen, was heute unter "Alternative" läuft, mein Gott Good Charlotte bzw. Evanesence. Insofern bleibt eigentlich nur noch MTV von der Fernbedienung zu löschen, aber das nützt ja auch nix, denn wenn man mal Kotzen muss, dann ist es einfach unverzichtbar "DisMissed" einzuschalten.