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tagebuch vom 25.07.

beygo
Korkisolation: Daseinsverlängernde Beschäftigungen

Das gemächlich dahintreibende Grün des Wassers tanzt in den Blättern der Bäume; vornübergebeugt wie alte Herren auf Sylt, stehen sie da, werfen ihre herrschaftlichen Kronen in das Gewässer.
Drei junge Mädchen, Maturastufe I, sonnengeflutet, markieren, die Photosynthese auswendig lernend, und doch miteinander schäkernd - Psst, ich unterrede mich - die Szenerie unweit meiner.
Wenn man tief in sich steigt - muss man sich den Weg nach draußen merken, sicher -, dann kann man dem Bellen eines Hundes, dem Füßescharren einiger Passanten, dem Speichengeräusch eines Fahrrades beliebige (einem zuträgliche) Geschichten abgewinnen.
Mit kleinen Steinen versuche ich, einige der Goldbergvariationen auf die Wasseroberfläche zu zaubern. Es vergeht Zeit und ich werde Meister in dieser noch nicht vollends anerkannten Disziplin. Es gelingt, die Variationen schneller, virtuoser zu schmeißen. Die Steine gleiten tänzerisch über den nassen Spiegel, versinken dann an der Stelle, wo der Schwung an Kraft verliert. Die Steinchen gehen unter. Ich werde nachdenklich: Von diesem Augenblick an wird Boris für mich der wohl wichtigste Klaviervirtuose aller Zeiten. Keiner spielt so wie Boris, denke ich und notiere diesen Satz 32 Mal in mein rotbraunes Notizbuch. Boris zieht mit seiner vollendeten Kunst alles um sich herum nach unten. Neben Boris zu existieren ist nicht möglich, ja, es ist sogar eine Infamie, eine derartige Gegenüberstellung zu wagen, denn Boris war wohl der beste des vergangenen Jahrhunderts (und ist es heute noch), neben welchem man nur scheitern, oder sagen wir besser: untergehen kann, in etwa so wie die kleinen flachen Steine, die ich noch immer mit einer seitlichen Ausholbewegung meiner rechten Hand auf das Nass befördere;



Sven Lager
-1-
Außerdem sagten die von der Typ-Beratung heute zu mir: „Kommen Sie. Sein Sie doch nicht so.“ Und wahrscheinlich haben die Recht.
Manchmal nämlich fühle ich mich, als würde ich frontal vor meinem eigenen Arschloch stehen. Und schön ist das nicht.
Seit ich einst auf einem komplett ausverkauften Pearl Jam-Konzert der Einzige war, der in der bekackten Halle wirklich genügend Platz rundum hatte, mache ich mir Gedanken. Ich war immerhin frisch geduscht! Und Mann, wenn mich da die Leute schon meiden, wie soll das denn dann erst im richtigen Leben funktionieren!?

Sonst geht das aber so. Danke. Wahrscheinlich muss man begreifen, dass Kommunikation auf den Grundprinzipien der Anpassung beruht. Und es ist immer eine Gradwanderung, wie viel von seiner Identität man nun wegschmeißt, um mit anderen auszukommen, und wie viel man davon besser behält, um den Akt der Selbst-Vergewaltigung zu vermeiden. Das ist aber, wenn man dann wiederum mal ehrlich ist, nur oberflächliches Gelaber wie es jeder Idiot massenweise raushaut, wenn er sich gerade eloquent vorkommt. Die Grundlage jeder Kommunikation entsteht wahrscheinlich mehr in dem positiven Gefühl, das man für sich und sein Gegenüber erlebt. Normalerweise lässt das nämlich die Identität erst richtig erblühen, und tötet sie nicht ab. Aber jeder halbwegs gut trainierte Neurotiker sieht die Welt einfach andersrum. (Die Geschichte vom Neurotiker, der immer ging, weil er wollte, dass die Leute zu ihm kommen.)


-2-
Den Rest der Woche wird evakuiert (Ausspruch geklaut aus: FIGHT CLUB, „Evacuation of the soul“, Marla Singer, Typ Frau, den man besser nicht am Arsch hat. Macht nur Ärger! Nur Geschlechtsverkehr mit der, das ist wahrscheinlich absolut geil!)
Meine Seele sieht aus wie die verschissene Wohnung. Ich bin nur noch am Fluchen und artikuliere mich praktisch ausschließlich in Fäkalsprache. Das habt ihr aber sicher selber schon gemerkt.

[Bemerkung]
Mir ist nicht ganz wohl, bei dem Gedanken, dass das alles hier von Leuten gelesen wird, die ich vielleicht gar nicht kenne. Oder noch schlimmer, von Leuten, die ich kenne. Die Ursache liegt in einem paradoxen Zustand: zum einen denke ich, dass die denken: „Lass das mal mit der Schreiberei, du elender Versager!“ Das kommt, weil ich mir schon bewusst bin, dass sich der Zusammenhang meiner schriftlich niedergelegten Gedanken nicht unbedingt auf den ersten Blick erschließt. Zumindest nicht die ganze Palette der Zusammenhänge. Und zum andern fürchte ich sogar, dass jemand das hier kapiert. Weil: was man dann über mich so denken mag ...

Aber sein wir ehrlich: Schreiben ist Porno pur. Und insofern passt das dann ja auch, mit der Fäkalsprache. (Gruß an Herrn Dingsbums – likely known as the artist. Sie sehen schon, ich hab das durchaus kapiert, mit dem Selbstbezug der Methode und des Materials...nur mit ihrer verkackten Knete, da WILL ICH einfach nichts zu tun haben!)
`schuldigung. Das war der kleine Aggro-Punk!



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Einen lieben Gruß noch mal nach Schottland (Freundin---Urlaub). Ich habe in unserer Küche neues Leben erschaffen, und ansatzweise auch im Bad. War ganz einfach. Du wirst begeistert sein!
-
Und nun noch eine kleine Überraschung: für jeden, den’s interessiert und der’s mal ausprobieren will, hier die Nummer eines Anschlusses in Schottland/Großbritannien:

00 44 13 97 70 47 72

Es ist nicht ganz leicht, mit mir zusammen zu sein. Gute Nacht.
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Brüno
Von Schulle und auch Neues vom Major
Schulle war bei mir in der Kneipe, nachmittags, nen Kaffee trinken. Schulle ist ein ganz alter und langer Freund meiner Schwester. Und ich hab ihn erst so richtig schätzen gelernt seit Uwes Beerdigung letztes Jahr.

Schulle hatte Plakate und Flyer dabei. Der Kerl macht richtig gute Suchtberatung. Falls sie euch schon aufgefallen sind, von ihm sind diese Crystal-Plakate, die auch im Rosa hängen.

Schick ich auch noch was auf die Page.

Saßen dann so da und unterhielten uns nicht nur über´s Geschäft. Na ja, war ja mal froh, bisschen quatschen zu können. Sonst ist das hier ja im Moment die einzig prvate Konversation, mit euch hier.

Bin mal so richtig urlaubsreif.

Und dann hat mich heut nachmittag noch der Major angerufen. Big Szene Boss.
Hat gehört, daß das Rosalectro dicht ist. Wollen für ihr Magazin gleich ne Titelstory machen.

Treff mich morgen nachmittag mit ihm.

Bin schon gespannt, was dabei rauskommt

Werd euch am laufenden halten.

Ach ja lieben Besuch aus Weiden hat ich auch noch. Einer der Reggae-DJ´s war mal auf nem Abstecher in Bayreuth-City. - Die Gemeinschaft wächst!

Und zu guter Letzt:

Bingo, bin nicht mehr allein ;-)

ju*
Wenn uns der Wind die Köpfe wegblies, war die Geschwindigkeit OK fand ich. (Die Sterne)

Alle Trümpfe auf der Seite des Glückskindes. Dabei habe ich mich gar nicht gemeldet. Und wenn wir mal ehrlich sind: dieses Phänomen ist ein ewiger Kreislauf. Je nichtsahnender ich über Partys, Konzerte und Bordsteine stolpere - am Ende ist alles vielversprechend, aufregend und vor allem eines: einfach. So wie ich es will, ohne vorher gewusst zu haben, dass das Ziel schon vor dem Weg lag. Immer weiter stolpern und die richtigen Momente erwischen. Dinge ordnen sich ohne eignes zutun. Natürlich klingt das arrogant, aber alle Versuche diese These zu wiederlegen, sind bisher missglückt, ja, sogar bravoröus gescheitert. Je mehr Anstrengung, desto eher wartet das Scheitern hinter der nächsten Ecke.

Es muss genug Energie übrig bleiben. Tauziehen mit allen Zellen, für die Dinge, die sich durch ihre Randerscheinung in den Mittelpunkt katapultiert haben. Und die, die bewiesen haben, dass sie stärker sind, als die Vergangenheit. Und stärker als das Glück. Da, wo das Herz dran hängt.
Und wo ist der Haken, das Hochmut kommt vor dem Fall-Ding? Die Falltür, die aufklappt, wenn der dickste Fisch am Haken zappelt. Warten sie ruhig, meine Damen und Herren, uns erwischt es alle früher oder später, dessen bin ich mir bewusst. Applaudieren sie ruhig, wenn sie nicht schon vorher gestrauchelt sind.

Vor dem Fenster wirds schon wieder dunkel, auch heute ist kein einziger Stern am Himmel zu entdecken. Der kühle Regen prasselt leise auf das schmale Vordach und verschleiert das wiederkehrende Rauschen der U-Bahn. Das Telefon klingelt wieder nicht. Ich habe aufgehört, es anzustarren und zu warten. Nicht einfach so, aber ich habe es geschafft. Stattdessen wünsche ich das beste und bin da, wenn es drauf ankommt.

plattenfreund hardy
honk, if you´re horny-klingel versus nichts bereuen-plakat
genau. das telefon. um 8uhr 15. ich gehe ran.
"hallo. ist da mathias wagner?"
"ja"
"haben sie zufällig letzte woche dem d.a.k. einen 2000 euro-scheck zugeschickt?"
"bitte?"
"wir haben einen scheck über 2000 euro von mathias wagner bekommen."
"is´nicht wahr?"
"doch! ich telefoniere gerade alle ab. ist die handynummer im telefonbuch auch ihre?"
"nee!"
"okay. dann schönen tag noch."
"ja. viel glück!"

der postbote klingelt als nächster aus dem schlaf. aber nur einmal. als ich dann endlich die hose an habe, fährt er schon wieder weg. das päckchen hat die nachbarin, von der ich es völlig verschlafen abhole.

wieder laufen. unglaublich. ich zieh das echt durch.

ich treffe mich in der stadt mit alex. wir wollen zur fundsachen-versteigerung. ich brauche eine neues fahrrad, nachdem mein altes vor zwei monaten geklaut wurde.
bei der versteigerung stehen auch zwei ganz anständige rum. alex notiert die nummern und ich schreibe ihr auf, wieviel sie dafür bieten soll, weil ich irgendwann wieder weg muss.
nach zwanzig minuten in dem stickigen saal unter 400 leuten geht uns aber die luft aus. wir verschwinden ohne rad.

ich muss arbeiten. einen werbespot für eine brillenfirma drehen, die hauptsponsor für den lokalen fussballverein ist. die fussballer haben
a) keine zeit
b) keine manieren
und c) kein hirn.
sie rennen vor der kamera rum, wie kleine kinder und machen sämtliche fehler erst dreimal, bevor sie sie erkennen, dann aber wieder machen.

nach zweieinhalb stunden haben wir die
wichtigsten bilder für einen spot. eigentlich sollten es heute aber drei werden. wir fahren zurück in den sender.

alex ruft an. sie will mich heute ins open air kino einladen. "tanguy" läuft.

ich fahre auf dem heimweg beim fahrrad-geschäft vorbei, weil donnerstag immer gebraucht-fahrräder verkauft werden. es stehen ungefähr 20 rum, die ich kurz überfliege, bevor ich ein altes herrenrad sehe. völlig schlicht. die alte farbe ist dunkelrot überlackiert worden. es hat eine drei-gangschaltung und chrom-schutzbleche. kein logo des herstellers ist drauf zu finden.
ich versuche es noch kurz mit vernunft und schau mir wenigstens das schicke rennrad (99 euro) daneben an und kaufe das herrenrad für 25 euro, ohne es probegefahren zu haben. der verkäufer fragt mich noch, ob ich es denn nicht erst einmal fahren will, als ich völlig unterqualifiert verspreche: "ich schau mir das mal daheim an und bessere die kleinen fehler einfach aus."
ich bin sicher, dass das rad gut ist.

daheim steige ich aufs neue rad und fahre in richtung stadt. weil ich viel zu pünktlich bin, probiere ich das rad noch über randsteine, kopfsteinpflaster und rote ampeln aus. alles sitzt und passt.
als alex mir zu fuss entgegen kommt, schrei ich "honk, if you´re horny!" und die neue klingel spuckt einen undefinierbaren blechernen ton aus.
"was soll das? das schiff zum open air kino müsste doch da sein. und ausserdem ist mein rad ab."
"rad ab?"
alex vorderrad hat sich selbständig gemacht und lehnt jetzt samt rest-rad an einer apotheke.
sie setzt sich auf meinen gepäckträger und singt frühe george michael-lieder, während wir durch die stadt fahren.
wir reparieren ihr mountain-bike notdürftig und fahren zu mir. holen das auto und bewegen uns so zum open air kino. also wieder kein schiff.
als wir ankommen, fängt es zu regnen an.
weil alex oft im kino arbeitet bekommen wir kostenlos zu essen und zu trinken. da ausser uns aber nur zehn leute da sind, wird die vorführung abgesagt.

wir fahren in die videothek und leihen uns "nichts bereuen" und "der krieger und die kaiserin" aus.
auf dem heimweg fällt ihr auf, dass in ihrer schule noch licht ist. irgendeine klasse feiert eine party, was so scheinbar nicht üblich ist, da sie ja unbeaufstichtigt und keine lehrer und und und... alex führt mich durch die aula und ich bekomme den innenhof gezeigt. überall sind besoffene teenager, die zu üblen techno tanzen und zu "how you remind me" von dieser einen ami-band mitgrölen.
wir gehen wieder zu mir und schauen "nichts bereuen".
ist scheinbar alex lieblingsfilm. jedenfalls könnte sie stundenlang erzählen, was sie von den charakteren, der stimmung, dem film und dem leben überhaupt hält.
sie muss morgen früh raus und deshalb schauen wir den zweiten film auch nicht mehr an.
ich finde "nichts bereuen" sehr gut. wunderschöner film möchte ich sogar sagen.
alex ist neidisch drauf, dass an meiner tür seit monaten ein "nichts bereuen"-plakat klebt. in ihrer ersten eigene wohnung soll so eins übern bett hängen, sagt sie.

lied des tages: kings of convenience - "winning a battle, losing the war"

vincent.
Nach der Anzüglichkeit ist vor der Anzüglichkeit

Forschungsdrang und hin und her
Radikaler Datenstromversand. Jetzt auch in der Kleinstadt. Falls es dabei gelingen sollte, den Plastikman zu beruhigen und die Reduktion unignorierbar an die Oberfläche clickt, dann könnte Sven noch einen gnadenlosen Sprechgesang draufwölben. Vielleicht nicht ganz genau beschildert, aber es geht wohl so in Richtung hochsensible An-die-Wand-schau-Musik.

Hallo Hugo!
Mir ist nicht ganz wohl, bei dem Gedanken, dass das alles hier von Leuten gelesen wird, die nicht wissen, dass noch eine Katze mit dir zusammenwohnt. Oder noch schlimmer, eine Katze mit dir zusammenlebt, die ich kenne. Wenn ich die ganzen Paletten zusammenhänge, hätte ich damals wohl besser das Sorgerecht für das Perser-Mädchen einklagen sollen.

The Lectro Feedback
Das ist natürlich ganz erfreulich und lohnend für dich, dass man über deinen ehemaligen Club eine ergreifende Titelstory machen will. Zwei Jahre später. Da geht was. Da kann dann jeder von Meyernberg bis Laineck noch mal so richtig mitleiden und ein Achtel von der Wahrheit erfahren. Muss man mitmachen, ganz klar. Sich so korrekt wie geht zum Esel machen. Genial auch das Interesse vom Stadtmagazin, da mal ein fettes Feature zu bringen. Immer in Bewegung und aktuell am Zeitgeschehen, die Jungs.


Horst Motor
Mädchen. Musik. Medien.
Es ist immer wieder bizarr, wenn man in einer Stadt fern jeder Aktivität, Subkultur oder jeden Erfolges lebt und diese dann einmal im Jahr im Mittelpunkt der Welt steht. Auf allen Programmen wird über die Premiere der Festspiele berichtet. Selbst beim Haschisch-Wickert gehören die letzten drei Minuten Adolfs Lieblingsveranstaltung (Endlich habe ich es auch mal wie alle anderen geschafft, eine Nazi-Anspielung ins Tagebuch einzubringen).
Wahlkämpfer, Fernseh- und andere Scheinprominenz drängeln sich um die Kameras und es ist schon sehr seltsam, diese irrealen Kunstfiguren zu betrachten, wie sie vor dem höchstrealen Gebäude, dass man mehrmals wöchentlich passiert, auf und ab flanieren.

Sorry Antye, für das Jungens-Ding. Haben wir auch im Vorfeld drüber gesprochen. Leider konnten wir nur ju* und Dich gewinnen. Valerie macht ja auch gerne Musik, meinte aber, nicht so gut im Tagebuch-Schreiben zu sein, trotz der bekannten von Zündfunk und pittiplatsch hier. Eine Liste, der Mädchen, die ich gerne im Tagebuch hätte:
Kim Gordon
Jovanka von Willsdorf
Charlotte Roche
Gudrun Gut
Hafdis Huld
Mist, haben jetzt doch wieder alle mit Musik zu tun.


mcmuse
cornel, mein mit-wg-siffer hat heute geburtstag. nach den obligatorischen morgendlichen tätigkeiten beschließe ich deshalb zu kochen - respektive ein loblied auf die bayerische tradition und küche zu singen - und verbringe den gesamten nachmittag mit einkaufen und der zubereitung einer leberknödlsuppe nebst schweinsbraten mit den obligatorischen beilagen. dauert zwar sechs stunden, lohnt sich aber. meine anstrengungen werden mit großer freunde zu kenntnis genommen, und nach dem mal leeren die anwesenden erstmal knapp drei flaschen williams, himbeergeist, und havana club, nebst nem kasten weißbier und diversen flaschen wein + prosecco. gehört irgendwie ja auch zum bayerischen mahl, der gepflegte rausch danach. annelie klettert außen auf dem sims im zweiten stock herum, was einen der vorbeigehenden passanten gegen vier uhr morgens dazu ermutigt es ihr gleich zu tun. er klettert also mal flugs außen ca. 7 meter an unserem haus hoch. das iritiert mich ziemlich. vielleicht sollte ich zukünftig beim verlassen des hauses doch die fenster schließen.
glücklicherweise fällt niemand runter. ich tausche eine mir viel zu große sonnenbrille gegen ein durchaus passendes dyler-durden-modell. zunächst mal für den sommer. man wird sehen. die wg versinkt mal wieder im chaos, obwohl sie 24 stunden vorher noch blitzblank geputzt war. in meinem zustand regt mich das ausnahmsweise mal nicht auf. it's automatic singen zoot woman. tja, wo sie recht haben.... ich suche die billigsten vocalhouse-tracks aus meiner cd-sammlung respektive dem "scheiße"-stapel und wir machen richtig schlecht party.egal merkt eh keiner.
irgendjemand macht irgendjemand anderem, den keiner kennt die tür auf, und der spack (bwl, 10. semester?!) hockt bei uns in der küche und nervt alle. da wir nicht mehr ganz klar denken können, kommt keiner auf die idee ihm zu sagen, daß er doch bitte mal gehen solle. stattdessen fangen der trainer und ich eine show-schlägerei an, weil "vielleicht wirds ihm ja dann unheimlich, und die vibrations passen dann nicht mehr, und er geht", tja leider gefehlt. dafür wälzen wir uns in einer milchlache auf dem küchenboden, schreien uns an und reißen fast sämtliche stühle um. miri hat angst, weil sie denkt, daß echt ist. und nach fünf - bis zehn minuten können wir uns nicht mehr zusammenreißen und bekommen einen lachkrampf. um fünf ins bett. vielleicht besser so.

plattenfreund hardy
Fragen, die blieben
Thesen.

> Denkbar, dass _jedes_ Leben ein gutes ist. Wenn man es annimmt und anstrebt. Und nicht ständig ein anderes will. Selbes ist gültig für Tagwerk, Wohnort, menschliche und andere Umgebung.

> Literatur nimmt Regalfunktion für eigene Gedanken an. Um sie nicht immer auf und ab schwimmen sehen zu müssen, sondern ihnen einen Wohnort zum Wohlfühlen zu geben.

> Failure ist the best way to learn. Aber darüber zu singen bedient genau jenen affirmativen Grundmechanismus denkender Menschheit, der sie ständig vor der Möglichkeit zum Fehlermachen schützen will.

> Äußere Zeichen geben einem nur dann Hinweise auf praktikable Verhaltensoptionen, wenn man sie anhand der eigenen Bedeutungsmatrix einsortiert. D.h., äußere Zeichen geben wir uns eigentlich selber.


Fragen.

> Sollte ich Tagebücher gedankenvoller oder gedankenloser schreiben? Beides hat was für sich, beides entbehrt sich aber dann jeweils auch gegenseitig.

> Sieht agf in echt so aus wie auf den Fotos und auf der Bühne? Trägt sie in echt gern weiß? Lacht sie meistens oder meistens nicht?

> Wie lange braucht ein Gedanke, bis vincent. ihn verwoben hat in eine Welt von ein paar hundert Buchstaben, zwischen die kein weiterer Faden passt und die man dann auf Anfrage gern Außerirdischen zukommen lassen würde, weil sie wirkt, als könnte man sie wortlos verstehen?

> Ist motorhorst wirklich haarig? Ich hatte das anders in Erinnerung.


This matters. This is no matter.

Baker
Die Auffahrt
Meinen Gitarrenkoffer mußte ich bei der Kontrolle abgeben. Die sonst recht netten Herren vom Sicherheitsdienst verstanden da keinen Spaß. Aber dafür bekam ich einen guten Platz weit vorne an der Absperrung, wo in wenigen Minuten zahlreiche Prominente von noch zahlreichernen Jubelbayreuthern beklatscht werden würden. Die noch verbleibende Zeit verbrachte ich damit, die bereits ankommenden, aber eben nicht prominenten Premierengäste zu beklatschen, was die umstehenden Omas erst zum Mitklatschen, kurz darauf aber zu rätselnden Blicken veranlasste.

Doch dann ging´s wirklich los. Mosi brachte Roberto Blanco mit. Der Dommy seine Dea. Westerwelle mußte sein Guidomobil zu Hause lassen, brachte dafür aber seine Mutter (?) mit, Meyer-Vorfelder eine Flasche Schnaps. Hin und wieder schaute ich gen Himmel, ob denn der Möllemann irgendwann mit seinem Fallschirm in die Menge springen würde. Nichts dergleichen. Dafür Dr. Wedel und Mr. „Isch schaiß disch zu met meynem Jeld“ Adorf. Und viele weitere ehemalige, aktuelle oder zukünftige Promis. Nur einen vermisste ich. „Haben Sie den Günther Strack schon gesehen?“, frage ich die Oma neben mir. Mit Tränen in den Augen schaute sie mich traurig an. Ich reichte ihr ein Taschentuch.

Ganz am Schluß fuhr doch noch Dr. Stoiber ein, der die Frau mitbrachte, mit der er dreiunddreißig Jahre verheiratet ist. Und den Wolfgang Schüssel. Ich winkte freudig und rief „Herr Bundeskanzler!“ Doch leider hörte er mich nicht. Dafür Edmund. Er grinste mir zu. Ich spielte mit meinen beiden Eiern in der Hosentasche. Wie gerne hätte sie ich ihm zugeworfen.


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