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tagebuch vom 07.08.
Sven Lager
<br><br><br>hardcore und butterfly III
(leser dürfen, müssen, mitreden)
alle vorschläge zum thema eines oder meines neuen buches, das noch geschrieben werden muß. endlich alle mails und briefe gelesen. hier die ersten, besten, die mir sofort aufgefallen sind (ohne namen):
1
junger mann schlendert abends eine straße entlang und erhält einen flyer von einem bulligen türken, der laut für eine riesigen rave in einer fabrikhalle wirbt. auf dem zettel, den der junge mann erst einige schritte später mustert, steht aber: ‚finde die grüne tür!’ er geht zurück und hebt einen der flyer vom boden auf: ‚kommt zum sommerrave in der burghalle ...’ usw. er lässt sich wieder einen flyer geben und wieder steht da: ‚finde die grüne tür!’ drauf. der türke beachtet ihn gar nicht. der junge mann geht zu dem rave und macht sich auf die suche nach der tür. in den oberen etagen sind büros, mehrere stockwerke, und am ende eines gangs sieht er unter einer nackten glühbirne die grüne tür. er klopft, klopft wieder und geht hinein. dort liegt gefesselt mit blauen flecken ein mädchen. die er befreit. sie ist die junge frau des türken und versteht kein wort, aber der junge mann ist längst verliebt und trägt sie heim in seine jacke gehüllt. eine liebesgeschichte beginnt, er geht nicht mehr aus, lernt türkisch, bis sie eines tages verschwunden ist, weggelaufen von ihm. niedergeschlagen kommt er wieder vorbei an dem türken in einer belebten straße, erschrickt und fragt ihn dann doch, warum er ihm damals den zettel gegeben hat. der türke lächelt und zwinkert ihm zu. ‚die grüne tür, eins a stripteaselokal, mußt du hin, gleich da vorne neben dem supermarkt.’ usw.
danke für den vorschlag von a. aus stuttgart.
2
sie ist gerde mal zwanzig, aber ihre mischung aus ehrgeiz und mädchenhaftigkeit lässt sie zum liebling in der redaktion werden. kurz zuvor hat sie sich noch damit zufrieden gegeben, nun doch eine stelle als pferdepflegerin in der nähe von kiel anzunehmen, aber das glück ist ihr treu. schnell wird sie unentbehrlich in der redaktion, ihre einwürfe sind pfiffig, apart, ihre artikel austauschbar, aber man hat keine besseren. sie ist bald die freundin eines redakteurs, hinter dessen alberner fassade sie den zukünftigen chef wittert und so geschieht es auch auf ihr drängen. um nicht abhängig zu sein von ihm, wechselt sie die zeitung, wird hofiert von agenten und presseleuten, sie ist ein star ohne daß jemand so recht weiß warum. es ist der mangel an wirklichen stars, der ihr alle möglichkeiten offen hält. sie lernt, sie liebt, sie lässt alte freunde zurück, die ihre welt nicht mehr verstehen. ihre neuen freunde haben andere werte, leben im boom, sie erdet sich mit der affäre zu einem erfolglosen künstler, der kaum spricht, aber den sie für genial hält. bald sind ihre niedlichen geschichten überall zu lesen, sie macht eine platte, schreibt ein buch, es fliegt ihr nur so zu. aber ihr größtes talent ist die genaue beobachtung der gesellschaft, in der sie nach oben treibt, unbegabt sonst, ist sie der ideale beobachter, sie hätte mit aktien handeln sollen, stattdessen handelt sie mit vergünstigungen, intrigen und losen bündnissen, was zweifellos die höhere kunst ist. bisher zwiegespalten und alles mit ironischer distanz betrachtend, löst sie sich auf in dem bild, das man von ihr hat. sie verliebt sich in einen erfolgreichen dj und produzenten, der 20 jahre älter als sie, aber der ideale hafen, um ein ein spiel in der gesellschaft zu spielen, daß anstrengend ist, wenn man noch etwas zu verlieren hat. spätestens als ihr portrait ein magazin schmückt, fragen sich die menschen nicht mehr, was sie gemacht hat, sondern bewundern das wie. die einsetztende rezession ihres gewerbes übersteht sie in sicheren verhältnissen, bis ihre große liebe auftaucht, die sie damals verlassen hat. sie schwankt zwischen macht und gefühlen, gerät in eine lebensbedrohliche krise und meistert sie am ende, indem sie – ja wie? was siegt. usw.
dank an e.m. aus heidelberg
3.
geschichte einer schulklasse über zehn jahre (meine anregung). erzählt wird die geschichte der s., die in der abschlussklasse noch unbedeutend erscheint, aber nach der schule anlaufpunkt aller sorgen wird. einige bringen sich um, andere sterben grausame unfalltode, zum beispiel der unerreichbare star der klasse, der ihr kurz vor seinem tod die liebe gesteht. ihre einzige freundin, die immer zu ihr hielt und sie verstand, hängt sich auf in einem akt der verzweiflung und stirbt, obwohl sie alles darauf angelegt hatte, gerettet zu werden. unser heldin lässt sich, deprimiert ein auf einen langeweiler, der sicherheit verspricht, scheitert an der modeschule, wird beinahe vergewaltigt vom besten freund ihres freundes und flieht zu einer ehemaligen klassenkameradin, die inzwischen als frau eines ökobauern und schrifstellers in der normandie lebt. das gegenteil von all dem, was sie je wollte, aber zu ihrer überraschung wird sie herzlich aufgenommen, eine liebesgeschichte entspinnt sich zwischen den dreien bis der schrifststeller bei einem badeausflug unbemerkt ertrinkt. die freundschaft zur freundin droht daran zu zerbrechen, sie kehrt zurück in ihr elternhaus, flieht nach berlin, heiratet einen angolaner, um ihm die staatsangehörigkeit zu verschaffen, bekommt ein kind von ihm, das er aber nie sehen will und beginnt, nach einer quälenden phase als alleinerziehende mutter auf langweilihen spielplätzen zu schreiben usw.
ein roman also, in dem wirklich etwas passiert. dank an s. aus berlin, da steckt, das rieche ich, eine menge autobiografisches materila dahinter, so wie zum beispiel die 2. geschichte zweifellos aus dem neid entanden ist. auch ein guter erzählgrund.
alle geschichten hier verkürzt von mir nacherzählt. dank an alle. und um alle, die gezögert haben, nicht zu enttäuschen, gerne weiter vorschläge per mail an ampool@gmx.de , bis zum ende des tagebuchs.
Sven Lager
Letzter Tag hier bei Motorhorst.
Erst mal danke an die Redaktion. Ich hab das sehr genossen ...
Ausgerechnet heute leider fühle ich mich gar nicht gut.
Meine Idealvorstellung eines Freundes heißt Lukin (... I got a spot at Lukin’s, I knocked the door at Lukin’s, opened the fridge – now I know life is worth! Pearl Jam natürlich) Und wenn ich an den denke, dann werd ich immer stark und ich fühle mich irgendwo gut aufgehoben. Lukin mag mich. Aber im Moment ist er weg. Wahrscheinlich hat er’s nicht mehr ausgehalten.
Herrgott, echt? Bin ich wirklich so unausstehlich?
Ich weiß nicht. Der Punkt ist doch eigentlich, dass ich mich selber nicht leiden kann.
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Morgen werde ich mal lesen, was ihr alle so geschrieben habt.
Ich muss ein gewisses Defizit an Konsequenz zugeben. Hier zu schreiben war nicht einfach. Ein Tagebuch zu führen bedeutet eigentlich, die Geschehnisse und erlebten Gefühle des Tages zu notieren. Schwer ist das, wenn die Menschen die um einen herum sind und diese Geschehnisse und Gefühle auslösen, prägen oder daran entlang streifen, wenn diese Menschen es dann lesen. Für mich war die konsequente Ehrlichkeit ein Stück weit zu schwer. Ich konnte nur Ersatz liefern. Dieser Ersatz steht manchmal für meine Beziehung zu anderen Menschen, manchmal aber auch für meine Beziehung zu mir.
Und manchmal kam noch hinzu, dass ich einfach nicht mehr zu greifen hatte, als den Ersatz. Eigentlich war das sogar oft so.
„Vielleicht ist aber auch alles nur ein großes „Sich-selber-den-Rockstar-vorspielen““, denke ich heute schon den ganzen Tag.
„Dann macht’s mal gut.“
tripolar
patched. ich klinke mich später wohl noch ein letztes mal hier ein und möchte ebenso meinen dank an diese bunte runde senden. allgemeingültig wünsche ich jedem hier für die 'zukunft' ein heiteres weiter angehen. schlucken aber auch eben beißen.
ansonsten bin ich für heute fertig. amtsgänge. deren beschreibung ödet mich an und deswegen bleibt das auch nur erwähnt. vor mir noch arbeit aber erstmal...
musik.
plattenfreund hardy
amis sind feiglinge!!! und international pony müssen gut sein. seit zwei stunden bin ich wieder in meiner wohnung. hab das auto ausgeräumt (die sachen, die ich brauche) und habe drin trümmer hinterlassen (die sachen, die ich nicht so schnell brauche, also noch wochen drin lagern). habe pizza bestellt. und mir gedanken gemacht, was denn die nächsten tage so bringen. vieles.
alex und ich waren jetzt seit donnerstag in italien. nach einer langen hinfahrt (unterbrochen vom, wie der name schon sagt, brechen) waren wir in levanto. das ist im gebiet cinque terre. da hats ziemlich viele felsen und klippen. aber auch strand. an so einem waren wir meisstens.
ich hab endlich mal wieder das meer gesehen. bin drin geschwommen. bin drum herum gegangen (nicht komplett). und habs mir vor allem angesehen.
schön wars.
wir waren in genua und haben uns ganz touristisch gegeben (waren in einem aquarium, welches sich als das grösste europas ausgegeben hat. mit haien und delphinen. also wir waren nicht im aquarium, sondern davor. das ginge ja sonst gar nicht). dann haben wir den zug verpasst oder er kam nicht, was wir nicht so genau feststellen konnten. zickten dann beide rum und trugen unsere schwere kiste mit lebensmittel halt zwei bahnsteige weiter zum nächsten zug (weil ich so toll getragen habe, durfte ich auch in alex angeblich schweinischen buch lesen, welches sich dann doch als gar nicht so versaut rausgestellt hat. ich fand nach langem blättern nur eine stelle, in der sowas wie "nimmst du ihn auch in den mund?" vorkam).
dann waren wir mal wandern. sind die komplette cinque terre (->im atlas nach schauen) in sieben stunden abgelaufen. sahen nach jeder kurve einen neuen schönen ausblick, der sich nach der nächsten kurve schon wieder als hinfällig entpuppt hat.
wir liefen auch den weg, der gesperrt war. den man nicht betreten sollte. an dessem ende war ein eisentor mit stacheldraht. alex und ich kletterten drum herum. über hunderte (oder so) meter abgrund. und die amis, die von der anderen seite kamen hatten schiss und trauten sich das nicht.
alex hat sich auch ständig drüber aufgeregt, dass ich nicht glücklich genug schaue. ich versuchte das nach jedem ermahnen zu ändern, was aber genau in diesen zeitpunkten noch schwerer war. hm, war doch froh, aber muss ich dann ständig grinsen, wenn ich wo bin, um meine ruhe zu haben? guess not!
sie hat gesagt, dass ich doch froh sein soll. ich wäre in italien. es scheint die sonne. da wäre das meer. und neben mir ein wundervolles mädchen.
ich hab genossen. mit weit offenen augen. aber gegrinst hab ich dann doch nicht immer.
gestern früh fing es dann nach tagen mit 33 grad an zu regnen. ich lief im halbschlaf nach draussen und holte die handtücher von der wäscheleine. schlief dann wieder ein und wurde mal kurz von alex geweckt, die meinte, hier wäre alles nass. ich war sauer. mein spitzenzelt. nass? nie im leben!
als ich dann wieder ein, zwei stunden später aufwachte, war alex nicht mehr neben mir. ich kroch aus dem schlafsack raus und wollte schauen, wo´s denn nass sei. stieg dann in sowas wie ein wasserbett. unter dem zelt war wasser. nicht im zelt. aber überall.
ich machte den reissverschluss zum vorzelt auf und sah einen rest unseres hab und guts in einer riesigen pfütze (ital.: lago) schwimmen. der zeltplatz lag unter wasser.
aber: mein zelt war innen trocken. sag ichs doch.
ich hab alex im auto gefunden. hab den rest unseres zeltinventars ebenfalls dort hin gebracht und bin los.
wir fuhren nach jesolo.
wieder auf einen campingplatz. alex und ich waren pulverfässer ready to explode. beide gereizt und hungrig. irgendwie schafften wir dann doch den kilometerlangen fussmarsch und den weg in die fähre. dann in eine andere (weil wir dann doch schon zu früh ausgestiegen sind) und raus.
wir waren in venedig. assen dort zu abend (nach tagelangem salami-weissbrot-overkill) nudeln und lasagne plus wasser für schlappe 50 mark.
gingen dann diese ganze romantische tour ab. nahmen fotoapparate von pärchen, die sich von uns fotographieren lassen wollten.
spät nachts gings dann mit dem schiff zurück. wieder ins auto und durch eine unbequeme-liegepositions-nacht.
hm. das war er also. der urlaub. was? kanns nicht gewesen sein? natürlich nicht. zwischen den ganzen dingen sassen wir noch am strand. alex füllte mich mit wein ab. wir schmissen steine (beide)und leere weinflachen (ich) ins meer. schwammen tagsüber abwechselnd im wasser, während der oder die andere auf die sachen (u.a. die schwere super 8 kamera, mit der wir uns filmten) aufpassen musste. lasen bücher. alex lernte mir italienisch (cazzo heisst schwanz. fragola erdbeere. und chiuso heisst geschlossen und wird mit "k" ausgesprochen) und ich ihr, das man ortsnamen immer mit grossbuchstaben vorne schreibt.
wir sagten schlaue und dumme sachen ("unsere beziehung ist eine ständig abwechselnde abhängigkeit voneinander.", "bin ich froh, dass wir kein paar mehr sind." oder "komm jetzt bestell das mal auf italienisch!" "okay, i´d like to have strawberry iceceam. and melona! s´il vouz plais!").
heute sind wir nach hause gefahren. haben uns die letzte woche oft gezofft, uns beim aussteigen aber trotzdem umarmt. wissend, dass es doch eine schöne zeit war. in italien.
alex hat im auto wieder die musik ausgesucht. als da waren abwechselnd: "she is love"- oasis, "with the family"- international pony feat. curtis icefield und bernd begemann mit "du wirst dich schämen für deinen ziegenbart" von bernd begemann.
die letzten paar kilometer ist sie sogar selber gefahren. obwohl sie seit monaten nicht mehr und seit einem jahr (seit sie den führerschein hat) kaum auto gefahren ist.
jetzt daheim fand ich ein päckchen vor der tür. ich hab mal jemadnen erzählt, dass ich die osbournes mag. auch dazu stehe. also diese mtv-serie. jetzt hat mir jemand (dessen namen ich jetzt mal nicht verrate, weil er sonst womöglich von anfragen überschüttet wird) ein paket mit der kompletten staffel auf video, allen zugehörigen cds, einem riesigen plakat und zig buttons geschickt. wie geil ist das denn?
ich rufe alle an, die es nicht interessiet und erzähle ihnen das.
hre in dauerschleife "crazy train" von ozzy osbourne und schlafe womöglich gleich ein. vorher müssen aber noch telefonate darüber entscheiden, wie ich übermorgen nach haldern komme. und wer alles in meinem zelt schlafen will. und wer morgen hier schläft. und welche platten ich morgen spiele. wenn das tomte-konzert vorüber ist und ich die leute im club behalten soll. und wann ich denn mein auto ausräume. und überhaupt.
am montag fahre ich mal wieder zu meinen eltern. dienstag zu documenta. donnerstag bis sonntag zur popkomm. da will der neue pittiplatsch3000-sampler "pop you 2 (for those about to pop)" vorgestellt werden.
irgendann muss ich auch mal wieder arbeiten. und das neue pittiplatsch3000-heft soll auch mal geschrieben werden. alles alles alles.
gute nacht.
beygo
Daseinsverlängernde Beschäftigungen
Mit den Füßen stoße ich in das Kneippbad, nehme den Beginn des III. Aufzuges vorweg. Immer heftiger, unbeherrschter gelingt es mir, die Takte zu stapfen. Es regt sich Unmut in mir ob der hier anwesenden Freizeitdirigenten, das Goldkleid nach oben haltenden Sieglinden und Brünnhilden, der über geglückte/missglückte Inszenierungen parlierenden Küchenfeuilletonisten. Zunächst innerlich zögernd, patsche ich nun rascher, zwischendurch einhaltend, stampfe ich nun dumpfer beide Füße in das mit Wasser gefüllte Rondell. Ich überhole die Mitwatenden, mache sie über meine Unbeherrschtheit schnauben und die Köpfe schütteln. "Idiot!" Ich nässe mein Beinkleid, nässe die Gold- und Silberkleider der mitlaufenden alten Damen, nässe die in Schwarzweiß gehaltenen edlen Zwirne der alten Herren. "Hör auf damit!", getraut sich einer mich anzusprechen, "hör doch endlich auf!", wischt sich dieser eine die ins Gesicht gefallenen Haare zurück ins Scheitelbett. Doch ich trete weiter, gegen jegliches Unrecht stoße ich die Füße weiter in das Wasser, unnachgiebiger, rücksichtsloser, mir selbst schon Schmerzen zufügend. Zwei schwarzgelockte Wagnerstudenten und Freunde der Sippschaft eilen herbei, wollen mich aus dem Becken zerren. Gar zu dritt hängen sie schließlich an mir, zwei an den Armen, einer packt den Schopf, versuchen, mich nach hinten zu ziehen, mich flach in das Wasser zu legen. "Hör auf, es hat keinen Sinn!" Doch ich trete weiter, auf der Stelle, ob der mich festhaltenden Männer trete ich auf der Stelle mich bewegend weiter. Flatsch. Der Beckenrand färbt sich dunkel, das Wasser schäumt. Flatsch. Flatsch. "Aufhören, Arsch!" Ich reiße mich los, halte die Männer mit der ausgestreckten Hand auf Distanz, rufe nach einer kurzen Pause des Sichgegenseitigfixierens: "Nazi!", und gehe. So endet meine Geschichte. Immer.
tripolar
holly woods. ..ist meine traumfrau aus dem traumland mit der traumfigur und sie kann meine träume nicht nur lesen, sondern ebenso empfinden. gerade steckt sie sich einen petunientopf in den arsch und spielt mit ihren ellenbogen eichelhäher knacken. besser zerknackt zurück ins nichts abtreten als nur bleibende erinnerungen auf einer verdunkelten bühne zu hinterlassen. jón leifs 'requiem' zerreißt mich in fünfzehn minuten und könnte gabriel das stimmungswasser reichen. gute nacht.
und wie gesagt: alles gute.
agf aka antye greie-fuchs
winke winke liebes tagebuch. nice to meet you. ich fahre jetzt nach hamburg. und werde an dich denken. herzlichst agf
mcmuse
ispo ist nett, aber leider faktisch schon vorbei. was zwar nicht heißt, daß keine attraktiven frauen mehr durch die gegend stolzieren würden, aber trotzdem alles schon vorbei. naja egal.
ich mache diversen scheiß,aber das ist nicht so wichtig. das tagebuch geht eigentlich nur bis heute, aber da ich das - ohne net-anschluß nicht weiß, schreibe ich auch noch den donnerstag und füge ihn deshalb hier an.
tomte spielen heute beim pp3000-fest in regensburg. eigentlich wollte ich ja hin, andererseits fährt sonst wohl niemand, da jetzt ju* auch krank ist. mit dem zug bringts aber eh nix, weil ich morgen früh wieder in münchen sein muß, und der letzte fährt bedauerlicherweise gegen 22:45 dort weg. scheiße.
ich fahre erstmal in die stadt rein und schlendere gemütlich durch mein schönes münchen, die fußgängeruone runter, die leopoldstraße rauf und in einen englischen buchladen, wo ich mir nach kurzem grübeln (man ist als student ja nicht wirklich reich) die 3-in-1-lord of the rings-ausgabe, sowie william gibsons neuromancer kaufe. auf englisch natürlich (anm. d. red. später sollte sich herausstellen, daß ich buch 1-4 des LotR in 5 tagen lesen sollte. - auch wenns mit am schlechten wetter lag. so viel hab ich seit 5 jahren nicht mehr auf einmal gelesen).
so ausgestattet und mit zwei augustiner edelstoffals wegzehrung (definitiv das bier. keine alternative) beschließe ich trotzdem, nach regensburg zu fahren. zumindest kann ich mir ja mal den ("geheim"-)akustik-gig im plattenladen um 19:00 anhören. ich treffe den könig und natürlich tomte. was mich auch ziemlich freut. der plattenladen ist verhältnismäßig eng, und etwa 40 leute drängen sich dicht an dicht, um sich die zweimannshow von thees und dennis anzukucken. mein problem: ich habe dummerweise den ganzen tag noch nichhts gegessen. schweißperlen bilden sich auf meiner stirn und ein nicht wirklich chilliges gefühl in meinem magen. ich dränge nach dem zweiten lied richtung ausgang. mein kreislauf läßt mich leicht im stich und mein blickfeld engt sich etwas ein. kurz bevor mir schwarz vor augen wird, erreiche ich glücklicherweise noch eine steintreppe außerhalb des ladens, wo ich 15 minuten etwas hyperventilierend ausruhe, bis es mir langsam besser geht. danach stopfe ich im laden nebenan noch schnell einen döner in mich hinein, und haste danach - es geht mir wieder gut - zurück zu tomte, bekomme aber leider nur noch das letzte lied mit. na super!
ich mache mich langsam auf den weg zurück zum bahnhof, und bin um 20:58 relativ überrascht, daß der nächste zug nach münchen erst um 22:45 fährt. kacktown. also nochmal kurz in die alte mälzerei geschaut, ein paar leute getroffen. auf die 8€ eintritt hab ich allerdings nicht sonderlich viel bock, da tomte wohl erst gegen 23:00 spielen werden. also zurück zum bahnhof und endlich mit dem zug nach münchen. bedauerlicherweise hat der dann auch noch 38 min. verspätung, so daß ich meine letzte s-bahn verpasse und mit dem taxi heimfahren darf. db ich liebe dich. wär ich halt doch noch in...... (grummel)
plattenfreund hardy
Epilog Am 7. August endet dieses Tagebuch, in das ich 20 Tage lang hineingeschrieben habe. Über meine Dingwelt, meine Gefühlsausflüge, meine Besuche im Zirkus der Freundschaft, meine Arbeit.
Ahnungen kann es nicht geben, und wenn es sie gibt, sind sie so, dass man sie nicht aussprechen und nicht aufschreiben kann. Deswegen ist alles, was folgt, eine Lüge. Die nachträhliche Vorspiegelung einer Vorahnung, die Rekonstruktion einer vorausgreifenden Idee von der Zukunft. Der Epilog auf 20 Tage Ausschnitt aus meiner Welt, in denen - in meiner Erinnerung an die Zeilen und ihre vielen Zwischenräume - scheinbar nichts passierte.
Am 8. August werde ich auf der am 3. August zuhause in Hektik begonnenen Pfadfinderreise sein, werde ruhig erwachen in einem schwarzen Zelt, auf einem Gleitschirmflieger-Landeplatz in einem Gebirgstal in Slowenien. Ich werde mich in einem kalten blauen Fluss waschen. Ich werde zum ersten Mal auf dieser Reise das ganz bestimmte weiße Fahrtenhemd anziehen, weil ich den Eindruck haben werde, dass diese Fahrt heute zum ersten Mal richtig beginnt.
Am 9. August werde ich auf einem Pfadfinderlager sein, das 700 Menschen an demselben blauen Fluss, eine Handvoll Kilometer stromabwärts, zusammenführt. Es wird dort schlammig und regnerisch und brüllend heiß zugleich sein, und ich werde das Gefühl haben, dass ich hier von allem zuviel und zuwenig gleichzeitig habe: zuviel und zuwenig Ordnung, zuviel und zuwenig Komfort, zuviel und zuwenig Essen. Ich werde meiner Freundin und Kollegin Maja aus dem Internet-Zelt eine E-Mail schreiben. Aus dem Zeltfenster werde ich die Berge sehen können, zwischen denen ich drei Tage lang herumgelaufen bin.
Am 11. August werde ich, zu drei Vierteln meines Daseins betrunken, um vier Uhr morgens aufstehen und im strömenden Regen mit einer Karawane regenponchoverkleideter Rucksackschildkröten zu einem Bus laufen. Der Bus wird mich und 32 weitere Menschen und noch viel mehr andere Menschen vom Pfadfinderlager zu einem Zug bringen, in dem ich um 6.18 Uhr losfahre in eine andere, hoffentlich sonnigere Welt. In die ich schlafend fahre und nach dem Schlaf feststelle, dass es auch dort regnet. Noch die nächsten drei Tage.
Am 15. August werde ich so viel Fußweg am Stück zurücklegen wie noch nie: 31 Kilometer Bergtour an einem einzigen Tag. Erst als ich am Abend, nach über zwölf Stunden, meine Schuhe ausziehe, tun die Füße weh. Ich werde an diesem Abend Lärm und seine Verursacher hassen und meine Mitmenschen zum ersten Mal richtig nervig finden. Ich werde zu wenig gesalzenen Reis essen und keine Dankbarkeit spüren.
Am 19. August werde ich erst um zwei Uhr morgens schlafen können: unter freiem Himmel an der kroatischen Adria. Ich werde Mücken mögen, Sterne sehen und bereits vorweg ahnen, dass dieser Platz, an dem ich schlafe, irgendwie falsch ist: verlottert, asslig und von allen außer mir überschätzt. Der Besitzer des Etablissements, ein gebräunter, goldkettchenfarbener Gigolo mit stündlich wechselndem Seidenhemd, wird uns später übers Ohr hauen, klar. Ich werde wissen, dass ich froh sein werde, hier bald wieder weg zu sein.
Am 22. August werde ich mit einstündiger Verspätung in einem klimatisierten Bus aus dem heißen Rijeka losfahren. Ich werde mir auf der Heimreise den Rotzfilm "Fair Game" mit Alec Baldwin und Cindy Crawford anschauen. Ich werde den Geruch der regionalen Billigfleischwurst endgültig hassen. Ich werde schlafen und meine Tankstelle im Norden von München verpassen, an der mich der Busfahrer rauslassen sollte.
Am 23. August wird mich um 11 Uhr morgens meine Freundin Kathrin am Telefon wecken und mir erzählen, dass unsere gemeinsame Freundin Maja, von der ich am 9. August in einer Antwortmail zum letzten Mal etwas gehört habe, bei einem Verkehrsunfall gestorben ist.
Am 23. August wird mein persönliches Tagebuch enden - mit Schweigen. Das, was bereits da ist und das, was noch kommt, ist mit Worten nicht mehr zu erzählen. Nur noch zu erahnen. Es wird das kommen, was man nicht beschreiben und aufschreiben kann. Wenn ich in den kommenden Tagen versuchen werde, es auszusprechen, werde ich oft große Scheiße reden. Ich werde mich hassen, für Dinge, die ich sage, und ich werde dafür manche Dinge lieben, die ich fühle. Ich werde später wieder versuchen, Innen- und Außenwelt in zusammenzuführen. Vielleicht mit Worten. Aber das klingt im Moment wie die zweitbeste Lösung. Offene Straße. Halbvoller Tank. Abendsonne und Sturmwarnung. Ich fürchte mich ein wenig vor dem Stehenbleiben.
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