Godards sehr experimenteller Ausflug ins Studio der Rolling Stones, ausgerechnet an jenem Tag, als die Band "Sympathy For The Devil" zusammen komponierte.
Godard beobachtet die Band mit einer wandernden Kamera, während "Sympathy For The Devil" langsam Gestalt annimmt. Jagger, Richards & Co sind in End60er-Fashion wie Harlekine gekleidet und stehen in den farbenprächtigsten Ecken eines geräumigen Studios in London herum, während Godard mit seiner Kamera durch den Raum läuft.
Call it Entmystifizierung, call it Dokumentation, aber nenn es auf jeden Fall einnehmend und faszinierend.
Dass Godard sich 1968 natürlich nicht mit einer schnöden Studio-Doku zufriedengeben würde, ist eh klar: denn zwischen den Segmenten mit den Stones und dem "...Devil" bringt Godard seine Art von Polit-Propaganda-Sketche, die ohne jeden Zusammenhang gedroppt werden. Da stehen militante Schwarze zwischen ausgebeuteten Autos und deklamieren Slogans, da rennen junge, hübsche Frauen am Strand entlang und werden mit Kunstblut beschmiert, da grüßen Kids im Comicbuchladen Mao während Godards Kamera über Erotikschriften, Graphic Novels und Lifestyle-Magazine fährt.
Selbst für Godard-Verhältnisse sieht "One Plus One" fantastisch aus. Erverweigert sich natürlich jedem Narrativ oder Plot, geht also noch einen Schritt weiter als in "La Chinoise" im Jahr zuvor. Bald wird sich Godard ganz aus der Popkultur verabschieden.
Schade, er hätte im Kampf hier mehr bewirken können als in den kommenden Jahren in jener Ecke, als er nur noch zu den eh schon Bekehrten predigte.
Christian_alternakid am 03.01.2022 um 22:48 Uhr:
Godards sehr experimenteller Ausflug ins Studio der Rolling Stones, ausgerechnet an jenem Tag, als die Band "Sympathy For The Devil" zusammen komponierte.Godard beobachtet die Band mit einer wandernden Kamera, während "Sympathy For The Devil" langsam Gestalt annimmt. Jagger, Richards & Co sind in End60er-Fashion wie Harlekine gekleidet und stehen in den farbenprächtigsten Ecken eines geräumigen Studios in London herum, während Godard mit seiner Kamera durch den Raum läuft. Call it Entmystifizierung, call it Dokumentation, aber nenn es auf jeden Fall einnehmend und faszinierend.
Dass Godard sich 1968 natürlich nicht mit einer schnöden Studio-Doku zufriedengeben würde, ist eh klar: denn zwischen den Segmenten mit den Stones und dem "...Devil" bringt Godard seine Art von Polit-Propaganda-Sketche, die ohne jeden Zusammenhang gedroppt werden. Da stehen militante Schwarze zwischen ausgebeuteten Autos und deklamieren Slogans, da rennen junge hübsche Frauen am Strand entlang und werden mit Kunstblut beschmirt, da grüßen Kids im Comicbuchladen Mao während Godards Kamera über Erotikschriften, Comics und Lifestyle-Magazine fährt.
Selbst für Godard-Verhältnisse sieht "One Plus One" fantastisch aus und verweigert sich natürlich jedem Narrativ oder Plot, geht also noch einen Schritt weiter als "La Chinoise" im Jahr zuvor. Bald wird sich Godard ganz aus der Popkultur verabschieden. Schade, er hätte hier im Kampf glaube ich mehr bewirken können als in den kommenden Jahren in jener Ecke, als er nur noch zu den eh schon Bekehrten predigte.